Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
ne Straffe; ihr aber schicket euch/ die verwetteten Gelder außzuzählen. Gleich mit dem
Worte führete Herkules einen überaus kräftigen Hieb/ welcher in der Luft schallete/ da-
mit zerspaltete er seinem Feinde das Häupt/ so daß der Hieb durch die Brust/ biß fast auff
den obersten Magenmund ging/ sahe auff gen Himmel/ und dankete seinem Gott vor den
verliehenen Sieg/ legte sein Schwert nieder auff die Erde/ und neigete sich gegen sein Fräu-
lein; bald setzete er sich vor den König auff die Knie und sagete: Allergnädigster König/
euer hohen Königl. Gnade danke ich untertähnigst/ wegen gnädigster erläubnis zu diesem
Kampfe/ und werde hinfüro von diesem hechmühtigen Schänder wol unangefochten
bleiben/ dessen schlimmes Herz und machtlose Fäuste sich in diesen Streitte gar zu sehr ver-
rahten haben; bitte daneben/ es wolle der Durchl. Fürst/ Herr Vologeses keine ungnade
wegen seines Dieners Tod auff mich werffen/ weil derselbe sich selbst des Lebens unwirdig
gemacht hat/ welches ich ihm zu unterschiedlichen mahlen angebohten. Unterdessen schicke-
te das Fräulein eine ihres Frauenzimmers herunter auff die Streitbahn/ welche den Kö-
nig also anredete: Unüberwindligster König/ euer Königl. Hocheit demühtigste Herku-
liska/ bittet unter tähnigst/ sie verstandigen zu lassen/ welches Fürsten oder Herrn Diener
der entleibete Bösewicht sey/ welcher hat zu geben oder gut heissen können/ daß ihr Herr
Vater höchstmildester gedächtnis von dem Schandmau[l] durch schmähung seiner Ritter
hat müssen gelästert/ und in seiner Ruhe getadelt werden. Nun hat unser gnädigstes Fräu-
lein Zeit wehrendes Kampffes einen gespanneten Bogen neben sich gehabt/ des steifen Vor-
satzes/ dafern ihr Diener in diesem Streite sich verzagt würde gehalten haben/ ihn mit ih-
rem Pfeil zuerlegen; nachdem er aber den Schänder abgestraffet/ ist sie in so weit vergnü-
get/ doch wird ihm Vorbitte vonnöhten seyn/ dafern er verzeihung hoffet/ dz er den Streit
ohn ihr erläubnis angetreten. Sie behält aber auff Königl. Hocheit allergnädigste Ein-
willigung/ ihr die Rache gegen den Herrn des ertödteten Knechts bevor/ als an dem sie ihr
Leben zu wagen entschlossen/ darumb daß er seinem Diener in verachtung ihres H. Vaters
hat übersehen wollen/ und gelebet der tröstlichen Hoffnung/ ihre Hocheit werde ihr nicht
mindere Gnade als ihrem Diener wiederfahren lassen/ dann sie suchet nichts als einen
rechtmässigen Kampff zu Fusse/ und fodert hiemit denselben zum Streite aus/ wo er sonst
so viel herzens hat/ sich vor den Streichen ihres Schwertes zu schützen. Der König er-
schrak der lezten Worte/ wuste nicht was er darzu antworten solte/ und sagete zu Vologe-
ses; Bemühet euch/ mein Oheim/ etwa durch Fürst Phraortes oder sonst einen andern
meiner Fräulein Hulde zuerlangen/ weil kein Mensch in der Welt lebet/ umb dessen Wil-
len wir unser verlobetes Fräulein und Königl. Braut zu unwillen reizen werden. Volo-
geses wahr ein überaus stolzer Mann/ und dem Fräulein ohndaß sehr auffsetzig/ weil er ihm
die Hoffnung gemacht hatte/ der König solte seiner Tochter die Königl. Kron auffgesezt
haben; als er nun vernam/ daß er noch bey ihr als einer gefangenen umb Gnade anhalten
solte/ antwortete er dem Könige: Ich bitte untertähnigst/ ihre Königl. Hocheit wolle eines
gebohrnen Parthischen Fürsten und Königlichen Blutverwanten Wirde und Ansehen
allergnädigst betrachten/ dann ich wil/ als mein geträuer Diener/ lieber ehrlich sterben/ als
spötlich leben; sprang mit dem Worte zur Bühne hinunter/ und mit seinem Seitengewehr
überlieff er Herkules/ der Meinung ihm den Kopf zuspalten/ hätte auch ohnzweiffel seinen

Vor-

Vierdes Buch.
