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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
allein zur erhaltung ihres Königes Hocheit von ihr vorgenommen währe/ vor dessen Ge-
genwart sich der Gewalttähter nicht gescheuhet hätte/ dero eigenen ritterlichen Diener
mördlich ohn alle Ursach zu überfallen; wolte auch ihre Königl. Hocheit wolmeintlich in
aller untertähnigkeit erinnert haben/ dergleichen freveltahten nimmermehr zugedulden/
weil dieselbe dadurch zum allerhöchsten beschimpfet würde. Worauff der König der abge-
schikten Jungfer befahl/ sie solte dem Fräulein Königliche beharliche Gnade und Liebe an-
melden/ und daß sie allen unmuht sinken liesse; wegen der verübeten billichen Rache verzei-
hung zu bitten/ währe ein überfluß/ und hätte er hundert Oheime und Söhne/ die ihm sol-
chen Frevel erwiesen/ müsten sie es alle mit dem Leben bezahlen; ihren Diener Valikules
betreffend/ solte derselbe sich entweder ihrer Gnade oder Straffe unterwerffen/ je doch
wolte er vor ihn bitten/ weil er unschuldig/ und zu diesem Kampf bey den Haaren gezogen
währe. Das Fräulein wahr der genehmen Antwort froh/ weil sie hiedurch Gelegenheit
bekam/ sich an ihres Herkules Gegenwart zuergetzen/ ohn einiges nachdenken ihrer getah-
nen Verheissung. Er aber ließ sich schleunig verbinden/ und weil ihm Phraortes botschaft
raht/ ging er mit dem Seitengewehr hin/ gleich da der König auffsitzen/ und nach seinem
Schlosse fahren wolte/ der ihn also anredete: Bald gehe hin mit Fürst Phraortes/ die Ur-
tel von dem Fräulein zu empfahen/ und da sie dir Gnade erzeigen wird/ hastu es unser Vor-
bitte zu danken. Herkules fiel mit höchster Danksagung vor ihm nider/ und gedachte in
seinem Herzen/ diese Urtel wird mir noch wol zuertragen seyn; verfügete sich auch als bald
mit Phraortes nach der Fräulein Gemach/ da sie wegen des Frauenzimmers gegenwart
ihn mit ertichteten zornigen Augen ansahe/ und er sich grosses schreckens annam/ auch den
Groß Fürsten und die Anwesenden des Frauenzimmers höchlich bat/ eine Vorbitte vor ihn
einzulegen; da die abgeschikte/ welche schon Bericht getahn hatte/ wieder hervor trat/ und
sie der Vorbitte ihres Königes erinnerte. Worauff sie zu Herkules sagete: Ihr solt mei-
nes allergnädigsten Königes Vorbitte genissen/ sonst wahr ich willens/ euch diesen Pfeil
ins Herz zuschiessen. Er kniete vor ihr nider/ küssete ihres rockes Saum/ und bedankete
sichder erteileten Gnade/ vorwendend/ die einige Ursach seines Kampfes währe seines
weiland allergnädigsten Königes verachtung/ dessen Ehre zu rächen er nicht umbgang ha-
ben können/ wolte auch diese Stunde lieber sterben/ als dessen Schmähung anhören. Dar-
auff trat Phraortes mit dem Frauenzimmer hinaus; Herkules aber richtete sich bald auf/
und an stat er des Rockes Saum geküsset hatte/ ward ihm anjezt des Mundes Saum/ die
korallen-rohte Lippen willig gegönnet/ wo durch er übernommen/ gleich da sie ihm seine Wun-
de besichtigte/ er sie also anredete: Mein allerwertester Schaz/ und einziger vorwurff aller
meiner ehrlichen liebes Begierden; traget ihr so grosses Mitleiden mit diesem geringen
Wündichen/ dessen ich nicht eins empfinde? Lieber verbindet mir ohn ferneres wegern die
tieffe unleidliche Herzen-Wunde/ welche ihr mit dem Pfeil eurer unvergleichlichen schön-
heit mir gemachet/ und betrachtet/ bitte ich/ daß unsere Liebe nichts ungebührliches vorneh-
men kan/ sintemahl unsere Ehe vor Gott geschlossen ist; solte dann diese meine herzliche
Bitte noch nicht haften können/ so erinnere ich mein Engelchen der heut früh getahnen
Verheissung/ daß auff meine erste Wiederkunft auff dieses Gemach/ mir mein eheliches
Ansuchen solte eingewilliget und zugelassen seyn. Das liebe Fräulein ward mit einer star-

ken

Vierdes Buch.
