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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
Reiten/ Jagen/ Tanzen/ Singen/ und Seitenspielen sehr wol und außbündig geübet/ doch
unserer Morgenländischen Sprachen nicht allerdinge erfahren ist/ sondern ins gemein
Griechisch und Latein redet; vom Geschlecht ist er/ seinem vorgeben nach/ Fürstenstandes/
und von Zierligkeit der Sitten in meinen Augen fast volkommen; wann dann ihre Königl.
Hocheit den ernstlichen Befehl ergehen lassen daß die zierlichsten Jünglinge und Jung-
fräulein/ deroselben sollen zugeführet werden/ habe ich solches gehorsamst verrichten wol-
len/ untertähnigst bittend/ Ihre Königl. Hocheit wollen dieses mein Tuhn allergnädigst
vermerken/ und mit beharlichen Gnaden mir/ ihrem gehorsamst-untertähnigsten Knech-
te gewogen verbleiben. Artabanus neigete den Reichsstab zum Gnadenzeichen gegen ihn
und sagte: Mein Fürst lasse zu uns den Knaben nach gebühr herein treten/ wie er wird
unterwiesen seyn; werden wir dann etwas sonderliches an ihm finden/ sol es von uns al-
lergnädigst erkennet werden. Phraortes eilete ihn hinein zu führen/ der ihm unerschrocken
folgete/ und wie er unterrichtet wahr/ taht er den gewöhnlichen Fußfall durch alle drey Ge-
mächer. Da ihn nun der König in der nähe beschauete/ ward er über seiner volkommenen
Schönheit fast entzükt/ neigete den Königsstab ziemlich tieff gegen ihn/ und gab ihm da-
durch Erläubnis zu reden/ da er mit freudigem Angesicht/ unerschrokenem Herzen und un-
verworrener Rede in Persischer Sprache (dann er hatte sich fleissig darzu geschicket) also
anfing: Unüberwindlichster aller großmächtigster König/ allergnädigster Herr; es hat der
Himmel aus sonderlicher Gunst gegen diese weitläuftige volkreiche Morgenländer/ eure
Königliche Hocheit auff diesen großgebietenden Stuel setzen/ und dero herliches Ansehen
mir zuerkennen geben wollen/ daß ihrer Hocheit unermäßliche Gewalt/ volkommene Weiß-
heit/ und helleuchtende Tugend ich verhoffentlich dermahleins meinem weit abgelegenen
Vaterlande anmelden/ und dero prächtigste Herligkeit kund machen folle. Zwar manni-
cher meines gleichen/ würde lieber den Tod als diese Stelle/ worauff ich stehe/ wählen; ich
aber/ nach dem ich der festen gewißheit bin/ daß/ wie eure Königl. Hocheit mit Gewalt den
Göttern am nähesten sitzet/ dieselbe nicht weniger an Liebe zur Tugend und Erbarkeit ihnen
verwand seyn müsse/ werde/ diese hohe Glükseligkeit/ eure Königl. Hocheit gesehen und an-
geredet zu haben/ aus meinem Gedächtnis nimmermehr kommen lassen. Dafern nun eu-
re Königl. Hocheit ein göttliches Werk der Barmherzigkeit/ meiner Fr. Mutter/ einer
gebohrnen Groß Fürstin aus Teutschland erzeigen/ und mich/ ihren lieben Erben dersel-
ben allergnädigst wieder zusenden wolte/ würde die Parthische Gerechtigkeit daher ihre
Strahlen umb so viel weiter werffen/ angesehen/ ich keines Feindes Kind/ noch in einer
Schlacht oder Fehde gefangen/ sondern von boßhafften Räubern auffgefasset/ und den
meinen nicht ohn Blutvergiessen entführet bin/ denen die göttliche Rache albereit ihren
verdienten Lohn gegeben/ und sie durch andere Räuber hat erschlagen lassen. So eröffne
nun eure Königl. Hocheit ihr von Barmherzig- und Gerechtigkeit angefülletes Herz/ mir/
ihrem aller untertähnigsten Diener/ und lasse mich unwirdigsten einen Teil ihrer König-
lichen hohen Gnade unter die Leute außtragen/ damit die weit abgelegene Welt erkenne/
der grosse König Artabanus sey wirdig/ von der Sonnen Auffgang/ biß zu ihrem Nieder-
gange den Reichsstab außzustrecken/ als mit dessen Volkommenheit nichts unter dem Him-
mel kan verglichen werden. Allergerechtester König/ ich halte nicht an/ umb Königl. Ge-

schenke;

Drittes Buch.
Reiten/ Jagen/ Tanzen/ Singen/ und Seitenſpielen ſehr wol und außbuͤndig geuͤbet/ doch
unſerer Morgenlaͤndiſchen Sprachen nicht allerdinge erfahren iſt/ ſondern ins gemein
Griechiſch und Latein redet; vom Geſchlecht iſt er/ ſeinem vorgeben nach/ Fuͤrſtenſtandes/
und von Zierligkeit der Sitten in meinen Augen faſt volkommen; wañ dann ihre Koͤnigl.
