Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
ich zwar dieser beyder jungen Fürsten und teuren Helden in etwas Kundschafft/ als der ich
ihre Tapfferkeit versuchet; aber mein freundlicher lieber Oheim Herr Pharnabazus wird
davon bessere Zeugniß ablegen/ welchen ich bey seinen Ritterlichen Ehren und redlichem
Nahmen ermahne/ denen nichts zu liebe noch zu leide/ sondern die reine nackete Warheit
vorzubringen. Gobares wolte zwischen einreden/ aber Artaxerxes erinnerte ihn/ ihm stünde
solches nicht zu/ biß die Reihe ihn wieder träffe. Daher stund Pharnabazus auf von seiner
Stelle/ und fing also an: Durchleuchtigste Fürsten/ Gnädige Herren; nachdem anjetzo ich
gnädigen Befehl unter der allerhöchsten Ermahnung/ empfangen/ es der Durchleuchtig-
sten Fürsten und Helden/ Herrn Herkules/ und Herrn Ludisla Ehren-rettung auch erfo-
dert/ daß ich ausser der Ordnung reden sol und muß/ wird verhoffentlich von niemand ge-
tadelt werden (es müste dann ein Feind der Warheit seyn) wann ich schuldigen Gehorsam
leiste; Der Fürst von Susa/ Herr Gobares/ hält die jezt hochgedachte beyden Fürsten/
Herrn Herkules und Herrn Ladisla/ sehr schwerer Sachen verdächtig/ indem er anfangs
ihren Fürstlichen Stand/ hernach ihren Verstand und Erfahrenheit/ weiters ihre Man-
heit/ und endlich ihre Auffrichtigkeit und Träue in Zweifel zihet. Nun wil mit hochgedach-
tem Fürsten von Susa mich deßwegen eben nicht in Streitigkeit einlassen/ wie wenig ichs
auch zuverantworten weiß/ daß in meiner Anwesenheit ihren ehrlichen Nahmen ich solte
kränken lassen; dann weil ich hoffe/ Fürst Gobares habe keinen Willen sie zubeleidigen/ son-
dern seine Furcht/ die aus Unwissenheit herrühret/ anzuzeigen/ werde ich bloß nur einsüh-
ren/ wie ungütlich diesen beyden Herren durch so schwere Auflagen geschihet/ welche wider
zehn Ritter zugleich mit dem Schwerte abzutreiben/ sie sich nicht scheuhen würden. Betref-
fend ihren Fürstlichen Stand/ ist ihnen nichts so sehr zuwider/ als daß er mir und andern
ohngefehr kund getahn ist/ welchen sie in diesen Ländern nimmermehr solcher gestalt würden
offenbahret haben. Daß aber sie vermögene Fürsten sind/ zeigen die grossen Gelder und
treffliche Kleinot/ welche sie in diese Landschafft mit sich geführet. Doch was hilfft michs/
diesen Beweißtuhm zugebrauchen? Dann ein Verleumder könte sprechen/ ich suchte das
Fürstliche Blut mit Gelde zubehäupten; Zeige demnach an/ daß die Königliche Böhmi-
sche Gesanten ich mit meinen Augen mehr dann einmahl zu Padua gesehen/ welche ihren
König Ladisla zu seiner Kron foderten. Ist nun dieser ein König/ warumb ist dann sein
Geselle minder/ welchen er doch fast mehr ehret als liebet; er auch ein ungleich grösser
Reich/ als Böhmen ist/ in nähester Erbschafft sol zugewarten haben. Dannoch gesezt/ sie
seyn keine Fürsten/ kan ihrer Manheit dadurch abgehen? Sie müssen ja zum wenigsten
Herren Standes seyn/ sonst würde der Hochmögende Römische Stathalter zu Padua/
Herrn Ladisla seine einige Tochter nicht verheyrahtet haben; über welcher Ehe sich doch
derselbe zum höchsten erfreuet. Man lasse aber auch dieses ungegläubet; ihr Herkommen
und Geblüt wird dem Feinde weder Schaden noch uns Vortel tuhn. Nun möchte ich
gerne wissen/ aus was Ursachen Fürst Gobares dieser beyder Fürsten Verstand und Er-
fahrenheit in Zweifel zeuhet; Wegen ihrer Jugend? Ja/ ich gestehe/ daß Jugend insge-
mein unverständig ist/ aber doch nicht allemahl/ noch bey allen/ und müste trauen dar-
getahn werden/ ob man in gestriger langwieriger Geselschafft ihrer einen unverständi-
ger/ als andere anwesende (verzeihet mir/ ihr meine Gnn. Fürsten) hätte reden hören;

ich

Vierdes Buch.
