Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Drittes Buch. fen/ zu dem sein Herr sagete: Deine Haut ist nun verkaufft/ so nim nun diese deine vorigenKleider/ und lege sie an/ weil ich dich zuliefern gedenke/ wie ich dich empfangen habe. Die- ser kunte vor Freuden nicht antworten/ taht doch nicht/ als wann ihm groß drumb währe/ wiewol er sich auffs beste putzete/ seinem neuen Herrn zugefallen/ nachdem er seine trefflichen Kleinot wieder zu sich genommen hatte. Orsillos führete ihn hin/ trat anfangs allein vor Nabarzanes/ und berichtete/ er währe da/ seinen verkaufften Leibeigenen zuliefern/ welcher auch alsbald hinein gefodert ward. Bey seinem Eintrit taht er seinem Herrn grosse Ehr- erbietung/ der ihn auff Griechisch fragete/ aus welchem Lande er kähme/ und was sein Ge- werbe währe. Er hingegen ließ gnugsam erscheinen/ daß ob er gleich einen grossen Teil sei- nes Fleisches verlohren/ er doch sein gutes Herz und Höfligkeit annoch unverlezt hätte/ und fing also an: Hochgebohrner gnädiger Herr; daß Eure Gn. von der schnöden un- saubern Arbeit mich loßzuwirken/ gnädig eingewilliget hat/ davor bedanke ich mich unter- tähnig und von herzen; mein Stand/ der Geburt nach/ ist ohn Ruhm zumelden/ frey/ und von Griechischem Adel/ und bin nie dienstbar gewesen/ ohn daß vor wenig Wochen mich etliche Räuber hinterlistiger weise gefangen/ und gegenwärtigem Orsillos dem unbarm- herzigen und Feinde alles ädlen Geblüts/ verkaufft haben; Ich bin von Jugend auf zu den freyen Künsten/ nach gehends zu den Waffen gehalten; im Pferde bereiten hoffe ich die Gebühr zuleisten/ und was sonst vor ritterliche übungen von mir erfodert werden. Einem solchen Diener/ sagte Nabarzanes/ habe ich lange nach getrachtet/ und währe unbillich/ daß du mit unflätiger Arbeit länger soltest beladen seyn; Wirst du dich nun geträn und fleissig bey mir halten/ soltu bessern und gelindern Herrn dir nicht wünschen. Kleon bedankete sich der angebohtenen Gnade untertähnig/ und hielt um Vergünstigung an/ wenig Worte mit gegenwärtigem Orsillos zureden/ nach deren Erlangung er zu ihm sagete: Höret ihr greu- licher Wüterich; ich erinnere euch zugleich/ was vor einen ansehnlichen Schatz ich euch bald anfangs eingeliefert/ und dadurch eure Gunst und freundlichere Pflegung wol ver- dienet hätte/ wie ihr mir aber solches vergolten/ und diese fünff Wochen mit mir umbge- sprungen seyd/ wird euch noch in frischem Andenken seyn/ verheisse demnach hinwiederum und an äides-stat/ daß wann mir schier heut oder morgen vor meine geträuen Dienste meine Freyheit wieder werden solte/ ich nicht ruhen wil/ biß ich euch aller Woltaht halber baar und mit vollem masse bezahlet habe/ weil meine begierden mich ohn das allemal zur Dank- barkeit anreizen/ und ich nicht gerne schuldig bleibe/ erbiete mich daneben/ daß ich mit der Götter hülffe bald kommen/ und meine versetzeten Kleinot samt dem lezten Ringe (weil sie mir nur mit Schlägen haben wollen bezahlet werden) einlösen wil. Ja kom nur/ wann dichs gelüstet/ sagte der verwägene Orsillos/ die Kleinot (ich meyne den Ochsenstecken und die Peitsche) hangen noch an ihrem gewöhnlichen Orte/ und können dir/ so offt du mit lusten darnach bist/ zu aller gnüge mitgeteilet werden/ wiewol ich mich von herzen herme/ daß ich dich verkaufft/ und nicht vielmehr lebendig ans Kreuz geheftet/ oder den Hunden zur Spei- se vorgeworffen habe. Behaltet diese Antwort in eurem Gedächtniß/ sagete Kleon/ ich hof- fe euch derselben dereins in aller Güte zuerinnern/ da euch erst der jeztgedachte Reuel recht kommen dürffte. Dein dräuen/ und eines Sperlinges zwitzern gilt mir gleich/ sagte Orsil- los/ und wann ich übel wolte/ könte ich mit dir als einem Leibeigenen verfahren/ dz du einem freyen
