Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
ker gelabet würden/ deren fast die Helffte vergessen hatte Speise mitzunehmen. Valiku-
les aber kauffte vier Trometen/ nam sie vor sich auffs Pferd/ und folgete der Geselschaft.
Auff dem Wege begegnete ihm ein Baur/ welchen er fragete/ ob ihm Kleanders Schloß
bekand währe/ und als er solches bejahete/ gab er ihm die Trometen zutragen/ dessen er ihn
lohnen wolte. So bald seine Leute gessen hatten/ hieß er sie Ruhe nehmen/ und erfuhr von
dem Bauren/ was gestalt folgendes Tages das Gericht zwischen IX und X uhr solte ge-
halten werden/ welches er daher wüste/ weil er Kleanders Untertahn/ und das Holz gefüh-
ret hätte/ worauff sein junges schönes Weib solte verbrennet werden. Weil er nun bey dem
Bauren ein grosses Mitleiden wegen der Frauen vernam/ sagete er zu ihm: Guter Freund/
ich bin der guten Frauen naher Verwanter/ und komme/ sie von dem Feur zuerlösen; hast
du nun mit dem unschuldigen Blute Mitleiden/ so gib mir Anleitung/ wo wir uns in der
nähe am besten verbergen/ und ihr zu rechter Zeit helffen mögen; sihe ich verspreche dir bey
meinen Ehren/ daß dir der beste Meierhoff in dieser ganzen Herrschafft davor sol Erb-und
eigen geschenket werden. Der Baur gelobete mit teuren Schwüren/ geträu zu seyn/ und
sie an solchen Ort zuführen/ da man ihrer nicht wahr nehmen solte/ biß sie nur noch wenig
Schritte zu ihnen hätten. Er dankete ihm vor dieses Erbieten/ und schenkete ihm X Kro-
nen/ ließ ihn aber doch binden/ und sagete: Er müste solches nicht vor übel nehmen/ weil er
sich sein recht versichern müste; dessen er dann wol zufrieden wahr. Nach Mitternacht
brachen sie auff/ und liessen sich an den bestimten Ort führen/ woselbst das Gericht solte ge-
halten werden; da Valikules sein andächtiges Gebeht zu GOtt hielt/ und alle seine Leute
sich auffs beste wapnen hieß/ versprach auch einem jeden Soldaten und Schiffknecht in
Korinth 40 Kronen zuerlegen/ dafern sie ihm frisch folgen/ und den gefangenen Römischen
Gesanten zuerledigen fleiß anwenden würden; welches sie alle angelobeten. Hierauf lase
er viere von ihnen aus/ denen gab er die Trometen/ behielt deren drey bey dem Volke/ wel-
che er in so viel Hauffen setzete/ den vierden aber ließ er allein/ zulezt einen falschen Lärm zu
machen. Die bestimmete Zeit des Gerichts kam herzu/ und sahen sie alsbald darauf zween
Gefangene an Stricken daher leiten/ welche mit ohngefehr 50 bewehreten Bauren umb-
geben wahren. Ihnen folgeten bey XXX Reuter/ deren nur IV gewapnet/ dann es wahren
ädelleute/ welche kommen wahren/ nicht zufechten/ sondern dem Gerichte zuzusehen. Der al-
te Kleander ließ sich in einer Trauer Gutsche nachführen/ vor dem seines Sohns Leichnam
in einem Sarge hergetragen ward/ welchem Ladisla als ein Opffer solte abgeschlachtet
werden. Als Herkules seinen lieben Freund so schändlich gebunden/ und von den Henkers-
Buben geschleppet werden sahe/ meynete er/ das Herz würde ihm vor Mitleiden und Zorn
bersten/ und wahr doch noch zu früh loßzubrechen/ biß der Kreiß geschlossen wahr/ und die
verurteileten hinein geführet wurden. Die elende Frau rief stets umb Gnade und Barm-
herzigkeit/ und beteurete ihre Unschuld/ aber alles umsonst und vergebens. Ladisla wahr
viel zu großmühtig/ seinen Feind zubitten/ sondern als er sahe/ dz es anders nicht seyn wol-
te/ ergab er sich dem Tode geherzt/ und sagete: Nun mein Herkules/ die Götter erhalten
dich; Du verleurest aber anjezt deinen geträuesten Bruder/ dessen Tod du sonder zweiffel
nicht ungerochen lassen wirst. Gleich da er diese Wort redete/ ging Valikules mit fünff
geharnischten und IX gepanzerten loß wie ein Sturm/ und muste der eine tapffer blasen/

fiel

Anderes Buch.
ker gelabet wuͤrden/ deren faſt die Helffte vergeſſen hatte Speiſe mitzunehmen. Valiku-
les aber kauffte vier Trometen/ nam ſie vor ſich auffs Pferd/ und folgete der Geſelſchaft.
