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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
nem hochverdienten Römischen Ritter und sonderlichem Brüderlichen Freunde unsers
Allergroßmächtigsten Käysers mördlich auffgewartet/ und dadurch als Ubeltähter das
Leben verwirket/ denen also durchaus kein Anruffen an Käyserl. Hocheit zustehet/ sondern
nach gemeinem Recht sollen und müssen gestraffet werden. Ich frage euch aber/ ob euer
Worthalter alles nach eurer Bewilligung vorgetragen/ oder ein und ander unter euch et-
was daran zutadeln habe. Sie fingen drauff einmühtig an/ daß ihrer aller durchaus eine
Meynung und einerley Rede wahre. Wolan/ sagte der Stathalter/ so habt ihr euch schwe-
rer Bedräuung vernehmen lassen/ als ob auff mein Vornehmen grosses Unheil erfolgen
dürffte/ welches nichts anders/ als ein algemeiner Auffstand eures Volkes seyn würde/ wo-
vor ihr euch als Redelns führer anmeldet/ und deswegen in gestränger Hafft verbleiben
sollet/ biß von Käyserl. Hocheit ich Befehl bekommen werde/ wie mit euch weiters zuver-
fahren sey/ da ich dann keines weges zweifelen wil/ ihr sollet es mit dem Leben bezahlen. Die-
se hielten an/ der Stathalter möchte sich eines bessern bedenken/ und sie der Hafft erlassen/
es würde sonst eine grosse Verantwortung darauf stehen. Aber er antwortete[:] O ihr Schel-
men/ fahret ihr noch fort mit eurem Trotz/ und hättet guter Vorbitte so hoch von nöhten?
Hieß sie alsbald in die Gefängniß führen/ daraus die andern genommen waren/ und ward
durch die ganze Stad ausgeruffen: Dafern einige Juden sich mit Waffen würden finden
lassen/ oder heimliche Zusammenkunfft halten/ solte es alsbald am Leben gestraffet werden.
Hiedurch wurden sie erschrecket/ daß sie von ihrem Vorsatz abstunden/ da sie geschlossen
hatten/ die verurteilete Mörder loßzumachen/ es geschähe in Güte oder durch Gewalt. Auf
dem Gerichtplatze trat der vorige Christliche Lehrer wieder hin zu den Gefangenen/ und er-
mahnete sie mit Trähnen und sonderlicher Wolmeynung/ weil er ein geborner Jude war/
sie möchten doch ihre eigene Wolfahrt und künfftigen Zustand nach dieser Vergänglig-
keit betrachten/ damit sie nicht das zeitliche und ewige zugleich verlieren möchten. Es könte
leichtlich erwiesen werden/ wie gröblich sie irreten/ indem sie auff einen andern Messias als
auff den gekreuzigten und von den Todten aufferstandenen JEsus hoffeten. Sie möchten
doch ihren jetzigen Zustand behertzigen; Der Reichs-Stab währe ja nach Jakobs Weis-
sagung von ihnen hinweg genommen/ ihr Gottes Hauß und äusserlicher Gottesdienst zer-
störet und auffgehoben/ ihre weltliche Herrschafft vergangen/ und liesse sich durchaus kei-
ne Hoffnung zur Ersetzung blicken. Es währen nunmehr schon 155 Jahr/ daß Jerusalem
in der Asche läge; LXII Jahr lang währe es ein wüster Hauffe gewesen/ woselbst sich nur
wilde Tihre auffgehalten/ biß vor XCIII Jahren Käyser Elius Hadrianus diese jetzige Stad
dahin gebauet/ und sie Elia Capitolina nach seinem und seines Abgottes Nahmen genen-
net/ aber als eine Heydnische Stad nicht den Juden/ sondern den Heyden zur Woh-
nung; Und ob gleich die Juden sint der Verstörung her schon etliche mahl versucht hätten/
ein Reich wieder anzurichten/ währen sie doch allemahl jämmerlich drüber angelauffen.
Hiebey führete er ein/ was gestalt vor CXI Jahren die Juden in Egypten viel tausend stark
sich versamlet/ unter ihrem Führer Andreas sich dem damahligen Käyser Trajan entge-
gen gesetzet/ und in die 200000 Menschen erschlagen/ auch die übrigen des Orts gezwun-
gen/ der erschlagenen Fleisch zu fressen/ und sonsten viel Gransamkeit verübet hätten. In
der Insul Zipern hätten sie es gleich um dieselbe Zeit nicht besser gemacht/ und in die 24000

Menschen

Drittes Buch.
