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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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terschiedlichen Arten vorgestellet hat/ deren eine oder andere wir uns ausser allem zweifel zu
unsers Kriegsheers Unterhalt werden zugebrauchen haben. Von den beyden zuerst ange-
regten Mitteln wil ich nichts wiederholen/ dann ich stimme damit allerdinge überein. Das
übrige aber werde ich müssen auff die Wage der Vernunfft legen/ und Euren Liebden inge-
samt/ etwas reifflicher zubeobachten vorstellen/ insonderheit/ weil ich handgreiflich sehe und
fühle/ daß mein Oheim solches aus keiner andern Andacht vorgetragen hat/ als daß solcher
Wahn/ dem sein Herz nie beygepflichtet/ von einem andern/ als ihm selbst möchte zu grunde
gerichtet werden/ welches er selbst am besten und beständigsten hätte leisten können. Wie
sollen wirs dann anschlagen/ O ihr Väter des Vaterlandes/ daß unsere Kriegsmacht in
gutem Wesen und Wolstande erhalten werde? Oder daß ich dem Hauptziel nahe gnug
trete; Woher nehmen wir Geld/ Brod/ Kleider/ Waffen/ vor unsere Kriegsleute/ und Fut-
ter vor ihre Pferde? Aedelman/ Bürger und Baur sollens durch ungewöhnliche Schat-
zungen hergeben/ von denen wollen wirs durch Kriegszwang loßkeltern/ und zwar unter
dem Schein/ es geschehe alles zu ihrem besten/ und seyn sie schuldig und gehalten/ es willig
ausfolgen zulassen/ nicht als ihr eigenes/ sondern als unser gehöriges; so daß es ihnen nütz-
licher sey/ solches zuverlieren/ als zu behalten; ja daß sie durch solchen Verlust geschikter ge-
macht werden/ wider den Feind zugehen/ als sie sonst nicht tuhn würden/ weil ihnen ihr
Reichtuhmschädlicher als nüzlich sey. Also lautets in Warheit/ nach kurzen Worten/ was
mit verblümter Rede angeführet ist. Aber mein geliebter Herr Oheim/ Fürst Menapis;
Ist diß eures Herzen ernstliche Beichte? Warumb habt ihr dann biß an diesen Tag mit
euren Untertahnen so gar das Widerspiel getrieben? Warumb habt ihr so mannichen un-
gerechten Beamten lassen auffknüpffen: wann dieselben/ daß sie die Untertahnen übersetzt
hatten/ überzeuget wurden? Und erinnert ihr euch nicht eures Leib Spruches? Principis
gloria in fubditorum divitiis confistit
. Eines Fürsten Preiß und Ruhm bestehet in seiner Unter-
tahnen Reichtuhm oder Wolstande. Ist demnach unmöglich/ daß ihr auff andere weise/ als
zum Versuch/ eure Rede vorgebracht/ nur daß ihr denen eure Zunge leihen möchtet/ denen
euer Herz Himmelweit entfernet ist; wiewol nicht aus argem Vorsatze/ sondern die
Schädligkeit solches unwesens uns desto klarer vorzumahlen/ welches sonst kein ander
so füglich würde haben verrichten können. Ja was habt ihr durch eure Zwischen-Rede
anders gewolt/ als daß ihr mich ausgefodert/ euer ertichtetes Vorbringen/ welches euch
selbst abscheulicher ist/ als unser keinem/ zuwiderlegen? Wolan/ ich bin eurer Liebe viel ein
mehres schuldig/ darumb wegere ich mich nicht/ euch zugehorsamen; nur bitte ich/ die übri-
ge anwesende Durchll. Fürsten wollen an meinem Vorbringen/ welches ich vor einen lau-
teren Uberfluß achte/ kein Mißfallen tragen. So habe nun anfangs vernommen/ es werde
uns schr nöhtig und nüzlich seyn/ daß wir umb vermuhtlichen künftigen Unfalls willen/ un-
sere Schatzkammer verschonen. Die Götter werden von unserm heiligen und gerechten
Vornehmen solchen Unfall gnädig abwenden. Doch er möchte erfolgen/ weil es nicht un-
möglich ist; Muß dann unser erstes und vornehmstes seyn/ daß wir unsern Eigen-nutzen/
welcher mit dem gemeinen besten nichts zuschaffen hat/ vor allem andern aus/ fest setzen?