Auff dem Wege begegnete ihm ein Baur/ welchen er fragete/ ob ihm Kleanders Schloß
bekand waͤhre/ und als er ſolches bejahete/ gab er ihm die Trometen zutragen/ deſſen er ihn
lohnen wolte. So bald ſeine Leute geſſen hatten/ hieß er ſie Ruhe nehmen/ und erfuhr von
dem Bauren/ was geſtalt folgendes Tages das Gericht zwiſchen IX und X uhr ſolte ge-
halten werden/ welches er daher wuͤſte/ weil er Kleanders Untertahn/ und das Holz gefuͤh-
ret haͤtte/ worauff ſein junges ſchoͤnes Weib ſolte verbrennet werden. Weil er nun bey dem
Bauren ein groſſes Mitleiden wegen der Frauẽ vernam/ ſagete er zu ihm: Guter Freund/
ich bin der guten Frauen naher Verwanter/ und komme/ ſie von dem Feur zuerloͤſen; haſt
du nun mit dem unſchuldigen Blute Mitleiden/ ſo gib mir Anleitung/ wo wir uns in der
naͤhe am beſten verbergen/ und ihr zu rechter Zeit helffen moͤgen; ſihe ich verſpreche dir bey
meinen Ehren/ daß dir der beſte Meierhoff in dieſer ganzen Herrſchafft davor ſol Erb-uñ
eigen geſchenket werden. Der Baur gelobete mit teuren Schwuͤren/ getraͤu zu ſeyn/ und
ſie an ſolchen Ort zufuͤhren/ da man ihrer nicht wahr nehmen ſolte/ biß ſie nur noch wenig
Schritte zu ihnen haͤtten. Er dankete ihm vor dieſes Erbieten/ und ſchenkete ihm X Kro-
nen/ ließ ihn aber doch binden/ und ſagete: Er muͤſte ſolches nicht vor uͤbel nehmen/ weil er
ſich ſein recht verſichern muͤſte; deſſen er dann wol zufrieden wahr. Nach Mitternacht
brachen ſie auff/ und lieſſen ſich an den beſtimten Ort fuͤhren/ woſelbſt das Gericht ſolte ge-
halten werden; da Valikules ſein andaͤchtiges Gebeht zu GOtt hielt/ und alle ſeine Leute
ſich auffs beſte wapnen hieß/ verſprach auch einem jeden Soldaten und Schiffknecht in
Korinth 40 Kronen zuerlegen/ dafern ſie ihm friſch folgen/ und den gefangenen Roͤmiſchẽ
Geſanten zuerledigen fleiß anwenden wuͤrden; welches ſie alle angelobeten. Hierauf laſe
er viere von ihnen aus/ denen gab er die Trometen/ behielt deren drey bey dem Volke/ wel-
che er in ſo viel Hauffen ſetzete/ den vierden aber ließ er allein/ zulezt einen falſchen Laͤrm zu
machen. Die beſtimmete Zeit des Gerichts kam herzu/ und ſahen ſie alsbald darauf zween
Gefangene an Stricken daher leiten/ welche mit ohngefehr 50 bewehreten Bauren umb-
geben wahren. Ihnen folgeten bey XXX Reuter/ deren nur IV gewapnet/ dann es wahren
aͤdelleute/ welche kommen wahren/ nicht zufechten/ ſondern dem Gerichte zuzuſehẽ. Der al-
te Kleander ließ ſich in einer Trauer Gutſche nachfuͤhren/ vor dem ſeines Sohns Leichnam
in einem Sarge hergetragen ward/ welchem Ladiſla als ein Opffer ſolte abgeſchlachtet
werden. Als Herkules ſeinen lieben Freund ſo ſchaͤndlich gebunden/ uñ von den Henkers-
Buben geſchleppet werden ſahe/ meynete er/ das Herz wuͤrde ihm vor Mitleiden und Zoꝛn
berſten/ und wahr doch noch zu fruͤh loßzubrechen/ biß der Kreiß geſchloſſen wahr/ und die
verurteileten hinein gefuͤhret wurden. Die elende Frau rief ſtets umb Gnade und Barm-
herzigkeit/ und beteurete ihre Unſchuld/ aber alles umſonſt und vergebens. Ladiſla wahr
viel zu großmuͤhtig/ ſeinen Feind zubitten/ ſondern als er ſahe/ dz es anders nicht ſeyn wol-
te/ ergab er ſich dem Tode geherzt/ und ſagete: Nun mein Herkules/ die Goͤtter erhalten
