Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Anderes Buch. ten/ und kehrete daselbst bey seinem Christlichen Wirte ein/ von dem er schon als ein Er-mordeter höchlich beklaget wahr. Er meinete nicht/ daß Markus mit seiner Liebesten da- selbst schon solte angelanget seyn/ deren Leibdienerin des andern Tages vor seiner Herberge herging/ nnd ihn ohngefehr durchs Fenster sahe/ dann er hatte die angestrichene Farbe ab- getahn/ und seinem Wirte sich zuerkennen gegeben. Es wahr noch früh morgens/ und zwei- felte die Magd anfangs/ ob sie recht sahe/ wolte die Gewißheit haben/ und machte eine fal- sche Werbung in das Haus/ da sie ihn eigentlich besahe/ und aus dem Hause wieder hinweg eilete. Zum guten Glük ersahe sie Gallus/ kennete sie alsbald/ und fragete/ ob ihre Frau die- ses Orts schon angelanget währe/ und warumb sie so eilete. Sie aber antwortete: Mein Freund/ haltet mich nicht auff/ dann ich werde grosse Herren erfreuen/ und ein reiches Boh- tenbrod verdienen/ wann ich ihnen dessen Zeitung bringe/ was ich in diesem Hause gesehen habe. Er hingegen fagete zu ihr: Bey Leib und Leben schweiget/ und tuht meines Herrn Gegenwart niemand als eurer Frauen zuwissen/ die euch schon weiter unterrichten wird; ging hin und vermeldete es seinem Herrn/ der sich entschloß/ des nähesten die Frau zubesu- chen. Markus ritte des folgenden Tages sehr früh nach dem Meerhafen vor seiner Herber- ge her/ welches er sahe/ und alsbald seinen Gallus an die Frau schickete/ ihr anzumelden/ daß er sie gerne sprechen wolte; welche alsbald ihre Dienerin mit Gallus zurük sendete/ und ihn darümb dienstlich ersuchen ließ. Er machete sich bald auff/ in einem grünen Güldenstücke (welches er zu Elis hatte machen lassen) bekleidet/ und hatte einen grossen blutroten Feder- pusch auff dem Hute. Da er nun so Fürstlich zu ihr ins Gemach trat/ grüssete er sie höflich und sagete: ädle und tugendreiche Frau/ hochwerte Freundin; ich kan wol mit Warheit beteuren/ daß mir nie von keiner Frauen grössere Dienste/ als von ihr beschehen sind/ in be- trachtung/ ich nicht allein durch ihren Vorschub mein Leben erhalten/ sondern/ nach dem sie hiedurch in grosse Angst gerahten/ sie mir noch eine unverdiente Freygebigkeit erzeigen/ und bey meinem Diener so viel tausend Kronen zum Zehrpfennige überschicken wollen. Nun meine wahre Freundin/ ich bin dieses Orts des Vermögens nicht/ so hohe Neigung zuver- gelten/ hoffe aber ungezweifelt/ da mir Gott das Leben weiter fristet/ Gelegenheit zuhaben/ daß mein dankbares Herz erkennet werde. Im übrigen ist der wahre Gott mein Zeuge/ daß die Unbarmherzigkeit an Charidemus ergangen/ mir höchlich mißfället/ wolte auch solche/ da mirs möglich gewesen/ gerne hintertrieben haben; wiewol ich gänzlich gläube/ mein Gott habe es also geschicket/ dessen Gerichte/ ob sie gleich zu zeiten verborgen/ doch nie- mahls ungerecht sind. Bitte demnach/ meine in Ehren höchstgeliebete Freundin wolle ih- ren Willen in Gottes Willen stellen/ und mit dessen Ordnung friedlich seyn/ und versichere sie/ daß ihr jetziger Bräutigam gegen sie viel ehrerbietiger und höflicher/ als Charidemus/ sich bezeigen wird. Den übergeschikten Ring habe ich von meinem Diener empfangen/ und alsbald an diesen Finger gestecket/ welcher mir an stat einer stetswehrenden Erinnerung dienen sol/ wie viel ich meiner aller liebsten Freundin und Lebens-Retterin schuldig bleibe. Fr. Euphrosyne sahe ihn mit höchster Verwunderung an/ kunte seiner freundlichen Bli- cke und Reden sich nicht ersättigen/ und antwortete ihm gar züchtig: Durchleuchtiger Fürst; Gnädiger Herr; ich möchte wünschen/ eigentlich zuwissen/ mit wem ich rede/ da- mit ihm die gebührliche Ehre und Auffwartung von mir könte geleistet werden; weil ich aber
