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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
Kühe/ Pferde und Esel/ Schaffe und Schweine gibt es überflüssig/ wie imgleichen eine ü-
ber aus grosse menge allerley köstliches Fischwerks. Schädliche Tihre/ ausser dem Fuchs
und Wolfe/ lassen sich nicht finden/ und werden die Schlangen an mannichem Orte zum
Wunder gezeiget. Ihre Berge möchten wol Gold und Silber zeugen/ wann es gefucht
würde/ und mangelt ihnen an keinem Dinge/ was zur Leibes Notturfft erfodert wird. Ihr
Gottesdienst bleibet unverendert/ welchen sie nicht in engen Gebäuen/ sondern unter dem
freyen offenen Himmel in schönen grünen Wäldern anstellen und verrichten. Ehmahls
haben sie ihre Könige gehabt/ deren gröste Macht und Reichtuhm in Menge der Kriegs-
leute und Pferde bestund. Heut zu tage gehorsamen sie ihrem Groß Fürsten/ der keinen o-
bern/ als Gott und das Schwert erkennet/ ist von dem aller ältesten Königlichen Teutschen
Blut entsprossen/ nahmens Henrich/ dessen Ruhm mit vielen Worten auszustreichen/ hie-
her nicht gehöret/ dann er herschet/ daß jederman ihn preisen und ehren muß; Den Unter-
tahnen ist er lieb/ den Nachbarn angenehm/ den Feinden erschreklich. Er heyrahtete im
dreissigsten Jahre seines Alters ein trefliches Fräulein/ des Großmächtigsten Fürsten und
Herrn/ Herrn Ragwalds/ der Gothen und Schweden Königes Tochter/ Frl. Gertrud/
mit welcher er diesen seinen ersten Sohn/ und künfftigen rechtmässigen Nachfolger in der
Herrschafft/ die Blume aller Frömmigkeit und Ritterschafft (niemand sein Lob benommen)
meinem herzgeliebten Oheim und Bruder Fürst Herkules/ vor XXI Jahren zeugete/ wor-
über im ganzen Reiche unsägliche Freude und frolocken entstund/ weil man sich einer erb-
losen Ehe befahrete/ und die Groß Fürstin drey Jahr unbefruchtet blieb. Wenig Stunden
nach seiner Geburt/ ward ein alter Pfaffe herzu gefodert/ dieses neugebohrne Herrlein zu
weihen und segnen/ welcher vor gab (ich erzähle es/ wie ichs von meiner Fr. Mutter offt ge-
höret)/ er hätte aus allen Zeichen der Opffer/ auch Vogel- und Pferde-Geschrey angemer-
ket/ das junge Herrlein würde an Verstand/ Frömmigkeit/ und Erfahrenheit in Waffen
dermassen vortreflich seyn/ daß durch ihn aller seiner Vorfahren Lob würde verdunkelt wer-
den; fremden Landschafften würde er anfangs mehr Dienste/ als seinem Vaterlande lei-
sten. Die alten Teutschen Götter würde er durch Annehmung eines neuen Gottes zurük
setzen und verachten; Liebe halben solte er viel Widerwertigkeit ausstehen/ aber durch stand-
hafftigkeit alles überwinden; grosse Schätze und Reichtuhm durch streitbahre Faust er-
werben; eine Ursache seyn/ daß der grössesten Welt Herren einer fallen und untergehen
müste; Uber seine Anverwanten würde er grosse Glükseligkeit bringen/ und seine Eltern
unvermuhtlich aus Räuber Händen und Todesgefahr erlösen; und was des Geplauders
mehr seyn muchte/ worauff die Eltern/ als über der Geburt ihres lieben Söhnleins hoch
erfreuet/ wenig acht gaben/ wiewol sie nachgehends dessen schon viel in der Taht erfahren
haben. Seine Fr. Mutter hatte schwere Geburtswehe/ daß man ihrem Leben wenig traue-
te/ ward deswegen dem jungen Herrlein alsbald eine adeliche Frau zugeordnet/ die es mit
ihren Brüsten speisen solte/ aber vergebens/ massen es sich durchaus nicht wolte anlegen
lassen/ wie fast mans auch nöhtigte/ daher man es mit Gemüse unterhielt/ biß über zehn Ta-
ge seine Frau Mutter zimlich genaß/ deren Brust es mit sonderlicher Begierde ergriff/ und
einzig von ihr sich säugen ließ. Als das Herrlein eines halben Jahrs alt wahr/ und die El-
tern zur Lust ins grüne fuhren/ ließ die einschlummernde Mutter das Kind von ihrer Schos

fallen/
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Drittes Buch.