dich; Du verleureſt aber anjezt deinen getraͤueſten Bruder/ deſſen Tod du ſonder zweiffel
nicht ungerochen laſſen wirſt. Gleich da er dieſe Wort redete/ ging Valikules mit fuͤnff
geharniſchten und IX gepanzerten loß wie ein Sturm/ und muſte der eine tapffer blaſen/

fiel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0456" n="418"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
ker gelabet wu&#x0364;rden/ deren fa&#x017F;t die Helffte verge&#x017F;&#x017F;en hatte Spei&#x017F;e mitzunehmen. Valiku-<lb/>
les aber kauffte vier Trometen/ nam &#x017F;ie vor &#x017F;ich auffs Pferd/ und folgete der Ge&#x017F;el&#x017F;chaft.<lb/>
Auff dem Wege begegnete ihm ein Baur/ welchen er fragete/ ob ihm Kleanders Schloß<lb/>
bekand wa&#x0364;hre/ und als er &#x017F;olches bejahete/ gab er ihm die Trometen zutragen/ de&#x017F;&#x017F;en er ihn<lb/>
lohnen wolte. So bald &#x017F;eine Leute ge&#x017F;&#x017F;en hatten/ hieß er &#x017F;ie Ruhe nehmen/ und erfuhr von<lb/>
dem Bauren/ was ge&#x017F;talt folgendes Tages das Gericht zwi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">IX</hi> und <hi rendition="#aq">X</hi> uhr &#x017F;olte ge-<lb/>
halten werden/ welches er daher wu&#x0364;&#x017F;te/ weil er Kleanders Untertahn/ und das Holz gefu&#x0364;h-<lb/>
ret ha&#x0364;tte/ worauff &#x017F;ein junges &#x017F;cho&#x0364;nes Weib &#x017F;olte verbrennet werden. Weil er nun bey dem<lb/>
Bauren ein gro&#x017F;&#x017F;es Mitleiden wegen der Fraue&#x0303; vernam/ &#x017F;agete er zu ihm: Guter Freund/<lb/>
ich bin der guten Frauen naher Verwanter/ und komme/ &#x017F;ie von dem Feur zuerlo&#x0364;&#x017F;en; ha&#x017F;t<lb/>
du nun mit dem un&#x017F;chuldigen Blute Mitleiden/ &#x017F;o gib mir Anleitung/ wo wir uns in der<lb/>
na&#x0364;he am be&#x017F;ten verbergen/ und ihr zu rechter Zeit helffen mo&#x0364;gen; &#x017F;ihe ich ver&#x017F;preche dir bey<lb/>
meinen Ehren/ daß dir der be&#x017F;te Meierhoff in die&#x017F;er ganzen Herr&#x017F;chafft davor &#x017F;ol Erb-un&#x0303;<lb/>
eigen ge&#x017F;chenket werden. Der Baur gelobete mit teuren Schwu&#x0364;ren/ getra&#x0364;u zu &#x017F;eyn/ und<lb/>
&#x017F;ie an &#x017F;olchen Ort zufu&#x0364;hren/ da man ihrer nicht wahr nehmen &#x017F;olte/ biß &#x017F;ie nur noch wenig<lb/>
Schritte zu ihnen ha&#x0364;tten. Er dankete ihm vor die&#x017F;es Erbieten/ und &#x017F;chenkete ihm <hi rendition="#aq">X</hi> Kro-<lb/>
nen/ ließ ihn aber doch binden/ und &#x017F;agete: Er mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;olches nicht vor u&#x0364;bel nehmen/ weil er<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;ein recht ver&#x017F;ichern mu&#x0364;&#x017F;te; de&#x017F;&#x017F;en er dann wol zufrieden wahr. Nach Mitternacht<lb/>
brachen &#x017F;ie auff/ und lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich an den be&#x017F;timten Ort fu&#x0364;hren/ wo&#x017F;elb&#x017F;t das Gericht &#x017F;olte ge-<lb/>
halten werden; da Valikules &#x017F;ein anda&#x0364;chtiges Gebeht zu GOtt hielt/ und alle &#x017F;eine Leute<lb/>
&#x017F;ich auffs be&#x017F;te wapnen hieß/ ver&#x017F;prach auch einem jeden Soldaten und Schiffknecht in<lb/>