Anderes Buch. ten/ und kehrete daſelbſt bey ſeinem Chriſtlichen Wirte ein/ von dem er ſchon als ein Er-mordeter hoͤchlich beklaget wahr. Er meinete nicht/ daß Markus mit ſeiner Liebeſten da- ſelbſt ſchon ſolte angelanget ſeyn/ deren Leibdienerin des andern Tages vor ſeiner Herberge herging/ nnd ihn ohngefehr durchs Fenſter ſahe/ dann er hatte die angeſtrichene Farbe ab- getahn/ und ſeinem Wirte ſich zuerkennen gegeben. Es wahr noch fruͤh morgens/ uñ zwei- felte die Magd anfangs/ ob ſie recht ſåhe/ wolte die Gewißheit haben/ und machte eine fal- ſche Werbung in das Haus/ da ſie ihn eigentlich beſahe/ uñ aus dem Hauſe wieder hinweg eilete. Zum guten Gluͤk erſahe ſie Gallus/ kennete ſie alsbald/ und fragete/ ob ihre Frau die- ſes Orts ſchon angelanget waͤhre/ und warumb ſie ſo eilete. Sie aber antwortete: Mein Freund/ haltet mich nicht auff/ dañ ich werde groſſe Herꝛen erfreuen/ und ein reiches Boh- tenbrod verdienen/ wann ich ihnen deſſen Zeitung bringe/ was ich in dieſem Hauſe geſehen habe. Er hingegen fagete zu ihr: Bey Leib und Leben ſchweiget/ und tuht meines Herꝛn Gegenwart niemand als eurer Frauen zuwiſſen/ die euch ſchon weiter unterrichten wird; ging hin und vermeldete es ſeinem Herꝛn/ der ſich entſchloß/ des naͤheſten die Frau zubeſu- chen. Markus ritte des folgenden Tages ſehr fruͤh nach dem Meerhafen vor ſeiner Herbeꝛ- ge her/ welches eꝛ ſahe/ und alsbald ſeinen Gallus an die Frau ſchickete/ ihr anzumelden/ daß er ſie gerne ſprechen wolte; welche alsbald ihre Dienerin mit Gallus zuruͤk ſendete/ uñ ihn daruͤmb dienſtlich erſuchen ließ. Er machete ſich bald auff/ in einem gruͤnen Guͤldenſtuͤcke (welches er zu Elis hatte machen laſſen) bekleidet/ und hatte einen groſſen blutroten Feder- puſch auff dem Hute. Da er nun ſo Fuͤrſtlich zu ihr ins Gemach trat/ gruͤſſete er ſie hoͤflich und ſagete: aͤdle und tugendreiche Frau/ hochwerte Freundin; ich kan wol mit Warheit beteuren/ daß mir nie von keiner Frauen groͤſſere Dienſte/ als von ihr beſchehen ſind/ in be- trachtung/ ich nicht allein durch ihren Vorſchub mein Leben erhalten/ ſondern/ nach dem ſie hiedurch in groſſe Angſt gerahten/ ſie mir noch eine unverdiente Freygebigkeit erzeigen/ uñ bey meinem Diener ſo viel tauſend Kronen zum Zehrpfennige uͤberſchicken wollen. Nun meine wahre Freundin/ ich bin dieſes Orts des Vermoͤgens nicht/ ſo hohe Neigung zuveꝛ- gelten/ hoffe aber ungezweifelt/ da mir Gott das Leben weiter friſtet/ Gelegenheit zuhaben/ daß mein dankbares Herz erkennet werde. Im uͤbrigen iſt der wahre Gott mein Zeuge/ daß die Unbarmherzigkeit an Charidemus ergangen/ mir hoͤchlich mißfaͤllet/ wolte auch ſolche/ da mirs moͤglich geweſen/ gerne hintertrieben haben; wiewol ich gaͤnzlich glaͤube/ mein Gott habe es alſo geſchicket/ deſſen Gerichte/ ob ſie gleich zu zeiten verborgen/ doch nie- mahls ungerecht ſind. Bitte demnach/ meine in Ehren hoͤchſtgeliebete Freundin wolle ih- ren Willen in Gottes Willen ſtellen/ und mit deſſen Ordnung friedlich ſeyn/ und verſichere ſie/ daß ihr jetziger Braͤutigam gegen ſie viel ehrerbietiger und hoͤflicher/ als Charidemus/ ſich bezeigen wird. Den uͤbergeſchikten Ring habe ich von meinem Diener empfangen/ uñ alsbald an dieſen Finger geſtecket/ welcher mir an ſtat einer ſtetswehrenden Erinnerung dienen ſol/ wie viel ich meiner aller liebſten Freundin und Lebens-Retterin ſchuldig bleibe. Fr. Euphroſyne ſahe ihn mit hoͤchſter Verwunderung an/ kunte ſeiner freundlichen Bli- cke und Reden ſich nicht erſaͤttigen/ und antwortete ihm gar zuͤchtig: Durchleuchtiger Fuͤrſt; Gnaͤdiger Herr; ich moͤchte wuͤnſchen/ eigentlich zuwiſſen/ mit wem ich rede/ da- mit ihm die gebuͤhrliche Ehre und Auffwartung von mir koͤnte geleiſtet werden; weil ich aber
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Anderes Buch.
