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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Hecken nicht ohn Mühe durchgekrochen/ kamen sie auff einen lustigen grünen Plaz/ mit ho-
hen Bäumen zimlich weit von einander besezt/ daselbst erblicketen sie fünff starke grosse
Männer mit blossen Schwertern/ welche drey sehr schöne Weibesbilder vor sich auff der
Erden liegen hatten/ die sich mit Händen und Füssen umklemmeten/ und wie Schlangen
sich zusammen wickelten; Die jüngste unter ihnen wahr mutternacket/ die zwo übrigen nur
mit einem zarten Hemde bekleidet/ und lagen ihre bunte Seidene mit Gold gestickete Klei-
der halb zurissen/ etliche Schritte von ihnen. So bald unsere Helden von diesen Räubern
gesehen wurden musten sie ihr anschreihen hören/ daß sie stille stehen/ und ihrer Ankunfft ur-
sach melden solten; auch traten ihrer viere (deren drey gepanzert wahren) als bald zu ihnen
ein/ in Meynung/ sie durch pochen zu erschrecken/ brülleten mit scheußlicher Stimme/ was
vor unglük sie daher führete/ ihren lezten Odem hie zu endigen. Unsere Helden hatten jhre
Helme unter dem Arme/ daß man ihre Gesichter erkennen kunte/ und verwunderten sich
die Räuber über Herkules treflicher Schönheit dermassen/ daß der ansehnlichste unter jh-
nen zu seiner Geselschaft sagete: Ihr Brüder/ ich lasse euch jenen unsern Raub zu eurem
Willen über/ wann ich nur diese (auff Herkules zeigend) zu meinem Buhlen haben mag/
welche ausser Zweifel von guter Kühnheit seyn/ und sich meiner Art viel vergleichen muß/
weil sie sich im Harnische darff finden lassen; und wie könte so trefliche Schönheit einem
andern/ als Weibesbilde beywohnen? Herkules gab jhm zur Antwort: Als viel ich merke/
dürffte ich schier in dieser Wildniß einen zahmen Buhlen bekommen; aber du must mir
meine weise nicht verübeln/ daß ich keinen Liebhaber annehme/ der nicht zuvor einen scharf-
fen Streit mit mir versucht hat; setzete hiemit/ wie auch Ladisla/ den Helm auff/ und berei-
teten sich zum Ernste. Dieser aber rief ihnen zu/ sie solten sich nichts widriges zu ihnen ver-
sehen; steckete sein Schwert ein/ und trat ihnen näher/ umb ein Liebes Gespräch mit Her-
kules zu halten; der ihm aber/ angesehen seiner viehischen Leibesstärke nicht trauen wolte/
sondern hieß jhn zurük bleiben/ oder des Angriffs gewärtig seyn. Der Räuber schätzete die-
se Dräuung geringe/ und in dem er auff jhn zugieng/ sagte er: Schönes Lieb/ leget euren
schweren Harnisch ab/ und werdet mir in der Liebe zuwillen/ weil es anders doch nicht seyn
kan/ ich wil mich versichert gar freundlich zu euch halten/ und meine Küsse anzubringen
wissen/ daß euch nach mehren verlangen sol; griff auch mit der rechten Hand nach jhm/ in
Meynung/ sein als bald mächtig zu werden; aber Herkules schlug ihn mit seines Schwer-
tes Fläche (dann er jhn vorsezlich nicht verwunden wolte) über die Faust/ daß er sie saursich-
tig nach sich ziehen muste/ und sagte zugleich: Du unflätiger Schelm/ wiltu auch noch Ge-
walt brauchen? bald nim dein Schwert in die Faust/ oder ich werde dich dannoch nieder-
machen. Der Wüterich zog hierauff von Leder/ und nam nur Herkules Hiebe aus (der un-
geseumet zu jhm einstürmete)/ vermahnete ihn auch noch immerzu/ einzuhalten/ und jhm
zuvor seine Begierden zu vergnügen/ als dann wolte er ihm hernach Streits nicht versagen/
wann es anders nicht seyn könte. Aber Herkules achtete seiner Rede nicht/ sondern traff
jhn/ weil er ungepanzert wahr/ in die seite/ daß das Blut häuffig hervor sprützete; wodurch
dieser seine Liebes gedanken aufgeben/ und rechtmässige Gegenwehr/ mit Schwert und
Schild vornehmen muste/ sagte auch mit grausamer Stimme: O du elende/ ob ich gleich
nie kein Schwert über ein Weibesbild gezücket/ so verdienet doch deine Verwägenheit/ dz

du
D

Erſtes Buch.
