Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
terschiedlichen Arten vorgestellet hat/ deren eine oder andere wir uns ausser allem zweifel zu
unsers Kriegsheers Unterhalt werden zugebrauchen haben. Von den beyden zuerst ange-
regten Mitteln wil ich nichts wiederholen/ dann ich stimme damit allerdinge überein. Das
übrige aber werde ich müssen auff die Wage der Vernunfft legen/ und Euren Liebden inge-
samt/ etwas reifflicher zubeobachten vorstellen/ insonderheit/ weil ich handgreiflich sehe und
fühle/ daß mein Oheim solches aus keiner andern Andacht vorgetragen hat/ als daß solcher
Wahn/ dem sein Herz nie beygepflichtet/ von einem andern/ als ihm selbst möchte zu grunde
gerichtet werden/ welches er selbst am besten und beständigsten hätte leisten können. Wie
sollen wirs dann anschlagen/ O ihr Väter des Vaterlandes/ daß unsere Kriegsmacht in
gutem Wesen und Wolstande erhalten werde? Oder daß ich dem Hauptziel nahe gnug
trete; Woher nehmen wir Geld/ Brod/ Kleider/ Waffen/ vor unsere Kriegsleute/ und Fut-
ter vor ihre Pferde? Aedelman/ Bürger und Baur sollens durch ungewöhnliche Schat-
zungen hergeben/ von denen wollen wirs durch Kriegszwang loßkeltern/ und zwar unter
dem Schein/ es geschehe alles zu ihrem besten/ und seyn sie schuldig und gehalten/ es willig
ausfolgen zulassen/ nicht als ihr eigenes/ sondern als unser gehöriges; so daß es ihnen nütz-
licher sey/ solches zuverlieren/ als zu behalten; ja daß sie durch solchen Verlust geschikter ge-
macht werden/ wider den Feind zugehen/ als sie sonst nicht tuhn würden/ weil ihnen ihr
Reichtuhmschädlicher als nüzlich sey. Also lautets in Warheit/ nach kurzen Worten/ was
mit verblümter Rede angeführet ist. Aber mein geliebter Herr Oheim/ Fürst Menapis;
Ist diß eures Herzen ernstliche Beichte? Warumb habt ihr dann biß an diesen Tag mit
euren Untertahnen so gar das Widerspiel getrieben? Warumb habt ihr so mannichen un-
gerechten Beamten lassen auffknüpffen: wann dieselben/ daß sie die Untertahnen übersetzt
hatten/ überzeuget wurden? Und erinnert ihr euch nicht eures Leib Spruches? Principis
gloria in fubditorum divitiis confistit
. Eines Fürsten Preiß und Ruhm bestehet in seiner Unter-
tahnen Reichtuhm oder Wolstande. Ist demnach unmöglich/ daß ihr auff andere weise/ als
zum Versuch/ eure Rede vorgebracht/ nur daß ihr denen eure Zunge leihen möchtet/ denen
euer Herz Himmelweit entfernet ist; wiewol nicht aus argem Vorsatze/ sondern die
Schädligkeit solches unwesens uns desto klarer vorzumahlen/ welches sonst kein ander
so füglich würde haben verrichten können. Ja was habt ihr durch eure Zwischen-Rede
anders gewolt/ als daß ihr mich ausgefodert/ euer ertichtetes Vorbringen/ welches euch
selbst abscheulicher ist/ als unser keinem/ zuwiderlegen? Wolan/ ich bin eurer Liebe viel ein
mehres schuldig/ darumb wegere ich mich nicht/ euch zugehorsamen; nur bitte ich/ die übri-
ge anwesende Durchll. Fürsten wollen an meinem Vorbringen/ welches ich vor einen lau-
teren Uberfluß achte/ kein Mißfallen tragen. So habe nun anfangs vernommen/ es werde
uns schr nöhtig und nüzlich seyn/ daß wir umb vermuhtlichen künftigen Unfalls willen/ un-
sere Schatzkammer verschonen. Die Götter werden von unserm heiligen und gerechten
Vornehmen solchen Unfall gnädig abwenden. Doch er möchte erfolgen/ weil es nicht un-
möglich ist; Muß dann unser erstes und vornehmstes seyn/ daß wir unsern Eigen-nutzen/
welcher mit dem gemeinen besten nichts zuschaffen hat/ vor allem andern aus/ fest setzen?