nem hochverdienten Roͤmiſchen Ritter und ſonderlichem Bruͤderlichen Freunde unſers
Allergroßmaͤchtigſten Kaͤyſers moͤrdlich auffgewartet/ und dadurch als Ubeltaͤhter das
Leben verwirket/ denen alſo durchaus kein Anruffen an Kaͤyſerl. Hocheit zuſtehet/ ſondern
nach gemeinem Recht ſollen und muͤſſen geſtraffet werden. Ich frage euch aber/ ob euer
Worthalter alles nach eurer Bewilligung vorgetragen/ oder ein und ander unter euch et-
was daran zutadeln habe. Sie fingen drauff einmuͤhtig an/ daß ihrer aller durchaus eine
Meynung und einerley Rede wåhre. Wolan/ ſagte der Stathalter/ ſo habt ihr euch ſchwe-
rer Bedraͤuung vernehmen laſſen/ als ob auff mein Vornehmen groſſes Unheil erfolgen
duͤrffte/ welches nichts anders/ als ein algemeiner Auffſtand eures Volkes ſeyn wuͤrde/ wo-
vor ihr euch als Redelns fuͤhrer anmeldet/ und deswegen in geſtraͤnger Hafft verbleiben
ſollet/ biß von Kaͤyſerl. Hocheit ich Befehl bekommen werde/ wie mit euch weiters zuver-
fahren ſey/ da ich dann keines weges zweifelen wil/ ihr ſollet es mit dem Leben bezahlen. Die-
ſe hielten an/ der Stathalter moͤchte ſich eines beſſern bedenken/ und ſie der Hafft erlaſſen/
es wuͤrde ſonſt eine groſſe Verantwortung darauf ſtehẽ. Aber er antwortete[:] O ihr Schel-
men/ fahret ihr noch fort mit eurem Trotz/ und haͤttet guter Vorbitte ſo hoch von noͤhten?
Hieß ſie alsbald in die Gefaͤngniß fuͤhren/ daraus die andern genommen waren/ und ward
durch die ganze Stad ausgeruffen: Dafern einige Juden ſich mit Waffen wuͤrden finden
laſſen/ oder heimliche Zuſammenkunfft halten/ ſolte es alsbald am Leben geſtraffet werden.
Hiedurch wurden ſie erſchrecket/ daß ſie von ihrem Vorſatz abſtunden/ da ſie geſchloſſen
hatten/ die verurteilete Moͤrder loßzumachen/ es geſchaͤhe in Guͤte oder durch Gewalt. Auf
dem Gerichtplatze trat der vorige Chriſtliche Lehrer wieder hin zu den Gefangenen/ und er-
mahnete ſie mit Traͤhnen und ſonderlicher Wolmeynung/ weil er ein geborner Jude war/
ſie moͤchten doch ihre eigene Wolfahrt und kuͤnfftigen Zuſtand nach dieſer Vergaͤnglig-
keit betrachten/ damit ſie nicht das zeitliche und ewige zugleich verlieren moͤchten. Es koͤnte
leichtlich erwieſen werden/ wie groͤblich ſie irreten/ indem ſie auff einen andern Meſſias als
auff den gekreuzigten und von den Todten aufferſtandenen JEſus hoffeten. Sie moͤchten
doch ihren jetzigen Zuſtand behertzigen; Der Reichs-Stab waͤhre ja nach Jakobs Weiſ-
ſagung von ihnen hinweg genommen/ ihr Gottes Hauß und aͤuſſerlicher Gottesdienſt zer-
ſtoͤret und auffgehoben/ ihre weltliche Herrſchafft vergangen/ und lieſſe ſich durchaus kei-
ne Hoffnung zur Erſetzung blicken. Es waͤhren nunmehr ſchon 155 Jahr/ daß Jeruſalem
in der Aſche laͤge; LXII Jahr lang waͤhre es ein wuͤſter Hauffe geweſen/ woſelbſt ſich nur
wilde Tihre auffgehaltẽ/ biß vor XCIII Jahren Kaͤyſer Elius Hadrianus dieſe jetzige Stad
dahin gebauet/ und ſie Elia Capitolina nach ſeinem und ſeines Abgottes Nahmen genen-
net/ aber als eine Heydniſche Stad nicht den Juden/ ſondern den Heyden zur Woh-
nung; Und ob gleich die Juden ſint der Verſtoͤrung her ſchon etliche mahl verſucht haͤttẽ/
ein Reich wieder anzurichten/ waͤhren ſie doch allemahl jaͤmmerlich druͤber angelauffen.