Korinth 40 Kronen zuerlegen/ dafern &#x017F;ie ihm fri&#x017F;ch folgen/ und den gefangenen Ro&#x0364;mi&#x017F;che&#x0303;<lb/>
Ge&#x017F;anten zuerledigen fleiß anwenden wu&#x0364;rden; welches &#x017F;ie alle angelobeten. Hierauf la&#x017F;e<lb/>
er viere von ihnen aus/ denen gab er die Trometen/ behielt deren drey bey dem Volke/ wel-<lb/>
che er in &#x017F;o viel Hauffen &#x017F;etzete/ den vierden aber ließ er allein/ zulezt einen fal&#x017F;chen La&#x0364;rm zu<lb/>
machen. Die be&#x017F;timmete Zeit des Gerichts kam herzu/ und &#x017F;ahen &#x017F;ie alsbald darauf zween<lb/>
Gefangene an Stricken daher leiten/ welche mit ohngefehr 50 bewehreten Bauren umb-<lb/>
geben wahren. Ihnen folgeten bey <hi rendition="#aq">XXX</hi> Reuter/ deren nur <hi rendition="#aq">IV</hi> gewapnet/ dann es wahren<lb/>
a&#x0364;delleute/ welche kommen wahren/ nicht zufechten/ &#x017F;ondern dem Gerichte zuzu&#x017F;ehe&#x0303;. Der al-<lb/>
te Kleander ließ &#x017F;ich in einer Trauer Gut&#x017F;che nachfu&#x0364;hren/ vor dem &#x017F;eines Sohns Leichnam<lb/>
in einem Sarge hergetragen ward/ welchem Ladi&#x017F;la als ein Opffer &#x017F;olte abge&#x017F;chlachtet<lb/>
werden. Als Herkules &#x017F;einen lieben Freund &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndlich gebunden/ un&#x0303; von den Henkers-<lb/>
Buben ge&#x017F;chleppet werden &#x017F;ahe/ meynete er/ das Herz wu&#x0364;rde ihm vor Mitleiden und Zo&#xA75B;n<lb/>
ber&#x017F;ten/ und wahr doch noch zu fru&#x0364;h loßzubrechen/ biß der Kreiß ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wahr/ und die<lb/>
verurteileten hinein gefu&#x0364;hret wurden. Die elende Frau rief &#x017F;tets umb Gnade und Barm-<lb/>
herzigkeit/ und beteurete ihre Un&#x017F;chuld/ aber alles um&#x017F;on&#x017F;t und vergebens. Ladi&#x017F;la wahr<lb/>
viel zu großmu&#x0364;htig/ &#x017F;einen Feind zubitten/ &#x017F;ondern als er &#x017F;ahe/ dz es anders nicht &#x017F;eyn wol-<lb/>
te/ ergab er &#x017F;ich dem Tode geherzt/ und &#x017F;agete: Nun mein Herkules/ die Go&#x0364;tter erhalten<lb/>
dich; Du verleure&#x017F;t aber anjezt deinen getra&#x0364;ue&#x017F;ten Bruder/ de&#x017F;&#x017F;en Tod du &#x017F;onder zweiffel<lb/>
nicht ungerochen la&#x017F;&#x017F;en wir&#x017F;t. Gleich da er die&#x017F;e Wort redete/ ging Valikules mit fu&#x0364;nff<lb/>
geharni&#x017F;chten und <hi rendition="#aq">IX</hi> gepanzerten loß wie ein Sturm/ und mu&#x017F;te der eine tapffer bla&#x017F;en/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fiel</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[418/0456] Anderes Buch. ker gelabet wuͤrden/ deren faſt die Helffte vergeſſen hatte Speiſe mitzunehmen. Valiku- les aber kauffte vier Trometen/ nam ſie vor ſich auffs Pferd/ und folgete der Geſelſchaft. Auff dem Wege begegnete ihm ein Baur/ welchen er fragete/ ob ihm Kleanders Schloß bekand waͤhre/ und als er ſolches bejahete/ gab er ihm die Trometen zutragen/ deſſen er ihn lohnen wolte. So bald ſeine Leute geſſen hatten/ hieß er ſie Ruhe nehmen/ und erfuhr von dem Bauren/ was geſtalt folgendes Tages das Gericht zwiſchen IX und X uhr ſolte ge- halten werden/ welches er daher wuͤſte/ weil er Kleanders Untertahn/ und