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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
Leben könte geschenket werden; und da ihm solches versprochen wahr/ baht er den Bischof/
einen Christlichen sanfftmühtigen Lehrer zu ihnen ins Gefängniß zusenden/ ob sie vielleicht/
oder nur etliche unter ihnen/ den falschen Glauben ablegen/ und die Christliche seligmachen-
de Lehre annehmen wolten/ als dann würde man sich bemühen/ daß ihnen entweder das Le-
ben gar geschenket/ oder doch gelindere Straffe auffgelegt werden solte; Aber vorerst war
alle Vermahnung vergeblich/ indem ihrer etliche sich dürre heraus liessen/ als fromme Ju-
den zusterben; die andern es mit einem stilleschweigen beantworteten; Daher wurden sie
allesamt gebunden auff den Platz hinaus geführet/ woselbst Herkules mit Ben-Levi den
Kampff gehalten/ und stunden LX Kreuze auffgerichtet/ vor welchen die Gefangene sich hef-
tig entsetzeten/ und ein jämmerliches Geschrey anfingen/ klageten sehr/ daß sie nicht samt ih-
ren Brüdern sich hätten niderhauen lassen/ damit sie des elenden schmerzhafften Todes
möchten befreyet seyn. So bald das Geschrey erging/ daß die Urtel über die gefangene Ju-
den solte gesprochen und das Gericht gehäget werden/ liessen sich zehn ansehnliche Juden
bey dem Stathalter angeben/ daß sie untertähnig begehreten/ gnädig gehöret zuwerden. Er
wolte sie anfangs nicht vor sich lassen/ doch auf Herkules fleissiges anhalten/ ließ ers gesche-
hen; da der älteste unter ihnen/ nahmens Meister Schmul dieses vortrug: Hochmögen-
der Herr Stathalter; wir von der ganzen Jüdischeit dieser Landschafft Abgeordnete/ sind
befehlichet worden/ euer Hochvermögenheit untertähnig vorzutragen/ und zubitten/ diesel-
be gnädig geruhen wolle/ sich zuerinnern/ was gestalt Römische Käyserl. Hocheit uns und
unserm Volke den Juden die Freyheit allergnädigst erteilet/ nicht allein in dieser Stad und
umliegenden Judischen Lande unter unserm Vorsteher und eurem/ als Römischen Stat-
halters Schutze sicher und frey zuwohnen und zuwerben/ sondern auch unserm Gottes-
dienste obzuliegen/ ohn Einsprache und Verhinderung. Wann wir dann vor warhafft be-
richtet werden/ daß eine zimliche Anzahl unserer Glaubens genossen in stränger Hafft und
Gefängniß sollen gehalten/ und mit abscheuhlicher Straffe bedrauet werden/ und solches
zwar umb eines einzigen Christen willen/ dem sie weder am Leben/ noch an der Gesundheit
noch an seinen Gütern keinen einigen Schaden zugefüget/ und er überdas ein Fremdling/
und wol gar des Römischen Reichs Feind seyn mag; Als stehet die löbliche Judischeit in
Betrachtung dessen/ in gewisser Hoffnung/ es werde der Römische Herr Stathalter seine
Hände mit unschuldigem Blute nicht besudeln/ noch unsere uns von Römischer Käyserl.
Hocheit selbst allergnädigst erteilete Sicherheit schwächen oder brechen/ sondern die un-
schuldig Gefangenen gnädig erlassen; solte aber unsers Feindes Frevel durchdringen/ und
bey dem Herrn Stathalter seinen Mutwillen erhalten/ alsdann bedingen wir uns auffs
zierlichste von alle dem Unheil/ welches hieraus entstehen dürffte/ beruffen uns auch auff
diesen unverhoffeten fall/ auff Käyserl. Hocheit/ und daß vor dero gerechtestem Richter-
Stuel wir diese gerechte Sache anhängig zumachen und auszuführen/ ungehinderte Frey-
heit haben mögen. Der Stathalter erzürnete sich über diese Vermässenheit hefftig/ begrif
sich doch/ und gab ihnen diese Antwort: Frecher Jude/ du hast dein Lügenmaul weit auff-
getahn/ und deinem Trotz grossen Urlaub gegeben; Und bin ich krafft tragendes Amtes
nicht schuldig/ dir zuantworten/ nur allein soltu wissen/ daß ich keine Juden/ sondern öffent-
liche Mörder einsetzen lassen/ welche den hochteuren Landfrieden schändlich gebrochen/ ei-

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X x x ij

Drittes Buch.