Hiebey fuͤhrete er ein/ was geſtalt vor CXI Jahren die Juden in Egypten viel tauſend ſtark
ſich verſamlet/ unter ihrem Fuͤhrer Andreas ſich dem damahligen Kaͤyſer Trajan entge-
gen geſetzet/ und in die 200000 Menſchen erſchlagen/ auch die uͤbrigen des Orts gezwun-
gen/ der erſchlagenen Fleiſch zu freſſen/ und ſonſten viel Granſamkeit veruͤbet haͤtten. In
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[532/0570] Drittes Buch. nem hochverdienten Roͤmiſchen Ritter und ſonderlichem Bruͤderlichen Freunde unſers Allergroßmaͤchtigſten Kaͤyſers moͤrdlich auffgewartet/ und dadurch als Ubeltaͤhter das Leben verwirket/ denen alſo durchaus kein Anruffen an Kaͤyſerl. Hocheit zuſtehet/ ſondern nach gemeinem Recht ſollen und muͤſſen geſtraffet werden. Ich frage euch aber/ ob euer Worthalter alles nach eurer Bewilligung vorgetragen/ oder ein und ander unter euch et- was daran zutadeln habe. Sie fingen drauff einmuͤhtig an/ daß ihrer aller durchaus eine Meynung und einerley Rede wåhre. Wolan/ ſagte der Stathalter/ ſo habt ihr euch ſchwe- rer Bedraͤuung vernehmen laſſen/ als ob auff mein Vornehmen groſſes Unheil erfolgen duͤrffte/ welches nichts anders/ als ein algemeiner Auffſtand eures Volkes ſeyn wuͤrde/ wo- vor ihr euch als Redelns fuͤhrer anmeldet/ und deswegen in geſtraͤnger Hafft verbleiben ſollet/ biß von Kaͤyſerl. Hocheit ich Befehl bekommen werde/ wie mit euch weiters zuver- fahren ſey/ da ich dann keines weges zweifelen wil/ ihr ſollet es mit dem Leben bezahlen. Die- ſe hielten an/ der Stathalter moͤchte ſich eines beſſern bedenken/ und ſie der Hafft erlaſſen/ es wuͤrde ſonſt eine groſſe Verantwortung darauf ſtehẽ. Aber er antwortete: O ihr Schel- men/ fahret ihr noch fort mit eurem Trotz/ und haͤttet guter Vorbitte ſo hoch von noͤhten? Hieß ſie alsbald in die Gefaͤngniß fuͤhren/ daraus die andern genommen waren/ und ward durch die ganze Stad ausgeruffen: Dafern einige Juden ſich mit Waffen wuͤrden finden laſſen/ oder heimliche Zuſammenkunfft halten/ ſolte es alsbald am Leben geſtraffet werden. Hiedurch wurden ſie erſchrecket/ daß ſie von ihrem Vorſatz abſtunden/ da ſie geſchloſſen hatten/ die verurteilete Moͤrder loßzumachen/ es geſchaͤhe in Guͤte oder durch Gewalt. Auf dem Gerichtplatze trat der vorige Chriſtliche Lehrer wieder hin zu den Gefangenen/ und er- mahnete ſie mit Traͤhnen und ſonderlicher Wolmeynung/ weil er ein geborner Jude war/ ſie moͤchten doch ihre eigene Wolfahrt und kuͤnfftigen Zuſtand nach dieſer Vergaͤnglig- keit betrachten/ damit ſie nicht das zeitliche und ewige zugleich verlieren moͤchten. Es koͤnte leichtlich erwieſen werden/ wie groͤblich ſie irreten/ indem ſie auff einen andern Meſſias als auff den gekreuzigten und von den Todten aufferſtandenen JEſus hoffeten. Sie moͤchten doch ihren jetzigen Zuſtand behertzigen; Der Reichs-Stab waͤhre ja nach Jakobs Weiſ- ſagung von ihnen hinweg genommen/ ihr Gottes Hauß und aͤuſſerlicher Gottesdienſt zer- ſtoͤret und auffgehoben/ ihre weltliche Herrſchafft vergangen/ und lieſſe ſich durchaus kei- ne Hoffnung zur Erſetzung blicken. Es waͤhren nunmehr ſchon 155 Jahr/ daß Jeruſalem in der Aſche laͤge; LXII Jahr lang waͤhre es ein wuͤſter Hauffe geweſen/ woſelbſt ſich nur wilde Tihre auffgehaltẽ/ biß vor XCIII Jahren Kaͤyſer Elius Hadrianus dieſe jetzige Stad dahin gebauet/ und ſie Elia Capitolina nach ſeinem und ſeines Abgottes Nahmen genen- net/ aber als eine Heydniſche Stad nicht den Juden/ ſondern den Heyden zur Woh- nung; Und ob gleich die Juden ſint der Verſtoͤrung her ſchon etliche mahl verſucht haͤttẽ/ ein Reich wieder anzurichten/ waͤhren ſie doch allemahl jaͤmmerlich druͤber angelauffen. Hiebey fuͤhrete er ein/ was geſtalt vor CXI Jahren die Juden in Egypten viel tauſend ſtark ſich verſamlet/ unter ihrem Fuͤhrer Andreas ſich dem damahligen Kaͤyſer Trajan entge- gen geſetzet/ und in die 200000 Menſchen erſchlagen/ auch die uͤbrigen des Orts gezwun- gen/ der erſchlagenen Fleiſch zu freſſen/ und ſonſten viel Granſamkeit veruͤbet haͤtten. In der Inſul Zipern haͤtten ſie es gleich um dieſelbe Zeit nicht beſſer gemacht/ uñ in die 24000 Menſchen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/570>, abgerufen am 23.12.2024.