Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Vierdes Buch. überleuchten. Dann würde es nicht ein unwitziges beginnen seyn/ wann ein Fürst wegenseiner Untertahnen bestes/ feinen wolerworbenen Schatz verringern/ und in die Schanze setzen wolte? Wer wil uns denselben wieder ersetzen? Es ist mir des groben Pövels Ei- genschafft durch langwierige Erfahrung gar zu wol bekand; sie würdens ihrem Fürsten nicht den geringsten Dank wissen/ ob er ihretwegen etwas anwenden wolte. Drum so lasse ichs bey eurer Liebe getahnem recht Fürstlichem Vorschlage schlechter dinge bewenden/ damit ich nicht vor unverständig angesehen werde. Nur setze ich noch dieses mit wenigem hinzu/ daß gleich wie ein Leibeigener nichts in seinem Besitz hat/ welches seinem Herrn nit eigentühmlich solte zustehen; also habe ein jeder Fürst Macht und Freyheit/ seinen Unter- tahnen abzufodern/ was von deren Gütern (nichts überall ausgenommen) ihm möchte be- häglich seyn. Herkules und Ladisla entsetzeten sich zum höchsten über solches bißher angehörete vor- ter- F f f f f
Vierdes Buch. uͤberleuchten. Dann wuͤrde es nicht ein unwitziges beginnen ſeyn/ wann ein Fuͤrſt wegenſeiner Untertahnen beſtes/ feinen wolerworbenen Schatz verringern/ und in die Schanze ſetzen wolte? Wer wil uns denſelben wieder erſetzen? Es iſt mir des groben Poͤvels Ei- genſchafft durch langwierige Erfahrung gar zu wol bekand; ſie wuͤrdens ihrem Fuͤrſten nicht den geringſten Dank wiſſen/ ob er ihretwegen etwas anwenden wolte. Drum ſo laſſe ichs bey eurer Liebe getahnem recht Fuͤrſtlichem Vorſchlage ſchlechter dinge bewenden/ damit ich nicht vor unverſtaͤndig angeſehen werde. Nur ſetze ich noch dieſes mit wenigem hinzu/ daß gleich wie ein Leibeigener nichts in ſeinem Beſitz hat/ welches ſeinem Herrn nit eigentuͤhmlich ſolte zuſtehen; alſo habe ein jeder Fuͤrſt Macht und Freyheit/ ſeinen Unter- tahnen abzufodern/ was von deren Guͤtern (nichts uͤberall ausgenommen) ihm moͤchte be- haͤglich ſeyn. Herkules und Ladiſla entſetzeten ſich zum hoͤchſten uͤber ſolches bißher angehoͤrete vor- ter- F f f f f
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Vierdes Buch.
uͤberleuchten. Dann wuͤrde es nicht ein unwitziges beginnen ſeyn/ wann ein Fuͤrſt wegen
ſeiner Untertahnen beſtes/ feinen wolerworbenen Schatz verringern/ und in die Schanze
ſetzen wolte? Wer wil uns denſelben wieder erſetzen? Es iſt mir des groben Poͤvels Ei-
genſchafft durch langwierige Erfahrung gar zu wol bekand; ſie wuͤrdens ihrem Fuͤrſten
nicht den geringſten Dank wiſſen/ ob er ihretwegen etwas anwenden wolte. Drum ſo laſſe
ichs bey eurer Liebe getahnem recht Fuͤrſtlichem Vorſchlage ſchlechter dinge bewenden/
damit ich nicht vor unverſtaͤndig angeſehen werde. Nur ſetze ich noch dieſes mit wenigem
hinzu/ daß gleich wie ein Leibeigener nichts in ſeinem Beſitz hat/ welches ſeinem Herrn nit
eigentuͤhmlich ſolte zuſtehen; alſo habe ein jeder Fuͤrſt Macht und Freyheit/ ſeinen Unter-
tahnen abzufodern/ was von deren Guͤtern (nichts uͤberall ausgenommen) ihm moͤchte be-
haͤglich ſeyn.
