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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
neue loßgieng/ des gäntzlichen Vorsatzes/ mit Ladisla zu sterben/ oder seinen Todt zu rächen;
schlug demnach so eiferig unter sie/ daß sein Schwert auch durch die Pantzer gieng/ mit wel-
chen jhrer etliche sich unter den Kleidern verwahret hatten/ biß sie/ ausser zween/ zur Erde stür-
tzeten/ und er hingegen auch anfing krafftloß zu werden. Der alte Wenzesla hatte sich bißher
nicht gereget/ stund auff dem Gemache als ein Verzukter/ und sahe diesem Wunder-handel
zu; endlich trat er zurück in die Kammer/ machte mit den auffgehengeten Harnischen ein
grosses Geräusche/ kam bald wieder/ und rieff mit starker Stimme hinter sich: Ihr meine
geträue Diener komt/ und fahet mir die Schelmen lebendig/ daß sie nicht entrinnen; wo durch
diese höchlich erschrecket/ das Gewehr von sich warffen/ und der Tühr zulieffen. Aber Her-
kules ermannete sich/ trat jhnen entgegen/ und stieß jhnen das Schwerd durch die Gurgel;
rieff darauff den alten Wenzesla zu sich/ und befahl/ daß er alsbald den Wund Arzt/ so gegen
über wohnete/ herzu holen solte. Derselbe war mit zween Gesellen bald verhanden/ sahe den
jungen Held mit blutigem Schwerd und Kleidern zwischen so vielen Erschlagenen stehen/
und kunte vor verwunderung kein Wort sprechen; Da Herkules zu jhm sagte: Mein Freund/
da lieget mein Bruder hart verwundet/ wo nicht gar erschlagen; sehet ob noch Leben in jhm
sey/ ich wil euch der Mühe redlich lohnen. Wenzesla gehub sich als ein Verzweiffelter/ und
wolte viel rüttels an jhm machen; Aber Galehn der Artzt redete jhm ein; Er solte ihm den
Verwundeten helffen sanffte auffheben/ und auffs Gemach tragen; Zohe jhm das Wammes
als einem Todten ab/ und bestrich die Schlag Adern und Naselöcher mit kräfftigem Wasser/
daß er endlich noch ein Lebenszeichen von sich gab; deßwegen er jhm allerhand Blutstillung
gebrauchte/ und insonderheit die gefährlichste Seiten wunde wol in acht nam. Herkules/
wie schwach er gleich war/ wolte sich nicht verbinden lassen/ seufzete/ und gehub sich kläglich/
biß jhm Galehn zurief; Sein Bruder lebete noch/ und solte guter Hoffnung nach/ geheilet
werden; Worauff er zuließ/ daß der eine Geselle ihm die Kleider abzohe/ und seine Wunden/
deren er XXIV hatte/ verband/ worüber er gleich wol etliche mahl in Ohnmacht fiel/ weil jhm
fast kein Blut mehr im Leibe übrig war. Als Ladisla zu sich selbst kam/ schlug er die Augen
schwächlich auff/ und fragete mit liegender Zunge/ ob sein Herkules lebete; und weil der Arzt
seine Rede nicht verstund/ noch jhm Antwort gab/ entwarff er sich und sagete: Wer hat euch
befohlen/ mich zu verbinden/ weil mein einig geliebter Bruder tod ist/ und ich keine Stunde
nach ihm überbleiben wil? Wenzesla kam zu allem Glück darzu und antwortete: Gnädiger
Herr/ euer Herkules ist nicht todt/ sondern nach erhaltenem Siege stärcker als jhr. Wol! so
last mich jhn sehen/ sagte er/ oder meinen Geist ohn ferner auffhalten ihm nachreifen. Herku-
les war drunten im Hause verbunden/ hatte sich schon ziemlich erhohlet/ und ließ sich die Stei-
ge hinauff leiten. So bald jhn Ladisla sahe/ sagte er mit blinzenden Augen zu jhm: Mein Brü-
derchen/ lebe/ so wil ich auch bald genesen. O meiner Seelen Liebe/ antwortete er/ bekümmere
dich nur meinet wegen nicht im geringsten/ sondern laß dir helffen/ ich bin GOtt Lob/ ausser
To des Gefahr. Der Arzt warnete sie beyder seits träulich/ sie solten den Liebes-bewägungen
nicht zusehr nachhängen/ sonst würden sie übel ärger machen/ welches fast schon auffs höch-
ste kommen währe; Die Gedanken müsten so wol als der Leib ruhen/ solte jhnen sonst geholf-
fen seyn. Daher Herkules seinen Ladisla erinnerte/ dem Arzt folge zu leisten/ wo er sonst durch
seinen Tod jhn nicht zugleich mit hinreissen wolte. Also wurden sie beyde befriediget/ lagen

gegen

Erſtes Buch.
