Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
herrühret/ und umb so viel weniger Dank und vergeltung verdienet/ die dannoch durch
meiner Fräulein hochgeneigte Lobreden uns in so häuffiger menge schon wirklich eingelie-
fert ist/ daß wir uns derselben zu allem schuldigen Gehorsam darstellen müssen/ und daher
sie neben ihren hochädlen Gespielen bey uns nichts durch Bitte zu suchen/ sondern durch
Befehl alles auffzulegen berechtiget sind; ist also meiner Fräulein an mich getahne Fode-
rung/ die mein Geselle wissen wird/ meines theils eine Schuld/ wann sie dem nicht zu wieder
ist/ der mir zubefehlen hat. Mein Herr und Erretter/ antwortete das Fräulein/ ich bin viel
zu ungeschikt/ seine reden zu beantworten/ biß ich eine geraume Zeit von sehr vernünfftigen
Lehrmeistern darüber werde unterrichtet seyn; aber daß ich den Zweg meines vorhabens
umb so viel zeitiger erreichen möge/ bitte meinen Herren ich Ehrenfreundlich/ mir an zu
zeigen/ woselbst ich seinen Gebieter/ auff den er sich berufft/ antreffen solle. Dieser ist es/
sagte er (auff Ladisla zeigend)/ der mein Fräulein aus Räubers Händen errettet hat. Ich
weiß nicht mein Herr/ antwortete sie mit einem holdseligen Lächeln/ ob dieser euer Freund
sich einiges Befehls über euch annehmen werde/ als welcher meine Bitte mit eben der Be-
dingung eingewilliget hat; daher dann ihrem über dieser Frage vermuhtlichen Streite
vorzukommen/ wer unter euch beyden einer dem andern zu gebieten habe/ ist mein ehren-
gebührliches Ansuchen/ diese meine beyde Fräulein Wasen vor düchtige Richterinnen zu
erkennen/ ob meine Bitte der billigkeit gemäß/ und meine Herren/ selbe abzuschlagen be-
fuget seyn werden oder nicht. Die älteste/ so von XIIX Jahren wahr/ nahmens Ursula Kor-
nelia/ fiel ihr in die Rede und sagte: Frl. Wase/ wie beschimpffet ihr uns beyde so gar hoch/
durch diesen euren gar zu kühnen Vorschlag? meynet ihr den Nahmen einer dankbahren
allein davon zu tragen/ und aus uns so verwägene zu machen/ daß wir uns diesen vortref-
lichen Rittern und Herren solten zu Richterinnen setzen und bestellen lassen/ die uns zur äus-
sersten Schande schon verurteilete/ jezt diese Stunde/ durch die kräfftige sieghaffte gegen-
urtel ihres unüberwin dlichen Schwerts davon loß gearbeitet? O nein! wir versagen euch
allen gehorsam/ und wollen uns vjel lieber von diesen Herren vor Richterinnen wieder
euch bestellen lassen/ da ihr trauen eines harten Spruchs euch werdet befahren müssen/
umb daß ihr unserer Erlöser willens Freyheit durch bestellete Richter einzuziehen/ euch
dürffet gelüsten lassen; und wer hat euch doch in so kurzer Zeit so kühn und beherzt gemacht/
da ihr sonsten wie ein Espinlaub zittertet/ und so bloß an Blut und Kühnheit/ als an Kleidern
wahret? Wer mit kühnen Leuten umgehet/ antwortete Frl. Sophia/ der gewehnet sich zu
gleicher Tugend. Versichert euch aber/ meine Schwester/ daß ich diese mir angelegte be-
schimpfung zu eivern/ nicht in vergeß stellen werde. Habe ich nicht schon ursach gnug/ und
mehr als euer keine/ meine Augen schamhafftig niederzuschlagen? Und ihr dürffet mir sol-
ches durch Aufrückung noch verzweyfachen/ gerade als wann ich schuld dran trüge? Nun/
nun; wer borget/ dergedenke/ daß die Zahlwoche folgen müsse. Ich wil mich aber mit euch
nicht weiter zanken/ sondern zu meinen Herren mich wenden/ und durch Vortragung mei-
ner Bitte/ mich eurer ungütlichen Auflage loßwircken/ erinnere dieselben demnach bey der
hohen und schon geleisteten Bedienung/ sie wollen sich großehrengünstig gefallen lassen/
mit uns nach Padua zu kehren/ nicht allein/ daß ihre kräfftige Hand uns biß dahin sichern
Schuz halte/ sondern uns auch Gelegenheit gönnen/ unsere Danckschuldigkeit sehen zu

lassen/

Erſtes Buch.