Trauen/ wer also gesinnet ist/ wird vor des Kriegs anfang seine Gelder über Meer nach
Rom in sicherheit bringen müssen. Ich wil mich hieselbst nicht lange auffhalten/ sondern

gebe

Vierdes Buch.
terſchiedlichen Arten vorgeſtellet hat/ deren eine oder andere wir uns auſſer allem zweifel zu
unſers Kriegsheers Unterhalt werden zugebrauchen haben. Von den beyden zuerſt ange-
regten Mitteln wil ich nichts wiederholen/ dann ich ſtimme damit allerdinge uͤberein. Das
uͤbrige aber werde ich muͤſſen auff die Wage der Vernunfft legen/ und Euren Liebden inge-
ſamt/ etwas reifflicher zubeobachten vorſtellen/ inſonderheit/ weil ich handgreiflich ſehe und
fuͤhle/ daß mein Oheim ſolches aus keiner andern Andacht vorgetragen hat/ als daß ſolcheꝛ
Wahn/ dem ſein Herz nie beygepflichtet/ von einem andern/ als ihm ſelbſt moͤchte zu grunde
gerichtet werden/ welches er ſelbſt am beſten und beſtaͤndigſten haͤtte leiſten koͤnnen. Wie
ſollen wirs dann anſchlagen/ O ihr Vaͤter des Vaterlandes/ daß unſere Kriegsmacht in
gutem Weſen und Wolſtande erhalten werde? Oder daß ich dem Hauptziel nahe gnug
trete; Woher nehmen wir Geld/ Brod/ Kleider/ Waffen/ vor unſere Kꝛiegsleute/ und Fut-
ter vor ihre Pferde? Aedelman/ Buͤrger und Baur ſollens durch ungewoͤhnliche Schat-
zungen hergeben/ von denen wollen wirs durch Kriegszwang loßkeltern/ und zwar unter
dem Schein/ es geſchehe alles zu ihrem beſten/ und ſeyn ſie ſchuldig und gehalten/ es willig
ausfolgen zulaſſen/ nicht als ihr eigenes/ ſondern als unſer gehoͤriges; ſo daß es ihnen nuͤtz-
licher ſey/ ſolches zuverlieren/ als zu behalten; ja daß ſie durch ſolchen Verluſt geſchikter ge-
macht werden/ wider den Feind zugehen/ als ſie ſonſt nicht tuhn wuͤrden/ weil ihnen ihr
Reichtuhmſchaͤdlicher als nuͤzlich ſey. Alſo lautets in Warheit/ nach kurzen Worten/ was
mit verbluͤmter Rede angefuͤhret iſt. Aber mein geliebter Herr Oheim/ Fürſt Menapis;
Iſt diß eures Herzen ernſtliche Beichte? Warumb habt ihr dann biß an dieſen Tag mit
euren Untertahnen ſo gar das Widerſpiel getrieben? Warumb habt ihr ſo mannichen un-
gerechten Beamten laſſen auffknuͤpffen: wann dieſelben/ daß ſie die Untertahnen uͤberſetzt
hatten/ uͤberzeuget wurden? Und erinnert ihr euch nicht eures Leib Spruches? Principis
gloria in fubditorum divitiis confiſtit
. Eines Fuͤrſten Preiß und Ruhm beſtehet in ſeiner Unter-
tahnen Reichtuhm oder Wolſtande. Iſt demnach unmoͤglich/ daß ihr auff andere weiſe/ als
zum Verſuch/ eure Rede vorgebracht/ nur daß ihr denen eure Zunge leihen moͤchtet/ denen
euer Herz Himmelweit entfernet iſt; wiewol nicht aus argem Vorſatze/ ſondern die
Schaͤdligkeit ſolches unweſens uns deſto klarer vorzumahlen/ welches ſonſt kein ander
ſo fuͤglich wuͤrde haben verrichten koͤnnen. Ja was habt ihr durch eure Zwiſchen-Rede
anders gewolt/ als daß ihr mich ausgefodert/ euer ertichtetes Vorbringen/ welches euch
ſelbſt abſcheulicher iſt/ als unſer keinem/ zuwiderlegen? Wolan/ ich bin eurer Liebe viel ein
mehres ſchuldig/ darumb wegere ich mich nicht/ euch zugehorſamen; nur bitte ich/ die übꝛi-
ge anweſende Durchll. Fürſten wollen an meinem Vorbringen/ welches ich vor einen lau-
teren Uberfluß achte/ kein Mißfallen tragen. So habe nun anfangs vernommen/ es werde
uns ſchr noͤhtig und nüzlich ſeyn/ daß wiꝛ umb vermuhtlichen künftigen Unfalls willen/ un-
ſere Schatzkammer verſchonen. Die Goͤtter werden von unſerm heiligen und gerechten
Vornehmen ſolchen Unfall gnaͤdig abwenden. Doch er moͤchte erfolgen/ weil es nicht un-
moͤglich iſt; Muß dann unſer erſtes und vornehmſtes ſeyn/ daß wir unſern Eigen-nutzen/
welcher mit dem gemeinen beſten nichts zuſchaffen hat/ vor allem andern aus/ feſt ſetzen?
