Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Erstes Buch. Knechte (die zum Pferdestreit nicht geschikt wahren) zum frischen gefechte Auffmunter-ten: Sie solten nur geherzt von sich hauen/ und gülte gleich/ ob sie Mann oder Pferd ver- wundeten; diese viere/ so einen grossen Schaz mit sich führeten/ solten ihnen nur eine Handvoll seyn. Klodius wolte seinem lieben Herren den ersten Beweiß seiner Ritterschafft sehen lassen/ und baht instendig/ ihm zu gönnen/ daß er der Räuber einen zum absonderli- chen Kampff außfodern möchte; der ihm aber antwortete: Mein Freund/ deine Tapffer- keit gefält mir wol/ könte dir auch solches zu deiner Ehre Auffnahme wol gönnen; aber si- hestu nicht/ daß sie Räuber und keine redliche Ritter sind? wer wil dich versichern/ daß nur einer/ und nicht vielmehr die ganze Rotte sich an dich machen werde? solten wir dich dann/ wie billich/ entsetzen/ so begäben wir uns aus unserm Vortel. Aber höre meine Meinung; du sihest Handgreifflich/ daß die zwölff Diener des Ritterstreits unerfahren sind; unter dieselben soltu und Marx dich mischen/ und mehr mit dräuen als Wunden sie umtreiben; so wil ich und mein Bruder die vier Ritter bestehen/ und sehen was hinter ihnen stecket. Hiemit legten Herkules und Ladisla ihre Speere ein/ und ranten auff die viere hin/ die sich nur mit Schwertern versehen hatten; huben deren als bald zween aus dem Sattel/ so daß der von Herkules getroffene/ das Genik abstürzete. Bald darauff griffen unsere Helden zu den Schwertern/ nahmen jeder einen vor sich/ und putzeten sie in wenig streichen dergestalt/ daß das Blut von allen Orten hervor drang/ und sie endlich todt niederfielen. Inzwischen hatten Klodius und Marx mit ihren Speeren zween Knechte durch und durch gerennet/ zogen von Leder/ und fingen an scharffe Stösse außzuteilen/ deren diese nicht gewohnt wah- ren/ worffen das Gewehr von sich/ und bahten mit gefaltenen Händen umb Lebensfristung/ welches sie mit diesem Bedinge erhielten/ dz sie allen jhren Pferden die Span Ader abhauen/ und die Waffen von sich legen solten/ welches sie willig verrichteten. Unter dessen sahe Klo- dius/ daß der von Ladisla abgestochene/ weil der Schwertstreit wehrete/ sich wieder zu pfer- de machete/ in Meynung/ davon zu rennen; deßwegen er ihm eiferig nach setzete/ und eines von hinten zu über die Schulder gab/ daß der rohte Schweiß folgete/ fassete ihn hernach bey dem Arme/ daß er sich ergeben/ und mit ihm fortreiten muste/ da derweile Markus der erschrockenen Diener hütete. Klodius brachte seinen Gefangenen herzu/ gleich da unsere Helden mit ihren Feinden fertig wahren/ und sagte zu Herkules: Gnädiger Herr/ hie stel- le ich den Außreisser wieder/ der seiner Geburt nach zwar Römisches Adels/ und mir leider in etwas verwand ist; nach dem er aber sich und sein Geschlecht durch Strassenraub ge- schändet/ ist er ferneres Lebens unwirdig; bitte demnach/ jhn mir zur straffe zu übergeben. Der Gefangene hatte gehoffet/ Klodius würde wegen der Verwandschafft vor ihn bitten/ vernam aber das Widerspiel/ und hielt bey Ladisla an/ umb Lebensfristung; welcher ihm antwortete: Du wirst sehen/ wie du mit deinem Befreundten handeln kanst; aber zeige mir zuvor die Ursach an dieses mörderischen überfalles. Dieser ward froh/ meynete durch die warhaffte Aussage das Leben zu erhalten/ und meldete an/ er und seine erschlagene Gesellen währen durch Wolleben in Armut gerahten/ und hätten jhren Stand ohn dieses Mittel nicht führen können/ daher sie ihren Knechten freye Beute/ wo sie anzutreffen währe/ ver- gönnet. Nun hätte vor wenig Wochen jhrer Knechte einer ein sehr gutes Pferd einge- bracht/ mit Vermeldung/ sein Geselle Geta/ der einen wolbespikten Wetscher ergriffen/ währe