herruͤhret/ und umb ſo viel weniger Dank und vergeltung verdienet/ die dannoch durch
meiner Fraͤulein hochgeneigte Lobreden uns in ſo haͤuffiger menge ſchon wirklich eingelie-
fert iſt/ daß wir uns derſelben zu allem ſchuldigen Gehorſam darſtellen muͤſſen/ und daher
ſie neben ihren hochaͤdlen Geſpielen bey uns nichts durch Bitte zu ſuchen/ ſondern durch
Befehl alles auffzulegen berechtiget ſind; iſt alſo meiner Fraͤulein an mich getahne Fode-
rung/ die mein Geſelle wiſſen wird/ meines theils eine Schuld/ wann ſie dem nicht zu wiedeꝛ
iſt/ der mir zubefehlen hat. Mein Herr und Erretter/ antwortete das Fraͤulein/ ich bin viel
zu ungeſchikt/ ſeine reden zu beantworten/ biß ich eine geraume Zeit von ſehr vernuͤnfftigẽ
Lehrmeiſtern daruͤber werde unterrichtet ſeyn; aber daß ich den Zweg meines vorhabens
umb ſo viel zeitiger erreichen moͤge/ bitte meinen Herren ich Ehrenfreundlich/ mir an zu
zeigen/ woſelbſt ich ſeinen Gebieter/ auff den er ſich berufft/ antreffen ſolle. Dieſer iſt es/
ſagte er (auff Ladiſla zeigend)/ der mein Fraͤulein aus Raͤubers Haͤnden errettet hat. Ich
weiß nicht mein Herr/ antwortete ſie mit einem holdſeligen Laͤcheln/ ob dieſer euer Freund
ſich einiges Befehls uͤber euch annehmen werde/ als welcher meine Bitte mit eben der Be-
dingung eingewilliget hat; daher dann ihrem uͤber dieſer Frage vermuhtlichen Streite
vorzukommen/ wer unter euch beyden einer dem andern zu gebieten habe/ iſt mein ehren-
gebuͤhrliches Anſuchen/ dieſe meine beyde Fraͤulein Waſen vor duͤchtige Richterinnen zu
erkennen/ ob meine Bitte der billigkeit gemaͤß/ und meine Herren/ ſelbe abzuſchlagen be-
fuget ſeyn werden oder nicht. Die aͤlteſte/ ſo von XIIX Jahren wahr/ nahmens Urſula Kor-
nelia/ fiel ihr in die Rede und ſagte: Frl. Waſe/ wie beſchimpffet ihr uns beyde ſo gar hoch/
durch dieſen euren gar zu kuͤhnen Vorſchlag? meynet ihr den Nahmen einer dankbahren
allein davon zu tragen/ und aus uns ſo verwaͤgene zu machen/ daß wir uns dieſen vortref-
lichen Rittern und Herren ſolten zu Richterinnen ſetzen und beſtellen laſſen/ die uns zur aͤuſ-
ſerſten Schande ſchon verurteilete/ jezt dieſe Stunde/ durch die kraͤfftige ſieghaffte gegen-
urtel ihres unuͤberwin dlichen Schwerts davon loß gearbeitet? O nein! wir verſagen euch
allen gehorſam/ und wollen uns vjel lieber von dieſen Herren vor Richterinnen wieder
euch beſtellen laſſen/ da ihr trauen eines harten Spruchs euch werdet befahren muͤſſen/
umb daß ihr unſerer Erloͤſer willens Freyheit durch beſtellete Richter einzuziehen/ euch
duͤrffet geluͤſten laſſen; und wer hat euch doch in ſo kurzer Zeit ſo kuͤhn uñ beherzt gemacht/
da ihr ſonſten wie ein Eſpinlaub zittertet/ uñ ſo bloß an Blut uñ Kuͤhnheit/ als an Kleideꝛn
wahret? Wer mit kuͤhnen Leuten umgehet/ antwortete Frl. Sophia/ der gewehnet ſich zu
gleicher Tugend. Verſichert euch aber/ meine Schweſter/ daß ich dieſe mir angelegte be-
ſchimpfung zu eivern/ nicht in vergeß ſtellen werde. Habe ich nicht ſchon urſach gnug/ und
mehr als euer keine/ meine Augen ſchamhafftig niederzuſchlagen? Und ihr duͤrffet mir ſol-
ches durch Aufruͤckung noch verzweyfachen/ gerade als wann ich ſchuld dran truͤge? Nun/
nun; wer borget/ dergedenke/ daß die Zahlwoche folgen muͤſſe. Ich wil mich aber mit euch