ich zwar dieſer beyder jungen Fuͤrſten und teuren Helden in etwas Kundſchafft/ als der ich
ihre Tapfferkeit verſuchet; aber mein freundlicher lieber Oheim Herr Pharnabazus wiꝛd
davon beſſere Zeugniß ablegen/ welchen ich bey ſeinen Ritterlichen Ehren und redlichem
Nahmen ermahne/ denen nichts zu liebe noch zu leide/ ſondern die reine nackete Warheit
vorzubringen. Gobares wolte zwiſchen einreden/ aber Artaxerxes eꝛinnerte ihn/ ihm ſtuͤnde
ſolches nicht zu/ biß die Reihe ihn wieder traͤffe. Daher ſtund Pharnabazus auf von ſeiner
Stelle/ und fing alſo an: Durchleuchtigſte Fuͤrſten/ Gnaͤdige Herren; nachdem anjetzo ich
gnaͤdigen Befehl unter der allerhoͤchſten Ermahnung/ empfangen/ es der Durchleuchtig-
ſten Fuͤrſten und Helden/ Herrn Herkules/ und Herrn Ludiſla Ehren-rettung auch erfo-
dert/ daß ich auſſer der Ordnung reden ſol und muß/ wird verhoffentlich von niemand ge-
tadelt werden (es muͤſte dann ein Feind der Warheit ſeyn) wann ich ſchuldigen Gehorſam
leiſte; Der Fuͤrſt von Suſa/ Herr Gobares/ haͤlt die jezt hochgedachte beyden Fuͤrſten/
Herꝛn Herkules und Herrn Ladiſla/ ſehr ſchwerer Sachen verdaͤchtig/ indem er anfangs
ihren Fuͤrſtlichen Stand/ hernach ihren Verſtand und Erfahrenheit/ weiters ihre Man-
heit/ und endlich ihre Auffrichtigkeit und Traͤue in Zweifel zihet. Nun wil mit hochgedach-
tem Fürſten von Suſa mich deßwegen eben nicht in Streitigkeit einlaſſen/ wie wenig ichs
auch zuverantworten weiß/ daß in meiner Anweſenheit ihren ehrlichen Nahmen ich ſolte
kraͤnken laſſen; dann weil ich hoffe/ Fürſt Gobares habe keinen Willen ſie zubeleidigen/ ſon-
dern ſeine Furcht/ die aus Unwiſſenheit herrühret/ anzuzeigen/ werde ich bloß nur einſüh-
ren/ wie ungütlich dieſen beyden Herren durch ſo ſchwere Auflagen geſchihet/ welche wider
zehn Ritter zugleich mit dem Schwerte abzutreiben/ ſie ſich nicht ſcheuhen würdẽ. Betref-
fend ihren Fürſtlichen Stand/ iſt ihnen nichts ſo ſehr zuwider/ als daß er mir und andern
ohngefehr kund getahn iſt/ welchen ſie in dieſen Laͤndern nimmermehr ſolcher geſtalt würdẽ
offenbahret haben. Daß aber ſie vermoͤgene Fürſten ſind/ zeigen die groſſen Gelder und
treffliche Kleinot/ welche ſie in dieſe Landſchafft mit ſich geführet. Doch was hilfft michs/
dieſen Beweißtuhm zugebrauchen? Dann ein Verleumder koͤnte ſprechen/ ich ſuchte das
Fürſtliche Blut mit Gelde zubehaͤupten; Zeige demnach an/ daß die Koͤnigliche Boͤhmi-
ſche Geſanten ich mit meinen Augen mehr dann einmahl zu Padua geſehen/ welche ihren
Koͤnig Ladiſla zu ſeiner Kron foderten. Iſt nun dieſer ein Koͤnig/ warumb iſt dann ſein
Geſelle minder/ welchen er doch faſt mehr ehret als liebet; er auch ein ungleich groͤſſer
Reich/ als Boͤhmen iſt/ in naͤheſter Erbſchafft ſol zugewarten haben. Dannoch geſezt/ ſie
ſeyn keine Fuͤrſten/ kan ihrer Manheit dadurch abgehen? Sie muͤſſen ja zum wenigſten
Herren Standes ſeyn/ ſonſt wuͤrde der Hochmoͤgende Roͤmiſche Stathalter zu Padua/
Herrn Ladiſla ſeine einige Tochter nicht verheyrahtet haben; uͤber welcher Ehe ſich doch
derſelbe zum hoͤchſten erfreuet. Man laſſe aber auch dieſes ungeglaͤubet; ihr Herkommen
und Gebluͤt wird dem Feinde weder Schaden noch uns Vortel tuhn. Nun moͤchte ich
