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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
außstehen solt. Diese warff sich weit/ es möchte ihre Gn. solche ungleiche Gedanken doch
von ihr nicht schöpffen/ es währe ihr von seiner Gegenwart nicht dz allergeringste bewust/
würde auch solches nimmermehr verschwiegen/ viel weniger eingewilliget haben/ welches
das Fräulein geduldig anhörete/ und sich stellete/ als gläubete sie ihren Worten; doch trat
sie zu ihr/ nam ihr beyde Schreiben aus dem Schiebsak/ und befahl/ daß sie die Hoffmei-
sterin herzu hohlen/ den Unfal verschweigen/ und vorgeben solte/ ihr währe eine geringe Oh-
macht zugestossen; welche sich bald einstellete/ da inzwischen Herkuliska das Messer aus
der Wunde zog/ und das Löchlein mit Baumwolle zustopffete/ daß kein tropffen Blut her-
aus lieff. Die Hofmeisterin fand sie beim Lichte stehen in bleicher Gestalt/ sie aber nam als-
bald einen Strik/ band damit Statipnen Hände fest zusammen/ und sagte zu der Hofmei-
sterin; Sehet meine Freundin/ hier binde ich eine Gottlose Verrähterin/ welche mich bey
nahe umb meine Ehre gebracht/ und das künftige Königliche Ehe Bette besudelt hätte. Die
Hofmeisterin erschark dessen/ und erzählete ihr das Fräulein alles was sich zugetragen hat-
te/ ohn daß sie den entleibeten nicht nahmhaft machete; Bedrauete hernach die Dienerin
mit der Folter/ daß sie alles bekennen muste. So bald der Nahme Gotarzes genennet ward/
wuste die Hoffmeisterin vor Angst nicht zu bleiben; aber das Fräulein tröstete sie/ man mü-
ste ein Herzergreiffen/ da man unschuldig währe; sie selbst hätte nicht gewust/ von wem sie
so unzimlich angefallen währe/ und wann sie es gleich gewust hätte/ wolte sie doch ihrer eh-
ren Rettung unvergessen gewesen seyn. Sie befragte die Verrähterin weiters/ durch wes-
sen Vorschub Gotarzes auff das Schloß kommen währe/ und als sie Nachricht genug
hatte/ setzete sie diesen Brieff auff an den König: Allergnädigster König/ höchstgeliebeter Herr;
das boßhafte Glük wil nicht auffhören/ meiner Ehren schändliche Fallen zu stellen/ so daß/ wann die
gütigen Götter/ bevorab die Göttin Vesta mir nicht augenscheinlichen Beystand geleistet/ ich diese
Nacht meiner Keuscheit-Ehre währe entsetzet worden/ und zwar von einem solchen/ welchen euer König-
liche Hocheit ich nicht nennen darff/ als der vor allen andern sich solches Bubenstüks hätte sollen ent-
halten. Ich gestehe/ daß meine Schuz Göttin Vesta mir mein Brodmesserchen in die Hand gelieffert/
gleich da der Gewalttähter mich nöhtigen wollen/ und ich nicht anders/ als auff diese Weise mich loß-
wirken können/ daß ich ihm das Herz im Leibe abgestochen/ und hiedurch eurer Hocheit rein und un-
beflekt vorbehalten bin. Ob nun gleich der Tähter eurer Hocheit lieb und angenehm seyn mag/ zwei-
fole ich dannoch nicht/ die Schandtaht werde derselben höchlich mißhagen/ und daher/ wegen verteidi-
gung meiner Keuscheit auff ihre gehorsame ganz ergebene Magd Herkuliska keinen Unwillen werffen/
sondern als ein gerechtester König sprechen und ergehen lassen was recht ist. Beygefügete Schreiben/
eines an meine Dienerin die Verrähterin/ das ander an mich/ so noch ungeöffnet/ werden den Tähter
und sein verwägenes Vorhaben an den Tag legen; und wer sonst Raht und Vorschub zu dessen Frech-
heit gegeben/ kan meine Hoffmeisterin anmelden/ welcher ihre Königl. Hocheit/ als mir selbst vollen
Glauben zustellen/ und stets gnädigster König und Herr verbleiben wolle/ mir/ ihrer Hocheit un-
tertähnigst-gehorsamsten Dienerin Herkulisken.

Bey früher Tageszeit muste die Hofmeisterin dem Könige diesen Brieff samt denn
Beylagen bringen/ die fast lieber in den Tod gangen währe; der König wahr noch nicht
auffgestanden/ daher sie desto besser sich besinnen kunte/ wie sie es dem Könige aufs glimpf-
lichste vortragen wolte/ da sie/ so bald sie vorgelassen ward/ ihn also anredete: Allergnädig-
ster Herr und König; eure Königl. Hocheit wird von ihrem Fräulein demühtigst gegrüs-
set und gebehten/ wegen neuer Zeitung/ welche in diesem Schreiben zu offenbahren sie ge-

