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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
Geselschaft so schamroht/ daß ich nicht weiß wie ihrer Liebe ich mit Worten begegnen sol?
Zwar meine geringe Tahten werden das Lob mir anjezt gesprochen/ nimmermehr errei-
chen/ ob ich gleich tausend Jahr leben solte; aber ein Freund und williger Diener des Groß-
Fürstl. Medischen Erben zu seyn und bleiben/ erbiete ich mich mit auffrichtigem Herzen/
wil mich auch nimmermehr wegern/ vor ihrer Liebe Wolfahrt/ mein Schwertz/ wie krafft-
loß es gleich ist/ gerne zu führen/ und in ihrer Geselschaft mich mit zugebrauchen/ als wel-
che ich schon so tapfer/ und in ritterlichen Ubungen erfahren weiß/ daß sie meiner gering-
schätzigen Unterweisung durchaus nicht bedürffen. Groß Fürst Phraortes antwortete:
Hochberümter Fürst; mein Sohn zeiget ja noch seine Begierden/ daß ihm deren Gesel-
schaft und Unterweisung/ die durch Tugend den Weg der Unsterbligkeit fuchen/ angeneh-
mer ist/ als welche auff ihre Macht und Gewalt sich verlassend/ ihrem Willen folge leisten/
und nach den Lustreizungen des gemühtes Kräfte lenken. Herkules sagete hierauff; es hat
auch mein hochwerter Fürst von einem solchen Vater nicht anders können angeführet
werden/ und schätze mich billich glükselig/ wann unter dergleichen Geselschaft ich mag ge-
rechnet werden; zweifele nicht/ ihre Durchl. werden vor genommene Mühe die schöne
Frucht des außgesträueten Samen/ in kurzen/ reichlich einernten. Die Groß Fürstin men-
gete sich mit ein/ vorwendend/ die Speisen würden kalt werden; daher die Geselschaft sich
zu setzen genöhtiget ward. Bey dem Mahle gab es unterschiedliche Beredungen/ und er-
zählete Arbianes seinem Vater/ was gestalt ihm auff dem heutigen kurzen Wege zwo wich-
tige Begebnissen auffgestossen währen/ und zwar fast an einem Orte; Vor erst hätte er ei-
nen sehr grossen erschlagenen Löuen im offenen Felde liegen sehen/ dem die beyden Tatzen
abgehauen gewesen; bald hernach währen sechs Skythische Schützen hinter ihm ange-
ritten/ mit Panzern verwahret/ deren jeder ein Stük eines mit Blut gefärbeten Ritter-
Harnisches und blosses Schwert bey sich geführet/ hätte deren herzunahung erwartet/ und
nach befragung zur Antwort bekommen/ der gewaltige bisher unüberwindliche Skythi-
sche Kriegs Obriste/ H. Susag währe etwa vor anderhalb Stunden von einem jungen
fremden Ritter im auffrichtigen Kampf zur Erden gebracht und seines Helms beraubet/
worauff er ihm selbst vor Unmuht wegen der Niederlage die Kehle abgeschnitten/ dessen
Leichnam sie in die Erde begraben/ und seine Waffen mit sich führeten/ wie ihnen von dem
Uberwinder erläubet währe. Was? sagte Pharnabazus/ ist der Frevelmühtige baumstar-
ke Skithe Susag durch eines einzigen Ritters Hand gedämpffet/ von dem vor beständig
gesagt wird/ daß er schon vorm Jahre über 260 Ritter im offenen Streiterschlagen/ und
er mannichesmahl deren fünff oder sechse auff einen Bissen genommen. O wie hoch wird
durch diese Zeitung ein vornehmer Fürst erfreuet werden/ welches ersten tages von mir
zu schreiben ich nicht umbgang haben kan. Mein Oheim schreibe solches nur kühnlich/
sagte Mazeus/ dann ich habe diesen Kampf mit Augen angesehen/ in welchem er inwendig
einer halben Stunde von gegenwärtigem Teutschen Groß Fürsten ist niedergeschlagen
worden; und hat eben dessen Schwert den gedachten Löuen auch in den Tod gefchicket; er-
zählete darauff allen Verlauff eigentlich; worüber die Anwesende sich höchlich verwun-
derten/ und Arbianes wünschete/ das Glük gehabt zu haben/ daß er diesen Kampf hätte
mögen ansehen. Mazeus fragete Plautus/ der bey der Mahlzeit auffwartete/ wie es umb

seinen

Drittes Buch.
Geſelſchaft ſo ſchamroht/ daß ich nicht weiß wie ihrer Liebe ich mit Worten begegnen ſol?
