Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
ligkeit oder mörderischen vornehmens könte beschuldiget werden. Mein Herr mengete
sich alsbald mit ein/ und sagte zu ihm: Herr/ ihr möget euch wol versichern/ daß wann die-
ser mein Ritter und Schiffhäuptmann neulich zu Eliß gewesen/ er solches weder gegen
euch/ noch jemand anders leugnen solte oder würde. Was ihr sonsten von unredlicher
Taht eines Römischen Gesanten einführet/ deucht mich nicht wol getahn seyn/ daß man
abwesende Herren so hoch und ehrenrürig beschuldiget; je doch solte ich wissen/ daß einiger
Römischer Ritter/ ob er gleich eines Gesanten Amt führete/ mörderisch handelte/ würde
ich zum wenigsten ihn deßwegen zu Rede setzen/ da es die Gelegenheit gäbe: Es kömt aber
zu zetten/ daß ein Gesanter auß Befehl seiner Obrigkeit etwas zuverrichten gehalten ist/
welches nicht jederman kan angenehm seyn; bitte demnach/ wo möglich/ er wolle in der-
gleichen verhasseten Reden sich mässigen; ich bin auch ein Römischer Beamter/ und lief-
fe trauen wieder meine Pflicht/ daß ich Römischer Gesanten Schändung unbeantwor-
tet liesse/ ehe sie der Laster überwiesen sind; und wann mir solches nicht obläge/ wolte ich
kein Wort darzu reden. Perdickas antwortete mit zornigem Angesichte: Er wolte zwar
Römischen Nahmen nicht schänden/ als welchen man ja in Griechenland/ welches ehe-
mahls der Welt Häupt und Meister gewesen/ erkennen müste. Daß er aber hoch rühmen
solte/ wann die Römer junge unerfahrne Leute vor Gesanten in fremde Länder schicketen/
die ihre eigene Rache unter dem Deckel Römischer Gewalt durchtrieben/ und mit dem
hochbefreieten Adel nicht anders/ als mit den schlimmesten Buben und Leibeigenen umb-
gingen/ dessen hätte er wenig Ursach; hoffete auch/ da er sich an den vermeineten Gesan-
ten rächen würde/ der seinen Blutfreund/ einen freien Griechischen Herren durch seine
eigene Diener hätte ermorden/ und dessen Weib mit allen Gütern als einen Raub (also
brachten siees allemahl vor) hinweg führen lassen/ es solte zu Rom von den Verständigen
mehr gebillichet als getadelt werden. Hätte sein Vetter gesündiget/ welches er doch nicht
wüste/ solte man ihn vor dem Griechischen Recht angeklaget/ und dessen Urtel erwartet
haben; die übrige Vermahnung von abwesenden nichts übels zureden/ liesse er dahin ge-
stellet seyn/ und könte man die Ubeltähter nicht allemahl gegenwärtig haben/ wann man
sich über dieselben zubeschweren hätte/ vielweniger solche Mordtahten rühmen und prei-
sen/ wolte es auch lieber in des leichtfertigen Mörders Gegenwart als Abwesenheit reden/
und an demselben ein Beyspiel hinterlassen/ daß die Römer hernähst kluge graue Häupter
und nicht frevelmuhtige junge laffen vor Gesanten außschicketen; doch wie diesem allen/
währe seine Gelegenheit und Weise nicht/ nach der Weiber Art zuzanken; er hätte mehr
als XVI Jahr Waffen geführet/ und mannichem hochmuhtigen Ritter die Faust lieber als
das Maul gebohten; währe er dann (mein Herr) ein Römischer Bedieneter/ so währe er
dagegen ein freier Griechischer Herr/ daher er ihn mit dergleichen Reden verschonen
würde. Mein Herr wahr sehr ungewohnet/ sich dergestalt über das Maul fahren zulassen;
doch mässigete er sich/ und gab zur Antwort: Ritter/ wie könnet ihr solches vor Recht an-
geben/ wann ihr unter dem Vorsaz einer eigentähtlichen Rache/ euch an einen Römischen
Gesanten machen würdet? wisset ihr nicht/ daß derselbe an der Stelle des Römischen
Käysers stehet/ und von niemand/ als von seinem Oberherren allein kan gerichtet werden?