das Holz gefuͤh- ret haͤtte/ worauff ſein junges ſchoͤnes Weib ſolte verbrennet werden. Weil er nun bey dem Bauren ein groſſes Mitleiden wegen der Frauẽ vernam/ ſagete er zu ihm: Guter Freund/ ich bin der guten Frauen naher Verwanter/ und komme/ ſie von dem Feur zuerloͤſen; haſt du nun mit dem unſchuldigen Blute Mitleiden/ ſo gib mir Anleitung/ wo wir uns in der naͤhe am beſten verbergen/ und ihr zu rechter Zeit helffen moͤgen; ſihe ich verſpreche dir bey meinen Ehren/ daß dir der beſte Meierhoff in dieſer ganzen Herrſchafft davor ſol Erb-uñ eigen geſchenket werden. Der Baur gelobete mit teuren Schwuͤren/ getraͤu zu ſeyn/ und ſie an ſolchen Ort zufuͤhren/ da man ihrer nicht wahr nehmen ſolte/ biß ſie nur noch wenig Schritte zu ihnen haͤtten. Er dankete ihm vor dieſes Erbieten/ und ſchenkete ihm X Kro- nen/ ließ ihn aber doch binden/ und ſagete: Er muͤſte ſolches nicht vor uͤbel nehmen/ weil er ſich ſein recht verſichern muͤſte; deſſen er dann wol zufrieden wahr. Nach Mitternacht brachen ſie auff/ und lieſſen ſich an den beſtimten Ort fuͤhren/ woſelbſt das Gericht ſolte ge- halten werden; da Valikules ſein andaͤchtiges Gebeht zu GOtt hielt/ und alle ſeine Leute ſich auffs beſte wapnen hieß/ verſprach auch einem jeden Soldaten und Schiffknecht in Korinth 40 Kronen zuerlegen/ dafern ſie ihm friſch folgen/ und den gefangenen Roͤmiſchẽ Geſanten zuerledigen fleiß anwenden wuͤrden; welches ſie alle angelobeten. Hierauf laſe er viere von ihnen aus/ denen gab er die Trometen/ behielt deren drey bey dem Volke/ wel- che er in ſo viel Hauffen ſetzete/ den vierden aber ließ er allein/ zulezt einen falſchen Laͤrm zu machen. Die beſtimmete Zeit des Gerichts kam herzu/ und ſahen ſie alsbald darauf zween Gefangene an Stricken daher leiten/ welche mit ohngefehr 50 bewehreten Bauren umb- geben wahren. Ihnen folgeten bey XXX Reuter/ deren nur IV gewapnet/ dann es wahren aͤdelleute/ welche kommen wahren/ nicht zufechten/ ſondern dem Gerichte zuzuſehẽ. Der al- te Kleander ließ ſich in einer Trauer Gutſche nachfuͤhren/ vor dem ſeines Sohns Leichnam in einem Sarge hergetragen ward/ welchem Ladiſla als ein Opffer ſolte abgeſchlachtet werden. Als Herkules ſeinen lieben Freund ſo ſchaͤndlich gebunden/ uñ von den Henkers- Buben geſchleppet werden ſahe/ meynete er/ das Herz wuͤrde ihm vor Mitleiden und Zoꝛn berſten/ und wahr doch noch zu fruͤh loßzubrechen/ biß der Kreiß geſchloſſen wahr/ und die verurteileten hinein gefuͤhret wurden. Die elende Frau rief ſtets umb Gnade und Barm- herzigkeit/ und beteurete ihre Unſchuld/ aber alles umſonſt und vergebens. Ladiſla wahr viel zu großmuͤhtig/ ſeinen Feind zubitten/ ſondern als er ſahe/ dz es anders nicht ſeyn wol- te/ ergab er ſich dem Tode geherzt/ und ſagete: Nun mein Herkules/ die Goͤtter erhalten dich; Du verleureſt aber anjezt deinen getraͤueſten Bruder/ deſſen Tod du ſonder zweiffel nicht ungerochen laſſen wirſt. Gleich da er dieſe Wort redete/ ging Valikules mit fuͤnff geharniſchten und IX gepanzerten loß wie ein Sturm/ und muſte der eine tapffer blaſen/ fiel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/456
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/456>, abgerufen am 30.12.2024.