Kuͤhe/ Pferde und Eſel/ Schaffe und Schweine gibt es uͤberfluͤſſig/ wie imgleichen eine uͤ-
ber aus groſſe menge allerley koͤſtliches Fiſchwerks. Schaͤdliche Tihre/ auſſer dem Fuchs
und Wolfe/ laſſen ſich nicht finden/ und werden die Schlangen an mannichem Orte zum
Wunder gezeiget. Ihre Berge moͤchten wol Gold und Silber zeugen/ wann es gefucht
wuͤrde/ und mangelt ihnen an keinem Dinge/ was zur Leibes Notturfft erfodert wird. Ihr
Gottesdienſt bleibet unverendert/ welchen ſie nicht in engen Gebaͤuen/ ſondern unter dem
freyen offenen Himmel in ſchoͤnen gruͤnen Waͤldern anſtellen und verrichten. Ehmahls
haben ſie ihre Koͤnige gehabt/ deren groͤſte Macht und Reichtuhm in Menge der Kriegs-
leute und Pferde beſtund. Heut zu tage gehorſamen ſie ihrem Groß Fuͤrſten/ der keinen o-
bern/ als Gott und das Schwert erkennet/ iſt von dem aller aͤlteſten Koͤniglichen Teutſchen
Blut entſproſſen/ nahmens Henrich/ deſſen Ruhm mit vielen Worten auszuſtreichen/ hie-
her nicht gehoͤret/ dann er herſchet/ daß jederman ihn preiſen und ehren muß; Den Unter-
tahnen iſt er lieb/ den Nachbarn angenehm/ den Feinden erſchreklich. Er heyrahtete im
dreiſſigſten Jahre ſeines Alters ein trefliches Fraͤulein/ des Großmaͤchtigſten Fuͤrſten und
Herrn/ Herrn Ragwalds/ der Gothen und Schweden Koͤniges Tochter/ Frl. Gertrud/
mit welcher er dieſen ſeinen erſten Sohn/ und kuͤnfftigen rechtmaͤſſigen Nachfolger in der
Herrſchafft/ die Blume aller Froͤmmigkeit und Ritterſchafft (niemand ſein Lob benom̃en)
meinem herzgeliebten Oheim und Bruder Fürſt Herkules/ vor XXI Jahren zeugete/ wor-
uͤber im ganzen Reiche unſaͤgliche Freude und frolocken entſtund/ weil man ſich einer erb-
loſen Ehe befahrete/ und die Groß Fuͤrſtin drey Jahr unbefruchtet blieb. Wenig Stunden
nach ſeiner Geburt/ ward ein alter Pfaffe herzu gefodert/ dieſes neugebohrne Herrlein zu
weihen und ſegnen/ welcher vor gab (ich erzaͤhle es/ wie ichs von meiner Fr. Mutter offt ge-
hoͤret)/ er haͤtte aus allen Zeichen der Opffer/ auch Vogel- und Pferde-Geſchrey angemer-
ket/ das junge Herrlein wuͤrde an Verſtand/ Froͤmmigkeit/ und Erfahrenheit in Waffen
dermaſſen vortreflich ſeyn/ daß durch ihn aller ſeiner Vorfahren Lob wüꝛde verdunkelt weꝛ-
den; fremden Landſchafften wuͤrde er anfangs mehr Dienſte/ als ſeinem Vaterlande lei-
ſten. Die alten Teutſchen Goͤtter wuͤrde er durch Annehmung eines neuen Gottes zuruͤk
ſetzen und verachten; Liebe halben ſolte er viel Widerwertigkeit ausſtehẽ/ aber durch ſtand-
hafftigkeit alles uͤberwinden; groſſe Schaͤtze und Reichtuhm durch ſtreitbahre Fauſt er-
werben; eine Urſache ſeyn/ daß der groͤſſeſten Welt Herren einer fallen und untergehen
muͤſte; Uber ſeine Anverwanten wuͤrde er groſſe Glükſeligkeit bringen/ und ſeine Eltern
unvermuhtlich aus Raͤuber Haͤnden und Todesgefahr erloͤſen; und was des Geplauders
mehr ſeyn muchte/ worauff die Eltern/ als uͤber der Geburt ihres lieben Soͤhnleins hoch
erfreuet/ wenig acht gaben/ wiewol ſie nachgehends deſſen ſchon viel in der Taht erfahren
haben. Seine Fr. Mutter hatte ſchwere Geburtswehe/ daß man ihrem Leben wenig traue-
te/ ward deswegen dem jungen Herrlein alsbald eine adeliche Frau zugeordnet/ die es mit
ihren Bruͤſten ſpeiſen ſolte/ aber vergebens/ maſſen es ſich durchaus nicht wolte anlegen
laſſen/ wie faſt mans auch noͤhtigte/ daher man es mit Gemüſe unterhielt/ biß uͤber zehn Ta-
ge ſeine Frau Mutter zimlich genaß/ deren Bruſt es mit ſonderlicher Begierde ergriff/ uñ
einzig von ihr ſich ſaͤugen ließ. Als das Herrlein eines halben Jahrs alt wahr/ und die El-