Oder solte ein Römischer Gesanter nicht macht haben/ einen und andern nach befindung

zu
F f f iij

Anderes Buch.
ligkeit oder moͤrderiſchen vornehmens koͤnte beſchuldiget werden. Mein Herr mengete
ſich alsbald mit ein/ und ſagte zu ihm: Herꝛ/ ihr moͤget euch wol verſichern/ daß wann die-
ſer mein Ritter und Schiffhaͤuptmann neulich zu Eliß geweſen/ er ſolches weder gegen
euch/ noch jemand anders leugnen ſolte oder wuͤrde. Was ihr ſonſten von unredlicher
Taht eines Roͤmiſchen Geſanten einfuͤhret/ deucht mich nicht wol getahn ſeyn/ daß man
abweſende Herren ſo hoch und ehrenruͤrig beſchuldiget; je doch ſolte ich wiſſen/ daß einigeꝛ
Roͤmiſcher Ritter/ ob er gleich eines Geſanten Amt fuͤhrete/ moͤrderiſch handelte/ wuͤrde
ich zum wenigſten ihn deßwegen zu Rede ſetzen/ da es die Gelegenheit gaͤbe: Es koͤmt aber
zu zetten/ daß ein Geſanter auß Befehl ſeiner Obrigkeit etwas zuverrichten gehalten iſt/
welches nicht jederman kan angenehm ſeyn; bitte demnach/ wo moͤglich/ er wolle in der-
gleichen verhaſſeten Reden ſich maͤſſigen; ich bin auch ein Roͤmiſcher Beamter/ und lief-
fe trauen wieder meine Pflicht/ daß ich Roͤmiſcher Geſanten Schaͤndung unbeantwor-
tet lieſſe/ ehe ſie der Laſter uͤberwieſen ſind; und wann mir ſolches nicht oblaͤge/ wolte ich
kein Wort darzu reden. Perdickas antwortete mit zornigem Angeſichte: Er wolte zwar
Roͤmiſchen Nahmen nicht ſchaͤnden/ als welchen man ja in Griechenland/ welches ehe-
mahls der Welt Haͤupt und Meiſter geweſen/ erkennen muͤſte. Daß er aber hoch ruͤhmen
ſolte/ wann die Roͤmer junge unerfahrne Leute vor Geſanten in fremde Laͤnder ſchicketen/
die ihre eigene Rache unter dem Deckel Roͤmiſcher Gewalt durchtrieben/ und mit dem
hochbefreieten Adel nicht anders/ als mit den ſchlimmeſten Buben und Leibeigenen umb-
gingen/ deſſen haͤtte er wenig Urſach; hoffete auch/ da er ſich an den vermeineten Geſan-
ten raͤchen wuͤrde/ der ſeinen Blutfreund/ einen freien Griechiſchen Herren durch ſeine
eigene Diener haͤtte ermorden/ und deſſen Weib mit allen Guͤtern als einen Raub (alſo
brachten ſiees allemahl vor) hinweg fuͤhren laſſen/ es ſolte zu Rom von den Verſtaͤndigen
mehr gebillichet als getadelt werden. Haͤtte ſein Vetter geſuͤndiget/ welches er doch nicht
wuͤſte/ ſolte man ihn vor dem Griechiſchen Recht angeklaget/ und deſſen Urtel erwartet
haben; die uͤbrige Vermahnung von abweſenden nichts uͤbels zureden/ lieſſe er dahin ge-
ſtellet ſeyn/ und koͤnte man die Ubeltaͤhter nicht allemahl gegenwaͤrtig haben/ wann man
ſich uͤber dieſelben zubeſchweren haͤtte/ vielweniger ſolche Mordtahten ruͤhmen und prei-
ſen/ wolte es auch lieber in des leichtfertigen Moͤrders Gegenwart als Abweſenheit reden/
und an demſelben ein Beyſpiel hinterlaſſen/ daß die Roͤmer hernaͤhſt kluge graue Haͤupter
und nicht frevelmuhtige junge laffen vor Geſanten außſchicketen; doch wie dieſem allen/
waͤhre ſeine Gelegenheit und Weiſe nicht/ nach der Weiber Art zuzanken; er haͤtte mehr
als XVI Jahr Waffen gefuͤhret/ und mannichem hochmuhtigen Ritter die Fauſt lieber als
das Maul gebohten; waͤhre er dann (mein Herr) ein Roͤmiſcher Bedieneter/ ſo waͤhre er
dagegen ein freier Griechiſcher Herr/ daher er ihn mit dergleichen Reden verſchonen
wuͤrde. Mein Herr wahr ſehr ungewohnet/ ſich dergeſtalt uͤber das Maul fahren zulaſſen;
doch maͤſſigete er ſich/ und gab zur Antwort: Ritter/ wie koͤnnet ihr ſolches vor Recht an-
geben/ wann ihr unter dem Vorſaz einer eigentaͤhtlichen Rache/ euch an einen Roͤmiſchen
Geſanten machen wuͤrdet? wiſſet ihr nicht/ daß derſelbe an der Stelle des Roͤmiſchen
Kaͤyſers ſtehet/ und von niemand/ als von ſeinem Oberherren allein kan gerichtet werden?
