Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Vierdes Buch. auff daß sie desto mehr Ursach haben/ unsern Feind zu hassen/ und unser bestes zusuchen;dann es gehe wie es wolle/ der Nutzen bleibet doch unser von allem was sie gewinnen wer- den; und darff ich meine Meinung sagen/ so sehe ich sie fast vor Götter-Kinder an. Die- ser Meinung fielen die übrigen einträchtig bey/ und bahten Gobares/ da er einigen Wieder- willen gegen sie gefasset hätte/ wie man aus seinen Reden nicht anders urteilen könte/ möch- te er durch unzeitige Bewägung dem gemeinen Wesen nicht abbruch tuhn/ oder zum we- nigsten die Ursachen seiner ungewogenheit mit beständigem Grunde darlegen/ alsdann sol- te ihm gebührlicher Beyfall gegeben werden. Gobares ward über solche Erinnerung un- willig/ und antwortete: Weil er überstimmet währe/ müste ers geschehen lassen/ daß ihrer Dienste gebrauchte wer da wolte/ er vor sein Häupt hätte ihrer viel zu wenige Kundschaft/ daß er festen Grund auff sie bauen solte/ und zweifelte nicht/ Artaxerxes währe ihnen allen Feld Obristens genug/ andere Kriegsbeamten würden sich leicht finden/ und hätte man deren bereit zu guter gnüge. Diese Wiederspenstigkeit ging ihnen allen sehr zu Herzen/ daß auch Artaxerxes seinen Zorn nicht mehr meistern kunte/ daher er zu der Versamlung also anfing: Ihr redliche Bundsverwanten/ was vor eine wichtige Sache wir vor diß- mahl abzuhandeln haben/ ist eurer keinem unwissend; wann dann Fürst Gobares etwas vornimt/ daß ein weites Aussehen zu haben scheinet/ frage ich hiemit um/ ob er nicht schul- dig sey/ einen Abtrit zu nehmen/ daß man sich einer Antwort vergleiche/ damit er sich müs- se begnügen lassen. Sie wahren dessen alle mit ihm einig/ muste demnach in ein Neben- gemach treten/ biß man sich eines Bescheides vergleichen hatte/ da er wieder gefodert ward/ und Artaxerxes ihm dieses vorhielt: Fürst Gobares/ ihr habt durch eure ungegtündete Wiederspenstigkeit die ganze Hoch Fürstliche Versamlung bewäget/ daß man euch im Grunde nicht trauen kan/ ob ihr nicht gefährliche Dinge vornehmen dürfftet/ wann man nicht eben eurem Willen gewonnen gibt/ welcher den blinden Bewägungen unter- worffen seynscheinet/ daher man dann Ursach gnug hat/ euch in eine ehrliche Gewarsam zu nehmen/ biß man eurer Auffrichtigkeit besser versichert ist; damit ihr aber sehet/ daß nichts gegen euch aus Wiederwillen/ sondern zu des gemeinen Wesens versicherung alles vorgenommen werde/ wird euch hiemit die Wahl gegeben/ ob ihr lieber bey dieser gegen- wärtigen Fürsten einem/ den ihr selbst kiesen möget/ verbleiben/ oder von allen und jedem dieser Fürsten/ einen redlichen Ritter zu euch nehmen/ mit denen nach Sasa zihen/ und stets ihrer zum wenigsten drey/ Tag und Nacht umb euch leiden wollet/ die auff alles euer Vor- nehmen acht geben. Darauff habt ihr euch zuerklären. Gobares erschrak hierüber daß er bebete/ und gab diese Antwort: Durchll. Fürsten/ ich ruffe alle Götter zu Zeugen/ daß mein Herz und Gemüht dem Wüterich Artabanus/ und seiner unrechtmässigen Herrschafft dergestalt feind und zuwider ist/ daß ich ehe sterben/ als demselben hold und zugetahn wer- den wolte. So wird auch kein Mensch aus meinen Reden dessen einigen Argwohn fassen können/ daß eines Verrähters Gedanken bey mir seyn solten/ wie ich dann bereit und willig bin/ mich dessen durch den allerbündigsten äid zu entbrechen; in betrachtung dessen bitte ich/ daß dieser Schluß wiederruffen/ und ich des gar zunachteiligen Schimpffs entnommen werde/ mit dem Erbieten/ daß da einiger Mensch ein fünklein solcher unträue an mir spü- ren wird/ ich mein Fürstentuhm/ Ehr und Leben wil verwirket haben. Er muste darauff aber- H h h h h
