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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
durch den Inhalt zuverstehen währe. Den sollet ihr selber lesen/ antwortete Brela/ nach-
dem ihr euch eigentlich erkläret habt. Ich muß wol/ antwortete Libussa/ wo unser gedinge
sol geendiget seyn/ nehme es demnach an/ weil ich mich schon sicher weiß/ daß ihr mir kei-
nen Brieff böses Inhalts schenken werdet. Nam also das Schreiben zu sich/ kunte sich
aber doch nicht drein finden/ was es bedeuten solte/ biß Brela zu ihr sagete: Sehet herzlie-
be Schwester/ diese benahmete 60000 Kronen/ welche ich Fürst Herkules vorgeschossen/
sollen euch unsertwegen zur Vergeltung geschenket seyn/ welche Fr. Sophia alle Stunden
mit Dank außzahlen wird. Libussa entsetzete sich dergestalt vor dieser Freygebigkeit/ daß sie
den Brieff aus der Hand fallen ließ/ und sich hoch vermaß/ dafern sie dieses zuvor hätte
wissen sollen/ wolte sie ihretwegen keinen Fuß aus der Stelle gesetzet/ noch einiges Wort
verlohren haben; dann es schiene nicht anders/ als ob man sie entweder gar eigen käuffen/
oder mit so grossem Gelde abschrecken wolte/ sich hernähst weiter in freundschafft Diensten
finden zulassen; erklärete sich doch endlich/ die Gelder mit höchster Dankbarkeit anzuneh-
men/ jedoch mit dem außdrüklichen Vorbehalt/ daß wo Leches schier heut oder Morgen
nicht einwilligen würde/ es alles damit solte auffgeruffen seyn/ welches sie endlich einwil-
ligen musten; gingen darauff mit einander zur Mahlzeit/ und vertrieben den übrigen Tag
mit allerhand Gespräch. Des folgenden Morgens reiseten die Gesanten/ nach empfan-
genem freundlichem Antwort Schreiben von dem Stathalter und Frau Sophien/ wieder-
umb nach Böhmen/ da Jungfer Brela ihrem Liebsten 50000 Kronen auff Wechsel über-
machte/ und 3000 Kronen mit auff die Reise gab/ nebest allerhand köstlichen Ringen und
anderen Kleinoten/ die sich auf 40000 Kronen belieffen/ verabscheideten auch/ daß inwen-
dig acht Wochen sie zu Padua wieder beysammen seyn wolten. Die Gelder vor Alexan-
ders verkauffte Güter sendete Markus über/ ehe ichtwz von seinem Tode in Griechenland
ruchtbar ward/ und ob gleich nachgehends seine hinterbliebene nahe Anverwanten solches
wieder foderten/ hatte sie doch zu mächtigen Schuz an dem Stathalter/ wiewol sie seiner
Schwester/ die nicht von grossen Mitteln wahr/ 20000 Kronen aus freyem Willen schen-
kete. Es ging ihr sonsten nach gemeiner Art der wolbegüterten Jungfern/ daß mannicher
Freyer sich bey ihr melden ließ/ unter denen ein Land Junker war/ unfern von Padua woh-
nend/ welcher auff seine Leibes Zierligkeit sich verlassend/ so gar nicht am glüklichen verfolg
zweifelte/ daß er sich ungescheuhet selbst bey ihr anmeldete/ aber auch mit solcher Antwort
abgewiesen ward/ daß er nachgehends immerfort die Böhmischen Jungfern beschuldig-
te/ daß sie zwar schön von Leibe/ und reich an Gelde/ aber heßlich an Gutwilligkeit/ und
arm an Höfligkeit währen.

Herkules lag unterdessen zu Elia oder Jerusalem an seiner Wunde drey Wochen
zu Bette/ ehe er völlig genaß/ und hatte wehrender Zeit sehr gute Pflege/ dann Fr. Teren-
zia und ihre Tochter Lukrezie besuchten ihn täglich etliche mahl/ wodurch das Liebe Feur in
dem zarten Herzen dieser züchtigen Fräulein häuffig gemehret ward/ und ob sie gleich ih-
rem geliebten Freunde alle Wolfahrt gönnete/ sahe sie doch/ daß seine Verwundung die ei-
nige Ursach seines bleibens wahr/ also daß sie seinen Unfall vor ihr Glük rechnete. Als sie
nun vernam/ daß sichs mit ihm zur Besserung anließ/ wolte sie einen Versuch tuhn/ ob er
sich länger könte auffhalten lassen/ daher sie einsmals zu ihm sagete: ob es nicht sache wäh-

re/ daß
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Drittes Buch.
