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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
ädle geherzte Jünglinge/ heut diesen Morgen sollet ihr euch bey eurem Groß Fürsten Artaxer-
xes/ wil nit sagen bey mir/ dergestalt beliebet machen/ dz eure Glükfeligkeit aller an dern eu-
res gleichen weit übertreffen sol; dann die allertreftichsten Herrschafften in ganz Persen/
Meden und Assyrien sollen zu eurer freien Wahl stehen/ welches ich euch bey meinen Groß-
Fürstlichen Ehren verspreche. So höret nun/ was vor geringe Dienste ich von euch fode-
re; Jezt sollet ihr die Krämer Kleider wieder anlegen/ mit euren bewusten Waaren euch
vor das bezeichnete Schloß verfügen/ und auf einem absonderlichen Gemache dem Frauen-
zimmer alles feil bieten; diese nun müsset ihr mit kurzweiligen Reden und kauffdingungen/
auch abwechselung der gezeigeten waaren etliche Stunden lang auffzuhalten wissen/ nach
deren verlauff/ ob ihr gleich weder Waaren noch Gelder mit bekähmet/ sollet ihr die Kra-
mer Kleidunghie in der Herberge ablegen/ und mir des bezeichneten Weges nachrennen.
Die Jünglinge bedanketen sich des hohen Versprechens/ wolten schon wissen den Sachen
recht zu tuhn/ und alles nach Wunsch zu verrichten. Also muste der eine zwey Kleider über-
einander anzihen/ daß das Fräulein könte bekleidet werden/ und hielten Gallus und Timo-
kles sich zum schleunigsten Auffbruch fertig/ nachdem sie den Wirt zu Dank vergnüget
hatten. Des vorigen Abends hatte die Hoffmeisterin ihrer Meinung nach trefliche Mühe/
ehe und bevor sie dem beraubeten Valikules völlige Gnade bey dem Fräulein erwecken kun-
te/ dann wie sie dessen Bitte und flehliches Ansuchen bester massen anbrachte/ seine Un-
schuld beschrieb/ und daß nicht allein der König ihm gänzlich verzihen/ sondern auch gnä-
digst begehret/ eine Vorbitte bey ihrer Gn. seinetwegen einzulegen/ antwortete sie: O mein
gnädigster König und ihr/ geliebte Freundin/ feid gar zu gnädig; folte man einem solchen
unvorsichtigen Menschen so bald verzeihung zusagen? Nein so schlecht muß er mir nicht
entwischen; wer weiß/ ob er auch unschuldig ist? ja wer weiß ob es nicht eine angelegte Kar-
te seyn möchte? Ich wil schon wissen/ durch allerhand tieffe Nachfragen ihn auff die Be-
wehrung zustellen/ befinde ich ihn dann in seiner Verantwortung wanken/ als dann tröste
ihn Gott; mit dieser Hand wil ich ihm seinen verdienten Lohn geben; trauen 15 Tonnen
Goldes lassen sich so leicht nicht verschmerzen/ daß man nicht eins Kundschaft abgehen
lassen solte. Ach mein gnädigstes Fräulein/ sagte die Hoffmeisterin/ eure Gn. wollen sich
nicht ohn Ursach eifern/ noch über ihren geträuen Diener einen unverdieneten Zorn fassen;
betrachtet/ bitte ich/ daß er so from gewesen/ und sich wieder eingestellet hat/ steckete er in
Schuld/ würde er entweder gar mit andern davon gelauffen feyn/ oder zum wenigsten bey
euer Gn. unfreundlichem Bruder Schuz gesuchet haben; wolle demnach eure Gn. sich
gefallen lassen/ ihn Morgen früh zu hören/ und auff befindung feiner Unschuld (woran ich
nicht zweifele) ihm Gnade erzeigen; und O wie glükselig würde ich mich schätzen/ wann ich
vernehmen solte/ daß nicht allein des Königes/ sondern auch meine unwir dige Vorbitte
stat und raum gefunden hätte. Valiska saß ein wenig als in Gedanken/ und gab hernach
zur Antwort: Valikules Valikules/ du hast einen guten Engel angebehtet/ der dir gerah-
ten hat/ diese kräftige Vorbitterin anzusuchen; dann versichert euch/ meine geliebte Freun-
din/ dz ich mehr euer Ansehen/ als meines Dieners Schuld oder Unschuld bey mir gelten
lasse/ massen vor eure Wolfahrt so viel Geld in die Schanze zuschlagen/ ich mich nicht lan-
ge bedenken würde; so sey er demnach schuldig oder unschuldig/ ihm muß euret/ ja bloß al-

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Vierdes Buch.