Hecken nicht ohn Muͤhe durchgekrochen/ kamen ſie auff einen luſtigen gruͤnen Plaz/ mit ho-
hen Baͤumen zimlich weit von einander beſezt/ daſelbſt erblicketen ſie fuͤnff ſtarke groſſe
Maͤnner mit bloſſen Schwertern/ welche drey ſehr ſchoͤne Weibesbilder vor ſich auff der
Erden liegen hatten/ die ſich mit Haͤnden und Fuͤſſen umklemmeten/ und wie Schlangen
ſich zuſammen wickelten; Die juͤngſte unter ihnen wahr mutternacket/ die zwo uͤbrigen nur
mit einem zarten Hemde bekleidet/ und lagen ihre bunte Seidene mit Gold geſtickete Klei-
der halb zuriſſen/ etliche Schritte von ihnen. So bald unſere Helden von dieſen Raͤubern
geſehen wurden muſten ſie ihr anſchreihen hoͤren/ daß ſie ſtille ſtehen/ uñ ihrer Ankunfft ur-
ſach melden ſolten; auch traten ihrer viere (deren drey gepanzert wahren) als bald zu ihnen
ein/ in Meynung/ ſie durch pochen zu erſchrecken/ bruͤlleten mit ſcheußlicher Stimme/ was
vor ungluͤk ſie daher fuͤhrete/ ihren lezten Odem hie zu endigen. Unſere Helden hatten jhre
Helme unter dem Arme/ daß man ihre Geſichter erkennen kunte/ und verwunderten ſich
die Raͤuber uͤber Herkules treflicher Schoͤnheit dermaſſen/ daß der anſehnlichſte unter jh-
nen zu ſeiner Geſelſchaft ſagete: Ihr Bruͤder/ ich laſſe euch jenen unſern Raub zu eurem
Willen uͤber/ wann ich nur dieſe (auff Herkules zeigend) zu meinem Buhlen haben mag/
welche auſſer Zweifel von guter Kuͤhnheit ſeyn/ und ſich meiner Art viel vergleichen muß/
weil ſie ſich im Harniſche darff finden laſſen; und wie koͤnte ſo trefliche Schoͤnheit einem
andern/ als Weibesbilde beywohnen? Herkules gab jhm zur Antwort: Als viel ich merke/
duͤrffte ich ſchier in dieſer Wildniß einen zahmen Buhlen bekommen; aber du muſt mir
meine weiſe nicht veruͤbeln/ daß ich keinen Liebhaber annehme/ der nicht zuvor einen ſcharf-
fen Streit mit mir verſucht hat; ſetzete hiemit/ wie auch Ladiſla/ den Helm auff/ und berei-
teten ſich zum Ernſte. Dieſer aber rief ihnen zu/ ſie ſolten ſich nichts widriges zu ihnen ver-
ſehen; ſteckete ſein Schwert ein/ und trat ihnen naͤher/ umb ein Liebes Geſpraͤch mit Her-
kules zu halten; der ihm aber/ angeſehen ſeiner viehiſchen Leibesſtaͤrke nicht trauen wolte/
ſondern hieß jhn zuruͤk bleiben/ oder des Angriffs gewaͤrtig ſeyn. Der Raͤuber ſchaͤtzete die-
ſe Draͤuung geringe/ und in dem er auff jhn zugieng/ ſagte er: Schoͤnes Lieb/ leget euren
ſchweren Harniſch ab/ und werdet mir in der Liebe zuwillen/ weil es anders doch nicht ſeyn
kan/ ich wil mich verſichert gar freundlich zu euch halten/ und meine Kuͤſſe anzubringen
wiſſen/ daß euch nach mehren verlangen ſol; griff auch mit der rechten Hand nach jhm/ in
Meynung/ ſein als bald maͤchtig zu werden; aber Herkules ſchlug ihn mit ſeines Schwer-
tes Flaͤche (dann er jhn vorſezlich nicht verwunden wolte) uͤber die Fauſt/ daß er ſie ſaurſich-
tig nach ſich ziehen muſte/ und ſagte zugleich: Du unflaͤtiger Schelm/ wiltu auch noch Ge-
walt brauchen? bald nim dein Schwert in die Fauſt/ oder ich werde dich dannoch nieder-
machen. Der Wuͤterich zog hierauff von Leder/ und nam nur Herkules Hiebe aus (der un-
geſeumet zu jhm einſtuͤrmete)/ vermahnete ihn auch noch immerzu/ einzuhalten/ und jhm
zuvor ſeine Begierden zu vergnuͤgen/ als dañ wolte er ihm hernach Streits nicht verſagẽ/
wann es anders nicht ſeyn koͤnte. Aber Herkules achtete ſeiner Rede nicht/ ſondern traff
jhn/ weil er ungepanzert wahr/ in die ſeite/ daß das Blut haͤuffig hervor ſpruͤtzete; wodurch
dieſer ſeine Liebes gedanken aufgeben/ und rechtmaͤſſige Gegenwehr/ mit Schwert und
Schild vornehmen muſte/ ſagte auch mit grauſamer Stimme: O du elende/ ob ich gleich
nie kein Schwert uͤber ein Weibesbild gezuͤcket/ ſo verdienet doch deine Verwaͤgenheit/ dz

