Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
außstehen solt. Diese warff sich weit/ es möchte ihre Gn. solche ungleiche Gedanken doch
von ihr nicht schöpffen/ es währe ihr von seiner Gegenwart nicht dz allergeringste bewust/
würde auch solches nimmermehr verschwiegen/ viel weniger eingewilliget haben/ welches
das Fräulein geduldig anhörete/ und sich stellete/ als gläubete sie ihren Worten; doch trat
sie zu ihr/ nam ihr beyde Schreiben aus dem Schiebsak/ und befahl/ daß sie die Hoffmei-
sterin herzu hohlen/ den Unfal verschweigen/ und vorgeben solte/ ihr währe eine geringe Oh-
macht zugestossen; welche sich bald einstellete/ da inzwischen Herkuliska das Messer aus
der Wunde zog/ und das Löchlein mit Baumwolle zustopffete/ daß kein tropffen Blut her-
aus lieff. Die Hofmeisterin fand sie beim Lichte stehen in bleicher Gestalt/ sie aber nam als-
bald einen Strik/ band damit Statipnen Hände fest zusammen/ und sagte zu der Hofmei-
sterin; Sehet meine Freundin/ hier binde ich eine Gottlose Verrähterin/ welche mich bey
nahe umb meine Ehre gebracht/ und das künftige Königliche Ehe Bette besudelt hätte. Die
Hofmeisterin erschark dessen/ und erzählete ihr das Fräulein alles was sich zugetragen hat-
te/ ohn daß sie den entleibeten nicht nahmhaft machete; Bedrauete hernach die Dienerin
mit der Folter/ daß sie alles bekennen muste. So bald der Nahme Gotarzes genennet ward/
wuste die Hoffmeisterin vor Angst nicht zu bleiben; aber das Fräulein tröstete sie/ man mü-
ste ein Herzergreiffen/ da man unschuldig währe; sie selbst hätte nicht gewust/ von wem sie
so unzimlich angefallen währe/ und wann sie es gleich gewust hätte/ wolte sie doch ihrer eh-
ren Rettung unvergessen gewesen seyn. Sie befragte die Verrähterin weiters/ durch wes-
sen Vorschub Gotarzes auff das Schloß kommen währe/ und als sie Nachricht genug
hatte/ setzete sie diesen Brieff auff an den König: Allergnädigster König/ höchstgeliebeter Herr;
das boßhafte Glük wil nicht auffhören/ meiner Ehren schändliche Fallen zu stellen/ so daß/ wann die
gütigen Götter/ bevorab die Göttin Vesta mir nicht augenscheinlichen Beystand geleistet/ ich diese
Nacht meiner Keuscheit-Ehre währe entsetzet worden/ und zwar von einem solchen/ welchen euer König-
liche Hocheit ich nicht nennen darff/ als der vor allen andern sich solches Bubenstüks hätte sollen ent-
halten. Ich gestehe/ daß meine Schuz Göttin Vesta mir mein Brodmesserchen in die Hand gelieffert/
gleich da der Gewalttähter mich nöhtigen wollen/ und ich nicht anders/ als auff diese Weise mich loß-
wirken können/ daß ich ihm das Herz im Leibe abgestochen/ und hiedurch eurer Hocheit rein und un-
beflekt vorbehalten bin. Ob nun gleich der Tähter eurer Hocheit lieb und angenehm seyn mag/ zwei-
fole ich dannoch nicht/ die Schandtaht werde derselben höchlich mißhagen/ und daher/ wegen verteidi-
gung meiner Keuscheit auff ihre gehorsame ganz ergebene Magd Herkuliska keinen Unwillen werffen/
sondern als ein gerechtester König sprechen und ergehen lassen was recht ist. Beygefügete Schreiben/
eines an meine Dienerin die Verrähterin/ das ander an mich/ so noch ungeöffnet/ werden den Tähter
und sein verwägenes Vorhaben an den Tag legen; und wer sonst Raht und Vorschub zu dessen Frech-
heit gegeben/ kan meine Hoffmeisterin anmelden/ welcher ihre Königl. Hocheit/ als mir selbst vollen
Glauben zustellen/ und stets gnädigster König und Herr verbleiben wolle/ mir/ ihrer Hocheit un-
tertähnigst-gehorsamsten Dienerin Herkulisken.