Leben koͤnte geſchenket werden; und da ihm ſolches verſprochen wahr/ baht eꝛ den Biſchof/
einen Chriſtlichen ſanfftmuͤhtigen Lehreꝛ zu ihnen ins Gefaͤngniß zuſenden/ ob ſie vielleicht/
oder nur etliche unter ihnen/ den falſchen Glauben ablegen/ uñ die Chriſtliche ſeligmachen-
de Lehre annehmen wolten/ als dann wuͤrde man ſich bemuͤhen/ daß ihnen entweder das Le-
ben gar geſchenket/ oder doch gelindere Straffe auffgelegt werden ſolte; Aber vorerſt war
alle Vermahnung vergeblich/ indem ihrer etliche ſich duͤrꝛe heraus lieſſen/ als fromme Ju-
den zuſterben; die andern es mit einem ſtilleſchweigen beantworteten; Daher wurden ſie
alleſamt gebunden auff den Platz hinaus gefuͤhret/ woſelbſt Herkules mit Ben-Levi den
Kampff gehalten/ und ſtunden LX Kreuze auffgerichtet/ vor welchẽ die Gefangene ſich hef-
tig entſetzeten/ und ein jaͤmmerliches Geſchrey anfingen/ klageten ſehr/ daß ſie nicht ſamt ih-
ren Bruͤdern ſich haͤtten niderhauen laſſen/ damit ſie des elenden ſchmerzhafften Todes
moͤchten befreyet ſeyn. So bald das Geſchrey erging/ daß die Urtel uͤber die gefangene Ju-
den ſolte geſprochen und das Gericht gehaͤget werden/ lieſſen ſich zehn anſehnliche Juden
bey dem Stathalter angeben/ daß ſie untertaͤhnig begehreten/ gnaͤdig gehoͤret zuwerden. Er
wolte ſie anfangs nicht vor ſich laſſen/ doch auf Herkules fleiſſiges anhalten/ ließ ers geſche-
hen; da der aͤlteſte unter ihnen/ nahmens Meiſter Schmul dieſes vortrug: Hochmoͤgen-
der Herr Stathalter; wir von der ganzen Juͤdiſcheit dieſer Landſchafft Abgeordnete/ ſind
befehlichet worden/ euer Hochvermoͤgenheit untertaͤhnig vorzutragen/ und zubitten/ dieſel-
be gnaͤdig geruhen wolle/ ſich zuerinnern/ was geſtalt Roͤmiſche Kaͤyſerl. Hocheit uns und
unſerm Volke den Juden die Freyheit allergnaͤdigſt erteilet/ nicht allein in dieſer Stad uñ
umliegenden Judiſchen Lande unter unſerm Vorſteher und eurem/ als Roͤmiſchen Stat-
halters Schutze ſicher und frey zuwohnen und zuwerben/ ſondern auch unſerm Gottes-
dienſte obzuliegen/ ohn Einſprache und Verhinderung. Wann wir dann vor warhafft be-
richtet werden/ daß eine zimliche Anzahl unſerer Glaubens genoſſen in ſtraͤnger Hafft und
Gefaͤngniß ſollen gehalten/ und mit abſcheuhlicher Straffe bedrauet werden/ und ſolches
zwar umb eines einzigen Chriſten willen/ dem ſie weder am Leben/ noch an der Geſundheit
noch an ſeinen Guͤtern keinen einigen Schaden zugefuͤget/ und er uͤberdas ein Fremdling/
und wol gar des Roͤmiſchen Reichs Feind ſeyn mag; Als ſtehet die loͤbliche Judiſcheit in
Betrachtung deſſen/ in gewiſſer Hoffnung/ es werde der Roͤmiſche Herr Stathalter ſeine
Haͤnde mit unſchuldigem Blute nicht beſudeln/ noch unſere uns von Roͤmiſcher Kaͤyſerl.
Hocheit ſelbſt allergnaͤdigſt erteilete Sicherheit ſchwaͤchen oder brechen/ ſondern die un-
ſchuldig Gefangenen gnaͤdig erlaſſen; ſolte aber unſers Feindes Frevel durchdringen/ uñ
bey dem Herrn Stathalter ſeinen Mutwillen erhalten/ alsdann bedingen wir uns auffs
zierlichſte von alle dem Unheil/ welches hieraus entſtehen duͤrffte/ beruffen uns auch auff
dieſen unverhoffeten fall/ auff Kaͤyſerl. Hocheit/ und daß vor dero gerechteſtem Richter-
Stuel wir dieſe gerechte Sache anhaͤngig zumachen uñ auszufuͤhren/ ungehinderte Frey-
heit haben moͤgen. Der Stathalter erzuͤrnete ſich uͤber dieſe Vermaͤſſenheit hefftig/ begrif
ſich doch/ und gab ihnen dieſe Antwort: Frecher Jude/ du haſt dein Luͤgenmaul weit auff-
getahn/ und deinem Trotz groſſen Urlaub gegeben; Und bin ich krafft tragendes Amtes
nicht ſchuldig/ dir zuantworten/ nur allein ſoltu wiſſen/ daß ich keine Juden/ ſondern oͤffent-
liche Moͤrder einſetzen laſſen/ welche den hochteuren Landfrieden ſchaͤndlich gebrochen/ ei-