nicht weiter zanken/ ſondern zu meinen Herren mich wenden/ und durch Vortragung mei-
ner Bitte/ mich eurer unguͤtlichen Auflage loßwircken/ erinnere dieſelben demnach bey der
hohen und ſchon geleiſteten Bedienung/ ſie wollen ſich großehrenguͤnſtig gefallen laſſen/
mit uns nach Padua zu kehren/ nicht allein/ daß ihre kraͤfftige Hand uns biß dahin ſichern
Schuz halte/ ſondern uns auch Gelegenheit goͤnnen/ unſere Danckſchuldigkeit ſehen zu

laſſen/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0069" n="31"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
herru&#x0364;hret/ und umb &#x017F;o viel weniger Dank und vergeltung verdienet/ die dannoch durch<lb/>
meiner Fra&#x0364;ulein hochgeneigte Lobreden uns in &#x017F;o ha&#x0364;uffiger menge &#x017F;chon wirklich eingelie-<lb/>
fert i&#x017F;t/ daß wir uns der&#x017F;elben zu allem &#x017F;chuldigen Gehor&#x017F;am dar&#x017F;tellen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und daher<lb/>
&#x017F;ie neben ihren hocha&#x0364;dlen Ge&#x017F;pielen bey uns nichts durch Bitte zu &#x017F;uchen/ &#x017F;ondern durch<lb/>
Befehl alles auffzulegen berechtiget &#x017F;ind; i&#x017F;t al&#x017F;o meiner Fra&#x0364;ulein an mich getahne Fode-<lb/>
rung/ die mein Ge&#x017F;elle wi&#x017F;&#x017F;en wird/ meines theils eine Schuld/ wann &#x017F;ie dem nicht zu wiede&#xA75B;<lb/>
i&#x017F;t/ der mir zubefehlen hat. Mein Herr und Erretter/ antwortete das Fra&#x0364;ulein/ ich bin viel<lb/>
zu unge&#x017F;chikt/ &#x017F;eine reden zu beantworten/ biß ich eine geraume Zeit von &#x017F;ehr vernu&#x0364;nfftige&#x0303;<lb/>
Lehrmei&#x017F;tern daru&#x0364;ber werde unterrichtet &#x017F;eyn; aber daß ich den Zweg meines vorhabens<lb/>
umb &#x017F;o viel zeitiger erreichen mo&#x0364;ge/ bitte meinen Herren ich Ehrenfreundlich/ mir an zu<lb/>
zeigen/ wo&#x017F;elb&#x017F;t ich &#x017F;einen Gebieter/ auff den er &#x017F;ich berufft/ antreffen &#x017F;olle. Die&#x017F;er i&#x017F;t es/<lb/>
&#x017F;agte er (auff Ladi&#x017F;la zeigend)/ der mein Fra&#x0364;ulein aus Ra&#x0364;ubers Ha&#x0364;nden errettet hat. Ich<lb/>
weiß nicht mein Herr/ antwortete &#x017F;ie mit einem hold&#x017F;eligen La&#x0364;cheln/ ob die&#x017F;er euer Freund<lb/>
&#x017F;ich einiges Befehls u&#x0364;ber euch annehmen werde/ als welcher meine Bitte mit eben der Be-<lb/>
dingung eingewilliget hat; daher dann ihrem u&#x0364;ber die&#x017F;er Frage vermuhtlichen Streite<lb/>
vorzukommen/ wer unter euch beyden einer dem andern zu gebieten habe/ i&#x017F;t mein ehren-<lb/>
gebu&#x0364;hrliches An&#x017F;uchen/ die&#x017F;e meine beyde Fra&#x0364;ulein Wa&#x017F;en vor du&#x0364;chtige Richterinnen zu<lb/>
erkennen/ ob meine Bitte der billigkeit gema&#x0364;ß/ und meine Herren/ &#x017F;elbe abzu&#x017F;chlagen be-<lb/>
fuget &#x017F;eyn werden oder nicht. Die a&#x0364;lte&#x017F;te/ &#x017F;o von <hi rendition="#aq">XIIX</hi> Jahren wahr/ nahmens Ur&#x017F;ula Kor-<lb/>
nelia/ fiel ihr in die Rede und &#x017F;agte: Frl. Wa&#x017F;e/ wie be&#x017F;chimpffet ihr uns beyde &#x017F;o gar hoch/<lb/>
durch die&#x017F;en euren gar zu ku&#x0364;hnen Vor&#x017F;chlag? meynet ihr den Nahmen einer dankbahren<lb/>
allein davon zu tragen/ und aus uns &#x017F;o verwa&#x0364;gene zu machen/ daß wir uns die&#x017F;en vortref-<lb/>