Trauen/ wer alſo geſinnet iſt/ wird vor des Kriegs anfang ſeine Gelder uͤber Meer nach
Rom in ſicherheit bringen muͤſſen. Ich wil mich hieſelbſt nicht lange auffhalten/ ſondern

gebe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0816" n="778"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
ter&#x017F;chiedlichen Arten vorge&#x017F;tellet hat/ deren eine oder andere wir uns au&#x017F;&#x017F;er allem zweifel zu<lb/>
un&#x017F;ers Kriegsheers Unterhalt werden zugebrauchen haben. Von den beyden zuer&#x017F;t ange-<lb/>
regten Mitteln wil ich nichts wiederholen/ dann ich &#x017F;timme damit allerdinge u&#x0364;berein. Das<lb/>
u&#x0364;brige aber werde ich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auff die Wage der Vernunfft legen/ und Euren Liebden inge-<lb/>
&#x017F;amt/ etwas reifflicher zubeobachten vor&#x017F;tellen/ in&#x017F;onderheit/ weil ich handgreiflich &#x017F;ehe und<lb/>
fu&#x0364;hle/ daß mein Oheim &#x017F;olches aus keiner andern Andacht vorgetragen hat/ als daß &#x017F;olche&#xA75B;<lb/>
Wahn/ dem &#x017F;ein Herz nie beygepflichtet/ von einem andern/ als ihm &#x017F;elb&#x017F;t mo&#x0364;chte zu grunde<lb/>
gerichtet werden/ welches er &#x017F;elb&#x017F;t am be&#x017F;ten und be&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;ten ha&#x0364;tte lei&#x017F;ten ko&#x0364;nnen. Wie<lb/>
&#x017F;ollen wirs dann an&#x017F;chlagen/ O ihr Va&#x0364;ter des Vaterlandes/ daß un&#x017F;ere Kriegsmacht in<lb/>
gutem We&#x017F;en und Wol&#x017F;tande erhalten werde? Oder daß ich dem Hauptziel nahe gnug<lb/>
trete; Woher nehmen wir Geld/ Brod/ Kleider/ Waffen/ vor un&#x017F;ere K&#xA75B;iegsleute/ und Fut-<lb/>
ter vor ihre Pferde? Aedelman/ Bu&#x0364;rger und Baur &#x017F;ollens durch ungewo&#x0364;hnliche Schat-<lb/>
zungen hergeben/ von denen wollen wirs durch Kriegszwang loßkeltern/ und zwar unter<lb/>
dem Schein/ es ge&#x017F;chehe alles zu ihrem be&#x017F;ten/ und &#x017F;eyn &#x017F;ie &#x017F;chuldig und gehalten/ es willig<lb/>
ausfolgen zula&#x017F;&#x017F;en/ nicht als ihr eigenes/ &#x017F;ondern als un&#x017F;er geho&#x0364;riges; &#x017F;o daß es ihnen nu&#x0364;tz-<lb/>
licher &#x017F;ey/ &#x017F;olches zuverlieren/ als zu behalten; ja daß &#x017F;ie durch &#x017F;olchen Verlu&#x017F;t ge&#x017F;chikter ge-<lb/>
macht werden/ wider den Feind zugehen/ als &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t nicht tuhn wu&#x0364;rden/ weil ihnen ihr<lb/>
Reichtuhm&#x017F;cha&#x0364;dlicher als nu&#x0364;zlich &#x017F;ey. Al&#x017F;o lautets in Warheit/ nach kurzen Worten/ was<lb/>
mit verblu&#x0364;mter Rede angefu&#x0364;hret i&#x017F;t. Aber mein geliebter Herr Oheim/ Für&#x017F;t Menapis;<lb/>
I&#x017F;t diß eures Herzen ern&#x017F;tliche Beichte? Warumb habt ihr dann biß an die&#x017F;en Tag mit<lb/>
euren Untertahnen &#x017F;o gar das Wider&#x017F;piel getrieben? Warumb habt ihr &#x017F;o mannichen un-<lb/>
gerechten Beamten la&#x017F;&#x017F;en auffknu&#x0364;pffen: wann die&#x017F;elben/ daß &#x017F;ie die Untertahnen u&#x0364;ber&#x017F;etzt<lb/>