Bey früher Tageszeit muste die Hofmeisterin dem Könige diesen Brieff samt denn
Beylagen bringen/ die fast lieber in den Tod gangen währe; der König wahr noch nicht
auffgestanden/ daher sie desto besser sich besinnen kunte/ wie sie es dem Könige aufs glimpf-
lichste vortragen wolte/ da sie/ so bald sie vorgelassen ward/ ihn also anredete: Allergnädig-
ster Herr und König; eure Königl. Hocheit wird von ihrem Fräulein demühtigst gegrüs-
set und gebehten/ wegen neuer Zeitung/ welche in diesem Schreiben zu offenbahren sie ge-

zwun-

Vierdes Buch.
außſtehen ſolt. Dieſe warff ſich weit/ es moͤchte ihre Gn. ſolche ungleiche Gedanken doch
von ihr nicht ſchoͤpffen/ es waͤhre ihr von ſeiner Gegenwart nicht dz allergeringſte bewuſt/
würde auch ſolches nimmermehr verſchwiegen/ viel weniger eingewilliget haben/ welches
das Fraͤulein geduldig anhoͤrete/ und ſich ſtellete/ als glaͤubete ſie ihren Worten; doch trat
ſie zu ihr/ nam ihr beyde Schreiben aus dem Schiebſak/ und befahl/ daß ſie die Hoffmei-
ſterin herzu hohlen/ den Unfal verſchweigen/ uñ vorgeben ſolte/ ihr waͤhre eine geringe Oh-
macht zugeſtoſſen; welche ſich bald einſtellete/ da inzwiſchen Herkuliſka das Meſſer aus
der Wunde zog/ und das Loͤchlein mit Baumwolle zuſtopffete/ daß kein tropffen Blut her-
aus lieff. Die Hofmeiſterin fand ſie beim Lichte ſtehen in bleicher Geſtalt/ ſie aber nam als-
bald einen Strik/ band damit Statipnen Haͤnde feſt zuſammen/ und ſagte zu der Hofmei-
ſterin; Sehet meine Freundin/ hier binde ich eine Gottloſe Verraͤhterin/ welche mich bey
nahe umb meine Ehre gebracht/ uñ das künftige Koͤnigliche Ehe Bette beſudelt haͤtte. Die
Hofmeiſterin erſchark deſſen/ und erzaͤhlete ihr das Fraͤulein alles was ſich zugetꝛagen hat-
te/ ohn daß ſie den entleibeten nicht nahmhaft machete; Bedrauete hernach die Dienerin
mit der Folter/ daß ſie alles bekennen muſte. So bald der Nahme Gotarzes geneñet ward/
wuſte die Hoffmeiſterin vor Angſt nicht zu bleiben; aber das Fraͤulein troͤſtete ſie/ man muͤ-
ſte ein Herzergreiffen/ da man unſchuldig waͤhre; ſie ſelbſt haͤtte nicht gewuſt/ von wem ſie
ſo unzimlich angefallen waͤhre/ und wann ſie es gleich gewuſt haͤtte/ wolte ſie doch ihrer eh-
ren Rettung unvergeſſen geweſen ſeyn. Sie befragte die Verraͤhterin weiters/ durch weſ-
ſen Vorſchub Gotarzes auff das Schloß kommen waͤhre/ und als ſie Nachricht genug
hatte/ ſetzete ſie dieſen Brieff auff an den Koͤnig: Allergnaͤdigſter Koͤnig/ hoͤchſtgeliebeter Herꝛ;
das boßhafte Gluͤk wil nicht auffhoͤren/ meiner Ehren ſchaͤndliche Fallen zu ſtellen/ ſo daß/ wann die
guͤtigen Goͤtter/ bevorab die Goͤttin Veſta mir nicht augenſcheinlichen Beyſtand geleiſtet/ ich dieſe
Nacht meiner Keuſcheit-Ehre waͤhre entſetzet worden/ uñ zwar von einem ſolchẽ/ welchen euer Koͤnig-
liche Hocheit ich nicht nennen darff/ als der vor allen andern ſich ſolches Bubenſtuͤks haͤtte ſollen ent-
halten. Ich geſtehe/ daß meine Schuz Goͤttin Veſta mir mein Brodmeſſerchen in die Hand gelieffert/