Vierdes Buch. auff daß ſie deſto mehr Urſach haben/ unſern Feind zu haſſen/ und unſer beſtes zuſuchen;dann es gehe wie es wolle/ der Nutzen bleibet doch unſer von allem was ſie gewinnen wer- den; und darff ich meine Meinung ſagen/ ſo ſehe ich ſie faſt vor Goͤtter-Kinder an. Die- ſer Meinung fielen die übrigẽ eintraͤchtig bey/ und bahten Gobares/ da er einigen Wieder- willen gegen ſie gefaſſet haͤtte/ wie man aus ſeinen Reden nicht anders urteilen koͤnte/ moͤch- te er durch unzeitige Bewaͤgung dem gemeinen Weſen nicht abbruch tuhn/ oder zum we- nigſten die Urſachen ſeiner ungewogenheit mit beſtaͤndigem Grunde darlegen/ alsdañ ſol- te ihm gebührlicher Beyfall gegeben werden. Gobares ward über ſolche Erinnerung un- willig/ und antwortete: Weil er überſtimmet waͤhre/ müſte ers geſchehen laſſen/ daß ihrer Dienſte gebrauchte wer da wolte/ er vor ſein Haͤupt haͤtte ihreꝛ viel zu wenige Kundſchaft/ daß er feſten Grund auff ſie bauen ſolte/ und zweifelte nicht/ Artaxerxes waͤhre ihnen allen Feld Obriſtens genug/ andere Kriegsbeamten würden ſich leicht finden/ und haͤtte man deren bereit zu guter gnüge. Dieſe Wiederſpenſtigkeit ging ihnen allen ſehr zu Herzen/ daß auch Artaxerxes ſeinen Zorn nicht mehr meiſtern kunte/ daher er zu der Verſamlung alſo anfing: Ihr redliche Bundsverwanten/ was vor eine wichtige Sache wir vor diß- mahl abzuhandeln haben/ iſt eurer keinem unwiſſend; wann dañ Fuͤrſt Gobares etwas vornimt/ daß ein weites Ausſehen zu haben ſcheinet/ frage ich hiemit um/ ob er nicht ſchul- dig ſey/ einen Abtrit zu nehmen/ daß man ſich einer Antwort vergleiche/ damit er ſich muͤſ- ſe begnuͤgen laſſen. Sie wahren deſſen alle mit ihm einig/ muſte demnach in ein Neben- gemach treten/ biß man ſich eines Beſcheides vergleichẽ hatte/ da er wieder gefodert ward/ und Artaxerxes ihm dieſes vorhielt: Fuͤrſt Gobares/ ihr habt durch eure ungegtuͤndete Wiederſpenſtigkeit die ganze Hoch Fuͤrſtliche Verſamlung bewaͤget/ daß man euch im Grunde nicht trauen kan/ ob ihr nicht gefaͤhrliche Dinge vornehmen duͤrfftet/ wann man nicht eben eurem Willen gewonnen gibt/ welcher den blinden Bewaͤgungen unter- worffen ſeynſcheinet/ daher man dann Urſach gnug hat/ euch in eine ehrliche Gewarſam zu nehmen/ biß man eurer Auffrichtigkeit beſſer verſichert iſt; damit ihr aber ſehet/ daß nichts gegen euch aus Wiederwillen/ ſondern zu des gemeinen Weſens verſicherung alles vorgenommen werde/ wird euch hiemit die Wahl gegeben/ ob ihr lieber bey dieſer gegen- waͤrtigen Fuͤrſten einem/ den ihr ſelbſt kieſen moͤget/ verbleiben/ oder von allen und jedem dieſer Fuͤrſten/ einen redlichen Ritter zu euch nehmen/ mit denen nach Saſa zihen/ uñ ſtets ihrer zum wenigſten drey/ Tag und Nacht umb euch leiden wollet/ die auff alles euer Vor- nehmen acht geben. Darauff habt ihr euch zuerklaͤren. Gobares erſchrak hieruͤber daß er bebete/ und gab dieſe Antwort: Durchll. Fuͤrſten/ ich ruffe alle Goͤtter zu Zeugen/ daß mein Herz und Gemuͤht dem Wuͤterich Artabanus/ und ſeiner unrechtmaͤſſigen Herrſchafft dergeſtalt feind und zuwider iſt/ daß ich ehe ſterben/ als demſelben hold und zugetahn wer- den wolte. So wird auch kein Menſch aus meinen Reden deſſen einigen Argwohn faſſen koͤnnen/ daß eines Verraͤhters Gedanken bey mir ſeyn ſolten/ wie ich dañ bereit und willig bin/ mich deſſen durch den allerbuͤndigſten aͤid zu entbrechen; in betrachtung deſſen bitte ich/ daß dieſer Schluß wiederruffen/ und ich des gaꝛ zunachteiligen Schimpffs entnom̃en werde/ mit dem Erbieten/ daß da einiger Menſch ein fuͤnklein ſolcher untraͤue an mir ſpuͤ- ren wird/ ich mein Fuͤrſtentuhm/ Ehr und Leben wil verwirket haben. Er muſte darauff aber- H h h h h
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Vierdes Buch.
