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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
nigste fort/ ruheten auch des Nachts wenig Stunden/ biß sie drey Meile an Prag kahmen/
woselbst Leches Vater der alte Pribisla seine freye Herschafft hatte. Hier muste Neda et-
was voran reiten/ und vernehmen/ ob er daheim und in guter Gesundheit währe; den er in
seinem Lustgarten fand/ gleich da er eine Irrebahn von Buchsbaum legen ließ/ und den
Abriß selber machete/ wie er vor dem in der Jugend in Italien gesehen hatte. Als er nun
seinen Oheim Neda zu ihm hinein treten sahe/ wahr ihm dessen Ankunfft sehr lieb/ und fra-
gete/ was gutes neues er von ihrem Könige und dem verlohrnen Fräulein brächte; da nach
kurzem Bericht ihres wolergehens ihm die Augen vor Freuden übergingen/ und sagte:
Nun so hoffe ich noch/ da ich lebe/ auch meinen Sohn dereins wiederumb zusehen. Neda
sahe ihn in schwarzen Trauerkleidern/ und vernam/ daß vor 15 Wochen ihn seine einzige
Tochter durch den Tod geraubet währe; wolte ihn aber wieder erfreuen/ und sagte: Mein
Herr Vetter/ haben euch die Götter an dieser Seiten bekümmert/ wil ich euch durch fröli-
che Zeitung von eurem Sohn wieder erfreuen/ und sage euch vor gewiß/ daß derselbe des
Medischen Groß Fürsten bestalter Obrister ist zu Roß und Fuß/ und zur Feld Herrschafft
über ein fliegendes Heer Anwartung hat; Durch seine Tapfferkeit hat er schon viel tau-
send Kronen erworben/ und hat unser Gn. Fräulein ihm ihre allerliebste Kammer Jung-
fer Libussen zur Ehe versprochen/ auch ihm schon drey Tonnen Schatz an Baarschafft/ und
eine Tonne Goldes an Kleinoten zu ihrer Brautgabe zugestellet/ unter der gnädigsten
Hoffnung/ er werde ihm solche seines Sohns Ehe wol gefallen lassen. Der Alte entsetzete
sich vor dem grossen Brautschatze/ und sagte: Mein gnädigstes Fräulein wil schon in der
Wildfremde leisten/ was sie mir zu Prag verheissen hat/ und mag mein Sohn sich solcher
Heyraht wol vor glükseligschätzen/ die mir nicht kan unangenehm seyn. Wol dann/ mein
geliebter Herr Vetter/ antwortete Neda/ so muß ich euch die reine Warheitsagen: Es ist
also ergangen/ wie ich gemeldet/ und hat unser König und das Fräulein euren Sohn her-
aus geschikt/ welcher neulich zu Padua Beylager/ wie ich auch/ gehalten/ und mit seiner
Liebsten haussen vor dem Tohr auff seines Vaters Befehl wartet. Der Alte ward hiedurch
höchlich erfreuet/ und sagete: Warumb bringet er mir dann nicht selbst die erste Botschaft?
Weil er annoch zweifelt/ antwortete er/ ob euch seine Heyraht angenehm sey. Was zwei-
feln/ was angenehm/ sagte der Alte/ die Braut ist von gutem Adel und trefflicher Tugend/
und was solte er seiner höchstgebietenden Fräulein Willen nicht gehorsamet haben? Ich
danke den Göttern vor diese angenehme Tochter/ und habe ursach/ über der verstorbenen
mich desto ehe zutrösten. Legte hiemit neben seinem Gemahl die Trauer Kleider ab/ und em-
pfing die ankommenden sehr frölich/ welche aber wegen Eilfertigkeit nur ein Stündichen
sich bey einer kurzen Mahlzeit auffhielten/ und nebest Pribisla auff geruheten Pferden und
Gutschen sich nach Prag erhoben. Eben dazumahl saß die Königin in ihrem Zimmer/ und
beweinete ihrer Kinder Verlust und Elende in der fremde/ dessen Schuld sie fast alles auff
Herkules legete/ den sie doch nicht weniger als ihren Sohn liebete. Pribilla wahr bey ihr
in grossen Gnaden/ ging ungemeldet in seinen Feyerkleidern und güldener Kette umb den
Hals/ zu ihr ins Gemach/ daß sie nicht anders gedachte/ er währe Alters und Grams hal-
ben kindisch worden/ rief ihn zu sich/ und sagete: Wie nun/ mein Pribisla/ wie sehe ich euch
in so ungewöhnlichen Kleidern? betrauret ihr eure Tochter solcher gestalt? Gnädigste Kö-

nigin/
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Vierdes Buch.