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[25/0063] Erſtes Buch. Hecken nicht ohn Muͤhe durchgekrochen/ kamen ſie auff einen luſtigen gruͤnen Plaz/ mit ho- hen Baͤumen zimlich weit von einander beſezt/ daſelbſt erblicketen ſie fuͤnff ſtarke groſſe Maͤnner mit bloſſen Schwertern/ welche drey ſehr ſchoͤne Weibesbilder vor ſich auff der Erden liegen hatten/ die ſich mit Haͤnden und Fuͤſſen umklemmeten/ und wie Schlangen ſich zuſammen wickelten; Die juͤngſte unter ihnen wahr mutternacket/ die zwo uͤbrigen nur mit einem zarten Hemde bekleidet/ und lagen ihre bunte Seidene mit Gold geſtickete Klei- der halb zuriſſen/ etliche Schritte von ihnen. So bald unſere Helden von dieſen Raͤubern geſehen wurden muſten ſie ihr anſchreihen hoͤren/ daß ſie ſtille ſtehen/ uñ ihrer Ankunfft ur- ſach melden ſolten; auch traten ihrer viere (deren drey gepanzert wahren) als bald zu ihnen ein/ in Meynung/ ſie durch pochen zu erſchrecken/ bruͤlleten mit ſcheußlicher Stimme/ was vor ungluͤk ſie daher fuͤhrete/ ihren lezten Odem hie zu endigen. Unſere Helden hatten jhre Helme unter dem Arme/ daß man ihre Geſichter erkennen kunte/ und verwunderten ſich die Raͤuber uͤber Herkules treflicher Schoͤnheit dermaſſen/ daß der anſehnlichſte unter jh- nen zu ſeiner Geſelſchaft ſagete: Ihr Bruͤder/ ich laſſe euch jenen unſern Raub zu eurem Willen uͤber/ wann ich nur dieſe (auff Herkules zeigend) zu meinem Buhlen haben mag/ welche auſſer Zweifel von guter Kuͤhnheit ſeyn/ und ſich meiner Art viel vergleichen muß/ weil ſie ſich im Harniſche darff finden laſſen; und wie koͤnte ſo trefliche Schoͤnheit einem andern/ als Weibesbilde beywohnen? Herkules gab jhm zur Antwort: Als viel ich merke/ duͤrffte ich ſchier in dieſer Wildniß einen zahmen Buhlen bekommen; aber du muſt mir meine weiſe nicht veruͤbeln/ daß ich keinen Liebhaber annehme/ der nicht zuvor einen ſcharf- fen Streit mit mir verſucht hat; ſetzete hiemit/ wie auch Ladiſla/ den Helm auff/ und berei- teten ſich zum Ernſte. Dieſer aber rief ihnen zu/ ſie ſolten ſich nichts widriges zu ihnen ver- ſehen; ſteckete ſein Schwert ein/ und trat ihnen naͤher/ umb ein Liebes Geſpraͤch mit Her- kules zu halten; der ihm aber/ angeſehen ſeiner viehiſchen Leibesſtaͤrke nicht trauen wolte/ ſondern hieß jhn zuruͤk bleiben/ oder des Angriffs gewaͤrtig ſeyn. Der Raͤuber ſchaͤtzete die- ſe Draͤuung geringe/ und in dem er auff jhn zugieng/ ſagte er: Schoͤnes Lieb/ leget euren ſchweren Harniſch ab/ und werdet mir in der Liebe zuwillen/ weil es anders doch nicht ſeyn kan/ ich wil mich verſichert gar freundlich zu euch halten/ und meine Kuͤſſe anzubringen wiſſen/ daß euch nach mehren verlangen ſol; griff auch mit der rechten Hand nach jhm/ in Meynung/ ſein als bald maͤchtig zu werden; aber Herkules ſchlug ihn mit ſeines Schwer- tes Flaͤche (dann er jhn vorſezlich nicht verwunden wolte) uͤber die Fauſt/ daß er ſie ſaurſich- tig nach ſich ziehen muſte/ und ſagte zugleich: Du unflaͤtiger Schelm/ wiltu auch noch Ge- walt brauchen? bald nim dein Schwert in die Fauſt/ oder ich werde dich dannoch nieder- machen. Der Wuͤterich zog hierauff von Leder/ und nam nur Herkules Hiebe aus (der un- geſeumet zu jhm einſtuͤrmete)/ vermahnete ihn auch noch immerzu/ einzuhalten/ und jhm zuvor ſeine Begierden zu vergnuͤgen/ als dañ wolte er ihm hernach Streits nicht verſagẽ/ wann es anders nicht ſeyn koͤnte. Aber Herkules achtete ſeiner Rede nicht/ ſondern traff jhn/ weil er ungepanzert wahr/ in die ſeite/ daß das Blut haͤuffig hervor ſpruͤtzete; wodurch dieſer ſeine Liebes gedanken aufgeben/ und rechtmaͤſſige Gegenwehr/ mit Schwert und Schild vornehmen muſte/ ſagte auch mit grauſamer Stimme: O du elende/ ob ich gleich nie kein Schwert uͤber ein Weibesbild gezuͤcket/ ſo verdienet doch deine Verwaͤgenheit/ dz du D

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/63>, abgerufen am 19.05.2024.