ne Straffe; ihr aber ſchicket euch/ die verwetteten Gelder außzuzaͤhlen. Gleich mit dem
Worte fuͤhrete Herkules einen uͤberaus kraͤftigen Hieb/ welcher in der Luft ſchallete/ da-
mit zerſpaltete er ſeinem Feinde das Haͤupt/ ſo daß der Hieb durch die Bruſt/ biß faſt auff
den oberſten Magenmund ging/ ſahe auff gen Himmel/ und dankete ſeinem Gott vor den
verliehenen Sieg/ legte ſein Schwert nieder auff die Erde/ uñ neigete ſich gegen ſein Fraͤu-
lein; bald ſetzete er ſich vor den Koͤnig auff die Knie und ſagete: Allergnaͤdigſter Koͤnig/
euer hohen Koͤnigl. Gnade danke ich untertaͤhnigſt/ wegen gnaͤdigſter erlaͤubnis zu dieſem
Kampfe/ und werde hinfuͤro von dieſem hechmuͤhtigen Schaͤnder wol unangefochten
bleiben/ deſſen ſchlimmes Herz und machtloſe Faͤuſte ſich in dieſen Streitte gar zu ſehr ver-
rahten haben; bitte daneben/ es wolle der Durchl. Fuͤrſt/ Herr Vologeſes keine ungnade
wegen ſeines Dieners Tod auff mich werffen/ weil derſelbe ſich ſelbſt des Lebens unwirdig
gemacht hat/ welches ich ihm zu unterſchiedlichen mahlen angebohtẽ. Unterdeſſen ſchicke-
te das Fraͤulein eine ihres Frauenzimmers herunter auff die Streitbahn/ welche den Koͤ-
nig alſo anredete: Unuͤberwindligſter Koͤnig/ euer Koͤnigl. Hocheit demuͤhtigſte Herku-
liſka/ bittet unter taͤhnigſt/ ſie verſtåndigen zu laſſen/ welches Fuͤrſten oder Herrn Diener
der entleibete Boͤſewicht ſey/ welcher hat zu geben oder gut heiſſen koͤnnen/ daß ihr Herr
Vater hoͤchſtmildeſter gedaͤchtnis von dem Schandmau[l] durch ſchmaͤhung ſeiner Ritter
hat muͤſſen gelaͤſtert/ uñ in ſeiner Ruhe getadelt werden. Nun hat unſer gnaͤdigſtes Fraͤu-
lein Zeit wehrendes Kampffes einen geſpañeten Bogen neben ſich gehabt/ des ſteifen Vor-
ſatzes/ dafern ihr Diener in dieſem Streite ſich verzagt wuͤrde gehalten haben/ ihn mit ih-
rem Pfeil zuerlegen; nachdem er aber den Schaͤnder abgeſtraffet/ iſt ſie in ſo weit vergnuͤ-
get/ doch wird ihm Vorbitte vonnoͤhten ſeyn/ dafern er verzeihung hoffet/ dz er den Streit
ohn ihr erlaͤubnis angetreten. Sie behaͤlt aber auff Koͤnigl. Hocheit allergnaͤdigſte Ein-
willigung/ ihr die Rache gegen den Herrn des ertoͤdteten Knechts bevor/ als an dem ſie ihr
Leben zu wagen entſchloſſen/ darumb daß er ſeinem Diener in verachtung ihres H. Vaters
hat uͤberſehen wollen/ und gelebet der troͤſtlichen Hoffnung/ ihre Hocheit werde ihr nicht
mindere Gnade als ihrem Diener wiederfahren laſſen/ dann ſie ſuchet nichts als einen
rechtmaͤſſigen Kampff zu Fuſſe/ und fodert hiemit denſelben zum Streite aus/ wo er ſonſt
ſo viel herzens hat/ ſich vor den Streichen ihres Schwertes zu ſchuͤtzen. Der Koͤnig er-
ſchrak der lezten Worte/ wuſte nicht was er darzu antworten ſolte/ und ſagete zu Vologe-