durch den Inhalt zuverſtehen waͤhre. Den ſollet ihr ſelber leſen/ antwortete Brela/ nach-
dem ihr euch eigentlich erklaͤret habt. Ich muß wol/ antwortete Libuſſa/ wo unſer gedinge
ſol geendiget ſeyn/ nehme es demnach an/ weil ich mich ſchon ſicher weiß/ daß ihr mir kei-
nen Brieff boͤſes Inhalts ſchenken werdet. Nam alſo das Schreiben zu ſich/ kunte ſich
aber doch nicht drein finden/ was es bedeuten ſolte/ biß Brela zu ihr ſagete: Sehet herzlie-
be Schweſter/ dieſe benahmete 60000 Kronen/ welche ich Fuͤrſt Herkules vorgeſchoſſen/
ſollen euch unſertwegen zur Vergeltung geſchenket ſeyn/ welche Fr. Sophia alle Stunden
mit Dank außzahlen wird. Libuſſa entſetzete ſich dergeſtalt vor dieſer Freygebigkeit/ daß ſie
den Brieff aus der Hand fallen ließ/ und ſich hoch vermaß/ dafern ſie dieſes zuvor haͤtte
wiſſen ſollen/ wolte ſie ihretwegen keinen Fuß aus der Stelle geſetzet/ noch einiges Wort
verlohren haben; dann es ſchiene nicht anders/ als ob man ſie entweder gar eigen kaͤuffen/
oder mit ſo groſſem Gelde abſchrecken wolte/ ſich hernaͤhſt weiter in freundſchafft Dienſtẽ
finden zulaſſen; erklaͤrete ſich doch endlich/ die Gelder mit hoͤchſter Dankbarkeit anzuneh-
men/ jedoch mit dem außdruͤklichen Vorbehalt/ daß wo Leches ſchier heut oder Morgen
nicht einwilligen wuͤrde/ es alles damit ſolte auffgeruffen ſeyn/ welches ſie endlich einwil-
ligen muſten; gingen darauff mit einander zur Mahlzeit/ und vertrieben den uͤbrigen Tag
mit allerhand Geſpraͤch. Des folgenden Morgens reiſeten die Geſanten/ nach empfan-
genem freundlichem Antwort Schreiben von dem Stathalter uñ Frau Sophien/ wieder-
umb nach Boͤhmen/ da Jungfer Brela ihrem Liebſten 50000 Kronen auff Wechſel uͤbeꝛ-
machte/ und 3000 Kronen mit auff die Reiſe gab/ nebeſt allerhand koͤſtlichen Ringen und
anderen Kleinoten/ die ſich auf 40000 Kronen belieffen/ verabſcheideten auch/ daß inwen-
dig acht Wochen ſie zu Padua wieder beyſammen ſeyn wolten. Die Gelder vor Alexan-
ders verkauffte Guͤter ſendete Markus uͤber/ ehe ichtwz von ſeinem Tode in Griechenland
ruchtbar ward/ und ob gleich nachgehends ſeine hinterbliebene nahe Anverwanten ſolches
wieder foderten/ hatte ſie doch zu maͤchtigen Schuz an dem Stathalter/ wiewol ſie ſeiner
Schweſter/ die nicht von groſſen Mitteln wahr/ 20000 Kronen aus freyem Willen ſchen-
kete. Es ging ihr ſonſten nach gemeiner Art der wolbeguͤterten Jungfern/ daß mannicher
Freyer ſich bey ihr melden ließ/ unter denen ein Land Junker war/ unfern von Padua woh-
nend/ welcher auff ſeine Leibes Zierligkeit ſich verlaſſend/ ſo gar nicht am gluͤklichen verfolg
zweifelte/ daß er ſich ungeſcheuhet ſelbſt bey ihr anmeldete/ aber auch mit ſolcher Antwort
abgewieſen ward/ daß er nachgehends immerfort die Boͤhmiſchen Jungfern beſchuldig-
te/ daß ſie zwar ſchoͤn von Leibe/ und reich an Gelde/ aber heßlich an Gutwilligkeit/ und
arm an Hoͤfligkeit waͤhren.