allein zur erhaltung ihres Koͤniges Hocheit von ihr vorgenommen waͤhre/ vor deſſen Ge-
genwart ſich der Gewalttaͤhter nicht geſcheuhet haͤtte/ dero eigenen ritterlichen Diener
moͤrdlich ohn alle Urſach zu uͤberfallen; wolte auch ihre Koͤnigl. Hocheit wolmeintlich in
aller untertaͤhnigkeit erinnert haben/ dergleichen freveltahten nimmermehr zugedulden/
weil dieſelbe dadurch zum allerhoͤchſten beſchimpfet wuͤrde. Worauff der Koͤnig der abge-
ſchikten Jungfer befahl/ ſie ſolte dem Fraͤulein Koͤnigliche beharliche Gnade und Liebe an-
melden/ und daß ſie allen unmuht ſinken lieſſe; wegen der veruͤbeten billichen Rache verzei-
hung zu bitten/ waͤhre ein uͤberfluß/ und haͤtte er hundert Oheime und Soͤhne/ die ihm ſol-
chen Frevel erwieſen/ muͤſten ſie es alle mit dem Leben bezahlen; ihren Diener Valikules
betreffend/ ſolte derſelbe ſich entweder ihrer Gnade oder Straffe unterwerffen/ je doch
wolte er vor ihn bitten/ weil er unſchuldig/ und zu dieſem Kampf bey den Haaren gezogen
waͤhre. Das Fraͤulein wahr der genehmen Antwort froh/ weil ſie hiedurch Gelegenheit
bekam/ ſich an ihres Herkules Gegenwart zuergetzen/ ohn einiges nachdenken ihrer getah-
nen Verheiſſung. Er aber ließ ſich ſchleunig verbinden/ uñ weil ihm Phraortes botſchaft
raht/ ging er mit dem Seitengewehr hin/ gleich da der Koͤnig auffſitzen/ und nach ſeinem
Schloſſe fahren wolte/ der ihn alſo anredete: Bald gehe hin mit Fuͤrſt Phraortes/ die Ur-
tel von dem Fraͤulein zu empfahen/ und da ſie dir Gnade erzeigen wird/ haſtu es unſer Voꝛ-
bitte zu danken. Herkules fiel mit hoͤchſter Dankſagung vor ihm nider/ und gedachte in
ſeinem Herzen/ dieſe Urtel wird mir noch wol zuertragen ſeyn; verfuͤgete ſich auch als bald
mit Phraortes nach der Fraͤulein Gemach/ da ſie wegen des Frauenzimmers gegenwart
ihn mit ertichteten zornigen Augen anſahe/ und er ſich groſſes ſchreckens annam/ auch den
Groß Fuͤrſten und die Anweſenden des Frauenzim̃ers hoͤchlich bat/ eine Vorbitte vor ihn
einzulegen; da die abgeſchikte/ welche ſchon Bericht getahn hatte/ wieder hervor trat/ und
ſie der Vorbitte ihres Koͤniges erinnerte. Worauff ſie zu Herkules ſagete: Ihr ſolt mei-
nes allergnaͤdigſten Koͤniges Vorbitte geniſſen/ ſonſt wahr ich willens/ euch dieſen Pfeil
ins Herz zuſchieſſen. Er kniete vor ihr nider/ kuͤſſete ihres rockes Saum/ und bedankete
ſichder erteileten Gnade/ vorwendend/ die einige Urſach ſeines Kampfes waͤhre ſeines
weiland allergnaͤdigſten Koͤniges verachtung/ deſſen Ehre zu raͤchen er nicht umbgang ha-
ben koͤnnen/ wolte auch dieſe Stunde lieber ſterben/ als deſſen Schmaͤhung anhoͤren. Daꝛ-
auff trat Phraortes mit dem Frauenzimmer hinaus; Herkules aber richtete ſich bald auf/
und an ſtat er des Rockes Saum gekuͤſſet hatte/ ward ihm anjezt des Mundes Saum/ die
korallen-rohte Lippen willig gegoͤñet/ wo durch er uͤbernom̃en/ gleich da ſie ihm ſeine Wun-
de beſichtigte/ er ſie alſo anredete: Mein allerwerteſter Schaz/ und einziger vorwurff aller
meiner ehrlichen liebes Begierden; traget ihr ſo groſſes Mitleiden mit dieſem geringen
Wuͤndichen/ deſſen ich nicht eins empfinde? Lieber verbindet mir ohn ferneres wegern die
tieffe unleidliche Herzen-Wunde/ welche ihr mit dem Pfeil eurer unvergleichlichen ſchoͤn-
heit mir gemachet/ uñ betrachtet/ bitte ich/ daß unſere Liebe nichts ungebuͤhrliches vorneh-
men kan/ ſintemahl unſere Ehe vor Gott geſchloſſen iſt; ſolte dann dieſe meine herzliche
Bitte noch nicht haften koͤnnen/ ſo erinnere ich mein Engelchen der heut fruͤh getahnen
Verheiſſung/ daß auff meine erſte Wiederkunft auff dieſes Gemach/ mir mein eheliches
Anſuchen ſolte eingewilliget und zugelaſſen ſeyn. Das liebe Fraͤulein ward mit einer ſtar-