hatten/ u&#x0364;berzeuget wurden? Und erinnert ihr euch nicht eures Leib Spruches? <hi rendition="#aq">Principis<lb/>
gloria in fubditorum divitiis confi&#x017F;tit</hi>. Eines Fu&#x0364;r&#x017F;ten Preiß und Ruhm be&#x017F;tehet in &#x017F;einer Unter-<lb/>
tahnen Reichtuhm oder Wol&#x017F;tande. I&#x017F;t demnach unmo&#x0364;glich/ daß ihr auff andere wei&#x017F;e/ als<lb/>
zum Ver&#x017F;uch/ eure Rede vorgebracht/ nur daß ihr denen eure Zunge leihen mo&#x0364;chtet/ denen<lb/>
euer Herz Himmelweit entfernet i&#x017F;t; wiewol nicht aus argem Vor&#x017F;atze/ &#x017F;ondern die<lb/>
Scha&#x0364;dligkeit &#x017F;olches unwe&#x017F;ens uns de&#x017F;to klarer vorzumahlen/ welches &#x017F;on&#x017F;t kein ander<lb/>
&#x017F;o fu&#x0364;glich wu&#x0364;rde haben verrichten ko&#x0364;nnen. Ja was habt ihr durch eure Zwi&#x017F;chen-Rede<lb/>
anders gewolt/ als daß ihr mich ausgefodert/ euer ertichtetes Vorbringen/ welches euch<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ab&#x017F;cheulicher i&#x017F;t/ als un&#x017F;er keinem/ zuwiderlegen? Wolan/ ich bin eurer Liebe viel ein<lb/>
mehres &#x017F;chuldig/ darumb wegere ich mich nicht/ euch zugehor&#x017F;amen; nur bitte ich/ die üb&#xA75B;i-<lb/>
ge anwe&#x017F;ende Durchll. Für&#x017F;ten wollen an meinem Vorbringen/ welches ich vor einen lau-<lb/>
teren Uberfluß achte/ kein Mißfallen tragen. So habe nun anfangs vernommen/ es werde<lb/>
uns &#x017F;chr no&#x0364;htig und nüzlich &#x017F;eyn/ daß wi&#xA75B; umb vermuhtlichen künftigen Unfalls willen/ un-<lb/>
&#x017F;ere Schatzkammer ver&#x017F;chonen. Die Go&#x0364;tter werden von un&#x017F;erm heiligen und gerechten<lb/>
Vornehmen &#x017F;olchen Unfall gna&#x0364;dig abwenden. Doch er mo&#x0364;chte erfolgen/ weil es nicht un-<lb/>
mo&#x0364;glich i&#x017F;t; Muß dann un&#x017F;er er&#x017F;tes und vornehm&#x017F;tes &#x017F;eyn/ daß wir un&#x017F;ern Eigen-nutzen/<lb/>
welcher mit dem gemeinen be&#x017F;ten nichts zu&#x017F;chaffen hat/ vor allem andern aus/ fe&#x017F;t &#x017F;etzen?<lb/>
Trauen/ wer al&#x017F;o ge&#x017F;innet i&#x017F;t/ wird vor des Kriegs anfang &#x017F;eine Gelder u&#x0364;ber Meer nach<lb/>
Rom in &#x017F;icherheit bringen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Ich wil mich hie&#x017F;elb&#x017F;t nicht lange auffhalten/ &#x017F;ondern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gebe</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[778/0816] Vierdes Buch. terſchiedlichen Arten vorgeſtellet hat/ deren eine oder andere wir uns auſſer allem zweifel zu unſers Kriegsheers Unterhalt werden zugebrauchen haben. Von den beyden zuerſt ange- regten Mitteln wil ich nichts wiederholen/ dann ich ſtimme damit allerdinge uͤberein. Das uͤbrige aber werde ich muͤſſen auff die Wage der Vernunfft legen/ und Euren Liebden inge- ſamt/ etwas reifflicher zubeobachten vorſtellen/ inſonderheit/ weil ich handgreiflich ſehe und fuͤhle/ daß mein Oheim ſolches aus keiner andern Andacht vorgetragen hat/ als daß ſolcheꝛ Wahn/ dem ſein Herz nie beygepflichtet/ von einem andern/ als ihm ſelbſt moͤchte zu grunde gerichtet werden/ welches er ſelbſt am