Herkules lag unterdeſſen zu Elia oder Jeruſalem an ſeiner Wunde drey Wochen
zu Bette/ ehe er voͤllig genaß/ und hatte wehrender Zeit ſehr gute Pflege/ dann Fr. Teren-
zia und ihre Tochter Lukrezie beſuchten ihn taͤglich etliche mahl/ wodurch das Liebe Feur in
dem zarten Herzen dieſer zuͤchtigen Fraͤulein haͤuffig gemehret ward/ und ob ſie gleich ih-
rem geliebten Freunde alle Wolfahrt goͤnnete/ ſahe ſie doch/ daß ſeine Verwundung die ei-
nige Urſach ſeines bleibens wahr/ alſo daß ſie ſeinen Unfall vor ihr Gluͤk rechnete. Als ſie
nun vernam/ daß ſichs mit ihm zur Beſſerung anließ/ wolte ſie einen Verſuch tuhn/ ob er
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[529/0567] Drittes Buch. durch den Inhalt zuverſtehen waͤhre. Den ſollet ihr ſelber leſen/ antwortete Brela/ nach- dem ihr euch eigentlich erklaͤret habt. Ich muß wol/ antwortete Libuſſa/ wo unſer gedinge ſol geendiget ſeyn/ nehme es demnach an/ weil ich mich ſchon ſicher weiß/ daß ihr mir kei- nen Brieff boͤſes Inhalts ſchenken werdet. Nam alſo das Schreiben zu ſich/ kunte ſich aber doch nicht drein finden/ was es bedeuten ſolte/ biß Brela zu ihr ſagete: Sehet herzlie- be Schweſter/ dieſe benahmete 60000 Kronen/ welche ich Fuͤrſt Herkules vorgeſchoſſen/ ſollen euch unſertwegen zur Vergeltung geſchenket ſeyn/ welche Fr. Sophia alle Stunden mit Dank außzahlen wird. Libuſſa entſetzete ſich dergeſtalt vor dieſer Freygebigkeit/ daß ſie den Brieff aus der Hand fallen ließ/ und ſich hoch vermaß/ dafern ſie dieſes zuvor haͤtte wiſſen ſollen/ wolte ſie ihretwegen keinen Fuß aus der Stelle geſetzet/ noch einiges Wort verlohren haben; dann es ſchiene nicht anders/ als ob man ſie entweder gar eigen kaͤuffen/ oder mit ſo groſſem Gelde abſchrecken wolte/ ſich hernaͤhſt weiter in freundſchafft Dienſtẽ finden zulaſſen; erklaͤrete ſich doch endlich/ die Gelder mit hoͤchſter Dankbarkeit anzuneh- men/ jedoch mit dem außdruͤklichen Vorbehalt/ daß wo Leches ſchier heut oder Morgen nicht einwilligen wuͤrde/ es alles damit ſolte auffgeruffen ſeyn/ welches ſie endlich einwil- ligen muſten; gingen darauff mit einander zur Mahlzeit/ und vertrieben den uͤbrigen Tag mit allerhand Geſpraͤch. Des folgenden Morgens reiſeten die Geſanten/ nach empfan- genem freundlichem Antwort Schreiben von dem Stathalter uñ Frau Sophien/ wieder- umb nach Boͤhmen/ da Jungfer Brela ihrem Liebſten 50000 Kronen auff Wechſel uͤbeꝛ- machte/ und 3000 Kronen mit auff die Reiſe gab/ nebeſt allerhand koͤſtlichen Ringen und anderen Kleinoten/ die ſich auf 40000 Kronen belieffen/ verabſcheideten auch/ daß inwen- dig acht Wochen ſie zu Padua wieder beyſammen ſeyn wolten. Die Gelder vor Alexan- ders verkauffte Guͤter ſendete Markus uͤber/ ehe ichtwz von ſeinem Tode in Griechenland ruchtbar ward/ und ob gleich nachgehends ſeine hinterbliebene nahe Anverwanten ſolches wieder foderten/ hatte ſie doch zu maͤchtigen Schuz an dem Stathalter/ wiewol ſie ſeiner Schweſter/ die nicht von groſſen Mitteln wahr/ 20000 Kronen aus freyem Willen ſchen- kete. Es ging ihr ſonſten nach gemeiner Art der wolbeguͤterten Jungfern/ daß mannicher Freyer ſich bey ihr melden ließ/ unter denen ein Land Junker war/ unfern von Padua woh- nend/ welcher auff ſeine Leibes Zierligkeit ſich verlaſſend/ ſo gar nicht am gluͤklichen verfolg zweifelte/ daß er ſich ungeſcheuhet ſelbſt bey ihr anmeldete/ aber auch mit ſolcher Antwort abgewieſen ward/ daß er nachgehends immerfort die Boͤhmiſchen Jungfern beſchuldig- te/ daß ſie zwar ſchoͤn von Leibe/ und reich an Gelde/ aber heßlich an Gutwilligkeit/ und arm an Hoͤfligkeit waͤhren. Herkules lag unterdeſſen zu Elia oder Jeruſalem an ſeiner Wunde drey Wochen zu Bette/ ehe er voͤllig genaß/ und hatte wehrender Zeit ſehr gute Pflege/ dann Fr. Teren- zia und ihre Tochter Lukrezie beſuchten ihn taͤglich etliche mahl/ wodurch das Liebe Feur in dem zarten Herzen dieſer zuͤchtigen Fraͤulein haͤuffig gemehret ward/ und ob ſie gleich ih- rem geliebten Freunde alle Wolfahrt goͤnnete/ ſahe ſie doch/ daß ſeine Verwundung die ei- nige Urſach ſeines bleibens wahr/ alſo daß ſie ſeinen Unfall vor ihr Gluͤk rechnete. Als ſie nun vernam/ daß ſichs mit ihm zur Beſſerung anließ/ wolte ſie einen Verſuch tuhn/ ob er ſich laͤnger koͤnte auffhalten laſſen/ daher ſie einsmals zu ihm ſagete: ob es nicht ſache waͤh- re/ daß X x x

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/567>, abgerufen am 23.12.2024.