gerne wiſſen/ aus was Urſachen Fuͤrſt Gobares dieſer beyder Fuͤrſten Verſtand und Er-
fahrenheit in Zweifel zeuhet; Wegen ihrer Jugend? Ja/ ich geſtehe/ daß Jugend insge-
mein unverſtaͤndig iſt/ aber doch nicht allemahl/ noch bey allen/ und muͤſte trauen dar-
getahn werden/ ob man in geſtriger langwieriger Geſelſchafft ihrer einen unverſtaͤndi-
ger/ als andere anweſende (verzeihet mir/ ihr meine Gnn. Fuͤrſten) haͤtte reden hoͤren;

ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0828" n="790"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
ich zwar die&#x017F;er beyder jungen Fu&#x0364;r&#x017F;ten und teuren Helden in etwas Kund&#x017F;chafft/ als der ich<lb/>
ihre Tapfferkeit ver&#x017F;uchet; aber mein freundlicher lieber Oheim Herr Pharnabazus wi&#xA75B;d<lb/>
davon be&#x017F;&#x017F;ere Zeugniß ablegen/ welchen ich bey &#x017F;einen Ritterlichen Ehren und redlichem<lb/>
Nahmen ermahne/ denen nichts zu liebe noch zu leide/ &#x017F;ondern die reine nackete Warheit<lb/>
vorzubringen. Gobares wolte zwi&#x017F;chen einreden/ aber Artaxerxes e&#xA75B;innerte ihn/ ihm &#x017F;tu&#x0364;nde<lb/>
&#x017F;olches nicht zu/ biß die Reihe ihn wieder tra&#x0364;ffe. Daher &#x017F;tund Pharnabazus auf von &#x017F;einer<lb/>
Stelle/ und fing al&#x017F;o an: Durchleuchtig&#x017F;te Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ Gna&#x0364;dige Herren; nachdem anjetzo ich<lb/>
gna&#x0364;digen Befehl unter der allerho&#x0364;ch&#x017F;ten Ermahnung/ empfangen/ es der Durchleuchtig-<lb/>
&#x017F;ten Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Helden/ Herrn Herkules/ und Herrn Ludi&#x017F;la Ehren-rettung auch erfo-<lb/>
dert/ daß ich au&#x017F;&#x017F;er der Ordnung reden &#x017F;ol und muß/ wird verhoffentlich von niemand ge-<lb/>
tadelt werden (es mu&#x0364;&#x017F;te dann ein Feind der Warheit &#x017F;eyn) wann ich &#x017F;chuldigen Gehor&#x017F;am<lb/>
lei&#x017F;te; Der Fu&#x0364;r&#x017F;t von Su&#x017F;a/ Herr Gobares/ ha&#x0364;lt die jezt hochgedachte beyden Fu&#x0364;r&#x017F;ten/<lb/>
Her&#xA75B;n Herkules und Herrn Ladi&#x017F;la/ &#x017F;ehr &#x017F;chwerer Sachen verda&#x0364;chtig/ indem er anfangs<lb/>
ihren Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Stand/ hernach ihren Ver&#x017F;tand und Erfahrenheit/ weiters ihre Man-<lb/>
heit/ und endlich ihre Auffrichtigkeit und Tra&#x0364;ue in Zweifel zihet. Nun wil mit hochgedach-<lb/>
tem Für&#x017F;ten von Su&#x017F;a mich deßwegen eben nicht in Streitigkeit einla&#x017F;&#x017F;en/ wie wenig ichs<lb/>
auch zuverantworten weiß/ daß in meiner Anwe&#x017F;enheit ihren ehrlichen Nahmen ich &#x017F;olte<lb/>
kra&#x0364;nken la&#x017F;&#x017F;en; dann weil ich hoffe/ Für&#x017F;t Gobares habe keinen Willen &#x017F;ie zubeleidigen/ &#x017F;on-<lb/>
dern &#x017F;eine Furcht/ die aus Unwi&#x017F;&#x017F;enheit herrühret/ anzuzeigen/ werde ich bloß nur ein&#x017F;üh-<lb/>
ren/ wie ungütlich die&#x017F;en beyden Herren durch &#x017F;o &#x017F;chwere Auflagen ge&#x017F;chihet/ welche wider<lb/>
zehn Ritter zugleich mit dem Schwerte abzutreiben/ &#x017F;ie &#x017F;ich nicht &#x017F;cheuhen würde&#x0303;. Betref-<lb/>
fend ihren Für&#x017F;tlichen Stand/ i&#x017F;t ihnen nichts &#x017F;o &#x017F;ehr zuwider/ als daß er mir und andern<lb/>
