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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
müssen. Ey lieber/ schöne Jungfer/ käuffet mir den Kram ab/ ich habe gute frische Waa-
ren/ die wil ich sehr wolfeil geben/ daß ihr mir nach diesem mehr abkäuffen möget. Das
Fräulein/ ungeachtet sie mit viel wichtigern Gedanken umbging/ kunte das Lachen doch
nicht lassen/ und sagte zu der Hoffmeisterin/ lasset die eine ein wenig bey mir/ und nehmet die
andere mit euch/ ich wil sie euch bald nach schicken; aber/ wie gesagt/ daß mich kein Mensch
vor Abends in meiner Andacht störe. Damit wahr nun diese Auffseherin abgeschaffet/ die
Krämerin zog das ober Kleid geschwinde ab/ reichete es dem Fräulein/ und sagete: Da
Jungfer/ brauchet es gesund und stark; und weil sie eine Kramerlade in die andere gesetzet
hatte/ gab sie die ledige von sich/ und ging mit der gefülleten nach dem Frauenzimmer/ da
sie zu ihrer Gesellin sagte: Schwester/ wie gehet dirs bey diesen schönen Jungfern? jene
saursichtige hatte entwe der nicht außgeschlaffen/ oder ihr Brautigam wahr ihr hinte nit
nahe gnug gewesen; ich habe kein gut Wort bey ihr er halten/ viel weniger einen Heller ge-
löset; weil ich nun fürchtete du möchtest mir die besten Fische hinweg angeln/ habe ich fol-
gen wollen. Herkules da er sich mit seinem Gemahl allein besand/ fiel mit ihr auf die Knie/
und rieffen Gottes Barmherzigkeit in brünstig an/ daß er ihnen helffen/ und gnädiglich
verhüten wolte/ damit ihretwegen kein unschuldig Blut vergossen würde; nachgehends
sagte er zu ihr: Stehet auff mein Schaz/ unsers bleibens ist hie nicht länger/ und schämet
euch nicht/ dieses unwirdige Kleid anzulegen/ und euren Rücken mit dieser Kramer-lade
zu beschweren. Er striech ihr alsbald das Haar/ Angesicht/ Halß und Hände an/ und als
alles am Fenster in der Sonne trocken worden/ und sie gnug gefärbet wahr/ dz sie vor dem
Spiegel sich selbst nicht kennete/ zohe er ihr das Kramer Kleid an den Leib/ grobe besudelte
Strümpffe an die Beine/ heßliche Schuch an die Füsse/ stürzete ihr eine gemeine Weiber-
Mütze auff/ gleich wie die beyden Krämerinnen trugen/ und band ihr das Lädichen auf den
Rücken/ welches sie mit den aller köstlichsten Kleinoten gefüllet hatte/ so viel sie mit gemach
tragen kunte. Als sie allerdinge fertig wahr/ fing sie an: O du barmherziger Herr JEfus
Christ/ geleite uns mit deinen heiligen Engeln/ daß wir in dieser Verstellung nicht ergrif-
fen werden/ sondern unerkennet hindurch kommen mögen. Wozu er ein andächtiges Amen
sprach: Offnete die Tühr des Gemaches in aller stille/ und schauete sich umb ob irgend ein
Auffmerker vorhanden währe/ und als alles sicher wahr/ winkete er ihr/ da sie mit verwir-
retem Gemühte/ doch voller Andacht/ nicht anders als im halben Schwindel ihm auf dem
Fusse nachtrat. Sie wuste sich Krämerisch gnug zu stellen/ ging durch alle drey Wachten
ungehindert fort/ nur daß sie in der äussersten befraget ward/ was sie feil trüge. Aber sie
antwortete ihnen kein Wort/ sondern Herkules sagte/ weil sie von dem Könige mit grossen
Kostbarkeiten zu dem Fräulein geschikt währe/ würde man sie ungerechtfertiget lassen;
worauff sie alle erstummeten/ und nicht in geringe Furcht gerieten. Sie eilete inzwischen
auff der Gasse/ ob hätte ihr der Kopf gebrennet/ daß Herkules ihr kaum folgen kunte/ und
weil sie ihren Timokles vor der Herberge stehen sahe/ ging sie dahin ein/ und sagete zu ihm:
Gott lob ich bin eine glükselige Krämerin worden; Er hätte sie nicht gekennet/ aber die
Sprache verstund er alsbald/ nam ihr deßwegen die Bürde ab/ und kam Herkules darzu/
welcher befahl alle Sachen in einen Wetscher zu tuhn/ und fest hinten auffs Pferd zu hef-
ten/ ging mit ihr auff sein Gemach/ herzete und küssete sie daselbst/ und sagete: Bißhieher