Oder ſolte ein Roͤmiſcher Geſanter nicht macht haben/ einen und andern nach befindung

zu
F f f iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0451" n="413"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
ligkeit oder mo&#x0364;rderi&#x017F;chen vornehmens ko&#x0364;nte be&#x017F;chuldiget werden. Mein Herr mengete<lb/>
&#x017F;ich alsbald mit ein/ und &#x017F;agte zu ihm: Her&#xA75B;/ ihr mo&#x0364;get euch wol ver&#x017F;ichern/ daß wann die-<lb/>
&#x017F;er mein Ritter und Schiffha&#x0364;uptmann neulich zu Eliß gewe&#x017F;en/ er &#x017F;olches weder gegen<lb/>
euch/ noch jemand anders leugnen &#x017F;olte oder wu&#x0364;rde. Was ihr &#x017F;on&#x017F;ten von unredlicher<lb/>
Taht eines Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ge&#x017F;anten einfu&#x0364;hret/ deucht mich nicht wol getahn &#x017F;eyn/ daß man<lb/>
abwe&#x017F;ende Herren &#x017F;o hoch und ehrenru&#x0364;rig be&#x017F;chuldiget; je doch &#x017F;olte ich wi&#x017F;&#x017F;en/ daß einige&#xA75B;<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Ritter/ ob er gleich eines Ge&#x017F;anten Amt fu&#x0364;hrete/ mo&#x0364;rderi&#x017F;ch handelte/ wu&#x0364;rde<lb/>
ich zum wenig&#x017F;ten ihn deßwegen zu Rede &#x017F;etzen/ da es die Gelegenheit ga&#x0364;be: Es ko&#x0364;mt aber<lb/>
zu zetten/ daß ein Ge&#x017F;anter auß Befehl &#x017F;einer Obrigkeit etwas zuverrichten gehalten i&#x017F;t/<lb/>
welches nicht jederman kan angenehm &#x017F;eyn; bitte demnach/ wo mo&#x0364;glich/ er wolle in der-<lb/>
gleichen verha&#x017F;&#x017F;eten Reden &#x017F;ich ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen; ich bin auch ein Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Beamter/ und lief-<lb/>
fe trauen wieder meine Pflicht/ daß ich Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Ge&#x017F;anten Scha&#x0364;ndung unbeantwor-<lb/>
tet lie&#x017F;&#x017F;e/ ehe &#x017F;ie der La&#x017F;ter u&#x0364;berwie&#x017F;en &#x017F;ind; und wann mir &#x017F;olches nicht obla&#x0364;ge/ wolte ich<lb/>
kein Wort darzu reden. Perdickas antwortete mit zornigem Ange&#x017F;ichte: Er wolte zwar<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Nahmen nicht &#x017F;cha&#x0364;nden/ als welchen man ja in Griechenland/ welches ehe-<lb/>
mahls der Welt Ha&#x0364;upt und Mei&#x017F;ter gewe&#x017F;en/ erkennen mu&#x0364;&#x017F;te. Daß er aber hoch ru&#x0364;hmen<lb/>
&#x017F;olte/ wann die Ro&#x0364;mer junge unerfahrne Leute vor Ge&#x017F;anten in fremde La&#x0364;nder &#x017F;chicketen/<lb/>
die ihre eigene Rache unter dem Deckel Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Gewalt durchtrieben/ und mit dem<lb/>
hochbefreieten Adel nicht anders/ als mit den &#x017F;chlimme&#x017F;ten Buben und Leibeigenen umb-<lb/>
gingen/ de&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte er wenig Ur&#x017F;ach; hoffete auch/ da er &#x017F;ich an den vermeineten Ge&#x017F;an-<lb/>
ten ra&#x0364;chen wu&#x0364;rde/ der &#x017F;einen Blutfreund/ einen freien Griechi&#x017F;chen Herren durch &#x017F;eine<lb/>
eigene Diener ha&#x0364;tte ermorden/ und de&#x017F;&#x017F;en Weib mit allen Gu&#x0364;tern als einen Raub (al&#x017F;o<lb/>