Zwar meine geringe Tahten werden das Lob mir anjezt geſprochen/ nimmermehr errei-
chen/ ob ich gleich tauſend Jahr leben ſolte; aber ein Freund uñ williger Diener des Groß-
Fuͤrſtl. Mediſchen Erben zu ſeyn und bleiben/ erbiete ich mich mit auffrichtigem Herzen/
wil mich auch nimmermehr wegern/ vor ihrer Liebe Wolfahrt/ mein Schwertz/ wie krafft-
loß es gleich iſt/ gerne zu fuͤhren/ und in ihrer Geſelſchaft mich mit zugebrauchen/ als wel-
che ich ſchon ſo tapfer/ und in ritterlichen Ubungen erfahren weiß/ daß ſie meiner gering-
ſchaͤtzigen Unterweiſung durchaus nicht beduͤrffen. Groß Fuͤrſt Phraortes antwortete:
Hochberuͤmter Fuͤrſt; mein Sohn zeiget ja noch ſeine Begierden/ daß ihm deren Geſel-
ſchaft und Unterweiſung/ die durch Tugend den Weg der Unſterbligkeit fuchen/ angeneh-
meꝛ iſt/ als welche auff ihre Macht und Gewalt ſich verlaſſend/ ihrem Willen folge leiſten/
und nach den Luſtreizungen des gemuͤhtes Kraͤfte lenken. Herkules ſagete hierauff; es hat
auch mein hochwerter Fuͤrſt von einem ſolchen Vater nicht anders koͤnnen angefuͤhret
werden/ und ſchaͤtze mich billich gluͤkſelig/ wann unter dergleichen Geſelſchaft ich mag ge-
rechnet werden; zweifele nicht/ ihre Durchl. werden vor genommene Muͤhe die ſchoͤne
Frucht des außgeſtraͤueten Samen/ in kurzen/ reichlich einernten. Die Groß Fuͤrſtin men-
gete ſich mit ein/ vorwendend/ die Speiſen wuͤrden kalt werden; daher die Geſelſchaft ſich
zu ſetzen genoͤhtiget ward. Bey dem Mahle gab es unterſchiedliche Beredungen/ und er-
zaͤhlete Arbianes ſeinem Vater/ was geſtalt ihm auff dem heutigen kurzẽ Wege zwo wich-
tige Begebniſſen auffgeſtoſſen waͤhren/ und zwar faſt an einem Orte; Vor erſt haͤtte er ei-
nen ſehr groſſen erſchlagenen Loͤuen im offenen Felde liegen ſehen/ dem die beyden Tatzen
abgehauen geweſen; bald hernach waͤhren ſechs Skythiſche Schuͤtzen hinter ihm ange-
ritten/ mit Panzern verwahret/ deren jeder ein Stuͤk eines mit Blut gefaͤrbeten Ritter-
Harniſches und bloſſes Schwert bey ſich gefuͤhret/ haͤtte deren herzunahung erwartet/ uñ
nach befragung zur Antwort bekommen/ der gewaltige bisher unuͤberwindliche Skythi-
ſche Kriegs Obriſte/ H. Suſag waͤhre etwa vor anderhalb Stunden von einem jungen
fremden Ritter im auffrichtigen Kampf zur Erden gebracht und ſeines Helms beraubet/
worauff er ihm ſelbſt vor Unmuht wegen der Niederlage die Kehle abgeſchnitten/ deſſen
Leichnam ſie in die Erde begraben/ und ſeine Waffen mit ſich fuͤhreten/ wie ihnen von dem
Uberwinder erlaͤubet waͤhre. Was? ſagte Pharnabazus/ iſt der Frevelmuͤhtige baumſtar-
ke Skithe Suſag durch eines einzigen Ritters Hand gedaͤmpffet/ von dem vor beſtaͤndig
geſagt wird/ daß er ſchon vorm Jahre uͤber 260 Ritter im offenen Streiterſchlagen/ und
er mannichesmahl deren fuͤnff oder ſechſe auff einen Biſſen genommen. O wie hoch wird
durch dieſe Zeitung ein vornehmer Fuͤrſt erfreuet werden/ welches erſten tages von mir
zu ſchreiben ich nicht umbgang haben kan. Mein Oheim ſchreibe ſolches nur kuͤhnlich/
ſagte Mazeus/ dann ich habe dieſen Kampf mit Augen angeſehen/ in welchem er inwendig
einer halben Stunde von gegenwaͤrtigem Teutſchen Groß Fuͤrſten iſt niedergeſchlagen
worden; und hat eben deſſen Schwert den gedachten Loͤuen auch in den Tod gefchicket; er-
zaͤhlete darauff allen Verlauff eigentlich; woruͤber die Anweſende ſich hoͤchlich verwun-
derten/ und Arbianes wuͤnſchete/ das Gluͤk gehabt zu haben/ daß er dieſen Kampf haͤtte