aͤdle geherzte Juͤnglinge/ heut dieſen Morgẽ ſollet ihr euch bey eurem Groß Fürſtẽ Artaxer-
xes/ wil nit ſagen bey mir/ dergeſtalt beliebet machen/ dz eure Glükfeligkeit aller an dern eu-
res gleichen weit uͤbertreffen ſol; dann die allertreftichſten Herrſchafften in ganz Perſen/
Meden und Aſſyrien ſollen zu eurer freien Wahl ſtehen/ welches ich euch bey meinen Gꝛoß-
Fuͤrſtlichen Ehren verſpreche. So hoͤret nun/ was vor geringe Dienſte ich von euch fode-
re; Jezt ſollet ihr die Kraͤmer Kleider wieder anlegen/ mit euren bewuſten Waaren euch
vor das bezeichnete Schloß verfügen/ und auf einem abſonderlichen Gemache dem Fꝛauẽ-
zimmer alles feil bieten; dieſe nun muͤſſet ihr mit kurzweiligen Reden und kauffdingungẽ/
auch abwechſelung der gezeigeten waaren etliche Stunden lang auffzuhalten wiſſen/ nach
deren verlauff/ ob ihr gleich weder Waaren noch Gelder mit bekaͤhmet/ ſollet ihr die Kra-
mer Kleidunghie in der Herberge ablegen/ und mir des bezeichneten Weges nachrennen.
Die Juͤnglinge bedanketẽ ſich des hohen Verſprechens/ wolten ſchon wiſſen den Sachen
recht zu tuhn/ und alles nach Wunſch zu verrichten. Alſo muſte der eine zwey Kleider uͤbeꝛ-
einander anzihen/ daß das Fraͤulein koͤnte bekleidet werden/ und hielten Gallus und Timo-
kles ſich zum ſchleunigſten Auffbruch fertig/ nachdem ſie den Wirt zu Dank vergnuͤget
hatten. Des vorigen Abends hatte die Hoffmeiſterin ihrer Meinung nach trefliche Muͤhe/
ehe und bevor ſie dem beraubeten Valikules voͤllige Gnade bey dem Fraͤulein erweckẽ kun-
te/ dann wie ſie deſſen Bitte und flehliches Anſuchen beſter maſſen anbrachte/ ſeine Un-
ſchuld beſchrieb/ und daß nicht allein der Koͤnig ihm gaͤnzlich verzihen/ ſondern auch gnaͤ-
digſt begehret/ eine Vorbitte bey ihrer Gn. ſeinetwegen einzulegen/ antwortete ſie: O mein
gnaͤdigſter Koͤnig und ihr/ geliebte Freundin/ feid gar zu gnaͤdig; folte man einem ſolchen
unvorſichtigen Menſchen ſo bald verzeihung zuſagen? Nein ſo ſchlecht muß er mir nicht
entwiſchẽ; wer weiß/ ob er auch unſchuldig iſt? ja wer weiß ob es nicht eine angelegte Kaꝛ-
te ſeyn moͤchte? Ich wil ſchon wiſſen/ durch allerhand tieffe Nachfragen ihn auff die Be-
wehrung zuſtellen/ befinde ich ihn dann in ſeiner Verantwortung wanken/ als dann troͤſte
ihn Gott; mit dieſer Hand wil ich ihm ſeinen verdienten Lohn geben; trauen 15 Tonnen
Goldes laſſen ſich ſo leicht nicht verſchmerzen/ daß man nicht eins Kundſchaft abgehen
laſſen ſolte. Ach mein gnaͤdigſtes Fraͤulein/ ſagte die Hoffmeiſterin/ eure Gn. wollen ſich
nicht ohn Urſach eifern/ noch uͤber ihren getraͤuen Diener einen unverdieneten Zorn faſſen;
betrachtet/ bitte ich/ daß er ſo from geweſen/ und ſich wieder eingeſtellet hat/ ſteckete er in
Schuld/ wuͤrde er entweder gar mit andern davon gelauffen feyn/ oder zum wenigſten bey
euer Gn. unfreundlichem Bruder Schuz geſuchet haben; wolle demnach eure Gn. ſich
gefallen laſſen/ ihn Morgen fruͤh zu hoͤren/ und auff befindung feiner Unſchuld (woran ich
nicht zweifele) ihm Gnade erzeigen; und O wie glükſelig wuͤrde ich mich ſchaͤtzen/ wañ ich
vernehmen ſolte/ daß nicht allein des Koͤniges/ ſondern auch meine unwir dige Vorbitte
ſtat und raum gefunden haͤtte. Valiſka ſaß ein wenig als in Gedanken/ und gab hernach
zur Antwort: Valikules Valikules/ du haſt einen guten Engel angebehtet/ der dir gerah-
ten hat/ dieſe kraͤftige Vorbitterin anzuſuchen; dann verſichert euch/ meine geliebte Freun-
din/ dz ich mehr euer Anſehen/ als meines Dieners Schuld oder Unſchuld bey mir gelten
laſſe/ maſſen vor eure Wolfahrt ſo viel Geld in die Schanze zuſchlagen/ ich mich nicht lan-
ge bedenken wuͤrde; ſo ſey er demnach ſchuldig oder unſchuldig/ ihm muß euret/ ja bloß al-