gleich da der Gewalttaͤhter mich noͤhtigen wollen/ und ich nicht anders/ als auff dieſe Weiſe mich loß-
wirken koͤnnen/ daß ich ihm das Herz im Leibe abgeſtochen/ und hiedurch eurer Hocheit rein und un-
beflekt vorbehalten bin. Ob nun gleich der Taͤhter eurer Hocheit lieb und angenehm ſeyn mag/ zwei-
fole ich dannoch nicht/ die Schandtaht werde derſelben hoͤchlich mißhagen/ und daher/ wegen verteidi-
gung meiner Keuſcheit auff ihre gehorſame ganz ergebene Magd Herkuliſka keinen Unwillen werffen/
ſondern als ein gerechteſter Koͤnig ſprechen und ergehen laſſen was recht iſt. Beygefuͤgete Schreibẽ/
eines an meine Dienerin die Verraͤhterin/ das ander an mich/ ſo noch ungeoͤffnet/ werden den Taͤhter
und ſein verwaͤgenes Vorhaben an den Tag legen; und wer ſonſt Raht und Vorſchub zu deſſen Frech-
heit gegeben/ kan meine Hoffmeiſterin anmelden/ welcher ihre Koͤnigl. Hocheit/ als mir ſelbſt vollen
Glauben zuſtellen/ und ſtets gnaͤdigſter Koͤnig und Herr verbleiben wolle/ mir/ ihrer Hocheit un-
tertaͤhnigſt-gehorſamſten Dienerin Herkuliſken.

Bey fruͤher Tageszeit muſte die Hofmeiſterin dem Koͤnige dieſen Brieff ſamt denn
Beylagen bringen/ die faſt lieber in den Tod gangen waͤhre; der Koͤnig wahr noch nicht
auffgeſtanden/ daher ſie deſto beſſer ſich beſiñen kunte/ wie ſie es dem Koͤnige aufs glimpf-
lichſte vortragen wolte/ da ſie/ ſo bald ſie vorgelaſſen ward/ ihn alſo anredete: Allergnaͤdig-
ſter Herr und Koͤnig; eure Koͤnigl. Hocheit wird von ihrem Fraͤulein demuͤhtigſt gegruͤſ-
ſet und gebehten/ wegen neuer Zeitung/ welche in dieſem Schreiben zu offenbahren ſie ge-

zwun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0860" n="822"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
auß&#x017F;tehen &#x017F;olt. Die&#x017F;e warff &#x017F;ich weit/ es mo&#x0364;chte ihre Gn. &#x017F;olche ungleiche Gedanken doch<lb/>
von ihr nicht &#x017F;cho&#x0364;pffen/ es wa&#x0364;hre ihr von &#x017F;einer Gegenwart nicht dz allergering&#x017F;te bewu&#x017F;t/<lb/>
würde auch &#x017F;olches nimmermehr ver&#x017F;chwiegen/ viel weniger eingewilliget haben/ welches<lb/>
das Fra&#x0364;ulein geduldig anho&#x0364;rete/ und &#x017F;ich &#x017F;tellete/ als gla&#x0364;ubete &#x017F;ie ihren Worten; doch trat<lb/>
&#x017F;ie zu ihr/ nam ihr beyde Schreiben aus dem Schieb&#x017F;ak/ und befahl/ daß &#x017F;ie die Hoffmei-<lb/>
&#x017F;terin herzu hohlen/ den Unfal ver&#x017F;chweigen/ un&#x0303; vorgeben &#x017F;olte/ ihr wa&#x0364;hre eine geringe Oh-<lb/>
macht zuge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en; welche &#x017F;ich bald ein&#x017F;tellete/ da inzwi&#x017F;chen Herkuli&#x017F;ka das Me&#x017F;&#x017F;er aus<lb/>
der Wunde zog/ und das Lo&#x0364;chlein mit Baumwolle zu&#x017F;topffete/ daß kein tropffen Blut her-<lb/>
aus lieff. Die Hofmei&#x017F;terin fand &#x017F;ie beim Lichte &#x017F;tehen in bleicher Ge&#x017F;talt/ &#x017F;ie aber nam als-<lb/>
bald einen Strik/ band damit Statipnen Ha&#x0364;nde fe&#x017F;t zu&#x017F;ammen/ und &#x017F;agte zu der Hofmei-<lb/>