ſes; Bemuͤhet euch/ mein Oheim/ etwa durch Fuͤrſt Phraortes oder ſonſt einen andern
meiner Fraͤulein Hulde zuerlangen/ weil kein Menſch in der Welt lebet/ umb deſſen Wil-
len wir unſer verlobetes Fraͤulein und Koͤnigl. Braut zu unwillen reizen werden. Volo-
geſes wahr ein uͤberaus ſtolzer Mañ/ und dem Fraͤulein ohndaß ſehr auffſetzig/ weil er ihm
die Hoffnung gemacht hatte/ der Koͤnig ſolte ſeiner Tochter die Koͤnigl. Kron auffgeſezt
haben; als er nun vernam/ daß er noch bey ihr als einer gefangenen umb Gnade anhalten
ſolte/ antwortete er dem Koͤnige: Ich bitte untertaͤhnigſt/ ihre Koͤnigl. Hocheit wolle eines
gebohrnen Parthiſchen Fuͤrſten und Koͤniglichen Blutverwanten Wirde und Anſehen
allergnaͤdigſt betrachten/ dann ich wil/ als mein getraͤuer Diener/ lieber ehrlich ſterben/ als
ſpoͤtlich leben; ſprang mit dem Worte zur Buͤhne hinunter/ uñ mit ſeinem Seitengewehr
uͤberlieff er Herkules/ der Meinung ihm den Kopf zuſpalten/ haͤtte auch ohnzweiffel ſeinen

Vor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0788" n="750"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
ne Straffe; ihr aber &#x017F;chicket euch/ die verwetteten Gelder außzuza&#x0364;hlen. Gleich mit dem<lb/>
Worte fu&#x0364;hrete Herkules einen u&#x0364;beraus kra&#x0364;ftigen Hieb/ welcher in der Luft &#x017F;challete/ da-<lb/>
mit zer&#x017F;paltete er &#x017F;einem Feinde das Ha&#x0364;upt/ &#x017F;o daß der Hieb durch die Bru&#x017F;t/ biß fa&#x017F;t auff<lb/>
den ober&#x017F;ten Magenmund ging/ &#x017F;ahe auff gen Himmel/ und dankete &#x017F;einem Gott vor den<lb/>
verliehenen Sieg/ legte &#x017F;ein Schwert nieder auff die Erde/ un&#x0303; neigete &#x017F;ich gegen &#x017F;ein Fra&#x0364;u-<lb/>
lein; bald &#x017F;etzete er &#x017F;ich vor den Ko&#x0364;nig auff die Knie und &#x017F;agete: Allergna&#x0364;dig&#x017F;ter Ko&#x0364;nig/<lb/>
euer hohen Ko&#x0364;nigl. Gnade danke ich unterta&#x0364;hnig&#x017F;t/ wegen gna&#x0364;dig&#x017F;ter erla&#x0364;ubnis zu die&#x017F;em<lb/>
Kampfe/ und werde hinfu&#x0364;ro von die&#x017F;em hechmu&#x0364;htigen Scha&#x0364;nder wol unangefochten<lb/>
bleiben/ de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chlimmes Herz und machtlo&#x017F;e Fa&#x0364;u&#x017F;te &#x017F;ich in die&#x017F;en Streitte gar zu &#x017F;ehr ver-<lb/>
rahten haben; bitte daneben/ es wolle der Durchl. Fu&#x0364;r&#x017F;t/ Herr Vologe&#x017F;es keine ungnade<lb/>
wegen &#x017F;eines Dieners Tod auff mich werffen/ weil der&#x017F;elbe &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t des Lebens unwirdig<lb/>