ohngefehr kund getahn i&#x017F;t/ welchen &#x017F;ie in die&#x017F;en La&#x0364;ndern nimmermehr &#x017F;olcher ge&#x017F;talt würde&#x0303;<lb/>
offenbahret haben. Daß aber &#x017F;ie vermo&#x0364;gene Für&#x017F;ten &#x017F;ind/ zeigen die gro&#x017F;&#x017F;en Gelder und<lb/>
treffliche Kleinot/ welche &#x017F;ie in die&#x017F;e Land&#x017F;chafft mit &#x017F;ich geführet. Doch was hilfft michs/<lb/>
die&#x017F;en Beweißtuhm zugebrauchen? Dann ein Verleumder ko&#x0364;nte &#x017F;prechen/ ich &#x017F;uchte das<lb/>
Für&#x017F;tliche Blut mit Gelde zubeha&#x0364;upten; Zeige demnach an/ daß die Ko&#x0364;nigliche Bo&#x0364;hmi-<lb/>
&#x017F;che Ge&#x017F;anten ich mit meinen Augen mehr dann einmahl zu Padua ge&#x017F;ehen/ welche ihren<lb/>
Ko&#x0364;nig Ladi&#x017F;la zu &#x017F;einer Kron foderten. I&#x017F;t nun die&#x017F;er ein Ko&#x0364;nig/ warumb i&#x017F;t dann &#x017F;ein<lb/>
Ge&#x017F;elle minder/ welchen er doch fa&#x017F;t mehr ehret als liebet; er auch ein ungleich gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Reich/ als Bo&#x0364;hmen i&#x017F;t/ in na&#x0364;he&#x017F;ter Erb&#x017F;chafft &#x017F;ol zugewarten haben. Dannoch ge&#x017F;ezt/ &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;eyn keine Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ kan ihrer Manheit dadurch abgehen? Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ja zum wenig&#x017F;ten<lb/>
Herren Standes &#x017F;eyn/ &#x017F;on&#x017F;t wu&#x0364;rde der Hochmo&#x0364;gende Ro&#x0364;mi&#x017F;che Stathalter zu Padua/<lb/>
Herrn Ladi&#x017F;la &#x017F;eine einige Tochter nicht verheyrahtet haben; u&#x0364;ber welcher Ehe &#x017F;ich doch<lb/>
der&#x017F;elbe zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten erfreuet. Man la&#x017F;&#x017F;e aber auch die&#x017F;es ungegla&#x0364;ubet; ihr Herkommen<lb/>
und Geblu&#x0364;t wird dem Feinde weder Schaden noch uns Vortel tuhn. Nun mo&#x0364;chte ich<lb/>
gerne wi&#x017F;&#x017F;en/ aus was Ur&#x017F;achen Fu&#x0364;r&#x017F;t Gobares die&#x017F;er beyder Fu&#x0364;r&#x017F;ten Ver&#x017F;tand und Er-<lb/>
fahrenheit in Zweifel zeuhet; Wegen ihrer Jugend? Ja/ ich ge&#x017F;tehe/ daß Jugend insge-<lb/>
mein unver&#x017F;ta&#x0364;ndig i&#x017F;t/ aber doch nicht allemahl/ noch bey allen/ und mu&#x0364;&#x017F;te trauen dar-<lb/>
getahn werden/ ob man in ge&#x017F;triger langwieriger Ge&#x017F;el&#x017F;chafft ihrer einen unver&#x017F;ta&#x0364;ndi-<lb/>
ger/ als andere anwe&#x017F;ende (verzeihet mir/ ihr meine Gnn. Fu&#x0364;r&#x017F;ten) ha&#x0364;tte reden ho&#x0364;ren;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[790/0828] Vierdes Buch. ich zwar dieſer beyder jungen Fuͤrſten und teuren Helden in etwas Kundſchafft/ als der ich ihre Tapfferkeit verſuchet; aber mein freundlicher lieber Oheim Herr Pharnabazus wiꝛd davon beſſere Zeugniß ablegen/ welchen ich bey ſeinen Ritterlichen Ehren und redlichem Nahmen ermahne/ denen nichts zu liebe noch zu leide/ ſondern die reine nackete Warheit vorzubringen. Gobares wolte zwiſchen einreden/ aber Artaxerxes eꝛinnerte ihn/ ihm ſtuͤnde ſolches nicht zu/ biß die Reihe ihn wieder traͤffe. Daher ſtund Pharnabazus auf von ſeiner