&#x017F;terin; Sehet meine Freundin/ hier binde ich eine Gottlo&#x017F;e Verra&#x0364;hterin/ welche mich bey<lb/>
nahe umb meine Ehre gebracht/ un&#x0303; das künftige Ko&#x0364;nigliche Ehe Bette be&#x017F;udelt ha&#x0364;tte. Die<lb/>
Hofmei&#x017F;terin er&#x017F;chark de&#x017F;&#x017F;en/ und erza&#x0364;hlete ihr das Fra&#x0364;ulein alles was &#x017F;ich zuget&#xA75B;agen hat-<lb/>
te/ ohn daß &#x017F;ie den entleibeten nicht nahmhaft machete; Bedrauete hernach die Dienerin<lb/>
mit der Folter/ daß &#x017F;ie alles bekennen mu&#x017F;te. So bald der Nahme Gotarzes genen&#x0303;et ward/<lb/>
wu&#x017F;te die Hoffmei&#x017F;terin vor Ang&#x017F;t nicht zu bleiben; aber das Fra&#x0364;ulein tro&#x0364;&#x017F;tete &#x017F;ie/ man mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te ein Herzergreiffen/ da man un&#x017F;chuldig wa&#x0364;hre; &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t ha&#x0364;tte nicht gewu&#x017F;t/ von wem &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;o unzimlich angefallen wa&#x0364;hre/ und wann &#x017F;ie es gleich gewu&#x017F;t ha&#x0364;tte/ wolte &#x017F;ie doch ihrer eh-<lb/>
ren Rettung unverge&#x017F;&#x017F;en gewe&#x017F;en &#x017F;eyn. Sie befragte die Verra&#x0364;hterin weiters/ durch we&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Vor&#x017F;chub Gotarzes auff das Schloß kommen wa&#x0364;hre/ und als &#x017F;ie Nachricht genug<lb/>
hatte/ &#x017F;etzete &#x017F;ie die&#x017F;en Brieff auff an den Ko&#x0364;nig: Allergna&#x0364;dig&#x017F;ter Ko&#x0364;nig/ ho&#x0364;ch&#x017F;tgeliebeter Her&#xA75B;;<lb/>
das boßhafte Glu&#x0364;k wil nicht auffho&#x0364;ren/ meiner Ehren &#x017F;cha&#x0364;ndliche <hi rendition="#fr">F</hi>allen zu &#x017F;tellen/ &#x017F;o daß/ wann die<lb/>
gu&#x0364;tigen Go&#x0364;tter/ bevorab <hi rendition="#fr">d</hi>ie Go&#x0364;ttin Ve&#x017F;ta mir nicht augen&#x017F;cheinlichen Bey&#x017F;tand gelei&#x017F;tet/ ich die&#x017F;e<lb/>
Nacht meiner Keu&#x017F;cheit-Ehre wa&#x0364;hre ent&#x017F;etzet worden/ un&#x0303; zwar von einem &#x017F;olche&#x0303;/ welchen euer Ko&#x0364;nig-<lb/>
liche Hocheit ich nicht nennen darff/ als der vor allen andern &#x017F;ich &#x017F;olches Buben&#x017F;tu&#x0364;ks ha&#x0364;tte &#x017F;ollen ent-<lb/>
halten. Ich ge&#x017F;tehe/ daß meine Schuz Go&#x0364;ttin Ve&#x017F;ta mir mein Brodme&#x017F;&#x017F;erchen in die Hand gelieffert/<lb/>
gleich da der Gewaltta&#x0364;hter mich no&#x0364;htigen wollen/ und ich nicht anders/ als auff die&#x017F;e Wei&#x017F;e mich loß-<lb/>
wirken ko&#x0364;nnen/ daß ich ihm das Herz im Leibe abge&#x017F;tochen/ und hiedurch eurer Hocheit rein und un-<lb/>
beflekt vorbehalten bin. Ob nun gleich der Ta&#x0364;hter eurer Hocheit lieb und angenehm &#x017F;eyn mag/ zwei-<lb/>
fole ich dannoch nicht/ die Schandtaht werde der&#x017F;elben ho&#x0364;chlich mißhagen/ und daher/ wegen verteidi-<lb/>
gung meiner Keu&#x017F;cheit auff ihre gehor&#x017F;ame ganz ergebene Magd Herkuli&#x017F;ka keinen Unwillen werffen/<lb/>