Erſtes Buch. Knechte (die zum Pferdeſtreit nicht geſchikt wahren) zum friſchen gefechte Auffmunter-ten: Sie ſolten nur geherzt von ſich hauen/ und guͤlte gleich/ ob ſie Mann oder Pferd ver- wundeten; dieſe viere/ ſo einen groſſen Schaz mit ſich fuͤhreten/ ſolten ihnen nur eine Handvoll ſeyn. Klodius wolte ſeinem lieben Herꝛen den erſten Beweiß ſeiner Ritterſchafft ſehen laſſen/ und baht inſtendig/ ihm zu goͤnnen/ daß er der Raͤuber einen zum abſonderli- chen Kampff außfodern moͤchte; der ihm aber antwortete: Mein Freund/ deine Tapffer- keit gefaͤlt mir wol/ koͤnte dir auch ſolches zu deiner Ehre Auffnahme wol goͤnnen; aber ſi- heſtu nicht/ daß ſie Raͤuber und keine redliche Ritter ſind? wer wil dich verſichern/ daß nur einer/ und nicht vielmehr die ganze Rotte ſich an dich machen werde? ſolten wir dich dann/ wie billich/ entſetzen/ ſo begaͤben wir uns aus unſerm Vortel. Aber hoͤre meine Meinung; du ſiheſt Handgreifflich/ daß die zwoͤlff Diener des Ritterſtreits unerfahren ſind; unter dieſelben ſoltu und Marx dich miſchen/ und mehr mit draͤuen als Wunden ſie umtreiben; ſo wil ich und mein Bruder die vier Ritter beſtehen/ und ſehen was hinter ihnen ſtecket. Hiemit legten Herkules und Ladiſla ihre Speere ein/ und ranten auff die viere hin/ die ſich nur mit Schwertern verſehen hatten; huben deren als bald zween aus dem Sattel/ ſo daß der von Herkules getroffene/ das Genik abſtuͤrzete. Bald darauff griffen unſere Helden zu den Schwertern/ nahmen jeder einen vor ſich/ und putzeten ſie in wenig ſtreichen dergeſtalt/ daß das Blut von allen Orten hervor drang/ und ſie endlich todt niederfielen. Inzwiſchen hatten Klodius und Marx mit ihren Speeren zween Knechte durch und durch gerennet/ zogen von Leder/ und fingen an ſcharffe Stoͤſſe außzuteilen/ deren dieſe nicht gewohnt wah- ren/ worffen das Gewehr von ſich/ und bahten mit gefaltenen Haͤndẽ umb Lebensfriſtung/ welches ſie mit dieſem Bedinge erhielten/ dz ſie allen jhren Pferden die Span Ader abhauẽ/ und die Waffen von ſich legen ſolten/ welches ſie willig verrichteten. Unter deſſen ſahe Klo- dius/ daß der von Ladiſla abgeſtochene/ weil der Schwertſtreit wehrete/ ſich wieder zu pfer- de machete/ in Meynung/ davon zu rennen; deßwegen er ihm eiferig nach ſetzete/ und eines von hinten zu uͤber die Schulder gab/ daß der rohte Schweiß folgete/ faſſete ihn hernach bey dem Arme/ daß er ſich ergeben/ und mit ihm fortreiten muſte/ da derweile Markus der erſchrockenen Diener huͤtete. Klodius brachte ſeinen Gefangenen herzu/ gleich da unſere Helden mit ihren Feinden fertig wahren/ und ſagte zu Herkules: Gnaͤdiger Herr/ hie ſtel- le ich den Außreiſſer wieder/ der ſeiner Geburt nach zwar Roͤmiſches Adels/ und mir leider in etwas verwand iſt; nach dem er aber ſich und ſein Geſchlecht durch Straſſenraub ge- ſchaͤndet/ iſt er ferneres Lebens unwirdig; bitte demnach/ jhn mir zur ſtraffe zu uͤbergeben. Der Gefangene hatte gehoffet/ Klodius wuͤrde wegen der Verwandſchafft vor ihn bitten/ vernam aber das Widerſpiel/ und hielt bey Ladiſla an/ umb Lebensfriſtung; welcher ihm antwortete: Du wirſt ſehen/ wie du mit deinem Befreundten handeln kanſt; aber zeige mir zuvor die Urſach an dieſes moͤrderiſchen uͤberfalles. Dieſer ward froh/ meynete durch die warhaffte Auſſage das Leben zu erhalten/ und meldete an/ er und ſeine erſchlagene Geſellen waͤhren durch Wolleben in Armut gerahten/ und haͤtten jhren Stand ohn dieſes Mittel nicht fuͤhren koͤnnen/ daher ſie ihren Knechten freye Beute/ wo ſie anzutreffen waͤhre/ ver- goͤnnet. Nun haͤtte vor wenig Wochen jhrer Knechte einer ein ſehr gutes Pferd einge- bracht/ mit Vermeldung/ ſein Geſelle Geta/ der einen wolbeſpikten Wetſcher ergriffen/ waͤhre
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Erſtes Buch.
