Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Drittes Buch. fragete/ was ihr anliegen währe. Saget mir zuvor bescheid von meinem Neda/ antwor-tete sie/ als dann wil ich euch mein hefftiges Anliegen nicht länger verhehlen. Wie? sagete diese/ zweiffelt ihr wegen des bescheides? hieselbst habe ich ihn in der Hand/ und zwar mit seinem Blute geschrieben/ welches er unter seinem Herzen heraus zapffete/ daß ihr ja nicht zweiffeln möchtet/ ob ihm von Herzen gehe/ was er alhie verheisset. Brela entsetzete sich da- vor und sagete: Es ist mir leid/ das ich schriftliche Versicherung an ihm begehren/ und seine Redligkeit in zweiffel setzen dürffen; nam hiemit das Schreiben zur Hand/ lase es mit fleiß durch/ und sagte nachgehends; ich wil diesen Brieff nicht behalten/ sondern ihm denselben wieder zustellen/ damit er hieraus nicht Ursach zu unwillen nehme. Bey leibe nicht/ ant- wortete Libussa/ er würde sich viel mehr fremde Gedanken machen/ und Ursach haben/ euch vor unbeständig zu halten. Wollet ihr ihm aber ein Zeichen eurer guten Vergnügung sehen lassen/ solches wil ich ihm gerne beybringen. Ja/ sagete sie/ dessen wil ich mich fort- hin nicht wegern; nam eine trefliche güldene Kette/ ein par Armbänder und etliche gülde- ne Ringe aus ihrer Handlade/ wickelte alles zusammen/ in ein Seidenes weisses Tüchlein und sagete; So tuht mir so viel zugefallen/ geliebte Schwester/ und liefert ihm dieses meinet wegen; vielleicht gibt die Gelegenheit/ daß ich das übrige selbst mit ihm Rede. Diese ver- richtete solches mit gutem willen/ und hinterbrachte es mit diesen Worten: Mein Vetter/ eure vertrauete Freund in und abermahlige Braut lässet euch ihre von nun an beharliche Liebe und Träue durch mich anmelden/ hoffet/ ihr werdet die Anmuhtung wegen der schrift- lichen Versicherung nicht ungleich außdeuten; hätte doch euer Blut darzu nicht begeh- ret; erkennet aber daher euren guten Willen/ welchen zu seiner Zeit nach mögligkeit zu vergelten sie sich bemühen wil; unterdessen habe ich von ihr Befehl/ euch diese Kette an den Hals/ diese Armbänder an eure Arme/ und diese Ringe an eure Finger zulegen/ zum Zeichen/ daß nach diesem sie lieber sterben/ als diese Verbindung zum andernmahle bre- chen wil; und damit es an wirklicher Leistung nicht mangele/ wil ich euch vor mich diesen Kuß ihretwegen hinzulegen. Neda sahe die köstliche Kleinot mit Verwunderung an/ und antwortete: Mein Herz ist mit allem wol vergnüget/ nur daß ich alhie nicht Mittel weiß/ meiner Liebsten etwa ein Kleinot wieder zuliefern. Ihr seid daß beste Kleinot// sagte Libus- sa; doch habe ich schon hierauff gedacht/ daß euch hieran nicht mangeln sol; zog hiemit ei- ne zarte köstliche Halßkette mit einem zimlichen angehenkten Kleinot hervor/ wie auch ei- nen schönen Demant Ring; welches beydes er auff Begebenheit seiner liebsten selbst ein- zulieffern bedacht wahr/ und es gedoppelt zuersetzen sich erboht/ da gleich die Bömische Gesanten hin zu ihnen traten/ mit begehren/ wann es Libussen gefällig/ und ihrer betrüb- ten Wasen nicht zuwieder währe/ wolten sie mit ihr hingehen/ sie in ihrem Unfal zubesu- chen. Brela hatte sich auff ihre Ankunfft geschicket/ das Gemach mit schwarzem Tuche/ und sich selbst mit Flohr umb und umb behänget/ empfing auch ihre lieben Freunde und bekanten mit traurigen Geberden/ und bleicher Farbe/ welche ihr doch durch Neda an- schauen bald in Feurroht verkehret ward/ dessen Herr Struniko wahrnam (weil Herr Krokus seines Sohns Verliebung ihm vor diesem geklaget hatte) ließ sichs doch nicht merken/ sondern redete ihr tröstlich zu/ sie würde ihrer Vernunfft nach sich in diesem Fall zuschicken wissen/ massen die Götter ihren Willen haben wolten/ denen menschliche schwach- heit