zwun-

Vierdes Buch.
außſtehen ſolt. Dieſe warff ſich weit/ es moͤchte ihre Gn. ſolche ungleiche Gedanken doch
von ihr nicht ſchoͤpffen/ es waͤhre ihr von ſeiner Gegenwart nicht dz allergeringſte bewuſt/
würde auch ſolches nimmermehr verſchwiegen/ viel weniger eingewilliget haben/ welches
das Fraͤulein geduldig anhoͤrete/ und ſich ſtellete/ als glaͤubete ſie ihren Worten; doch trat
ſie zu ihr/ nam ihr beyde Schreiben aus dem Schiebſak/ und befahl/ daß ſie die Hoffmei-
ſterin herzu hohlen/ den Unfal verſchweigen/ uñ vorgeben ſolte/ ihr waͤhre eine geringe Oh-
macht zugeſtoſſen; welche ſich bald einſtellete/ da inzwiſchen Herkuliſka das Meſſer aus
der Wunde zog/ und das Loͤchlein mit Baumwolle zuſtopffete/ daß kein tropffen Blut her-
aus lieff. Die Hofmeiſterin fand ſie beim Lichte ſtehen in bleicher Geſtalt/ ſie aber nam als-
bald einen Strik/ band damit Statipnen Haͤnde feſt zuſammen/ und ſagte zu der Hofmei-
ſterin; Sehet meine Freundin/ hier binde ich eine Gottloſe Verraͤhterin/ welche mich bey
nahe umb meine Ehre gebracht/ uñ das künftige Koͤnigliche Ehe Bette beſudelt haͤtte. Die
Hofmeiſterin erſchark deſſen/ und erzaͤhlete ihr das Fraͤulein alles was ſich zugetꝛagen hat-
te/ ohn daß ſie den entleibeten nicht nahmhaft machete; Bedrauete hernach die Dienerin
mit der Folter/ daß ſie alles bekennen muſte. So bald der Nahme Gotarzes geneñet ward/
wuſte die Hoffmeiſterin vor Angſt nicht zu bleiben; aber das Fraͤulein troͤſtete ſie/ man muͤ-
ſte ein Herzergreiffen/ da man unſchuldig waͤhre; ſie ſelbſt haͤtte nicht gewuſt/ von wem ſie
ſo unzimlich angefallen waͤhre/ und wann ſie es gleich gewuſt haͤtte/ wolte ſie doch ihrer eh-
ren Rettung unvergeſſen geweſen ſeyn. Sie befragte die Verraͤhterin weiters/ durch weſ-
ſen Vorſchub Gotarzes auff das Schloß kommen waͤhre/ und als ſie Nachricht genug
hatte/ ſetzete ſie dieſen Brieff auff an den Koͤnig: Allergnaͤdigſter Koͤnig/ hoͤchſtgeliebeter Herꝛ;
das boßhafte Gluͤk wil nicht auffhoͤren/ meiner Ehren ſchaͤndliche Fallen zu ſtellen/ ſo daß/ wann die
guͤtigen Goͤtter/ bevorab die Goͤttin Veſta mir nicht augenſcheinlichen Beyſtand geleiſtet/ ich dieſe
Nacht meiner Keuſcheit-Ehre waͤhre entſetzet worden/ uñ zwar von einem ſolchẽ/ welchen euer Koͤnig-
liche Hocheit ich nicht nennen darff/ als der vor allen andern ſich ſolches Bubenſtuͤks haͤtte ſollen ent-
halten. Ich geſtehe/ daß meine Schuz Goͤttin Veſta mir mein Brodmeſſerchen in die Hand gelieffert/
gleich da der Gewalttaͤhter mich noͤhtigen wollen/ und ich nicht anders/ als auff dieſe Weiſe mich loß-
wirken koͤnnen/ daß ich ihm das Herz im Leibe abgeſtochen/ und hiedurch eurer Hocheit rein und un-
beflekt vorbehalten bin. Ob nun gleich der Taͤhter eurer Hocheit lieb und angenehm ſeyn mag/ zwei-
fole ich dannoch nicht/ die Schandtaht werde derſelben hoͤchlich mißhagen/ und daher/ wegen verteidi-
gung meiner Keuſcheit auff ihre gehorſame ganz ergebene Magd Herkuliſka keinen Unwillen werffen/
ſondern als ein gerechteſter Koͤnig ſprechen und ergehen laſſen was recht iſt. Beygefuͤgete Schreibẽ/
eines an meine Dienerin die Verraͤhterin/ das ander an mich/ ſo noch ungeoͤffnet/ werden den Taͤhter
und ſein verwaͤgenes Vorhaben an den Tag legen; und wer ſonſt Raht und Vorſchub zu deſſen Frech-
heit gegeben/ kan meine Hoffmeiſterin anmelden/ welcher ihre Koͤnigl. Hocheit/ als mir ſelbſt vollen
Glauben zuſtellen/ und ſtets gnaͤdigſter Koͤnig und Herr verbleiben wolle/ mir/ ihrer Hocheit un-
tertaͤhnigſt-gehorſamſten Dienerin Herkuliſken.

Bey fruͤher Tageszeit muſte die Hofmeiſterin dem Koͤnige dieſen Brieff ſamt denn
Beylagen bringen/ die faſt lieber in den Tod gangen waͤhre; der Koͤnig wahr noch nicht
auffgeſtanden/ daher ſie deſto beſſer ſich beſiñen kunte/ wie ſie es dem Koͤnige aufs glimpf-
lichſte vortragen wolte/ da ſie/ ſo bald ſie vorgelaſſen ward/ ihn alſo anredete: Allergnaͤdig-
ſter Herr und Koͤnig; eure Koͤnigl. Hocheit wird von ihrem Fraͤulein demuͤhtigſt gegruͤſ-
ſet und gebehten/ wegen neuer Zeitung/ welche in dieſem Schreiben zu offenbahren ſie ge-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/860>, abgerufen am 22.12.2024.