gemacht hat/ welches ich ihm zu unter&#x017F;chiedlichen mahlen angebohte&#x0303;. Unterde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chicke-<lb/>
te das Fra&#x0364;ulein eine ihres Frauenzimmers herunter auff die Streitbahn/ welche den Ko&#x0364;-<lb/>
nig al&#x017F;o anredete: Unu&#x0364;berwindlig&#x017F;ter Ko&#x0364;nig/ euer Ko&#x0364;nigl. Hocheit demu&#x0364;htig&#x017F;te Herku-<lb/>
li&#x017F;ka/ bittet unter ta&#x0364;hnig&#x017F;t/ &#x017F;ie ver&#x017F;tåndigen zu la&#x017F;&#x017F;en/ welches Fu&#x0364;r&#x017F;ten oder Herrn Diener<lb/>
der entleibete Bo&#x0364;&#x017F;ewicht &#x017F;ey/ welcher hat zu geben oder gut hei&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ daß ihr Herr<lb/>
Vater ho&#x0364;ch&#x017F;tmilde&#x017F;ter geda&#x0364;chtnis von dem Schandmau<supplied>l</supplied> durch &#x017F;chma&#x0364;hung &#x017F;einer Ritter<lb/>
hat mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gela&#x0364;&#x017F;tert/ un&#x0303; in &#x017F;einer Ruhe getadelt werden. Nun hat un&#x017F;er gna&#x0364;dig&#x017F;tes Fra&#x0364;u-<lb/>
lein Zeit wehrendes Kampffes einen ge&#x017F;pan&#x0303;eten Bogen neben &#x017F;ich gehabt/ des &#x017F;teifen Vor-<lb/>
&#x017F;atzes/ dafern ihr Diener in die&#x017F;em Streite &#x017F;ich verzagt wu&#x0364;rde gehalten haben/ ihn mit ih-<lb/>
rem Pfeil zuerlegen; nachdem er aber den Scha&#x0364;nder abge&#x017F;traffet/ i&#x017F;t &#x017F;ie in &#x017F;o weit vergnu&#x0364;-<lb/>
get/ doch wird ihm Vorbitte vonno&#x0364;hten &#x017F;eyn/ dafern er verzeihung hoffet/ dz er den Streit<lb/>
ohn ihr erla&#x0364;ubnis angetreten. Sie beha&#x0364;lt aber auff Ko&#x0364;nigl. Hocheit allergna&#x0364;dig&#x017F;te Ein-<lb/>
willigung/ ihr die Rache gegen den Herrn des erto&#x0364;dteten Knechts bevor/ als an dem &#x017F;ie ihr<lb/>
Leben zu wagen ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ darumb daß er &#x017F;einem Diener in verachtung ihres H. Vaters<lb/>
hat u&#x0364;ber&#x017F;ehen wollen/ und gelebet der tro&#x0364;&#x017F;tlichen Hoffnung/ ihre Hocheit werde ihr nicht<lb/>
mindere Gnade als ihrem Diener wiederfahren la&#x017F;&#x017F;en/ dann &#x017F;ie &#x017F;uchet nichts als einen<lb/>
rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Kampff zu Fu&#x017F;&#x017F;e/ und fodert hiemit den&#x017F;elben zum Streite aus/ wo er &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
&#x017F;o viel herzens hat/ &#x017F;ich vor den Streichen ihres Schwertes zu &#x017F;chu&#x0364;tzen. Der Ko&#x0364;nig er-<lb/>
&#x017F;chrak der lezten Worte/ wu&#x017F;te nicht was er darzu antworten &#x017F;olte/ und &#x017F;agete zu Vologe-<lb/>