Herkules und Ladiſla entſetzeten ſich zum hoͤchſten uͤber ſolches bißher angehoͤrete vor-
bringen/ wuͤnſcheten auch in ihrem Herzen/ dieſe Geſelſchafft nimmermehr geſehen zuha-
ben/ weil ſie in der Furcht begriffen wahren/ es wuͤrden die hinterſtelligen Stimmen nicht
viel anders lauten/ welches anzuhoͤren ihnen ein greuel wahr; daher ſie bey Artaxerxes um̃
Erlaubnis/ einen Abtrit zunehmen/ anhielten/ biß die Hochfuͤrſtl. Geſelſchafft dieſe ihre
Beredung moͤchte geendiget haben. Aber der Perſiſche Groß Fuͤrſt/ der ihr Anliegen mer-
kete/ baht ſie freundlich/ ſich gefallen zulaſſen/ daß ſie alle Stim̃en/ und den endlichen Schluß
anhoͤren moͤchten. Und als ſie/ ſolches einzuwilligen/ durch Hoͤfligkeit ſich verbunden ſahẽ/
erwarteten ſie des Endes mit groſſem verlangen; faſſeten auch bald eine beſſere hoffnung/
da ſie Artaxerxes hoͤreten den Aſſyriſchen Fuͤrſten Puſtzes alſo anreden: Durchleuchtigeꝛ
Herr Oheim; eure Liebe wird ſich unbeſchweret befinden/ ihre Meynung uͤber dieſer hoͤchſt-
wichtigen Frage anzudeuten/ alſo und dergeſtalt/ daß/ gleich wie die vorigen beyden Stim-
men alle ihre Haͤuptgruͤnde angefuͤhret haben/ ihr ohn einiges anſehen euch offenherzig heꝛ-
aus laſſet/ und da ihr etwa mit ihnen nicht wuͤrdet einig ſeyn koͤnnen/ nicht allein eure Mey-
nung behauptet/ ſondern auch die widrige beſtreitet und widerleget. Ja mein Durchl. Herꝛ
Oheim/ ſagte Fuͤrſt Menapis; ob mir gleich nicht gebühren wil/ hiezwiſchen einzureden/ ſo
achte ich doch vor nohtwendig/ ihn mit wenigen zuverſichern/ daß wo ich geirret habe/ wie
ich dann wol kan geirret haben/ und Eure Liebe mir meinen Fehler zeigen wird/ ich ſeiner
hochbekanten Weißheit von herzen davor zudanken/ mich ſo willig als ſchuldig finden laſ-
ſen werde; haͤtte mich auch nimmermehr laſſen bereden/ die erſte Stimme zugeben/ wann
ich nicht eurer Liebe unterweiſung mich haͤtte zugetroͤſten gehabt; und zweifele nicht/ die
Hochfuͤrſtl. Geſelſchaft werde mir dieſe zwiſchen-Rede in verbleibender Wolgewogenheit
verzeihen. Durchleuchtigſte Fürſten/ und getraͤue Vaͤter des Vaterlandes/ antwortete
Puſizes; Ob ich zwar anzuhalten befugt waͤhre/ daß andere/ mit mehrer Weißheit begabe-
te/ ihre Stimme vor die meine moͤchten ergehen laſſen/ wil ich doch/ umb meinen Gehorſam
und Gutwilligkeit ſehen zulaſſen/ michs nicht wegern/ mit dieſem ausdrüklichẽ Vorbehalt/
daß gleich wie mein Durchl. Oheim/ Fürſt Menapis ſein Vorbringen zur freyen unterſu-
chung dargeſtellet hat/ ich gleicheꝛgeſtalt mich einer beſſeren Meynung ganz willig/ und ohn
einiges Mißgnuͤgen unterwerffen wolle. Welchem nach ich mir anfangs ſehr wol gefallen
laſſe/ daß Fürſt Menapis nach ſeiner Weltbekanten Weißheit und Erfahrung/ uns die un-
ter-
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