Knechte (die zum Pferdeſtreit nicht geſchikt wahren) zum friſchen gefechte Auffmunter-
ten: Sie ſolten nur geherzt von ſich hauen/ und guͤlte gleich/ ob ſie Mann oder Pferd ver-
wundeten; dieſe viere/ ſo einen groſſen Schaz mit ſich fuͤhreten/ ſolten ihnen nur eine
Handvoll ſeyn. Klodius wolte ſeinem lieben Herꝛen den erſten Beweiß ſeiner Ritterſchafft
ſehen laſſen/ und baht inſtendig/ ihm zu goͤnnen/ daß er der Raͤuber einen zum abſonderli-
chen Kampff außfodern moͤchte; der ihm aber antwortete: Mein Freund/ deine Tapffer-
keit gefaͤlt mir wol/ koͤnte dir auch ſolches zu deiner Ehre Auffnahme wol goͤnnen; aber ſi-
heſtu nicht/ daß ſie Raͤuber und keine redliche Ritter ſind? wer wil dich verſichern/ daß nur
einer/ und nicht vielmehr die ganze Rotte ſich an dich machen werde? ſolten wir dich dann/
wie billich/ entſetzen/ ſo begaͤben wir uns aus unſerm Vortel. Aber hoͤre meine Meinung;
du ſiheſt Handgreifflich/ daß die zwoͤlff Diener des Ritterſtreits unerfahren ſind; unter
dieſelben ſoltu und Marx dich miſchen/ und mehr mit draͤuen als Wunden ſie umtreiben;
ſo wil ich und mein Bruder die vier Ritter beſtehen/ und ſehen was hinter ihnen ſtecket.
Hiemit legten Herkules und Ladiſla ihre Speere ein/ und ranten auff die viere hin/ die ſich
nur mit Schwertern verſehen hatten; huben deren als bald zween aus dem Sattel/ ſo daß
der von Herkules getroffene/ das Genik abſtuͤrzete. Bald darauff griffen unſere Helden zu
den Schwertern/ nahmen jeder einen vor ſich/ und putzeten ſie in wenig ſtreichen dergeſtalt/
daß das Blut von allen Orten hervor drang/ und ſie endlich todt niederfielen. Inzwiſchen
hatten Klodius und Marx mit ihren Speeren zween Knechte durch und durch gerennet/
zogen von Leder/ und fingen an ſcharffe Stoͤſſe außzuteilen/ deren dieſe nicht gewohnt wah-
ren/ worffen das Gewehr von ſich/ und bahten mit gefaltenen Haͤndẽ umb Lebensfriſtung/
welches ſie mit dieſem Bedinge erhielten/ dz ſie allen jhren Pferden die Span Ader abhauẽ/
und die Waffen von ſich legen ſolten/ welches ſie willig verrichteten. Unter deſſen ſahe Klo-
dius/ daß der von Ladiſla abgeſtochene/ weil der Schwertſtreit wehrete/ ſich wieder zu pfer-
de machete/ in Meynung/ davon zu rennen; deßwegen er ihm eiferig nach ſetzete/ und eines
von hinten zu uͤber die Schulder gab/ daß der rohte Schweiß folgete/ faſſete ihn hernach
bey dem Arme/ daß er ſich ergeben/ und mit ihm fortreiten muſte/ da derweile Markus der
erſchrockenen Diener huͤtete. Klodius brachte ſeinen Gefangenen herzu/ gleich da unſere
Helden mit ihren Feinden fertig wahren/ und ſagte zu Herkules: Gnaͤdiger Herr/ hie ſtel-
le ich den Außreiſſer wieder/ der ſeiner Geburt nach zwar Roͤmiſches Adels/ und mir leider
in etwas verwand iſt; nach dem er aber ſich und ſein Geſchlecht durch Straſſenraub ge-
ſchaͤndet/ iſt er ferneres Lebens unwirdig; bitte demnach/ jhn mir zur ſtraffe zu uͤbergeben.
Der Gefangene hatte gehoffet/ Klodius wuͤrde wegen der Verwandſchafft vor ihn bitten/
vernam aber das Widerſpiel/ und hielt bey Ladiſla an/ umb Lebensfriſtung; welcher ihm
antwortete: Du wirſt ſehen/ wie du mit deinem Befreundten handeln kanſt; aber zeige mir
zuvor die Urſach an dieſes moͤrderiſchen uͤberfalles. Dieſer ward froh/ meynete durch die
warhaffte Auſſage das Leben zu erhalten/ und meldete an/ er und ſeine erſchlagene Geſellen
waͤhren durch Wolleben in Armut gerahten/ und haͤtten jhren Stand ohn dieſes Mittel
nicht fuͤhren koͤnnen/ daher ſie ihren Knechten freye Beute/ wo ſie anzutreffen waͤhre/ ver-
goͤnnet. Nun haͤtte vor wenig Wochen jhrer Knechte einer ein ſehr gutes Pferd einge-
bracht/ mit Vermeldung/ ſein Geſelle Geta/ der einen wolbeſpikten Wetſcher ergriffen/
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/61>, abgerufen am 27.07.2024. |