hat

Vierdes Buch.
muͤſſen. Ey lieber/ ſchoͤne Jungfer/ kaͤuffet mir den Kram ab/ ich habe gute friſche Waa-
ren/ die wil ich ſehr wolfeil geben/ daß ihr mir nach dieſem mehr abkaͤuffen moͤget. Das
Fraͤulein/ ungeachtet ſie mit viel wichtigern Gedanken umbging/ kunte das Lachen doch
nicht laſſen/ und ſagte zu der Hoffmeiſterin/ laſſet die eine ein wenig bey mir/ uñ nehmet die
andere mit euch/ ich wil ſie euch bald nach ſchicken; aber/ wie geſagt/ daß mich kein Menſch
vor Abends in meiner Andacht ſtoͤre. Damit wahr nun dieſe Auffſeherin abgeſchaffet/ die
Kraͤmerin zog das ober Kleid geſchwinde ab/ reichete es dem Fraͤulein/ und ſagete: Da
Jungfer/ brauchet es geſund und ſtark; und weil ſie eine Kramerlade in die andere geſetzet
hatte/ gab ſie die ledige von ſich/ und ging mit der gefuͤlleten nach dem Frauenzimmer/ da
ſie zu ihrer Geſellin ſagte: Schweſter/ wie gehet dirs bey dieſen ſchoͤnen Jungfern? jene
ſaurſichtige hatte entwe der nicht außgeſchlaffen/ oder ihr Bråutigam wahr ihr hinte nit
nahe gnug geweſen; ich habe kein gut Wort bey ihr er halten/ viel weniger einen Heller ge-
loͤſet; weil ich nun fuͤrchtete du moͤchteſt mir die beſten Fiſche hinweg angeln/ habe ich fol-
gen wollen. Herkules da er ſich mit ſeinem Gemahl allein beſand/ fiel mit ihr auf die Knie/
und rieffen Gottes Barmherzigkeit in bruͤnſtig an/ daß er ihnen helffen/ und gnaͤdiglich
verhuͤten wolte/ damit ihretwegen kein unſchuldig Blut vergoſſen wuͤrde; nachgehends
ſagte er zu ihr: Stehet auff mein Schaz/ unſers bleibens iſt hie nicht laͤnger/ und ſchaͤmet
euch nicht/ dieſes unwirdige Kleid anzulegen/ und euren Ruͤcken mit dieſer Kramer-lade
zu beſchweren. Er ſtriech ihr alsbald das Haar/ Angeſicht/ Halß und Haͤnde an/ und als
alles am Fenſter in der Sonne trocken worden/ und ſie gnug gefaͤrbet wahr/ dz ſie vor dem
Spiegel ſich ſelbſt nicht kennete/ zohe er ihr das Kramer Kleid an den Leib/ grobe beſudelte
Struͤmpffe an die Beine/ heßliche Schuch an die Fuͤſſe/ ſtuͤrzete ihr eine gemeine Weiber-
Muͤtze auff/ gleich wie die beyden Kraͤmerinnen trugen/ und band ihr das Laͤdichen auf den
Ruͤcken/ welches ſie mit den aller koͤſtlichſten Kleinoten gefuͤllet hatte/ ſo viel ſie mit gemach
tragen kunte. Als ſie allerdinge fertig wahr/ fing ſie an: O du barmherziger Herr JEfus
Chriſt/ geleite uns mit deinen heiligen Engeln/ daß wir in dieſer Verſtellung nicht ergrif-
fen werden/ ſondern unerkennet hindurch kom̃en moͤgen. Wozu er ein andaͤchtiges Amen
ſprach: Offnete die Tuͤhr des Gemaches in aller ſtille/ und ſchauete ſich umb ob irgend ein
Auffmerker vorhanden waͤhre/ und als alles ſicher wahr/ winkete er ihr/ da ſie mit verwir-
retem Gemuͤhte/ doch voller Andacht/ nicht anders als im halben Schwindel ihm auf dem
Fuſſe nachtrat. Sie wuſte ſich Kraͤmeriſch gnug zu ſtellen/ ging durch alle drey Wachten
ungehindert fort/ nur daß ſie in der aͤuſſerſten befraget ward/ was ſie feil truͤge. Aber ſie
antwortete ihnen kein Wort/ ſondern Herkules ſagte/ weil ſie von dem Koͤnige mit groſſen
Koſtbarkeiten zu dem Fraͤulein geſchikt waͤhre/ wuͤrde man ſie ungerechtfertiget laſſen;
worauff ſie alle erſtummeten/ und nicht in geringe Furcht gerieten. Sie eilete inzwiſchen
auff der Gaſſe/ ob haͤtte ihr der Kopf gebrennet/ daß Herkules ihr kaum folgen kunte/ und
weil ſie ihren Timokles vor der Herberge ſtehen ſahe/ ging ſie dahin ein/ und ſagete zu ihm:
Gott lob ich bin eine gluͤkſelige Kraͤmerin worden; Er haͤtte ſie nicht gekennet/ aber die
Sprache verſtund er alsbald/ nam ihr deßwegen die Buͤrde ab/ und kam Herkules darzu/
welcher befahl alle Sachen in einen Wetſcher zu tuhn/ und feſt hinten auffs Pferd zu hef-
ten/ ging mit ihr auff ſein Gemach/ herzete und kuͤſſete ſie daſelbſt/ und ſagete: Bißhieher

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 872. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/910>, abgerufen am 01.09.2024.