&#x017F;es; Bemu&#x0364;het euch/ mein Oheim/ etwa durch Fu&#x0364;r&#x017F;t Phraortes oder &#x017F;on&#x017F;t einen andern<lb/>
meiner Fra&#x0364;ulein Hulde zuerlangen/ weil kein Men&#x017F;ch in der Welt lebet/ umb de&#x017F;&#x017F;en Wil-<lb/>
len wir un&#x017F;er verlobetes Fra&#x0364;ulein und Ko&#x0364;nigl. Braut zu unwillen reizen werden. Volo-<lb/>
ge&#x017F;es wahr ein u&#x0364;beraus &#x017F;tolzer Man&#x0303;/ und dem Fra&#x0364;ulein ohndaß &#x017F;ehr auff&#x017F;etzig/ weil er ihm<lb/>
die Hoffnung gemacht hatte/ der Ko&#x0364;nig &#x017F;olte &#x017F;einer Tochter die Ko&#x0364;nigl. Kron auffge&#x017F;ezt<lb/>
haben; als er nun vernam/ daß er noch bey ihr als einer gefangenen umb Gnade anhalten<lb/>
&#x017F;olte/ antwortete er dem Ko&#x0364;nige: Ich bitte unterta&#x0364;hnig&#x017F;t/ ihre Ko&#x0364;nigl. Hocheit wolle eines<lb/>
gebohrnen Parthi&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Ko&#x0364;niglichen Blutverwanten Wirde und An&#x017F;ehen<lb/>
allergna&#x0364;dig&#x017F;t betrachten/ dann ich wil/ als mein getra&#x0364;uer Diener/ lieber ehrlich &#x017F;terben/ als<lb/>
&#x017F;po&#x0364;tlich leben; &#x017F;prang mit dem Worte zur Bu&#x0364;hne hinunter/ un&#x0303; mit &#x017F;einem Seitengewehr<lb/>
u&#x0364;berlieff er Herkules/ der Meinung ihm den Kopf zu&#x017F;palten/ ha&#x0364;tte auch ohnzweiffel &#x017F;einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Vor-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[750/0788] Vierdes Buch. ne Straffe; ihr aber ſchicket euch/ die verwetteten Gelder außzuzaͤhlen. Gleich mit dem Worte fuͤhrete Herkules einen uͤberaus kraͤftigen Hieb/ welcher in der Luft ſchallete/ da- mit zerſpaltete er ſeinem Feinde das Haͤupt/ ſo daß der Hieb durch die Bruſt/ biß faſt auff den oberſten Magenmund ging/ ſahe auff gen Himmel/ und dankete ſeinem Gott vor den verliehenen Sieg/ legte ſein Schwert nieder auff die Erde/ uñ neigete ſich gegen ſein Fraͤu- lein; bald ſetzete er ſich vor den Koͤnig auff die Knie und ſagete: Allergnaͤdigſter Koͤnig/ euer hohen Koͤnigl. Gnade danke ich untertaͤhnigſt/ wegen gnaͤdigſter erlaͤubnis zu dieſem Kampfe/ und werde hinfuͤro von dieſem hechmuͤhtigen Schaͤnder wol unangefochten bleiben/ deſſen ſchlimmes Herz und machtloſe Faͤuſte ſich in dieſen Streitte gar zu ſehr ver- rahten haben; bitte daneben/ es wolle der Durchl. Fuͤrſt/ Herr Vologeſes keine ungnade wegen ſeines Dieners Tod auff mich werffen/ weil derſelbe ſich ſelbſt des Lebens unwirdig gemacht hat/ welches ich ihm zu unterſchiedlichen mahlen angebohtẽ. Unterdeſſen ſchicke- te das Fraͤulein eine ihres Frauenzimmers herunter auff die Streitbahn/ welche den