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[752/0790] Vierdes Buch. allein zur erhaltung ihres Koͤniges Hocheit von ihr vorgenommen waͤhre/ vor deſſen Ge- genwart ſich der Gewalttaͤhter nicht geſcheuhet haͤtte/ dero eigenen ritterlichen Diener moͤrdlich ohn alle Urſach zu uͤberfallen; wolte auch ihre Koͤnigl. Hocheit wolmeintlich in aller untertaͤhnigkeit erinnert haben/ dergleichen freveltahten nimmermehr zugedulden/ weil dieſelbe dadurch zum allerhoͤchſten beſchimpfet wuͤrde. Worauff der Koͤnig der abge- ſchikten Jungfer befahl/ ſie ſolte dem Fraͤulein Koͤnigliche beharliche Gnade und Liebe an- melden/ und daß ſie allen unmuht ſinken lieſſe; wegen der veruͤbeten billichen Rache verzei- hung zu bitten/ waͤhre ein uͤberfluß/ und haͤtte er hundert Oheime und Soͤhne/ die ihm ſol- chen Frevel erwieſen/ muͤſten ſie es alle mit dem Leben bezahlen; ihren Diener Valikules betreffend/ ſolte derſelbe ſich entweder ihrer Gnade oder Straffe unterwerffen/ je doch wolte er vor ihn bitten/ weil er unſchuldig/ und zu dieſem Kampf bey den Haaren gezogen waͤhre. Das Fraͤulein wahr der genehmen Antwort froh/ weil ſie hiedurch Gelegenheit bekam/ ſich an ihres Herkules Gegenwart zuergetzen/ ohn einiges nachdenken ihrer getah- nen Verheiſſung. Er aber ließ ſich ſchleunig verbinden/ uñ weil ihm Phraortes botſchaft raht/ ging er mit dem Seitengewehr hin/ gleich da der Koͤnig auffſitzen/ und nach ſeinem Schloſſe fahren wolte/ der ihn alſo anredete: Bald gehe hin mit Fuͤrſt Phraortes/ die Ur- tel von dem Fraͤulein zu empfahen/ und da ſie dir Gnade erzeigen wird/ haſtu es unſer Voꝛ- bitte zu danken. Herkules fiel mit hoͤchſter Dankſagung vor ihm nider/ und gedachte in ſeinem Herzen/ dieſe Urtel wird mir noch wol zuertragen ſeyn; verfuͤgete ſich auch als bald mit Phraortes nach der Fraͤulein Gemach/ da ſie wegen des Frauenzimmers gegenwart ihn mit ertichteten zornigen Augen anſahe/ und er ſich groſſes ſchreckens annam/ auch den Groß Fuͤrſten und die Anweſenden des Frauenzim̃ers hoͤchlich bat/ eine Vorbitte vor ihn einzulegen; da die abgeſchikte/ welche ſchon Bericht getahn hatte/ wieder hervor trat/ und ſie der Vorbitte ihres Koͤniges erinnerte. Worauff ſie zu Herkules ſagete: Ihr ſolt mei- nes allergnaͤdigſten Koͤniges Vorbitte geniſſen/ ſonſt wahr ich willens/ euch dieſen Pfeil ins Herz zuſchieſſen. Er kniete vor ihr nider/ kuͤſſete ihres rockes Saum/ und bedankete ſichder erteileten Gnade/ vorwendend/ die einige Urſach ſeines Kampfes waͤhre ſeines weiland allergnaͤdigſten Koͤniges verachtung/ deſſen Ehre zu raͤchen er nicht umbgang ha- ben koͤnnen/ wolte auch dieſe Stunde lieber ſterben/ als deſſen Schmaͤhung anhoͤren. Daꝛ- auff trat Phraortes mit dem Frauenzimmer hinaus; Herkules aber richtete ſich bald auf/ und an ſtat er des Rockes Saum gekuͤſſet hatte/ ward ihm anjezt des Mundes Saum/ die korallen-rohte Lippen willig gegoͤñet/ wo durch er uͤbernom̃en/ gleich da ſie ihm ſeine Wun- de beſichtigte/ er ſie alſo anredete: Mein allerwerteſter Schaz/ und einziger vorwurff aller meiner ehrlichen liebes Begierden; traget ihr ſo groſſes Mitleiden mit dieſem geringen Wuͤndichen/ deſſen ich nicht eins empfinde? Lieber verbindet mir ohn ferneres wegern die tieffe unleidliche Herzen-Wunde/ welche ihr mit dem Pfeil eurer unvergleichlichen ſchoͤn- heit mir gemachet/ uñ betrachtet/ bitte ich/ daß unſere Liebe nichts ungebuͤhrliches vorneh- men kan/ ſintemahl unſere Ehe vor Gott geſchloſſen iſt; ſolte dann dieſe meine herzliche Bitte noch nicht haften koͤnnen/ ſo erinnere ich mein Engelchen der heut fruͤh getahnen Verheiſſung/ daß auff meine erſte Wiederkunft auff dieſes Gemach/ mir mein eheliches Anſuchen ſolte eingewilliget und zugelaſſen ſeyn. Das liebe Fraͤulein ward mit einer ſtar- ken

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/790>, abgerufen am 26.06.2024.