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[869/0907] Vierdes Buch. aͤdle geherzte Juͤnglinge/ heut dieſen Morgẽ ſollet ihr euch bey eurem Groß Fürſtẽ Artaxer- xes/ wil nit ſagen bey mir/ dergeſtalt beliebet machen/ dz eure Glükfeligkeit aller an dern eu- res gleichen weit uͤbertreffen ſol; dann die allertreftichſten Herrſchafften in ganz Perſen/ Meden und Aſſyrien ſollen zu eurer freien Wahl ſtehen/ welches ich euch bey meinen Gꝛoß- Fuͤrſtlichen Ehren verſpreche. So hoͤret nun/ was vor geringe Dienſte ich von euch fode- re; Jezt ſollet ihr die Kraͤmer Kleider wieder anlegen/ mit euren bewuſten Waaren euch vor das bezeichnete Schloß verfügen/ und auf einem abſonderlichen Gemache dem Fꝛauẽ- zimmer alles feil bieten; dieſe nun muͤſſet ihr mit kurzweiligen Reden und kauffdingungẽ/ auch abwechſelung der gezeigeten waaren etliche Stunden lang auffzuhalten wiſſen/ nach deren verlauff/ ob ihr gleich weder Waaren noch Gelder mit bekaͤhmet/ ſollet ihr die Kra- mer Kleidunghie in der Herberge ablegen/ und mir des bezeichneten Weges nachrennen. Die Juͤnglinge bedanketẽ ſich des hohen Verſprechens/ wolten ſchon wiſſen den Sachen recht zu tuhn/ und alles nach Wunſch zu verrichten. Alſo muſte der eine zwey Kleider uͤbeꝛ- einander anzihen/ daß das Fraͤulein koͤnte bekleidet werden/ und hielten Gallus und Timo- kles ſich zum ſchleunigſten Auffbruch fertig/ nachdem ſie den Wirt zu Dank vergnuͤget hatten. Des vorigen Abends hatte die Hoffmeiſterin ihrer Meinung nach trefliche Muͤhe/ ehe und bevor ſie dem beraubeten Valikules voͤllige Gnade bey dem Fraͤulein erweckẽ kun- te/ dann wie ſie deſſen Bitte und flehliches Anſuchen beſter maſſen anbrachte/ ſeine Un- ſchuld beſchrieb/ und daß nicht allein der Koͤnig ihm gaͤnzlich verzihen/ ſondern auch gnaͤ- digſt begehret/ eine Vorbitte bey ihrer Gn. ſeinetwegen einzulegen/ antwortete ſie: O mein gnaͤdigſter Koͤnig und ihr/ geliebte Freundin/ feid gar zu gnaͤdig; folte man einem ſolchen unvorſichtigen Menſchen ſo bald verzeihung zuſagen? Nein ſo ſchlecht muß er mir nicht entwiſchẽ; wer weiß/ ob er auch unſchuldig iſt? ja wer weiß ob es nicht eine angelegte Kaꝛ- te ſeyn moͤchte? Ich wil ſchon wiſſen/ durch allerhand tieffe Nachfragen ihn auff die Be- wehrung zuſtellen/ befinde ich ihn dann in ſeiner Verantwortung wanken/ als dann troͤſte ihn Gott; mit dieſer Hand wil ich ihm ſeinen verdienten Lohn geben; trauen 15 Tonnen Goldes laſſen ſich ſo leicht nicht verſchmerzen/ daß man nicht eins Kundſchaft abgehen laſſen ſolte. Ach mein gnaͤdigſtes Fraͤulein/ ſagte die Hoffmeiſterin/ eure Gn. wollen ſich nicht ohn Urſach eifern/ noch uͤber ihren getraͤuen Diener einen unverdieneten Zorn faſſen; betrachtet/ bitte ich/ daß er ſo from geweſen/ und ſich wieder eingeſtellet hat/ ſteckete er in Schuld/ wuͤrde er entweder gar mit andern davon gelauffen feyn/ oder zum wenigſten bey euer Gn. unfreundlichem Bruder Schuz geſuchet haben; wolle demnach eure Gn. ſich gefallen laſſen/ ihn Morgen fruͤh zu hoͤren/ und auff befindung feiner Unſchuld (woran ich nicht zweifele) ihm Gnade erzeigen; und O wie glükſelig wuͤrde ich mich ſchaͤtzen/ wañ ich vernehmen ſolte/ daß nicht allein des Koͤniges/ ſondern auch meine unwir dige Vorbitte ſtat und raum gefunden haͤtte. Valiſka ſaß ein wenig als in Gedanken/ und gab hernach zur Antwort: Valikules Valikules/ du haſt einen guten Engel angebehtet/ der dir gerah- ten hat/ dieſe kraͤftige Vorbitterin anzuſuchen; dann verſichert euch/ meine geliebte Freun- din/ dz ich mehr euer Anſehen/ als meines Dieners Schuld oder Unſchuld bey mir gelten laſſe/ maſſen vor eure Wolfahrt ſo viel Geld in die Schanze zuſchlagen/ ich mich nicht lan- ge bedenken wuͤrde; ſo ſey er demnach ſchuldig oder unſchuldig/ ihm muß euret/ ja bloß al- lein R r r r r iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 869. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/907>, abgerufen am 22.12.2024.