Drittes Buch. fragete/ was ihr anliegen waͤhre. Saget mir zuvor beſcheid von meinem Neda/ antwor-tete ſie/ als dann wil ich euch mein hefftiges Anliegen nicht laͤnger verhehlen. Wie? ſagete dieſe/ zweiffelt ihr wegen des beſcheides? hieſelbſt habe ich ihn in der Hand/ und zwar mit ſeinem Blute geſchrieben/ welches er unter ſeinem Herzen heraus zapffete/ daß ihr ja nicht zweiffeln moͤchtet/ ob ihm von Herzen gehe/ was er alhie verheiſſet. Brela entſetzete ſich da- vor und ſagete: Es iſt mir leid/ das ich ſchriftliche Verſicherung an ihm begehren/ uñ ſeine Redligkeit in zweiffel ſetzen duͤrffen; nam hiemit das Schreiben zur Hand/ laſe es mit fleiß durch/ und ſagte nachgehends; ich wil dieſen Brieff nicht behalten/ ſondern ihm denſelben wieder zuſtellen/ damit er hieraus nicht Urſach zu unwillen nehme. Bey leibe nicht/ ant- wortete Libuſſa/ er wuͤrde ſich viel mehr fremde Gedanken machen/ und Urſach haben/ euch vor unbeſtaͤndig zu halten. Wollet ihr ihm aber ein Zeichen eurer guten Vergnuͤgung ſehen laſſen/ ſolches wil ich ihm gerne beybringen. Ja/ ſagete ſie/ deſſen wil ich mich fort- hin nicht wegern; nam eine trefliche guͤldene Kette/ ein par Armbaͤnder und etliche guͤlde- ne Ringe aus ihrer Handlade/ wickelte alles zuſammen/ in ein Seidenes weiſſes Tuͤchlein uñ ſagete; So tuht miꝛ ſo viel zugefallen/ geliebte Schweſter/ und liefert ihm dieſes meinet wegen; vielleicht gibt die Gelegenheit/ daß ich das uͤbrige ſelbſt mit ihm Rede. Dieſe ver- richtete ſolches mit gutem willen/ und hinterbrachte es mit dieſen Worten: Mein Vetter/ eure vertrauete Freund in und abermahlige Braut laͤſſet euch ihre von nun an beharliche Liebe uñ Traͤue durch mich anmelden/ hoffet/ ihr werdet die Anmuhtung wegen der ſchrift- lichen Verſicherung nicht ungleich außdeuten; haͤtte doch euer Blut darzu nicht begeh- ret; erkennet aber daher euren guten Willen/ welchen zu ſeiner Zeit nach moͤgligkeit zu vergelten ſie ſich bemuͤhen wil; unterdeſſen habe ich von ihr Befehl/ euch dieſe Kette an den Hals/ dieſe Armbaͤnder an eure Arme/ und dieſe Ringe an eure Finger zulegen/ zum Zeichen/ daß nach dieſem ſie lieber ſterben/ als dieſe Verbindung zum andernmahle bre- chen wil; und damit es an wirklicher Leiſtung nicht mangele/ wil ich euch vor mich dieſen Kuß ihretwegen hinzulegen. Neda ſahe die koͤſtliche Kleinot mit Verwunderung an/ und antwortete: Mein Herz iſt mit allem wol vergnuͤget/ nur daß ich alhie nicht Mittel weiß/ meiner Liebſten etwa ein Kleinot wieder zuliefern. Ihr ſeid daß beſte Kleinot// ſagte Libuſ- ſa; doch habe ich ſchon hierauff gedacht/ daß euch hieran nicht mangeln ſol; zog hiemit ei- ne zarte koͤſtliche Halßkette mit einem zimlichen angehenkten Kleinot hervor/ wie auch ei- nen ſchoͤnen Demant Ring; welches beydes er auff Begebenheit ſeiner liebſten ſelbſt ein- zulieffern bedacht wahr/ und es gedoppelt zuerſetzen ſich erboht/ da gleich die Boͤmiſche Geſanten hin zu ihnen traten/ mit begehren/ wann es Libuſſen gefaͤllig/ und ihrer betruͤb- ten Waſen nicht zuwieder waͤhre/ wolten ſie mit ihr hingehen/ ſie in ihrem Unfal zubeſu- chen. Brela hatte ſich auff ihre Ankunfft geſchicket/ das Gemach mit ſchwarzem Tuche/ und ſich ſelbſt mit Flohr umb und umb behaͤnget/ empfing auch ihre lieben Freunde und bekanten mit traurigen Geberden/ und bleicher Farbe/ welche ihr doch durch Neda an- ſchauen bald in Feurroht verkehret ward/ deſſen Herr Struniko wahrnam (weil Herr Krokus ſeines Sohns Verliebung ihm vor dieſem geklaget hatte) ließ ſichs doch nicht merken/ ſondern redete ihr troͤſtlich zu/ ſie wuͤrde ihreꝛ Vernunfft nach ſich in dieſem Fall zuſchicken wiſſen/ maſſen die Goͤtter ihꝛen Willen haben woltẽ/ denen menſchliche ſchwach- heit
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Drittes Buch.