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[531/0569] Drittes Buch. Leben koͤnte geſchenket werden; und da ihm ſolches verſprochen wahr/ baht eꝛ den Biſchof/ einen Chriſtlichen ſanfftmuͤhtigen Lehreꝛ zu ihnen ins Gefaͤngniß zuſenden/ ob ſie vielleicht/ oder nur etliche unter ihnen/ den falſchen Glauben ablegen/ uñ die Chriſtliche ſeligmachen- de Lehre annehmen wolten/ als dann wuͤrde man ſich bemuͤhen/ daß ihnen entweder das Le- ben gar geſchenket/ oder doch gelindere Straffe auffgelegt werden ſolte; Aber vorerſt war alle Vermahnung vergeblich/ indem ihrer etliche ſich duͤrꝛe heraus lieſſen/ als fromme Ju- den zuſterben; die andern es mit einem ſtilleſchweigen beantworteten; Daher wurden ſie alleſamt gebunden auff den Platz hinaus gefuͤhret/ woſelbſt Herkules mit Ben-Levi den Kampff gehalten/ und ſtunden LX Kreuze auffgerichtet/ vor welchẽ die Gefangene ſich hef- tig entſetzeten/ und ein jaͤmmerliches Geſchrey anfingen/ klageten ſehr/ daß ſie nicht ſamt ih- ren Bruͤdern ſich haͤtten niderhauen laſſen/ damit ſie des elenden ſchmerzhafften Todes moͤchten befreyet ſeyn. So bald das Geſchrey erging/ daß die Urtel uͤber die gefangene Ju- den ſolte geſprochen und das Gericht gehaͤget werden/ lieſſen ſich zehn anſehnliche Juden bey dem Stathalter angeben/ daß ſie untertaͤhnig begehreten/ gnaͤdig gehoͤret zuwerden. Er wolte ſie anfangs nicht vor ſich laſſen/ doch auf Herkules fleiſſiges anhalten/ ließ ers geſche- hen; da der aͤlteſte unter ihnen/ nahmens Meiſter Schmul dieſes vortrug: Hochmoͤgen- der Herr Stathalter; wir von der ganzen Juͤdiſcheit dieſer Landſchafft Abgeordnete/ ſind befehlichet worden/ euer Hochvermoͤgenheit untertaͤhnig vorzutragen/ und zubitten/ dieſel- be gnaͤdig geruhen wolle/ ſich zuerinnern/ was geſtalt Roͤmiſche Kaͤyſerl. Hocheit uns und unſerm Volke den Juden die Freyheit allergnaͤdigſt erteilet/ nicht allein in dieſer Stad uñ umliegenden Judiſchen Lande unter unſerm Vorſteher und eurem/ als Roͤmiſchen Stat- halters Schutze ſicher und frey zuwohnen und zuwerben/ ſondern auch unſerm Gottes- dienſte obzuliegen/ ohn Einſprache und Verhinderung. Wann wir dann vor warhafft be- richtet werden/ daß eine zimliche Anzahl unſerer Glaubens genoſſen in ſtraͤnger Hafft und Gefaͤngniß ſollen gehalten/ und mit abſcheuhlicher Straffe bedrauet werden/ und ſolches zwar umb eines einzigen Chriſten willen/ dem ſie weder am Leben/ noch an der Geſundheit noch an ſeinen Guͤtern keinen einigen Schaden zugefuͤget/ und er uͤberdas ein Fremdling/ und wol gar des Roͤmiſchen Reichs Feind ſeyn mag; Als ſtehet die loͤbliche Judiſcheit in Betrachtung deſſen/ in gewiſſer Hoffnung/ es werde der Roͤmiſche Herr Stathalter ſeine Haͤnde mit unſchuldigem Blute nicht beſudeln/ noch unſere uns von Roͤmiſcher Kaͤyſerl. Hocheit ſelbſt allergnaͤdigſt erteilete Sicherheit ſchwaͤchen oder brechen/ ſondern die un- ſchuldig Gefangenen gnaͤdig erlaſſen; ſolte aber unſers Feindes Frevel durchdringen/ uñ bey dem Herrn Stathalter ſeinen Mutwillen erhalten/ alsdann bedingen wir uns auffs zierlichſte von alle dem Unheil/ welches hieraus entſtehen duͤrffte/ beruffen uns auch auff dieſen unverhoffeten fall/ auff Kaͤyſerl. Hocheit/ und daß vor dero gerechteſtem Richter- Stuel wir dieſe gerechte Sache anhaͤngig zumachen uñ auszufuͤhren/ ungehinderte Frey- heit haben moͤgen. Der Stathalter erzuͤrnete ſich uͤber dieſe Vermaͤſſenheit hefftig/ begrif ſich doch/ und gab ihnen dieſe Antwort: Frecher Jude/ du haſt dein Luͤgenmaul weit auff- getahn/ und deinem Trotz groſſen Urlaub gegeben; Und bin ich krafft tragendes Amtes nicht ſchuldig/ dir zuantworten/ nur allein ſoltu wiſſen/ daß ich keine Juden/ ſondern oͤffent- liche Moͤrder einſetzen laſſen/ welche den hochteuren Landfrieden ſchaͤndlich gebrochen/ ei- nem X x x ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/569>, abgerufen am 23.12.2024.