lichen Rittern und Herren &#x017F;olten zu Richterinnen &#x017F;etzen und be&#x017F;tellen la&#x017F;&#x017F;en/ die uns zur a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er&#x017F;ten Schande &#x017F;chon verurteilete/ jezt die&#x017F;e Stunde/ durch die kra&#x0364;fftige &#x017F;ieghaffte gegen-<lb/>
urtel ihres unu&#x0364;berwin dlichen Schwerts davon loß gearbeitet? O nein! wir ver&#x017F;agen euch<lb/>
allen gehor&#x017F;am/ und wollen uns vjel lieber von die&#x017F;en Herren vor Richterinnen wieder<lb/>
euch be&#x017F;tellen la&#x017F;&#x017F;en/ da ihr trauen eines harten Spruchs euch werdet befahren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
umb daß ihr un&#x017F;erer Erlo&#x0364;&#x017F;er willens Freyheit durch be&#x017F;tellete Richter einzuziehen/ euch<lb/>
du&#x0364;rffet gelu&#x0364;&#x017F;ten la&#x017F;&#x017F;en; und wer hat euch doch in &#x017F;o kurzer Zeit &#x017F;o ku&#x0364;hn un&#x0303; beherzt gemacht/<lb/>
da ihr &#x017F;on&#x017F;ten wie ein E&#x017F;pinlaub zittertet/ un&#x0303; &#x017F;o bloß an Blut un&#x0303; Ku&#x0364;hnheit/ als an Kleide&#xA75B;n<lb/>
wahret? Wer mit ku&#x0364;hnen Leuten umgehet/ antwortete Frl. Sophia/ der gewehnet &#x017F;ich zu<lb/>
gleicher Tugend. Ver&#x017F;ichert euch aber/ meine Schwe&#x017F;ter/ daß ich die&#x017F;e mir angelegte be-<lb/>
&#x017F;chimpfung zu eivern/ nicht in vergeß &#x017F;tellen werde. Habe ich nicht &#x017F;chon ur&#x017F;ach gnug/ und<lb/>
mehr als euer keine/ meine Augen &#x017F;chamhafftig niederzu&#x017F;chlagen? Und ihr du&#x0364;rffet mir &#x017F;ol-<lb/>
ches durch Aufru&#x0364;ckung noch verzweyfachen/ gerade als wann ich &#x017F;chuld dran tru&#x0364;ge? Nun/<lb/>
nun; wer borget/ dergedenke/ daß die Zahlwoche folgen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Ich wil mich aber mit euch<lb/>
nicht weiter zanken/ &#x017F;ondern zu meinen Herren mich wenden/ und durch Vortragung mei-<lb/>
ner Bitte/ mich eurer ungu&#x0364;tlichen Auflage loßwircken/ erinnere die&#x017F;elben demnach bey der<lb/>
hohen und &#x017F;chon gelei&#x017F;teten Bedienung/ &#x017F;ie wollen &#x017F;ich großehrengu&#x0364;n&#x017F;tig gefallen la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
mit uns nach Padua zu kehren/ nicht allein/ daß ihre kra&#x0364;fftige Hand uns biß dahin &#x017F;ichern<lb/>
Schuz halte/ &#x017F;ondern uns auch Gelegenheit go&#x0364;nnen/ un&#x017F;ere Danck&#x017F;chuldigkeit &#x017F;ehen zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">la&#x017F;&#x017F;en/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0069] Erſtes Buch. herruͤhret/ und umb ſo viel weniger Dank und vergeltung verdienet/ die dannoch durch meiner Fraͤulein hochgeneigte Lobreden uns in ſo haͤuffiger menge ſchon wirklich eingelie- fert iſt/ daß wir uns derſelben zu allem ſchuldigen Gehorſam darſtellen muͤſſen/ und daher ſie neben ihren hochaͤdlen Geſpielen bey uns nichts durch Bitte zu ſuchen/ ſondern durch Befehl alles auffzulegen berechtiget ſind; iſt alſo meiner Fraͤulein an mich getahne Fode- rung/ die mein Geſelle wiſſen wird/ meines theils eine Schuld/ wann ſie dem nicht zu wiedeꝛ iſt/ der mir zubefehlen hat. Mein Herr und