auff daß ſie deſto mehr Urſach haben/ unſern Feind zu haſſen/ und unſer beſtes zuſuchen;
dann es gehe wie es wolle/ der Nutzen bleibet doch unſer von allem was ſie gewinnen wer-
den; und darff ich meine Meinung ſagen/ ſo ſehe ich ſie faſt vor Goͤtter-Kinder an. Die-
ſer Meinung fielen die übrigẽ eintraͤchtig bey/ und bahten Gobares/ da er einigen Wieder-
willen gegen ſie gefaſſet haͤtte/ wie man aus ſeinen Reden nicht anders urteilen koͤnte/ moͤch-
te er durch unzeitige Bewaͤgung dem gemeinen Weſen nicht abbruch tuhn/ oder zum we-
nigſten die Urſachen ſeiner ungewogenheit mit beſtaͤndigem Grunde darlegen/ alsdañ ſol-
te ihm gebührlicher Beyfall gegeben werden. Gobares ward über ſolche Erinnerung un-
willig/ und antwortete: Weil er überſtimmet waͤhre/ müſte ers geſchehen laſſen/ daß ihrer
Dienſte gebrauchte wer da wolte/ er vor ſein Haͤupt haͤtte ihreꝛ viel zu wenige Kundſchaft/
daß er feſten Grund auff ſie bauen ſolte/ und zweifelte nicht/ Artaxerxes waͤhre ihnen allen
Feld Obriſtens genug/ andere Kriegsbeamten würden ſich leicht finden/ und haͤtte man
deren bereit zu guter gnüge. Dieſe Wiederſpenſtigkeit ging ihnen allen ſehr zu Herzen/
daß auch Artaxerxes ſeinen Zorn nicht mehr meiſtern kunte/ daher er zu der Verſamlung
alſo anfing: Ihr redliche Bundsverwanten/ was vor eine wichtige Sache wir vor diß-
mahl abzuhandeln haben/ iſt eurer keinem unwiſſend; wann dañ Fuͤrſt Gobares etwas
vornimt/ daß ein weites Ausſehen zu haben ſcheinet/ frage ich hiemit um/ ob er nicht ſchul-
dig ſey/ einen Abtrit zu nehmen/ daß man ſich einer Antwort vergleiche/ damit er ſich muͤſ-
ſe begnuͤgen laſſen. Sie wahren deſſen alle mit ihm einig/ muſte demnach in ein Neben-
gemach treten/ biß man ſich eines Beſcheides vergleichẽ hatte/ da er wieder gefodert ward/
und Artaxerxes ihm dieſes vorhielt: Fuͤrſt Gobares/ ihr habt durch eure ungegtuͤndete
Wiederſpenſtigkeit die ganze Hoch Fuͤrſtliche Verſamlung bewaͤget/ daß man euch im
Grunde nicht trauen kan/ ob ihr nicht gefaͤhrliche Dinge vornehmen duͤrfftet/ wann
man nicht eben eurem Willen gewonnen gibt/ welcher den blinden Bewaͤgungen unter-
worffen ſeynſcheinet/ daher man dann Urſach gnug hat/ euch in eine ehrliche Gewarſam
zu nehmen/ biß man eurer Auffrichtigkeit beſſer verſichert iſt; damit ihr aber ſehet/ daß
nichts gegen euch aus Wiederwillen/ ſondern zu des gemeinen Weſens verſicherung alles
vorgenommen werde/ wird euch hiemit die Wahl gegeben/ ob ihr lieber bey dieſer gegen-
waͤrtigen Fuͤrſten einem/ den ihr ſelbſt kieſen moͤget/ verbleiben/ oder von allen und jedem
dieſer Fuͤrſten/ einen redlichen Ritter zu euch nehmen/ mit denen nach Saſa zihen/ uñ ſtets
ihrer zum wenigſten drey/ Tag und Nacht umb euch leiden wollet/ die auff alles euer Vor-
nehmen acht geben. Darauff habt ihr euch zuerklaͤren. Gobares erſchrak hieruͤber daß er
bebete/ und gab dieſe Antwort: Durchll. Fuͤrſten/ ich ruffe alle Goͤtter zu Zeugen/ daß mein
Herz und Gemuͤht dem Wuͤterich Artabanus/ und ſeiner unrechtmaͤſſigen Herrſchafft
dergeſtalt feind und zuwider iſt/ daß ich ehe ſterben/ als demſelben hold und zugetahn wer-
den wolte. So wird auch kein Menſch aus meinen Reden deſſen einigen Argwohn faſſen
koͤnnen/ daß eines Verraͤhters Gedanken bey mir ſeyn ſolten/ wie ich dañ bereit und willig
bin/ mich deſſen durch den allerbuͤndigſten aͤid zu entbrechen; in betrachtung deſſen bitte
ich/ daß dieſer Schluß wiederruffen/ und ich des gaꝛ zunachteiligen Schimpffs entnom̃en
werde/ mit dem Erbieten/ daß da einiger Menſch ein fuͤnklein ſolcher untraͤue an mir ſpuͤ-
ren wird/ ich mein Fuͤrſtentuhm/ Ehr und Leben wil verwirket haben. Er muſte darauff
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/831>, abgerufen am 26.06.2024. |