beſten und beſtaͤndigſten haͤtte leiſten koͤnnen. Wie ſollen wirs dann anſchlagen/ O ihr Vaͤter des Vaterlandes/ daß unſere Kriegsmacht in gutem Weſen und Wolſtande erhalten werde? Oder daß ich dem Hauptziel nahe gnug trete; Woher nehmen wir Geld/ Brod/ Kleider/ Waffen/ vor unſere Kꝛiegsleute/ und Fut- ter vor ihre Pferde? Aedelman/ Buͤrger und Baur ſollens durch ungewoͤhnliche Schat- zungen hergeben/ von denen wollen wirs durch Kriegszwang loßkeltern/ und zwar unter dem Schein/ es geſchehe alles zu ihrem beſten/ und ſeyn ſie ſchuldig und gehalten/ es willig ausfolgen zulaſſen/ nicht als ihr eigenes/ ſondern als unſer gehoͤriges; ſo daß es ihnen nuͤtz- licher ſey/ ſolches zuverlieren/ als zu behalten; ja daß ſie durch ſolchen Verluſt geſchikter ge- macht werden/ wider den Feind zugehen/ als ſie ſonſt nicht tuhn wuͤrden/ weil ihnen ihr Reichtuhmſchaͤdlicher als nuͤzlich ſey. Alſo lautets in Warheit/ nach kurzen Worten/ was mit verbluͤmter Rede angefuͤhret iſt. Aber mein geliebter Herr Oheim/ Fürſt Menapis; Iſt diß eures Herzen ernſtliche Beichte? Warumb habt ihr dann biß an dieſen Tag mit euren Untertahnen ſo gar das Widerſpiel getrieben? Warumb habt ihr ſo mannichen un- gerechten Beamten laſſen auffknuͤpffen: wann dieſelben/ daß ſie die Untertahnen uͤberſetzt hatten/ uͤberzeuget wurden? Und erinnert ihr euch nicht eures Leib Spruches? Principis gloria in fubditorum divitiis confiſtit. Eines Fuͤrſten Preiß und Ruhm beſtehet in ſeiner Unter- tahnen Reichtuhm oder Wolſtande. Iſt demnach unmoͤglich/ daß ihr auff andere weiſe/ als zum Verſuch/ eure Rede vorgebracht/ nur daß ihr denen eure Zunge leihen moͤchtet/ denen euer Herz Himmelweit entfernet iſt; wiewol nicht aus argem Vorſatze/ ſondern die Schaͤdligkeit ſolches unweſens uns deſto klarer vorzumahlen/ welches ſonſt kein ander ſo fuͤglich wuͤrde haben verrichten koͤnnen. Ja was habt ihr durch eure Zwiſchen-Rede anders gewolt/ als daß ihr mich ausgefodert/ euer ertichtetes Vorbringen/ welches euch ſelbſt abſcheulicher iſt/ als unſer keinem/ zuwiderlegen? Wolan/ ich bin eurer Liebe viel ein mehres ſchuldig/ darumb wegere ich mich nicht/ euch zugehorſamen; nur bitte ich/ die übꝛi- ge anweſende Durchll. Fürſten wollen an meinem Vorbringen/ welches ich vor einen lau- teren Uberfluß achte/ kein Mißfallen tragen. So habe nun anfangs vernommen/ es werde uns ſchr noͤhtig und nüzlich ſeyn/ daß wiꝛ umb vermuhtlichen künftigen Unfalls willen/ un- ſere Schatzkammer verſchonen. Die Goͤtter werden von unſerm heiligen und gerechten Vornehmen ſolchen Unfall gnaͤdig abwenden. Doch er moͤchte erfolgen/ weil es nicht un- moͤglich iſt; Muß dann unſer erſtes und vornehmſtes ſeyn/ daß wir unſern Eigen-nutzen/ welcher mit dem gemeinen beſten nichts zuſchaffen hat/ vor allem andern aus/ feſt ſetzen? Trauen/ wer alſo geſinnet iſt/ wird vor des Kriegs anfang ſeine Gelder uͤber Meer nach Rom in ſicherheit bringen muͤſſen. Ich wil mich hieſelbſt nicht lange auffhalten/ ſondern gebe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/816
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/816>, abgerufen am 02.06.2024.