neue loßgieng/ des gaͤntzlichen Vorſatzes/ mit Ladiſla zu ſterben/ oder ſeinen Todt zu raͤchen;
ſchlug demnach ſo eiferig unter ſie/ daß ſein Schwert auch durch die Pantzer gieng/ mit wel-
chen jhrer etliche ſich unter den Kleidern verwahret hatten/ biß ſie/ auſſer zween/ zuꝛ Erde ſtuͤr-
tzeten/ und er hingegen auch anfing krafftloß zu werden. Der alte Wenzeſla hatte ſich bißher
nicht gereget/ ſtund auff dem Gemache als ein Verzukter/ und ſahe dieſem Wunder-handel
zu; endlich trat er zuruͤck in die Kammer/ machte mit den auffgehengeten Harniſchen ein
groſſes Geraͤuſche/ kam bald wieder/ und rieff mit ſtarker Stimme hinter ſich: Ihr meine
getraͤue Diener komt/ und fahet mir die Schelmen lebendig/ daß ſie nicht entrinnẽ; wo durch
dieſe hoͤchlich erſchrecket/ das Gewehr von ſich warffen/ und der Tuͤhr zulieffen. Aber Her-
kules ermannete ſich/ trat jhnen entgegen/ und ſtieß jhnen das Schwerd durch die Gurgel;
rieff darauff den alten Wenzeſla zu ſich/ und befahl/ daß er alsbald den Wund Arzt/ ſo gegen
uͤber wohnete/ herzu holen ſolte. Derſelbe war mit zween Geſellen bald verhanden/ ſahe den
jungen Held mit blutigem Schwerd und Kleidern zwiſchen ſo vielen Erſchlagenen ſtehen/
und kunte vor verwunderung kein Wort ſprechẽ; Da Herkules zu jhm ſagte: Mein Freund/
da lieget mein Bruder hart verwundet/ wo nicht gar erſchlagen; ſehet ob noch Leben in jhm
ſey/ ich wil euch der Muͤhe redlich lohnen. Wenzeſla gehub ſich als ein Verzweiffelter/ und
wolte viel ruͤttels an jhm machen; Aber Galehn der Artzt redete jhm ein; Er ſolte ihm den
Verwundeten helffen ſanffte auffheben/ und auffs Gemach tragen; Zohe jhm das Wam̃es
als einem Todten ab/ und beſtrich die Schlag Adern und Naſeloͤcher mit kraͤfftigem Waſſer/
daß er endlich noch ein Lebenszeichen von ſich gab; deßwegen er jhm allerhand Blutſtillung
gebrauchte/ und inſonderheit die gefaͤhrlichſte Seiten wunde wol in acht nam. Herkules/
wie ſchwach er gleich war/ wolte ſich nicht verbinden laſſen/ ſeufzete/ und gehub ſich klaͤglich/
biß jhm Galehn zurief; Sein Bruder lebete noch/ und ſolte guter Hoffnung nach/ geheilet
werden; Worauff er zuließ/ daß der eine Geſelle ihm die Kleider abzohe/ und ſeine Wunden/
deren er XXIV hatte/ verband/ woruͤber er gleich wol etliche mahl in Ohnmacht fiel/ weil jhm
faſt kein Blut mehr im Leibe uͤbrig war. Als Ladiſla zu ſich ſelbſt kam/ ſchlug er die Augen
ſchwaͤchlich auff/ und fragete mit liegender Zunge/ ob ſein Herkules lebete; und weil der Arzt
ſeine Rede nicht verſtund/ noch jhm Antwort gab/ entwarff er ſich und ſagete: Wer hat euch
befohlen/ mich zu verbinden/ weil mein einig geliebter Bruder tod iſt/ und ich keine Stunde
nach ihm uͤberbleiben wil? Wenzeſla kam zu allem Gluͤck darzu und antwortete: Gnaͤdiger
Herr/ euer Herkules iſt nicht todt/ ſondern nach erhaltenem Siege ſtaͤrcker als jhr. Wol! ſo
laſt mich jhn ſehen/ ſagte er/ oder meinen Geiſt ohn ferner auffhalten ihm nachreifen. Herku-
les war drunten im Hauſe verbunden/ hatte ſich ſchon ziemlich erhohlet/ uñ ließ ſich die Stei-
ge hinauff leiten. So bald jhn Ladiſla ſahe/ ſagte er mit blinzenden Augen zu jhm: Mein Bruͤ-
derchen/ lebe/ ſo wil ich auch bald geneſen. O meiner Seelen Liebe/ antwortete er/ bekuͤmmere
dich nur meinet wegen nicht im geringſten/ ſondern laß dir helffen/ ich bin GOtt Lob/ auſſer
To des Gefahr. Der Arzt warnete ſie beyder ſeits traͤulich/ ſie ſolten den Liebes-bewaͤgungen
nicht zuſehr nachhaͤngen/ ſonſt wuͤrden ſie uͤbel aͤrger machen/ welches faſt ſchon auffs hoͤch-
ſte kommen waͤhre; Die Gedanken muͤſten ſo wol als der Leib ruhen/ ſolte jhnen ſonſt geholf-
fen ſeyn. Daher Herkules ſeinen Ladiſla erinnerte/ dem Arzt folge zu leiſten/ wo er ſonſt durch
ſeinen Tod jhn nicht zugleich mit hinreiſſen wolte. Alſo wurden ſie beyde befriediget/ lagen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/45>, abgerufen am 29.11.2024.