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[573/0611] Drittes Buch. Kuͤhe/ Pferde und Eſel/ Schaffe und Schweine gibt es uͤberfluͤſſig/ wie imgleichen eine uͤ- ber aus groſſe menge allerley koͤſtliches Fiſchwerks. Schaͤdliche Tihre/ auſſer dem Fuchs und Wolfe/ laſſen ſich nicht finden/ und werden die Schlangen an mannichem Orte zum Wunder gezeiget. Ihre Berge moͤchten wol Gold und Silber zeugen/ wann es gefucht wuͤrde/ und mangelt ihnen an keinem Dinge/ was zur Leibes Notturfft erfodert wird. Ihr Gottesdienſt bleibet unverendert/ welchen ſie nicht in engen Gebaͤuen/ ſondern unter dem freyen offenen Himmel in ſchoͤnen gruͤnen Waͤldern anſtellen und verrichten. Ehmahls haben ſie ihre Koͤnige gehabt/ deren groͤſte Macht und Reichtuhm in Menge der Kriegs- leute und Pferde beſtund. Heut zu tage gehorſamen ſie ihrem Groß Fuͤrſten/ der keinen o- bern/ als Gott und das Schwert erkennet/ iſt von dem aller aͤlteſten Koͤniglichen Teutſchen Blut entſproſſen/ nahmens Henrich/ deſſen Ruhm mit vielen Worten auszuſtreichen/ hie- her nicht gehoͤret/ dann er herſchet/ daß jederman ihn preiſen und ehren muß; Den Unter- tahnen iſt er lieb/ den Nachbarn angenehm/ den Feinden erſchreklich. Er heyrahtete im dreiſſigſten Jahre ſeines Alters ein trefliches Fraͤulein/ des Großmaͤchtigſten Fuͤrſten und Herrn/ Herrn Ragwalds/ der Gothen und Schweden Koͤniges Tochter/ Frl. Gertrud/ mit welcher er dieſen ſeinen erſten Sohn/ und kuͤnfftigen rechtmaͤſſigen Nachfolger in der Herrſchafft/ die Blume aller Froͤmmigkeit und Ritterſchafft (niemand ſein Lob benom̃en) meinem herzgeliebten Oheim und Bruder Fürſt Herkules/ vor XXI Jahren zeugete/ wor- uͤber im ganzen Reiche unſaͤgliche Freude und frolocken entſtund/ weil man ſich einer erb- loſen Ehe befahrete/ und die Groß Fuͤrſtin drey Jahr unbefruchtet blieb. Wenig Stunden nach ſeiner Geburt/ ward ein alter Pfaffe herzu gefodert/ dieſes neugebohrne Herrlein zu weihen und ſegnen/ welcher vor gab (ich erzaͤhle es/ wie ichs von meiner Fr. Mutter offt ge- hoͤret)/ er haͤtte aus allen Zeichen der Opffer/ auch Vogel- und Pferde-Geſchrey angemer- ket/ das junge Herrlein wuͤrde an Verſtand/ Froͤmmigkeit/ und Erfahrenheit in Waffen dermaſſen vortreflich ſeyn/ daß durch ihn aller ſeiner Vorfahren Lob wüꝛde verdunkelt weꝛ- den; fremden Landſchafften wuͤrde er anfangs mehr Dienſte/ als ſeinem Vaterlande lei- ſten. Die alten Teutſchen Goͤtter wuͤrde er durch Annehmung eines neuen Gottes zuruͤk ſetzen und verachten; Liebe halben ſolte er viel Widerwertigkeit ausſtehẽ/ aber durch ſtand- hafftigkeit alles uͤberwinden; groſſe Schaͤtze und Reichtuhm durch ſtreitbahre Fauſt er- werben; eine Urſache ſeyn/ daß der groͤſſeſten Welt Herren einer fallen und untergehen muͤſte; Uber ſeine Anverwanten wuͤrde er groſſe Glükſeligkeit bringen/ und ſeine Eltern unvermuhtlich aus Raͤuber Haͤnden und Todesgefahr erloͤſen; und was des Geplauders mehr ſeyn muchte/ worauff die Eltern/ als uͤber der Geburt ihres lieben Soͤhnleins hoch erfreuet/ wenig acht gaben/ wiewol ſie nachgehends deſſen ſchon viel in der Taht erfahren haben. Seine Fr. Mutter hatte ſchwere Geburtswehe/ daß man ihrem Leben wenig traue- te/ ward deswegen dem jungen Herrlein alsbald eine adeliche Frau zugeordnet/ die es mit ihren Bruͤſten ſpeiſen ſolte/ aber vergebens/ maſſen es ſich durchaus nicht wolte anlegen laſſen/ wie faſt mans auch noͤhtigte/ daher man es mit Gemüſe unterhielt/ biß uͤber zehn Ta- ge ſeine Frau Mutter zimlich genaß/ deren Bruſt es mit ſonderlicher Begierde ergriff/ uñ einzig von ihr ſich ſaͤugen ließ. Als das Herrlein eines halben Jahrs alt wahr/ und die El- tern zur Luſt ins grüne fuhren/ ließ die einſchlum̃ernde Mutter das Kind von ihrer Schos fallen/ C c c c iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/611>, abgerufen am 26.06.2024.