&#x017F;ondern als ein gerechte&#x017F;ter Ko&#x0364;nig &#x017F;prechen und ergehen la&#x017F;&#x017F;en was recht i&#x017F;t. Beygefu&#x0364;gete Schreibe&#x0303;/<lb/>
eines an meine Dienerin die Verra&#x0364;hterin/ das ander an mich/ &#x017F;o noch ungeo&#x0364;ffnet/ werden den Ta&#x0364;hter<lb/>
und &#x017F;ein verwa&#x0364;genes Vorhaben an den Tag legen; und wer &#x017F;on&#x017F;t Raht und Vor&#x017F;chub zu de&#x017F;&#x017F;en Frech-<lb/>
heit gegeben/ kan meine Hoffmei&#x017F;terin anmelden/ welcher ihre Ko&#x0364;nigl. Hocheit/ als mir &#x017F;elb&#x017F;t vollen<lb/>
Glauben zu&#x017F;tellen/ und &#x017F;tets gna&#x0364;dig&#x017F;ter Ko&#x0364;nig und Herr verbleiben wolle/ mir/ ihrer Hocheit un-<lb/>
terta&#x0364;hnig&#x017F;t-gehor&#x017F;am&#x017F;ten Dienerin Herkuli&#x017F;ken.</p><lb/>
        <p>Bey fru&#x0364;her Tageszeit mu&#x017F;te die Hofmei&#x017F;terin dem Ko&#x0364;nige die&#x017F;en Brieff &#x017F;amt denn<lb/>
Beylagen bringen/ die fa&#x017F;t lieber in den Tod gangen wa&#x0364;hre; der Ko&#x0364;nig wahr noch nicht<lb/>
auffge&#x017F;tanden/ daher &#x017F;ie de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich be&#x017F;in&#x0303;en kunte/ wie &#x017F;ie es dem Ko&#x0364;nige aufs glimpf-<lb/>
lich&#x017F;te vortragen wolte/ da &#x017F;ie/ &#x017F;o bald &#x017F;ie vorgela&#x017F;&#x017F;en ward/ ihn al&#x017F;o anredete: Allergna&#x0364;dig-<lb/>
&#x017F;ter Herr und Ko&#x0364;nig; eure Ko&#x0364;nigl. Hocheit wird von ihrem Fra&#x0364;ulein demu&#x0364;htig&#x017F;t gegru&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et und gebehten/ wegen neuer Zeitung/ welche in die&#x017F;em Schreiben zu offenbahren &#x017F;ie ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zwun-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[822/0860] Vierdes Buch. außſtehen ſolt. Dieſe warff ſich weit/ es moͤchte ihre Gn. ſolche ungleiche Gedanken doch von ihr nicht ſchoͤpffen/ es waͤhre ihr von ſeiner Gegenwart nicht dz allergeringſte bewuſt/ würde auch ſolches nimmermehr verſchwiegen/ viel weniger eingewilliget haben/ welches das Fraͤulein geduldig anhoͤrete/ und ſich ſtellete/ als glaͤubete ſie ihren Worten; doch trat ſie zu ihr/ nam ihr beyde Schreiben aus dem Schiebſak/ und befahl/ daß ſie die Hoffmei- ſterin herzu hohlen/ den Unfal verſchweigen/ uñ vorgeben ſolte/ ihr waͤhre eine geringe Oh- macht zugeſtoſſen; welche ſich bald einſtellete/ da inzwiſchen Herkuliſka das Meſſer aus der Wunde zog/ und das Loͤchlein mit Baumwolle zuſtopffete/ daß kein tropffen Blut her- aus lieff. Die Hofmeiſterin fand ſie beim Lichte ſtehen in bleicher Geſtalt/ ſie aber nam als- bald einen Strik/ band damit Statipnen Haͤnde feſt zuſammen/ und ſagte zu der Hofmei- ſterin; Sehet meine Freundin/ hier binde ich eine Gottloſe Verraͤhterin/ welche mich bey nahe umb meine Ehre gebracht/ uñ das künftige Koͤnigliche Ehe Bette beſudelt haͤtte. Die Hofmeiſterin erſchark deſſen/ und erzaͤhlete ihr das Fraͤulein