nigſte fort/ ruheten auch des Nachts wenig Stunden/ biß ſie drey Meile an Prag kahmẽ/
woſelbſt Leches Vater der alte Pribiſla ſeine freye Herſchafft hatte. Hier muſte Neda et-
was voran reiten/ und vernehmen/ ob er daheim und in guter Geſundheit waͤhre; den er in
ſeinem Luſtgarten fand/ gleich da er eine Irrebahn von Buchsbaum legen ließ/ und den
Abriß ſelber machete/ wie er vor dem in der Jugend in Italien geſehen hatte. Als er nun
ſeinen Oheim Neda zu ihm hinein treten ſahe/ wahr ihm deſſen Ankunfft ſehr lieb/ und fra-
gete/ was gutes neues er von ihrem Koͤnige und dem verlohrnen Fraͤulein braͤchte; da nach
kurzem Bericht ihres wolergehens ihm die Augen vor Freuden uͤbergingen/ und ſagte:
Nun ſo hoffe ich noch/ da ich lebe/ auch meinen Sohn dereins wiederumb zuſehen. Neda
ſahe ihn in ſchwarzen Trauerkleidern/ und vernam/ daß vor 15 Wochen ihn ſeine einzige
Tochter durch den Tod geraubet waͤhre; wolte ihn aber wieder erfreuen/ und ſagte: Mein
Herr Vetter/ haben euch die Goͤtter an dieſer Seiten bekuͤmmert/ wil ich euch durch froͤli-
che Zeitung von eurem Sohn wieder erfreuen/ und ſage euch vor gewiß/ daß derſelbe des
Mediſchen Groß Fuͤrſten beſtalter Obriſter iſt zu Roß und Fuß/ und zur Feld Herrſchafft
uͤber ein fliegendes Heer Anwartung hat; Durch ſeine Tapfferkeit hat er ſchon viel tau-
ſend Kronen erworben/ und hat unſer Gn. Fraͤulein ihm ihre allerliebſte Kammer Jung-
fer Libuſſen zur Ehe verſprochen/ auch ihm ſchon drey Tonnen Schatz an Baarſchafft/ uñ
eine Tonne Goldes an Kleinoten zu ihrer Brautgabe zugeſtellet/ unter der gnaͤdigſten
Hoffnung/ er werde ihm ſolche ſeines Sohns Ehe wol gefallen laſſen. Der Alte entſetzete
ſich vor dem groſſen Brautſchatze/ und ſagte: Mein gnaͤdigſtes Fraͤulein wil ſchon in der
Wildfremde leiſten/ was ſie mir zu Prag verheiſſen hat/ und mag mein Sohn ſich ſolcher
Heyraht wol vor gluͤkſeligſchaͤtzen/ die mir nicht kan unangenehm ſeyn. Wol dann/ mein
geliebter Herr Vetter/ antwortete Neda/ ſo muß ich euch die reine Warheitſagen: Es iſt
alſo ergangen/ wie ich gemeldet/ und hat unſer Koͤnig und das Fraͤulein euren Sohn her-
aus geſchikt/ welcher neulich zu Padua Beylager/ wie ich auch/ gehalten/ und mit ſeiner
Liebſten hauſſen vor dem Tohr auff ſeines Vaters Befehl wartet. Der Alte ward hiedurch
hoͤchlich erfreuet/ und ſagete: Warumb bringet er mir dañ nicht ſelbſt die erſte Botſchaft?
Weil er annoch zweifelt/ antwortete er/ ob euch ſeine Heyraht angenehm ſey. Was zwei-
feln/ was angenehm/ ſagte der Alte/ die Braut iſt von gutem Adel und trefflicher Tugend/
und was ſolte er ſeiner hoͤchſtgebietenden Fraͤulein Willen nicht gehorſamet haben? Ich
danke den Goͤttern vor dieſe angenehme Tochter/ und habe urſach/ uͤber der verſtorbenen
mich deſto ehe zutroͤſten. Legte hiemit neben ſeinem Gemahl die Trauer Kleider ab/ und em-
pfing die ankommenden ſehr froͤlich/ welche aber wegen Eilfertigkeit nur ein Stuͤndichen
ſich bey einer kurzen Mahlzeit auffhielten/ und nebeſt Pribiſla auff geruheten Pferden und
Gutſchen ſich nach Prag erhoben. Eben dazumahl ſaß die Koͤnigin in ihrem Zimmer/ uñ
beweinete ihrer Kinder Verluſt und Elende in der fremde/ deſſen Schuld ſie faſt alles auff
Herkules legete/ den ſie doch nicht weniger als ihren Sohn liebete. Pribilla wahr bey ihr
in groſſen Gnaden/ ging ungemeldet in ſeinen Feyerkleidern und guͤldener Kette umb den
Hals/ zu ihr ins Gemach/ daß ſie nicht anders gedachte/ er waͤhre Alters und Grams hal-
ben kindiſch worden/ rief ihn zu ſich/ und ſagete: Wie nun/ mein Pribiſla/ wie ſehe ich euch
in ſo ungewoͤhnlichen Kleidern? betrauret ihr eure Tochter ſolcher geſtalt? Gnaͤdigſte Koͤ-