brachten &#x017F;iees allemahl vor) hinweg fu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en/ es &#x017F;olte zu Rom von den Ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
mehr gebillichet als getadelt werden. Ha&#x0364;tte &#x017F;ein Vetter ge&#x017F;u&#x0364;ndiget/ welches er doch nicht<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;te/ &#x017F;olte man ihn vor dem Griechi&#x017F;chen Recht angeklaget/ und de&#x017F;&#x017F;en Urtel erwartet<lb/>
haben; die u&#x0364;brige Vermahnung von abwe&#x017F;enden nichts u&#x0364;bels zureden/ lie&#x017F;&#x017F;e er dahin ge-<lb/>
&#x017F;tellet &#x017F;eyn/ und ko&#x0364;nte man die Ubelta&#x0364;hter nicht allemahl gegenwa&#x0364;rtig haben/ wann man<lb/>
&#x017F;ich u&#x0364;ber die&#x017F;elben zube&#x017F;chweren ha&#x0364;tte/ vielweniger &#x017F;olche Mordtahten ru&#x0364;hmen und prei-<lb/>
&#x017F;en/ wolte es auch lieber in des leichtfertigen Mo&#x0364;rders Gegenwart als Abwe&#x017F;enheit reden/<lb/>
und an dem&#x017F;elben ein Bey&#x017F;piel hinterla&#x017F;&#x017F;en/ daß die Ro&#x0364;mer herna&#x0364;h&#x017F;t kluge graue Ha&#x0364;upter<lb/>
und nicht frevelmuhtige junge laffen vor Ge&#x017F;anten auß&#x017F;chicketen; doch wie die&#x017F;em allen/<lb/>
wa&#x0364;hre &#x017F;eine Gelegenheit und Wei&#x017F;e nicht/ nach der Weiber Art zuzanken; er ha&#x0364;tte mehr<lb/>
als <hi rendition="#aq">XVI</hi> Jahr Waffen gefu&#x0364;hret/ und mannichem hochmuhtigen Ritter die Fau&#x017F;t lieber als<lb/>
das Maul gebohten; wa&#x0364;hre er dann (mein Herr) ein Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Bedieneter/ &#x017F;o wa&#x0364;hre er<lb/>
dagegen ein freier Griechi&#x017F;cher Herr/ daher er ihn mit dergleichen Reden ver&#x017F;chonen<lb/>
wu&#x0364;rde. Mein Herr wahr &#x017F;ehr ungewohnet/ &#x017F;ich derge&#x017F;talt u&#x0364;ber das Maul fahren zula&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
doch ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igete er &#x017F;ich/ und gab zur Antwort: Ritter/ wie ko&#x0364;nnet ihr &#x017F;olches vor Recht an-<lb/>
geben/ wann ihr unter dem Vor&#x017F;az einer eigenta&#x0364;htlichen Rache/ euch an einen Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;anten machen wu&#x0364;rdet? wi&#x017F;&#x017F;et ihr nicht/ daß der&#x017F;elbe an der Stelle des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;ers &#x017F;tehet/ und von niemand/ als von &#x017F;einem Oberherren allein kan gerichtet werden?<lb/>
Oder &#x017F;olte ein Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Ge&#x017F;anter nicht macht haben/ einen und andern nach befindung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f f iij</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[413/0451] Anderes Buch. ligkeit oder moͤrderiſchen vornehmens koͤnte beſchuldiget werden. Mein Herr mengete ſich alsbald mit ein/ und ſagte zu ihm: Herꝛ/ ihr moͤget euch wol verſichern/ daß wann die- ſer mein Ritter und Schiffhaͤuptmann neulich zu Eliß geweſen/ er ſolches weder gegen euch/ noch jemand anders leugnen ſolte oder wuͤrde. Was ihr ſonſten von unredlicher Taht eines Roͤmiſchen Geſanten einfuͤhret/ deucht mich nicht wol getahn ſeyn/ daß man abweſende Herren ſo hoch und ehrenruͤrig beſchuldiget; je doch ſolte ich wiſſen/ daß