fragete/ was ihr anliegen waͤhre. Saget mir zuvor beſcheid von meinem Neda/ antwor-
tete ſie/ als dann wil ich euch mein hefftiges Anliegen nicht laͤnger verhehlen. Wie? ſagete
dieſe/ zweiffelt ihr wegen des beſcheides? hieſelbſt habe ich ihn in der Hand/ und zwar mit
ſeinem Blute geſchrieben/ welches er unter ſeinem Herzen heraus zapffete/ daß ihr ja nicht
zweiffeln moͤchtet/ ob ihm von Herzen gehe/ was er alhie verheiſſet. Brela entſetzete ſich da-
vor und ſagete: Es iſt mir leid/ das ich ſchriftliche Verſicherung an ihm begehren/ uñ ſeine
Redligkeit in zweiffel ſetzen duͤrffen; nam hiemit das Schreiben zur Hand/ laſe es mit fleiß
durch/ und ſagte nachgehends; ich wil dieſen Brieff nicht behalten/ ſondern ihm denſelben
wieder zuſtellen/ damit er hieraus nicht Urſach zu unwillen nehme. Bey leibe nicht/ ant-
wortete Libuſſa/ er wuͤrde ſich viel mehr fremde Gedanken machen/ und Urſach haben/ euch
vor unbeſtaͤndig zu halten. Wollet ihr ihm aber ein Zeichen eurer guten Vergnuͤgung
ſehen laſſen/ ſolches wil ich ihm gerne beybringen. Ja/ ſagete ſie/ deſſen wil ich mich fort-
hin nicht wegern; nam eine trefliche guͤldene Kette/ ein par Armbaͤnder und etliche guͤlde-
ne Ringe aus ihrer Handlade/ wickelte alles zuſammen/ in ein Seidenes weiſſes Tuͤchlein
uñ ſagete; So tuht miꝛ ſo viel zugefallen/ geliebte Schweſter/ und liefert ihm dieſes meinet
wegen; vielleicht gibt die Gelegenheit/ daß ich das uͤbrige ſelbſt mit ihm Rede. Dieſe ver-
richtete ſolches mit gutem willen/ und hinterbrachte es mit dieſen Worten: Mein Vetter/
eure vertrauete Freund in und abermahlige Braut laͤſſet euch ihre von nun an beharliche
Liebe uñ Traͤue durch mich anmelden/ hoffet/ ihr werdet die Anmuhtung wegen der ſchrift-
lichen Verſicherung nicht ungleich außdeuten; haͤtte doch euer Blut darzu nicht begeh-
ret; erkennet aber daher euren guten Willen/ welchen zu ſeiner Zeit nach moͤgligkeit zu
vergelten ſie ſich bemuͤhen wil; unterdeſſen habe ich von ihr Befehl/ euch dieſe Kette an
den Hals/ dieſe Armbaͤnder an eure Arme/ und dieſe Ringe an eure Finger zulegen/ zum
Zeichen/ daß nach dieſem ſie lieber ſterben/ als dieſe Verbindung zum andernmahle bre-
chen wil; und damit es an wirklicher Leiſtung nicht mangele/ wil ich euch vor mich dieſen
Kuß ihretwegen hinzulegen. Neda ſahe die koͤſtliche Kleinot mit Verwunderung an/ und
antwortete: Mein Herz iſt mit allem wol vergnuͤget/ nur daß ich alhie nicht Mittel weiß/
meiner Liebſten etwa ein Kleinot wieder zuliefern. Ihr ſeid daß beſte Kleinot// ſagte Libuſ-
ſa; doch habe ich ſchon hierauff gedacht/ daß euch hieran nicht mangeln ſol; zog hiemit ei-
ne zarte koͤſtliche Halßkette mit einem zimlichen angehenkten Kleinot hervor/ wie auch ei-
nen ſchoͤnen Demant Ring; welches beydes er auff Begebenheit ſeiner liebſten ſelbſt ein-
zulieffern bedacht wahr/ und es gedoppelt zuerſetzen ſich erboht/ da gleich die Boͤmiſche
Geſanten hin zu ihnen traten/ mit begehren/ wann es Libuſſen gefaͤllig/ und ihrer betruͤb-
ten Waſen nicht zuwieder waͤhre/ wolten ſie mit ihr hingehen/ ſie in ihrem Unfal zubeſu-
chen. Brela hatte ſich auff ihre Ankunfft geſchicket/ das Gemach mit ſchwarzem Tuche/
und ſich ſelbſt mit Flohr umb und umb behaͤnget/ empfing auch ihre lieben Freunde und
bekanten mit traurigen Geberden/ und bleicher Farbe/ welche ihr doch durch Neda an-
ſchauen bald in Feurroht verkehret ward/ deſſen Herr Struniko wahrnam (weil Herr
Krokus ſeines Sohns Verliebung ihm vor dieſem geklaget hatte) ließ ſichs doch nicht
merken/ ſondern redete ihr troͤſtlich zu/ ſie wuͤrde ihreꝛ Vernunfft nach ſich in dieſem Fall
zuſchicken wiſſen/ maſſen die Goͤtter ihꝛen Willen haben woltẽ/ denen menſchliche ſchwach-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/557>, abgerufen am 18.06.2024. |