Stelle/ und fing alſo an: Durchleuchtigſte Fuͤrſten/ Gnaͤdige Herren; nachdem anjetzo ich gnaͤdigen Befehl unter der allerhoͤchſten Ermahnung/ empfangen/ es der Durchleuchtig- ſten Fuͤrſten und Helden/ Herrn Herkules/ und Herrn Ludiſla Ehren-rettung auch erfo- dert/ daß ich auſſer der Ordnung reden ſol und muß/ wird verhoffentlich von niemand ge- tadelt werden (es muͤſte dann ein Feind der Warheit ſeyn) wann ich ſchuldigen Gehorſam leiſte; Der Fuͤrſt von Suſa/ Herr Gobares/ haͤlt die jezt hochgedachte beyden Fuͤrſten/ Herꝛn Herkules und Herrn Ladiſla/ ſehr ſchwerer Sachen verdaͤchtig/ indem er anfangs ihren Fuͤrſtlichen Stand/ hernach ihren Verſtand und Erfahrenheit/ weiters ihre Man- heit/ und endlich ihre Auffrichtigkeit und Traͤue in Zweifel zihet. Nun wil mit hochgedach- tem Fürſten von Suſa mich deßwegen eben nicht in Streitigkeit einlaſſen/ wie wenig ichs auch zuverantworten weiß/ daß in meiner Anweſenheit ihren ehrlichen Nahmen ich ſolte kraͤnken laſſen; dann weil ich hoffe/ Fürſt Gobares habe keinen Willen ſie zubeleidigen/ ſon- dern ſeine Furcht/ die aus Unwiſſenheit herrühret/ anzuzeigen/ werde ich bloß nur einſüh- ren/ wie ungütlich dieſen beyden Herren durch ſo ſchwere Auflagen geſchihet/ welche wider zehn Ritter zugleich mit dem Schwerte abzutreiben/ ſie ſich nicht ſcheuhen würdẽ. Betref- fend ihren Fürſtlichen Stand/ iſt ihnen nichts ſo ſehr zuwider/ als daß er mir und andern ohngefehr kund getahn iſt/ welchen ſie in dieſen Laͤndern nimmermehr ſolcher geſtalt würdẽ offenbahret haben. Daß aber ſie vermoͤgene Fürſten ſind/ zeigen die groſſen Gelder und treffliche Kleinot/ welche ſie in dieſe Landſchafft mit ſich geführet. Doch was hilfft michs/ dieſen Beweißtuhm zugebrauchen? Dann ein Verleumder koͤnte ſprechen/ ich ſuchte das Fürſtliche Blut mit Gelde zubehaͤupten; Zeige demnach an/ daß die Koͤnigliche Boͤhmi- ſche Geſanten ich mit meinen Augen mehr dann einmahl zu Padua geſehen/ welche ihren Koͤnig Ladiſla zu ſeiner Kron foderten. Iſt nun dieſer ein Koͤnig/ warumb iſt dann ſein Geſelle minder/ welchen er doch faſt mehr ehret als liebet; er auch ein ungleich groͤſſer Reich/ als Boͤhmen iſt/ in naͤheſter Erbſchafft ſol zugewarten haben. Dannoch geſezt/ ſie ſeyn keine Fuͤrſten/ kan ihrer Manheit dadurch abgehen? Sie muͤſſen ja zum wenigſten Herren Standes ſeyn/ ſonſt wuͤrde der Hochmoͤgende Roͤmiſche Stathalter zu Padua/ Herrn Ladiſla ſeine einige Tochter nicht verheyrahtet haben; uͤber welcher Ehe ſich doch derſelbe zum hoͤchſten erfreuet. Man laſſe aber auch dieſes ungeglaͤubet; ihr Herkommen und Gebluͤt wird dem Feinde weder Schaden noch uns Vortel tuhn. Nun moͤchte ich gerne wiſſen/ aus was Urſachen Fuͤrſt Gobares dieſer beyder Fuͤrſten Verſtand und Er- fahrenheit in Zweifel zeuhet; Wegen ihrer Jugend? Ja/ ich geſtehe/ daß Jugend insge- mein unverſtaͤndig iſt/ aber doch nicht allemahl/ noch bey allen/ und muͤſte trauen dar- getahn werden/ ob man in geſtriger langwieriger Geſelſchafft ihrer einen unverſtaͤndi- ger/ als andere anweſende (verzeihet mir/ ihr meine Gnn. Fuͤrſten) haͤtte reden hoͤren; ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/828
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/828>, abgerufen am 22.12.2024.