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[647/0685] Drittes Buch. Geſelſchaft ſo ſchamroht/ daß ich nicht weiß wie ihrer Liebe ich mit Worten begegnen ſol? Zwar meine geringe Tahten werden das Lob mir anjezt geſprochen/ nimmermehr errei- chen/ ob ich gleich tauſend Jahr leben ſolte; aber ein Freund uñ williger Diener des Groß- Fuͤrſtl. Mediſchen Erben zu ſeyn und bleiben/ erbiete ich mich mit auffrichtigem Herzen/ wil mich auch nimmermehr wegern/ vor ihrer Liebe Wolfahrt/ mein Schwertz/ wie krafft- loß es gleich iſt/ gerne zu fuͤhren/ und in ihrer Geſelſchaft mich mit zugebrauchen/ als wel- che ich ſchon ſo tapfer/ und in ritterlichen Ubungen erfahren weiß/ daß ſie meiner gering- ſchaͤtzigen Unterweiſung durchaus nicht beduͤrffen. Groß Fuͤrſt Phraortes antwortete: Hochberuͤmter Fuͤrſt; mein Sohn zeiget ja noch ſeine Begierden/ daß ihm deren Geſel- ſchaft und Unterweiſung/ die durch Tugend den Weg der Unſterbligkeit fuchen/ angeneh- meꝛ iſt/ als welche auff ihre Macht und Gewalt ſich verlaſſend/ ihrem Willen folge leiſten/ und nach den Luſtreizungen des gemuͤhtes Kraͤfte lenken. Herkules ſagete hierauff; es hat auch mein hochwerter Fuͤrſt von einem ſolchen Vater nicht anders koͤnnen angefuͤhret werden/ und ſchaͤtze mich billich gluͤkſelig/ wann unter dergleichen Geſelſchaft ich mag ge- rechnet werden; zweifele nicht/ ihre Durchl. werden vor genommene Muͤhe die ſchoͤne Frucht des außgeſtraͤueten Samen/ in kurzen/ reichlich einernten. Die Groß Fuͤrſtin men- gete ſich mit ein/ vorwendend/ die Speiſen wuͤrden kalt werden; daher die Geſelſchaft ſich zu ſetzen genoͤhtiget ward. Bey dem Mahle gab es unterſchiedliche Beredungen/ und er- zaͤhlete Arbianes ſeinem Vater/ was geſtalt ihm auff dem heutigen kurzẽ Wege zwo wich- tige Begebniſſen auffgeſtoſſen waͤhren/ und zwar faſt an einem Orte; Vor erſt haͤtte er ei- nen ſehr groſſen erſchlagenen Loͤuen im offenen Felde liegen ſehen/ dem die beyden Tatzen abgehauen geweſen; bald hernach waͤhren ſechs Skythiſche Schuͤtzen hinter ihm ange- ritten/ mit Panzern verwahret/ deren jeder ein Stuͤk eines mit Blut gefaͤrbeten Ritter- Harniſches und bloſſes Schwert bey ſich gefuͤhret/ haͤtte deren herzunahung erwartet/ uñ nach befragung zur Antwort bekommen/ der gewaltige bisher unuͤberwindliche Skythi- ſche Kriegs Obriſte/ H. Suſag waͤhre etwa vor anderhalb Stunden von einem jungen fremden Ritter im auffrichtigen Kampf zur Erden gebracht und ſeines Helms beraubet/ worauff er ihm ſelbſt vor Unmuht wegen der Niederlage die Kehle abgeſchnitten/ deſſen Leichnam ſie in die Erde begraben/ und ſeine Waffen mit ſich fuͤhreten/ wie ihnen von dem Uberwinder erlaͤubet waͤhre. Was? ſagte Pharnabazus/ iſt der Frevelmuͤhtige baumſtar- ke Skithe Suſag durch eines einzigen Ritters Hand gedaͤmpffet/ von dem vor beſtaͤndig geſagt wird/ daß er ſchon vorm Jahre uͤber 260 Ritter im offenen Streiterſchlagen/ und er mannichesmahl deren fuͤnff oder ſechſe auff einen Biſſen genommen. O wie hoch wird durch dieſe Zeitung ein vornehmer Fuͤrſt erfreuet werden/ welches erſten tages von mir zu ſchreiben ich nicht umbgang haben kan. Mein Oheim ſchreibe ſolches nur kuͤhnlich/ ſagte Mazeus/ dann ich habe dieſen Kampf mit Augen angeſehen/ in welchem er inwendig einer halben Stunde von gegenwaͤrtigem Teutſchen Groß Fuͤrſten iſt niedergeſchlagen worden; und hat eben deſſen Schwert den gedachten Loͤuen auch in den Tod gefchicket; er- zaͤhlete darauff allen Verlauff eigentlich; woruͤber die Anweſende ſich hoͤchlich verwun- derten/ und Arbianes wuͤnſchete/ das Gluͤk gehabt zu haben/ daß er dieſen Kampf haͤtte moͤgen anſehen. Mazeus fragete Plautus/ der bey der Mahlzeit auffwartete/ wie es umb ſeinen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/685>, abgerufen am 22.12.2024.