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[851/0889] Vierdes Buch. nigſte fort/ ruheten auch des Nachts wenig Stunden/ biß ſie drey Meile an Prag kahmẽ/ woſelbſt Leches Vater der alte Pribiſla ſeine freye Herſchafft hatte. Hier muſte Neda et- was voran reiten/ und vernehmen/ ob er daheim und in guter Geſundheit waͤhre; den er in ſeinem Luſtgarten fand/ gleich da er eine Irrebahn von Buchsbaum legen ließ/ und den Abriß ſelber machete/ wie er vor dem in der Jugend in Italien geſehen hatte. Als er nun ſeinen Oheim Neda zu ihm hinein treten ſahe/ wahr ihm deſſen Ankunfft ſehr lieb/ und fra- gete/ was gutes neues er von ihrem Koͤnige und dem verlohrnen Fraͤulein braͤchte; da nach kurzem Bericht ihres wolergehens ihm die Augen vor Freuden uͤbergingen/ und ſagte: Nun ſo hoffe ich noch/ da ich lebe/ auch meinen Sohn dereins wiederumb zuſehen. Neda ſahe ihn in ſchwarzen Trauerkleidern/ und vernam/ daß vor 15 Wochen ihn ſeine einzige Tochter durch den Tod geraubet waͤhre; wolte ihn aber wieder erfreuen/ und ſagte: Mein Herr Vetter/ haben euch die Goͤtter an dieſer Seiten bekuͤmmert/ wil ich euch durch froͤli- che Zeitung von eurem Sohn wieder erfreuen/ und ſage euch vor gewiß/ daß derſelbe des Mediſchen Groß Fuͤrſten beſtalter Obriſter iſt zu Roß und Fuß/ und zur Feld Herrſchafft uͤber ein fliegendes Heer Anwartung hat; Durch ſeine Tapfferkeit hat er ſchon viel tau- ſend Kronen erworben/ und hat unſer Gn. Fraͤulein ihm ihre allerliebſte Kammer Jung- fer Libuſſen zur Ehe verſprochen/ auch ihm ſchon drey Tonnen Schatz an Baarſchafft/ uñ eine Tonne Goldes an Kleinoten zu ihrer Brautgabe zugeſtellet/ unter der gnaͤdigſten Hoffnung/ er werde ihm ſolche ſeines Sohns Ehe wol gefallen laſſen. Der Alte entſetzete ſich vor dem groſſen Brautſchatze/ und ſagte: Mein gnaͤdigſtes Fraͤulein wil ſchon in der Wildfremde leiſten/ was ſie mir zu Prag verheiſſen hat/ und mag mein Sohn ſich ſolcher Heyraht wol vor gluͤkſeligſchaͤtzen/ die mir nicht kan unangenehm ſeyn. Wol dann/ mein geliebter Herr Vetter/ antwortete Neda/ ſo muß ich euch die reine Warheitſagen: Es iſt alſo ergangen/ wie ich gemeldet/ und hat unſer Koͤnig und das Fraͤulein euren Sohn her- aus geſchikt/ welcher neulich zu Padua Beylager/ wie ich auch/ gehalten/ und mit ſeiner Liebſten hauſſen vor dem Tohr auff ſeines Vaters Befehl wartet. Der Alte ward hiedurch hoͤchlich erfreuet/ und ſagete: Warumb bringet er mir dañ nicht ſelbſt die erſte Botſchaft? Weil er annoch zweifelt/ antwortete er/ ob euch ſeine Heyraht angenehm ſey. Was zwei- feln/ was angenehm/ ſagte der Alte/ die Braut iſt von gutem Adel und trefflicher Tugend/ und was ſolte er ſeiner hoͤchſtgebietenden Fraͤulein Willen nicht gehorſamet haben? Ich danke den Goͤttern vor dieſe angenehme Tochter/ und habe urſach/ uͤber der verſtorbenen mich deſto ehe zutroͤſten. Legte hiemit neben ſeinem Gemahl die Trauer Kleider ab/ und em- pfing die ankommenden ſehr froͤlich/ welche aber wegen Eilfertigkeit nur ein Stuͤndichen ſich bey einer kurzen Mahlzeit auffhielten/ und nebeſt Pribiſla auff geruheten Pferden und Gutſchen ſich nach Prag erhoben. Eben dazumahl ſaß die Koͤnigin in ihrem Zimmer/ uñ beweinete ihrer Kinder Verluſt und Elende in der fremde/ deſſen Schuld ſie faſt alles auff Herkules legete/ den ſie doch nicht weniger als ihren Sohn liebete. Pribilla wahr bey ihr in groſſen Gnaden/ ging ungemeldet in ſeinen Feyerkleidern und guͤldener Kette umb den Hals/ zu ihr ins Gemach/ daß ſie nicht anders gedachte/ er waͤhre Alters und Grams hal- ben kindiſch worden/ rief ihn zu ſich/ und ſagete: Wie nun/ mein Pribiſla/ wie ſehe ich euch in ſo ungewoͤhnlichen Kleidern? betrauret ihr eure Tochter ſolcher geſtalt? Gnaͤdigſte Koͤ- nigin/ P p p p p ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 851. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/889>, abgerufen am 22.12.2024.