ten/ und kehrete daſelbſt bey ſeinem Chriſtlichen Wirte ein/ von dem er ſchon als ein Er-
mordeter hoͤchlich beklaget wahr. Er meinete nicht/ daß Markus mit ſeiner Liebeſten da-
ſelbſt ſchon ſolte angelanget ſeyn/ deren Leibdienerin des andern Tages vor ſeiner Herberge
herging/ nnd ihn ohngefehr durchs Fenſter ſahe/ dann er hatte die angeſtrichene Farbe ab-
getahn/ und ſeinem Wirte ſich zuerkennen gegeben. Es wahr noch fruͤh morgens/ uñ zwei-
felte die Magd anfangs/ ob ſie recht ſåhe/ wolte die Gewißheit haben/ und machte eine fal-
ſche Werbung in das Haus/ da ſie ihn eigentlich beſahe/ uñ aus dem Hauſe wieder hinweg
eilete. Zum guten Gluͤk erſahe ſie Gallus/ kennete ſie alsbald/ und fragete/ ob ihre Frau die-
ſes Orts ſchon angelanget waͤhre/ und warumb ſie ſo eilete. Sie aber antwortete: Mein
Freund/ haltet mich nicht auff/ dañ ich werde groſſe Herꝛen erfreuen/ und ein reiches Boh-
tenbrod verdienen/ wann ich ihnen deſſen Zeitung bringe/ was ich in dieſem Hauſe geſehen
habe. Er hingegen fagete zu ihr: Bey Leib und Leben ſchweiget/ und tuht meines Herꝛn
Gegenwart niemand als eurer Frauen zuwiſſen/ die euch ſchon weiter unterrichten wird;
ging hin und vermeldete es ſeinem Herꝛn/ der ſich entſchloß/ des naͤheſten die Frau zubeſu-
chen. Markus ritte des folgenden Tages ſehr fruͤh nach dem Meerhafen vor ſeiner Herbeꝛ-
ge her/ welches eꝛ ſahe/ und alsbald ſeinen Gallus an die Frau ſchickete/ ihr anzumelden/ daß
er ſie gerne ſprechen wolte; welche alsbald ihre Dienerin mit Gallus zuruͤk ſendete/ uñ ihn
daruͤmb dienſtlich erſuchen ließ. Er machete ſich bald auff/ in einem gruͤnen Guͤldenſtuͤcke
(welches er zu Elis hatte machen laſſen) bekleidet/ und hatte einen groſſen blutroten Feder-
puſch auff dem Hute. Da er nun ſo Fuͤrſtlich zu ihr ins Gemach trat/ gruͤſſete er ſie hoͤflich
und ſagete: aͤdle und tugendreiche Frau/ hochwerte Freundin; ich kan wol mit Warheit
beteuren/ daß mir nie von keiner Frauen groͤſſere Dienſte/ als von ihr beſchehen ſind/ in be-
trachtung/ ich nicht allein durch ihren Vorſchub mein Leben erhalten/ ſondern/ nach dem ſie
hiedurch in groſſe Angſt gerahten/ ſie mir noch eine unverdiente Freygebigkeit erzeigen/ uñ
bey meinem Diener ſo viel tauſend Kronen zum Zehrpfennige uͤberſchicken wollen. Nun
meine wahre Freundin/ ich bin dieſes Orts des Vermoͤgens nicht/ ſo hohe Neigung zuveꝛ-
gelten/ hoffe aber ungezweifelt/ da mir Gott das Leben weiter friſtet/ Gelegenheit zuhaben/
daß mein dankbares Herz erkennet werde. Im uͤbrigen iſt der wahre Gott mein Zeuge/
daß die Unbarmherzigkeit an Charidemus ergangen/ mir hoͤchlich mißfaͤllet/ wolte auch
ſolche/ da mirs moͤglich geweſen/ gerne hintertrieben haben; wiewol ich gaͤnzlich glaͤube/
mein Gott habe es alſo geſchicket/ deſſen Gerichte/ ob ſie gleich zu zeiten verborgen/ doch nie-
mahls ungerecht ſind. Bitte demnach/ meine in Ehren hoͤchſtgeliebete Freundin wolle ih-
ren Willen in Gottes Willen ſtellen/ und mit deſſen Ordnung friedlich ſeyn/ und verſichere
ſie/ daß ihr jetziger Braͤutigam gegen ſie viel ehrerbietiger und hoͤflicher/ als Charidemus/
ſich bezeigen wird. Den uͤbergeſchikten Ring habe ich von meinem Diener empfangen/ uñ
alsbald an dieſen Finger geſtecket/ welcher mir an ſtat einer ſtetswehrenden Erinnerung
dienen ſol/ wie viel ich meiner aller liebſten Freundin und Lebens-Retterin ſchuldig bleibe.
Fr. Euphroſyne ſahe ihn mit hoͤchſter Verwunderung an/ kunte ſeiner freundlichen Bli-
cke und Reden ſich nicht erſaͤttigen/ und antwortete ihm gar zuͤchtig: Durchleuchtiger
Fuͤrſt; Gnaͤdiger Herr; ich moͤchte wuͤnſchen/ eigentlich zuwiſſen/ mit wem ich rede/ da-
mit ihm die gebuͤhrliche Ehre und Auffwartung von mir koͤnte geleiſtet werden; weil ich
aber
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/432>, abgerufen am 26.06.2024. |