einigeꝛ Roͤmiſcher Ritter/ ob er gleich eines Geſanten Amt fuͤhrete/ moͤrderiſch handelte/ wuͤrde ich zum wenigſten ihn deßwegen zu Rede ſetzen/ da es die Gelegenheit gaͤbe: Es koͤmt aber zu zetten/ daß ein Geſanter auß Befehl ſeiner Obrigkeit etwas zuverrichten gehalten iſt/ welches nicht jederman kan angenehm ſeyn; bitte demnach/ wo moͤglich/ er wolle in der- gleichen verhaſſeten Reden ſich maͤſſigen; ich bin auch ein Roͤmiſcher Beamter/ und lief- fe trauen wieder meine Pflicht/ daß ich Roͤmiſcher Geſanten Schaͤndung unbeantwor- tet lieſſe/ ehe ſie der Laſter uͤberwieſen ſind; und wann mir ſolches nicht oblaͤge/ wolte ich kein Wort darzu reden. Perdickas antwortete mit zornigem Angeſichte: Er wolte zwar Roͤmiſchen Nahmen nicht ſchaͤnden/ als welchen man ja in Griechenland/ welches ehe- mahls der Welt Haͤupt und Meiſter geweſen/ erkennen muͤſte. Daß er aber hoch ruͤhmen ſolte/ wann die Roͤmer junge unerfahrne Leute vor Geſanten in fremde Laͤnder ſchicketen/ die ihre eigene Rache unter dem Deckel Roͤmiſcher Gewalt durchtrieben/ und mit dem hochbefreieten Adel nicht anders/ als mit den ſchlimmeſten Buben und Leibeigenen umb- gingen/ deſſen haͤtte er wenig Urſach; hoffete auch/ da er ſich an den vermeineten Geſan- ten raͤchen wuͤrde/ der ſeinen Blutfreund/ einen freien Griechiſchen Herren durch ſeine eigene Diener haͤtte ermorden/ und deſſen Weib mit allen Guͤtern als einen Raub (alſo brachten ſiees allemahl vor) hinweg fuͤhren laſſen/ es ſolte zu Rom von den Verſtaͤndigen mehr gebillichet als getadelt werden. Haͤtte ſein Vetter geſuͤndiget/ welches er doch nicht wuͤſte/ ſolte man ihn vor dem Griechiſchen Recht angeklaget/ und deſſen Urtel erwartet haben; die uͤbrige Vermahnung von abweſenden nichts uͤbels zureden/ lieſſe er dahin ge- ſtellet ſeyn/ und koͤnte man die Ubeltaͤhter nicht allemahl gegenwaͤrtig haben/ wann man ſich uͤber dieſelben zubeſchweren haͤtte/ vielweniger ſolche Mordtahten ruͤhmen und prei- ſen/ wolte es auch lieber in des leichtfertigen Moͤrders Gegenwart als Abweſenheit reden/ und an demſelben ein Beyſpiel hinterlaſſen/ daß die Roͤmer hernaͤhſt kluge graue Haͤupter und nicht frevelmuhtige junge laffen vor Geſanten außſchicketen; doch wie dieſem allen/ waͤhre ſeine Gelegenheit und Weiſe nicht/ nach der Weiber Art zuzanken; er haͤtte mehr als XVI Jahr Waffen gefuͤhret/ und mannichem hochmuhtigen Ritter die Fauſt lieber als das Maul gebohten; waͤhre er dann (mein Herr) ein Roͤmiſcher Bedieneter/ ſo waͤhre er dagegen ein freier Griechiſcher Herr/ daher er ihn mit dergleichen Reden verſchonen wuͤrde. Mein Herr wahr ſehr ungewohnet/ ſich dergeſtalt uͤber das Maul fahren zulaſſen; doch maͤſſigete er ſich/ und gab zur Antwort: Ritter/ wie koͤnnet ihr ſolches vor Recht an- geben/ wann ihr unter dem Vorſaz einer eigentaͤhtlichen Rache/ euch an einen Roͤmiſchen Geſanten machen wuͤrdet? wiſſet ihr nicht/ daß derſelbe an der Stelle des Roͤmiſchen Kaͤyſers ſtehet/ und von niemand/ als von ſeinem Oberherren allein kan gerichtet werden? Oder ſolte ein Roͤmiſcher Geſanter nicht macht haben/ einen und andern nach befindung zu F f f iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/451
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/451>, abgerufen am 21.12.2024.