alles was ſich zugetꝛagen hat- te/ ohn daß ſie den entleibeten nicht nahmhaft machete; Bedrauete hernach die Dienerin mit der Folter/ daß ſie alles bekennen muſte. So bald der Nahme Gotarzes geneñet ward/ wuſte die Hoffmeiſterin vor Angſt nicht zu bleiben; aber das Fraͤulein troͤſtete ſie/ man muͤ- ſte ein Herzergreiffen/ da man unſchuldig waͤhre; ſie ſelbſt haͤtte nicht gewuſt/ von wem ſie ſo unzimlich angefallen waͤhre/ und wann ſie es gleich gewuſt haͤtte/ wolte ſie doch ihrer eh- ren Rettung unvergeſſen geweſen ſeyn. Sie befragte die Verraͤhterin weiters/ durch weſ- ſen Vorſchub Gotarzes auff das Schloß kommen waͤhre/ und als ſie Nachricht genug hatte/ ſetzete ſie dieſen Brieff auff an den Koͤnig: Allergnaͤdigſter Koͤnig/ hoͤchſtgeliebeter Herꝛ; das boßhafte Gluͤk wil nicht auffhoͤren/ meiner Ehren ſchaͤndliche Fallen zu ſtellen/ ſo daß/ wann die guͤtigen Goͤtter/ bevorab die Goͤttin Veſta mir nicht augenſcheinlichen Beyſtand geleiſtet/ ich dieſe Nacht meiner Keuſcheit-Ehre waͤhre entſetzet worden/ uñ zwar von einem ſolchẽ/ welchen euer Koͤnig- liche Hocheit ich nicht nennen darff/ als der vor allen andern ſich ſolches Bubenſtuͤks haͤtte ſollen ent- halten. Ich geſtehe/ daß meine Schuz Goͤttin Veſta mir mein Brodmeſſerchen in die Hand gelieffert/ gleich da der Gewalttaͤhter mich noͤhtigen wollen/ und ich nicht anders/ als auff dieſe Weiſe mich loß- wirken koͤnnen/ daß ich ihm das Herz im Leibe abgeſtochen/ und hiedurch eurer Hocheit rein und un- beflekt vorbehalten bin. Ob nun gleich der Taͤhter eurer Hocheit lieb und angenehm ſeyn mag/ zwei- fole ich dannoch nicht/ die Schandtaht werde derſelben hoͤchlich mißhagen/ und daher/ wegen verteidi- gung meiner Keuſcheit auff ihre gehorſame ganz ergebene Magd Herkuliſka keinen Unwillen werffen/ ſondern als ein gerechteſter Koͤnig ſprechen und ergehen laſſen was recht iſt. Beygefuͤgete Schreibẽ/ eines an meine Dienerin die Verraͤhterin/ das ander an mich/ ſo noch ungeoͤffnet/ werden den Taͤhter und ſein verwaͤgenes Vorhaben an den Tag legen; und wer ſonſt Raht und Vorſchub zu deſſen Frech- heit gegeben/ kan meine Hoffmeiſterin anmelden/ welcher ihre Koͤnigl. Hocheit/ als mir ſelbſt vollen Glauben zuſtellen/ und ſtets gnaͤdigſter Koͤnig und Herr verbleiben wolle/ mir/ ihrer Hocheit un- tertaͤhnigſt-gehorſamſten Dienerin Herkuliſken. Bey fruͤher Tageszeit muſte die Hofmeiſterin dem Koͤnige dieſen Brieff ſamt denn Beylagen bringen/ die faſt lieber in den Tod gangen waͤhre; der Koͤnig wahr noch nicht auffgeſtanden/ daher ſie deſto beſſer ſich beſiñen kunte/ wie ſie es dem Koͤnige aufs glimpf- lichſte vortragen wolte/ da ſie/ ſo bald ſie vorgelaſſen ward/ ihn alſo anredete: Allergnaͤdig- ſter Herr und Koͤnig; eure Koͤnigl. Hocheit wird von ihrem Fraͤulein demuͤhtigſt gegruͤſ- ſet und gebehten/ wegen neuer Zeitung/ welche in dieſem Schreiben zu offenbahren ſie ge- zwun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/860
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/860>, abgerufen am 09.06.2024.