Drittes Buch. fen/ zu dem ſein Herr ſagete: Deine Haut iſt nun verkaufft/ ſo nim nun dieſe deine vorigenKleider/ und lege ſie an/ weil ich dich zuliefern gedenke/ wie ich dich empfangen habe. Die- ſer kunte vor Freuden nicht antworten/ taht doch nicht/ als wann ihm groß drumb waͤhre/ wiewol er ſich auffs beſte putzete/ ſeinem neuen Herrn zugefallen/ nachdem er ſeine trefflichẽ Kleinot wieder zu ſich genommen hatte. Orſillos fuͤhrete ihn hin/ trat anfangs allein vor Nabarzanes/ und berichtete/ er waͤhre da/ ſeinen verkaufften Leibeigenen zuliefern/ welcher auch alsbald hinein gefodert ward. Bey ſeinem Eintrit taht er ſeinem Herrn groſſe Ehr- erbietung/ der ihn auff Griechiſch fragete/ aus welchem Lande er kaͤhme/ und was ſein Ge- werbe waͤhre. Er hingegen ließ gnugſam erſcheinen/ daß ob er gleich einen groſſen Teil ſei- nes Fleiſches verlohren/ er doch ſein gutes Herz und Hoͤfligkeit annoch unverlezt haͤtte/ und fing alſo an: Hochgebohrner gnaͤdiger Herr; daß Eure Gn. von der ſchnoͤden un- ſaubern Arbeit mich loßzuwirken/ gnaͤdig eingewilliget hat/ davor bedanke ich mich unter- taͤhnig und von herzen; mein Stand/ der Geburt nach/ iſt ohn Ruhm zumelden/ frey/ und von Griechiſchem Adel/ und bin nie dienſtbar geweſen/ ohn daß vor wenig Wochen mich etliche Raͤuber hinterliſtiger weiſe gefangen/ und gegenwaͤrtigem Orſillos dem unbarm- herzigen und Feinde alles aͤdlen Gebluͤts/ verkaufft haben; Ich bin von Jugend auf zu den freyen Kuͤnſten/ nach gehends zu den Waffen gehalten; im Pferde bereiten hoffe ich die Gebuͤhr zuleiſten/ und was ſonſt vor ritterliche uͤbungen von mir erfodert werden. Einem ſolchen Diener/ ſagte Nabarzanes/ habe ich lange nach getrachtet/ und waͤhre unbillich/ daß du mit unflaͤtiger Arbeit laͤnger ſolteſt beladen ſeyn; Wirſt du dich nun getraͤn und fleiſſig bey mir halten/ ſoltu beſſern und gelindern Herrn dir nicht wuͤnſchen. Kleon bedankete ſich der angebohtenen Gnade untertaͤhnig/ und hielt um Vergünſtigung an/ wenig Worte mit gegenwaͤrtigem Orſillos zureden/ nach deren Erlangung er zu ihm ſagete: Hoͤret ihr greu- licher Wuͤterich; ich erinnere euch zugleich/ was vor einen anſehnlichen Schatz ich euch bald anfangs eingeliefert/ und dadurch eure Gunſt und freundlichere Pflegung wol ver- dienet haͤtte/ wie ihr mir aber ſolches vergolten/ und dieſe fuͤnff Wochen mit mir umbge- ſprungen ſeyd/ wird euch noch in friſchem Andenken ſeyn/ verheiſſe demnach hinwiederum und an aͤides-ſtat/ daß wann mir ſchier heut oder morgen vor meine getraͤuẽ Dienſte meine Freyheit wieder werden ſolte/ ich nicht ruhen wil/ biß ich euch aller Woltaht halber baar und mit vollem maſſe bezahlet habe/ weil meine begierden mich ohn das allemal zur Dank- barkeit anreizen/ und ich nicht gerne ſchuldig bleibe/ erbiete mich daneben/ daß ich mit der Goͤtter huͤlffe bald kommen/ und meine verſetzeten Kleinot ſamt dem lezten Ringe (weil ſie mir nur mit Schlaͤgen haben wollen bezahlet werden) einloͤſen wil. Ja kom nur/ wañ dichs geluͤſtet/ ſagte der verwaͤgene Orſillos/ die Kleinot (ich meyne den Ochſenſtecken und die Peitſche) hangen noch an ihrem gewoͤhnlichen Orte/ und koͤnnen dir/ ſo offt du mit luſten darnach biſt/ zu aller gnuͤge mitgeteilet werden/ wiewol ich mich von herzen herme/ daß ich dich verkaufft/ und nicht vielmehr lebendig ans Kreuz geheftet/ oder den Hunden zur Spei- ſe vorgeworffen habe. Behaltet dieſe Antwort in eurem Gedaͤchtniß/ ſagete Kleon/ ich hof- fe euch derſelben dereins in aller Guͤte zuerinnern/ da euch erſt der jeztgedachte Reuel recht kommen duͤrffte. Dein draͤuen/ und eines Sperlinges zwitzern gilt mir gleich/ ſagte Orſil- los/ und wann ich uͤbel wolte/ koͤnte ich mit dir als einem Leibeigenen verfahren/ dz du einem freyen
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Drittes Buch.