Hocheit den ernſtlichen Befehl ergehen laſſen daß die zierlichſten Juͤnglinge und Jung-
fraͤulein/ deroſelben ſollen zugefuͤhret werden/ habe ich ſolches gehorſamſt verrichten wol-
len/ untertaͤhnigſt bittend/ Ihre Koͤnigl. Hocheit wollen dieſes mein Tuhn allergnaͤdigſt
vermerken/ und mit beharlichen Gnaden mir/ ihrem gehorſamſt-untertaͤhnigſten Knech-
te gewogen verbleiben. Artabanus neigete den Reichsſtab zum Gnadenzeichen gegen ihn
und ſagte: Mein Fuͤrſt laſſe zu uns den Knaben nach gebuͤhr herein treten/ wie er wird
unterwieſen ſeyn; werden wir dann etwas ſonderliches an ihm finden/ ſol es von uns al-
lergnaͤdigſt erkennet werden. Phraortes eilete ihn hinein zu fuͤhren/ der ihm unerſchrockẽ
folgete/ und wie er unterrichtet wahr/ taht er den gewoͤhnlichen Fußfall durch alle drey Ge-
maͤcher. Da ihn nun der Koͤnig in der naͤhe beſchauete/ ward er uͤber ſeiner volkommenen
Schoͤnheit faſt entzuͤkt/ neigete den Koͤnigsſtab ziemlich tieff gegen ihn/ und gab ihm da-
durch Erlaͤubnis zu reden/ da er mit freudigem Angeſicht/ unerſchrokenem Herzen und un-
verworrener Rede in Perſiſcher Sprache (dann er hatte ſich fleiſſig darzu geſchicket) alſo
anfing: Unuͤberwindlichſter aller großmaͤchtigſter Koͤnig/ allergnaͤdigſter Herr; es hat deꝛ
Himmel aus ſonderlicher Gunſt gegen dieſe weitlaͤuftige volkreiche Morgenlaͤnder/ eure
Koͤnigliche Hocheit auff dieſen großgebietenden Stuel ſetzen/ und dero herliches Anſehen
mir zuerkennen geben wollen/ daß ihrer Hocheit unermaͤßliche Gewalt/ volkom̃ene Weiß-
heit/ und helleuchtende Tugend ich verhoffentlich dermahleins meinem weit abgelegenen
Vaterlande anmelden/ und dero praͤchtigſte Herligkeit kund machen folle. Zwar manni-
cher meines gleichen/ wuͤrde lieber den Tod als dieſe Stelle/ worauff ich ſtehe/ waͤhlen; ich
aber/ nach dem ich der feſten gewißheit bin/ daß/ wie eure Koͤnigl. Hocheit mit Gewalt den
Goͤttern am naͤheſten ſitzet/ dieſelbe nicht weniger an Liebe zur Tugend und Erbarkeit ihnẽ
verwand ſeyn muͤſſe/ werde/ dieſe hohe Gluͤkſeligkeit/ eure Koͤnigl. Hocheit geſehen und an-
geredet zu haben/ aus meinem Gedaͤchtnis nimmermehr kommen laſſen. Dafern nun eu-
re Koͤnigl. Hocheit ein goͤttliches Werk der Barmherzigkeit/ meiner Fr. Mutter/ einer
gebohrnen Groß Fuͤrſtin aus Teutſchland erzeigen/ und mich/ ihren lieben Erben derſel-
ben allergnaͤdigſt wieder zuſenden wolte/ wuͤrde die Parthiſche Gerechtigkeit daher ihre
Strahlen umb ſo viel weiter werffen/ angeſehen/ ich keines Feindes Kind/ noch in einer
Schlacht oder Fehde gefangen/ ſondern von boßhafften Raͤubern auffgefaſſet/ und den
meinen nicht ohn Blutvergieſſen entfuͤhret bin/ denen die goͤttliche Rache albereit ihren
verdienten Lohn gegeben/ und ſie durch andere Raͤuber hat erſchlagen laſſen. So eroͤffne
nun eure Koͤnigl. Hocheit ihr von Barmherzig- und Gerechtigkeit angefuͤlletes Herz/ mir/
ihrem aller untertaͤhnigſten Diener/ und laſſe mich unwirdigſten einen Teil ihrer Koͤnig-
lichen hohen Gnade unter die Leute außtragen/ damit die weit abgelegene Welt erkenne/
der groſſe Koͤnig Artabanus ſey wirdig/ von der Sonnen Auffgang/ biß zu ihrem Nieder-
gange den Reichsſtab außzuſtrecken/ als mit deſſen Volkom̃enheit nichts unter dem Him-
mel kan verglichen werden. Allergerechteſter Koͤnig/ ich halte nicht an/ umb Koͤnigl. Ge-