Erretter/ antwortete das Fraͤulein/ ich bin viel zu ungeſchikt/ ſeine reden zu beantworten/ biß ich eine geraume Zeit von ſehr vernuͤnfftigẽ Lehrmeiſtern daruͤber werde unterrichtet ſeyn; aber daß ich den Zweg meines vorhabens umb ſo viel zeitiger erreichen moͤge/ bitte meinen Herren ich Ehrenfreundlich/ mir an zu zeigen/ woſelbſt ich ſeinen Gebieter/ auff den er ſich berufft/ antreffen ſolle. Dieſer iſt es/ ſagte er (auff Ladiſla zeigend)/ der mein Fraͤulein aus Raͤubers Haͤnden errettet hat. Ich weiß nicht mein Herr/ antwortete ſie mit einem holdſeligen Laͤcheln/ ob dieſer euer Freund ſich einiges Befehls uͤber euch annehmen werde/ als welcher meine Bitte mit eben der Be- dingung eingewilliget hat; daher dann ihrem uͤber dieſer Frage vermuhtlichen Streite vorzukommen/ wer unter euch beyden einer dem andern zu gebieten habe/ iſt mein ehren- gebuͤhrliches Anſuchen/ dieſe meine beyde Fraͤulein Waſen vor duͤchtige Richterinnen zu erkennen/ ob meine Bitte der billigkeit gemaͤß/ und meine Herren/ ſelbe abzuſchlagen be- fuget ſeyn werden oder nicht. Die aͤlteſte/ ſo von XIIX Jahren wahr/ nahmens Urſula Kor- nelia/ fiel ihr in die Rede und ſagte: Frl. Waſe/ wie beſchimpffet ihr uns beyde ſo gar hoch/ durch dieſen euren gar zu kuͤhnen Vorſchlag? meynet ihr den Nahmen einer dankbahren allein davon zu tragen/ und aus uns ſo verwaͤgene zu machen/ daß wir uns dieſen vortref- lichen Rittern und Herren ſolten zu Richterinnen ſetzen und beſtellen laſſen/ die uns zur aͤuſ- ſerſten Schande ſchon verurteilete/ jezt dieſe Stunde/ durch die kraͤfftige ſieghaffte gegen- urtel ihres unuͤberwin dlichen Schwerts davon loß gearbeitet? O nein! wir verſagen euch allen gehorſam/ und wollen uns vjel lieber von dieſen Herren vor Richterinnen wieder euch beſtellen laſſen/ da ihr trauen eines harten Spruchs euch werdet befahren muͤſſen/ umb daß ihr unſerer Erloͤſer willens Freyheit durch beſtellete Richter einzuziehen/ euch duͤrffet geluͤſten laſſen; und wer hat euch doch in ſo kurzer Zeit ſo kuͤhn uñ beherzt gemacht/ da ihr ſonſten wie ein Eſpinlaub zittertet/ uñ ſo bloß an Blut uñ Kuͤhnheit/ als an Kleideꝛn wahret? Wer mit kuͤhnen Leuten umgehet/ antwortete Frl. Sophia/ der gewehnet ſich zu gleicher Tugend. Verſichert euch aber/ meine Schweſter/ daß ich dieſe mir angelegte be- ſchimpfung zu eivern/ nicht in vergeß ſtellen werde. Habe ich nicht ſchon urſach gnug/ und mehr als euer keine/ meine Augen ſchamhafftig niederzuſchlagen? Und ihr duͤrffet mir ſol- ches durch Aufruͤckung noch verzweyfachen/ gerade als wann ich ſchuld dran truͤge? Nun/ nun; wer borget/ dergedenke/ daß die Zahlwoche folgen muͤſſe. Ich wil mich aber mit euch nicht weiter zanken/ ſondern zu meinen Herren mich wenden/ und durch Vortragung mei- ner Bitte/ mich eurer unguͤtlichen Auflage loßwircken/ erinnere dieſelben demnach bey der hohen und ſchon geleiſteten Bedienung/ ſie wollen ſich großehrenguͤnſtig gefallen laſſen/ mit uns nach Padua zu kehren/ nicht allein/ daß ihre kraͤfftige Hand uns biß dahin ſichern Schuz halte/ ſondern uns auch Gelegenheit goͤnnen/ unſere Danckſchuldigkeit ſehen zu laſſen/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/69
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/69>, abgerufen am 21.12.2024.