Koͤ- nig alſo anredete: Unuͤberwindligſter Koͤnig/ euer Koͤnigl. Hocheit demuͤhtigſte Herku- liſka/ bittet unter taͤhnigſt/ ſie verſtåndigen zu laſſen/ welches Fuͤrſten oder Herrn Diener der entleibete Boͤſewicht ſey/ welcher hat zu geben oder gut heiſſen koͤnnen/ daß ihr Herr Vater hoͤchſtmildeſter gedaͤchtnis von dem Schandmaul durch ſchmaͤhung ſeiner Ritter hat muͤſſen gelaͤſtert/ uñ in ſeiner Ruhe getadelt werden. Nun hat unſer gnaͤdigſtes Fraͤu- lein Zeit wehrendes Kampffes einen geſpañeten Bogen neben ſich gehabt/ des ſteifen Vor- ſatzes/ dafern ihr Diener in dieſem Streite ſich verzagt wuͤrde gehalten haben/ ihn mit ih- rem Pfeil zuerlegen; nachdem er aber den Schaͤnder abgeſtraffet/ iſt ſie in ſo weit vergnuͤ- get/ doch wird ihm Vorbitte vonnoͤhten ſeyn/ dafern er verzeihung hoffet/ dz er den Streit ohn ihr erlaͤubnis angetreten. Sie behaͤlt aber auff Koͤnigl. Hocheit allergnaͤdigſte Ein- willigung/ ihr die Rache gegen den Herrn des ertoͤdteten Knechts bevor/ als an dem ſie ihr Leben zu wagen entſchloſſen/ darumb daß er ſeinem Diener in verachtung ihres H. Vaters hat uͤberſehen wollen/ und gelebet der troͤſtlichen Hoffnung/ ihre Hocheit werde ihr nicht mindere Gnade als ihrem Diener wiederfahren laſſen/ dann ſie ſuchet nichts als einen rechtmaͤſſigen Kampff zu Fuſſe/ und fodert hiemit denſelben zum Streite aus/ wo er ſonſt ſo viel herzens hat/ ſich vor den Streichen ihres Schwertes zu ſchuͤtzen. Der Koͤnig er- ſchrak der lezten Worte/ wuſte nicht was er darzu antworten ſolte/ und ſagete zu Vologe- ſes; Bemuͤhet euch/ mein Oheim/ etwa durch Fuͤrſt Phraortes oder ſonſt einen andern meiner Fraͤulein Hulde zuerlangen/ weil kein Menſch in der Welt lebet/ umb deſſen Wil- len wir unſer verlobetes Fraͤulein und Koͤnigl. Braut zu unwillen reizen werden. Volo- geſes wahr ein uͤberaus ſtolzer Mañ/ und dem Fraͤulein ohndaß ſehr auffſetzig/ weil er ihm die Hoffnung gemacht hatte/ der Koͤnig ſolte ſeiner Tochter die Koͤnigl. Kron auffgeſezt haben; als er nun vernam/ daß er noch bey ihr als einer gefangenen umb Gnade anhalten ſolte/ antwortete er dem Koͤnige: Ich bitte untertaͤhnigſt/ ihre Koͤnigl. Hocheit wolle eines gebohrnen Parthiſchen Fuͤrſten und Koͤniglichen Blutverwanten Wirde und Anſehen allergnaͤdigſt betrachten/ dann ich wil/ als mein getraͤuer Diener/ lieber ehrlich ſterben/ als ſpoͤtlich leben; ſprang mit dem Worte zur Buͤhne hinunter/ uñ mit ſeinem Seitengewehr uͤberlieff er Herkules/ der Meinung ihm den Kopf zuſpalten/ haͤtte auch ohnzweiffel ſeinen Vor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/788
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/788>, abgerufen am 26.06.2024.