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[623/0661] Drittes Buch. Reiten/ Jagen/ Tanzen/ Singen/ und Seitenſpielen ſehr wol und außbuͤndig geuͤbet/ doch unſerer Morgenlaͤndiſchen Sprachen nicht allerdinge erfahren iſt/ ſondern ins gemein Griechiſch und Latein redet; vom Geſchlecht iſt er/ ſeinem vorgeben nach/ Fuͤrſtenſtandes/ und von Zierligkeit der Sitten in meinen Augen faſt volkommen; wañ dann ihre Koͤnigl. Hocheit den ernſtlichen Befehl ergehen laſſen daß die zierlichſten Juͤnglinge und Jung- fraͤulein/ deroſelben ſollen zugefuͤhret werden/ habe ich ſolches gehorſamſt verrichten wol- len/ untertaͤhnigſt bittend/ Ihre Koͤnigl. Hocheit wollen dieſes mein Tuhn allergnaͤdigſt vermerken/ und mit beharlichen Gnaden mir/ ihrem gehorſamſt-untertaͤhnigſten Knech- te gewogen verbleiben. Artabanus neigete den Reichsſtab zum Gnadenzeichen gegen ihn und ſagte: Mein Fuͤrſt laſſe zu uns den Knaben nach gebuͤhr herein treten/ wie er wird unterwieſen ſeyn; werden wir dann etwas ſonderliches an ihm finden/ ſol es von uns al- lergnaͤdigſt erkennet werden. Phraortes eilete ihn hinein zu fuͤhren/ der ihm unerſchrockẽ folgete/ und wie er unterrichtet wahr/ taht er den gewoͤhnlichen Fußfall durch alle drey Ge- maͤcher. Da ihn nun der Koͤnig in der naͤhe beſchauete/ ward er uͤber ſeiner volkommenen Schoͤnheit faſt entzuͤkt/ neigete den Koͤnigsſtab ziemlich tieff gegen ihn/ und gab ihm da- durch Erlaͤubnis zu reden/ da er mit freudigem Angeſicht/ unerſchrokenem Herzen und un- verworrener Rede in Perſiſcher Sprache (dann er hatte ſich fleiſſig darzu geſchicket) alſo anfing: Unuͤberwindlichſter aller großmaͤchtigſter Koͤnig/ allergnaͤdigſter Herr; es hat deꝛ Himmel aus ſonderlicher Gunſt gegen dieſe weitlaͤuftige volkreiche Morgenlaͤnder/ eure Koͤnigliche Hocheit auff dieſen großgebietenden Stuel ſetzen/ und dero herliches Anſehen mir zuerkennen geben wollen/ daß ihrer Hocheit unermaͤßliche Gewalt/ volkom̃ene Weiß- heit/ und helleuchtende Tugend ich verhoffentlich dermahleins meinem weit abgelegenen Vaterlande anmelden/ und dero praͤchtigſte Herligkeit kund machen folle. Zwar manni- cher meines gleichen/ wuͤrde lieber den Tod als dieſe Stelle/ worauff ich ſtehe/ waͤhlen; ich aber/ nach dem ich der feſten gewißheit bin/ daß/ wie eure Koͤnigl. Hocheit mit Gewalt den Goͤttern am naͤheſten ſitzet/ dieſelbe nicht weniger an Liebe zur Tugend und Erbarkeit ihnẽ verwand ſeyn muͤſſe/ werde/ dieſe hohe Gluͤkſeligkeit/ eure Koͤnigl. Hocheit geſehen und an- geredet zu haben/ aus meinem Gedaͤchtnis nimmermehr kommen laſſen. Dafern nun eu- re Koͤnigl. Hocheit ein goͤttliches Werk der Barmherzigkeit/ meiner Fr. Mutter/ einer gebohrnen Groß Fuͤrſtin aus Teutſchland erzeigen/ und mich/ ihren lieben Erben derſel- ben allergnaͤdigſt wieder zuſenden wolte/ wuͤrde die Parthiſche Gerechtigkeit daher ihre Strahlen umb ſo viel weiter werffen/ angeſehen/ ich keines Feindes Kind/ noch in einer Schlacht oder Fehde gefangen/ ſondern von boßhafften Raͤubern auffgefaſſet/ und den meinen nicht ohn Blutvergieſſen entfuͤhret bin/ denen die goͤttliche Rache albereit ihren verdienten Lohn gegeben/ und ſie durch andere Raͤuber hat erſchlagen laſſen. So eroͤffne nun eure Koͤnigl. Hocheit ihr von Barmherzig- und Gerechtigkeit angefuͤlletes Herz/ mir/ ihrem aller untertaͤhnigſten Diener/ und laſſe mich unwirdigſten einen Teil ihrer Koͤnig- lichen hohen Gnade unter die Leute außtragen/ damit die weit abgelegene Welt erkenne/ der groſſe Koͤnig Artabanus ſey wirdig/ von der Sonnen Auffgang/ biß zu ihrem Nieder- gange den Reichsſtab außzuſtrecken/ als mit deſſen Volkom̃enheit nichts unter dem Him- mel kan verglichen werden. Allergerechteſter Koͤnig/ ich halte nicht an/ umb Koͤnigl. Ge- ſchenke;

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/661>, abgerufen am 22.12.2024.