Trauen/ wer also gesinnet ist/ wird vor des Kriegs anfang seine Gelder über Meer nach
Rom in sicherheit bringen müssen. Ich wil mich hieselbst nicht lange auffhalten/ sondern

gebe

Vierdes Buch.
terſchiedlichen Arten vorgeſtellet hat/ deren eine oder andere wir uns auſſer allem zweifel zu
unſers Kriegsheers Unterhalt werden zugebrauchen haben. Von den beyden zuerſt ange-
regten Mitteln wil ich nichts wiederholen/ dann ich ſtimme damit allerdinge uͤberein. Das
uͤbrige aber werde ich muͤſſen auff die Wage der Vernunfft legen/ und Euren Liebden inge-
ſamt/ etwas reifflicher zubeobachten vorſtellen/ inſonderheit/ weil ich handgreiflich ſehe und
fuͤhle/ daß mein Oheim ſolches aus keiner andern Andacht vorgetragen hat/ als daß ſolcheꝛ
Wahn/ dem ſein Herz nie beygepflichtet/ von einem andern/ als ihm ſelbſt moͤchte zu grunde
gerichtet werden/ welches er ſelbſt am beſten und beſtaͤndigſten haͤtte leiſten koͤnnen. Wie
ſollen wirs dann anſchlagen/ O ihr Vaͤter des Vaterlandes/ daß unſere Kriegsmacht in
gutem Weſen und Wolſtande erhalten werde? Oder daß ich dem Hauptziel nahe gnug
trete; Woher nehmen wir Geld/ Brod/ Kleider/ Waffen/ vor unſere Kꝛiegsleute/ und Fut-
ter vor ihre Pferde? Aedelman/ Buͤrger und Baur ſollens durch ungewoͤhnliche Schat-
zungen hergeben/ von denen wollen wirs durch Kriegszwang loßkeltern/ und zwar unter
dem Schein/ es geſchehe alles zu ihrem beſten/ und ſeyn ſie ſchuldig und gehalten/ es willig
ausfolgen zulaſſen/ nicht als ihr eigenes/ ſondern als unſer gehoͤriges; ſo daß es ihnen nuͤtz-
licher ſey/ ſolches zuverlieren/ als zu behalten; ja daß ſie durch ſolchen Verluſt geſchikter ge-
macht werden/ wider den Feind zugehen/ als ſie ſonſt nicht tuhn wuͤrden/ weil ihnen ihr
Reichtuhmſchaͤdlicher als nuͤzlich ſey. Alſo lautets in Warheit/ nach kurzen Worten/ was
mit verbluͤmter Rede angefuͤhret iſt. Aber mein geliebter Herr Oheim/ Fürſt Menapis;
Iſt diß eures Herzen ernſtliche Beichte? Warumb habt ihr dann biß an dieſen Tag mit
euren Untertahnen ſo gar das Widerſpiel getrieben? Warumb habt ihr ſo mannichen un-
gerechten Beamten laſſen auffknuͤpffen: wann dieſelben/ daß ſie die Untertahnen uͤberſetzt
hatten/ uͤberzeuget wurden? Und erinnert ihr euch nicht eures Leib Spruches? Principis
gloria in fubditorum divitiis confiſtit
. Eines Fuͤrſten Preiß und Ruhm beſtehet in ſeiner Unter-
tahnen Reichtuhm oder Wolſtande. Iſt demnach unmoͤglich/ daß ihr auff andere weiſe/ als
zum Verſuch/ eure Rede vorgebracht/ nur daß ihr denen eure Zunge leihen moͤchtet/ denen
euer Herz Himmelweit entfernet iſt; wiewol nicht aus argem Vorſatze/ ſondern die
Schaͤdligkeit ſolches unweſens uns deſto klarer vorzumahlen/ welches ſonſt kein ander
ſo fuͤglich wuͤrde haben verrichten koͤnnen. Ja was habt ihr durch eure Zwiſchen-Rede
anders gewolt/ als daß ihr mich ausgefodert/ euer ertichtetes Vorbringen/ welches euch
ſelbſt abſcheulicher iſt/ als unſer keinem/ zuwiderlegen? Wolan/ ich bin eurer Liebe viel ein
mehres ſchuldig/ darumb wegere ich mich nicht/ euch zugehorſamen; nur bitte ich/ die übꝛi-
ge anweſende Durchll. Fürſten wollen an meinem Vorbringen/ welches ich vor einen lau-
teren Uberfluß achte/ kein Mißfallen tragen. So habe nun anfangs vernommen/ es werde
uns ſchr noͤhtig und nüzlich ſeyn/ daß wiꝛ umb vermuhtlichen künftigen Unfalls willen/ un-
ſere Schatzkammer verſchonen. Die Goͤtter werden von unſerm heiligen und gerechten
Vornehmen ſolchen Unfall gnaͤdig abwenden. Doch er moͤchte erfolgen/ weil es nicht un-
moͤglich iſt; Muß dann unſer erſtes und vornehmſtes ſeyn/ daß wir unſern Eigen-nutzen/
welcher mit dem gemeinen beſten nichts zuſchaffen hat/ vor allem andern aus/ feſt ſetzen?
Trauen/ wer alſo geſinnet iſt/ wird vor des Kriegs anfang ſeine Gelder uͤber Meer nach
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/816>, abgerufen am 22.12.2024.