fen/ zu dem ſein Herr ſagete: Deine Haut iſt nun verkaufft/ ſo nim nun dieſe deine vorigen
Kleider/ und lege ſie an/ weil ich dich zuliefern gedenke/ wie ich dich empfangen habe. Die-
ſer kunte vor Freuden nicht antworten/ taht doch nicht/ als wann ihm groß drumb waͤhre/
wiewol er ſich auffs beſte putzete/ ſeinem neuen Herrn zugefallen/ nachdem er ſeine trefflichẽ
Kleinot wieder zu ſich genommen hatte. Orſillos fuͤhrete ihn hin/ trat anfangs allein vor
Nabarzanes/ und berichtete/ er waͤhre da/ ſeinen verkaufften Leibeigenen zuliefern/ welcher
auch alsbald hinein gefodert ward. Bey ſeinem Eintrit taht er ſeinem Herrn groſſe Ehr-
erbietung/ der ihn auff Griechiſch fragete/ aus welchem Lande er kaͤhme/ und was ſein Ge-
werbe waͤhre. Er hingegen ließ gnugſam erſcheinen/ daß ob er gleich einen groſſen Teil ſei-
nes Fleiſches verlohren/ er doch ſein gutes Herz und Hoͤfligkeit annoch unverlezt haͤtte/
und fing alſo an: Hochgebohrner gnaͤdiger Herr; daß Eure Gn. von der ſchnoͤden un-
ſaubern Arbeit mich loßzuwirken/ gnaͤdig eingewilliget hat/ davor bedanke ich mich unter-
taͤhnig und von herzen; mein Stand/ der Geburt nach/ iſt ohn Ruhm zumelden/ frey/ und
von Griechiſchem Adel/ und bin nie dienſtbar geweſen/ ohn daß vor wenig Wochen mich
etliche Raͤuber hinterliſtiger weiſe gefangen/ und gegenwaͤrtigem Orſillos dem unbarm-
herzigen und Feinde alles aͤdlen Gebluͤts/ verkaufft haben; Ich bin von Jugend auf zu den
freyen Kuͤnſten/ nach gehends zu den Waffen gehalten; im Pferde bereiten hoffe ich die
Gebuͤhr zuleiſten/ und was ſonſt vor ritterliche uͤbungen von mir erfodert werden. Einem
ſolchen Diener/ ſagte Nabarzanes/ habe ich lange nach getrachtet/ und waͤhre unbillich/ daß
du mit unflaͤtiger Arbeit laͤnger ſolteſt beladen ſeyn; Wirſt du dich nun getraͤn und fleiſſig
bey mir halten/ ſoltu beſſern und gelindern Herrn dir nicht wuͤnſchen. Kleon bedankete ſich
der angebohtenen Gnade untertaͤhnig/ und hielt um Vergünſtigung an/ wenig Worte mit
gegenwaͤrtigem Orſillos zureden/ nach deren Erlangung er zu ihm ſagete: Hoͤret ihr greu-
licher Wuͤterich; ich erinnere euch zugleich/ was vor einen anſehnlichen Schatz ich euch
bald anfangs eingeliefert/ und dadurch eure Gunſt und freundlichere Pflegung wol ver-
dienet haͤtte/ wie ihr mir aber ſolches vergolten/ und dieſe fuͤnff Wochen mit mir umbge-
ſprungen ſeyd/ wird euch noch in friſchem Andenken ſeyn/ verheiſſe demnach hinwiederum
und an aͤides-ſtat/ daß wann mir ſchier heut oder morgen vor meine getraͤuẽ Dienſte meine
Freyheit wieder werden ſolte/ ich nicht ruhen wil/ biß ich euch aller Woltaht halber baar
und mit vollem maſſe bezahlet habe/ weil meine begierden mich ohn das allemal zur Dank-
barkeit anreizen/ und ich nicht gerne ſchuldig bleibe/ erbiete mich daneben/ daß ich mit der
Goͤtter huͤlffe bald kommen/ und meine verſetzeten Kleinot ſamt dem lezten Ringe (weil ſie
mir nur mit Schlaͤgen haben wollen bezahlet werden) einloͤſen wil. Ja kom nur/ wañ dichs
geluͤſtet/ ſagte der verwaͤgene Orſillos/ die Kleinot (ich meyne den Ochſenſtecken und die
Peitſche) hangen noch an ihrem gewoͤhnlichen Orte/ und koͤnnen dir/ ſo offt du mit luſten
darnach biſt/ zu aller gnuͤge mitgeteilet werden/ wiewol ich mich von herzen herme/ daß ich
dich verkaufft/ und nicht vielmehr lebendig ans Kreuz geheftet/ oder den Hunden zur Spei-
ſe vorgeworffen habe. Behaltet dieſe Antwort in eurem Gedaͤchtniß/ ſagete Kleon/ ich hof-
fe euch derſelben dereins in aller Guͤte zuerinnern/ da euch erſt der jeztgedachte Reuel recht
kommen duͤrffte. Dein draͤuen/ und eines Sperlinges zwitzern gilt mir gleich/ ſagte Orſil-
los/ und wann ich uͤbel wolte/ koͤnte ich mit dir als einem Leibeigenen verfahren/ dz du einem
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/656>, abgerufen am 26.06.2024. |