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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
mung mit ihm selbst. Zu den beyden übrigen aber sagete Valikules; geschwinde auff/ und
lauffet mit uns/ sonst müsset ihr sterben. Diese wahren hierzu willig/ und hüpffeten vor ihm
her des Weges nach Eliß zu. Gallus sahe seines Herren Ring an des abgehauenen
Schergen Finger stecken/ nahm ihn zu sich/ und folgete nach; sie hatten sich aber mit der
erschlagenen Diener ihrem Seitengewehr versehen/ weil sie bequemer wahren/ sich im
nohtfalle damit zu schützen/ und lieffen das Gehölze auffs schnelleste hindurch/ daß die bey-
den Knechte endlich aus grosser Mattigkeit niderfielen. Gallus sties sie an/ noch weiter zu
lauffen; aber Valikules sagte/ lasset sie immerhin liegen/ ich spüre es an meinen Beinen
wol/ daß sie so gesch winde nicht sollen zurük eilen. Wir aber haben Gott unserm Heylande
wol zu danken/ welcher uns vor dißmahl so ganz gnädig und wunderlich errettet hat. Sie
höreten nicht auff zu lauffen/ als lange sie des vermögens wahren/ biß sie an eine Bach
kahmen/ in welcher sie die Hände abkühleten/ und nachgehends einen Trunk daraus tah-
ten. Gallus riet/ sie wolten sich mit ihrem Kunststaube verstellen/ daß man sie nicht kenne-
te/ welches er ihm wol gefallen ließ/ strichen ihre Hände/ Haar und Angesicht an/ und die
weil solches trocken ward/ und die Farbe von der Lufft und Sonne empfing/ verrichteten
sie ihre herzliche Danksagung zu Gott/ und bahten/ daß er ihnen ferner behülfflich seyn wol-
te. Nach geendigtem Gebeht traten sie wieder auff ihre ermüdeten Füsse/ und höreten nicht
auff zu gehen/ biß sie in ihrer Verstellung bey einem unbekanten Wirt einkehreten/ und
durch Speise und Trank ihre matten Geister labeten. Den mehrenteil der Nacht brachte
Valikules mit Gebeht und Danksagung zu Gott hin/ legte hernach fleissig über/ wie ers
weiter anzuschlagen hätte. Zwar sein Vorsaz/ das Fräulein zu suchen/ kunte nicht gebro-
chen werden; hingegen wahren die Lebensmittel fast vergriffen/ und würde nicht viel ü-
brig blieben seyn/ wann zwey gute Ritterpferde und andere gebührliche Rustung solte ein-
gekaufft werden; daher ward er zu Raht/ seinen Gallus in angestrichener Gestalt alsbald
nach Padua zu senden und etwa 10000 Kronen von Libussen ingeheim abzuhohlen/ wel-
che Herr Kornelius auff sein Schreiben wol verschiessen würde. Dieses ward desselben
Morgens ins Werk gerichtet/ da Gallus in Kauffmans Kleidung auff einem Klöpper
sich nach Korinth machete/ daselbst mit dem ersten Schiffe fortzugehen/ oder eines vor sich
zu dingen. Als er nun daselbst sich am Hafen befand/ sahe er ohngefehr Fabius und Leches
am Ufer gehen/ dessen er erschrak/ und sich zuverbergen suchete; weil ihm aber einfiel/ daß
er verstellet wahr/ ritte er kühnlich zu ihnen hin/ und nach gebehtener Verzeihung fragete
er/ ob das Schiff bald nach Italien fahren würde. Fabius antwortete: wann es ihm eilig
währe/ muste er nach anderer Gelegenheit sich umbtuhn; fragete ihn hernach/ woher er
kähme/ und was gutes neues er hätte. Dieser antwortete: Er kähme gleich her aus der
Landschafft Eliß/ jenseit der Hauptstad desselben Landes/ welche auch Eliß genennet würde/
und hätte wegen seiner Handelung in Italien hochnöhtig zuverrichten/ da ihm auff der
Eile alle seine Wolfahrt stünde; Neues währe nichts sonderliches/ ohn dz neulich die O-
lympischen Spiele gehalten/ und er vor wenig Tagen ein elendes Gericht gesehen/ etliche
wenig Meilen disseit der Stad Eliß/ woselbst ein überaus schöner junger Mensch mit langen
gelben Haaren im Ritterlichen Kleide/ nebest noch einem Manne der ein röhtliches Haar
gehabt/ zum Tode währen hinaus geführet worden/ dessen er noch diese Stunde nicht ver-

gessen

Anderes Buch.
mung mit ihm ſelbſt. Zu den beyden uͤbrigen aber ſagete Valikules; geſchwinde auff/ und
lauffet mit uns/ ſonſt muͤſſet ihr ſterben. Dieſe wahren hierzu willig/ uñ huͤpffeten vor ihm
her des Weges nach Eliß zu. Gallus ſahe ſeines Herren Ring an des abgehauenen
Schergen Finger ſtecken/ nahm ihn zu ſich/ und folgete nach; ſie hatten ſich aber mit der
erſchlagenen Diener ihrem Seitengewehr verſehen/ weil ſie bequemer wahren/ ſich im
nohtfalle damit zu ſchuͤtzen/ und lieffen das Gehoͤlze auffs ſchnelleſte hindurch/ daß die bey-
den Knechte endlich aus groſſer Mattigkeit niderfielen. Gallus ſties ſie an/ noch weiter zu
lauffen; aber Valikules ſagte/ laſſet ſie immerhin liegen/ ich ſpuͤre es an meinen Beinen
wol/ daß ſie ſo geſch winde nicht ſollen zuruͤk eilen. Wir aber haben Gott unſerm Heylande
wol zu danken/ welcher uns vor dißmahl ſo ganz gnaͤdig und wunderlich errettet hat. Sie
hoͤreten nicht auff zu lauffen/ als lange ſie des vermoͤgens wahren/ biß ſie an eine Bach
kahmen/ in welcher ſie die Haͤnde abkuͤhleten/ und nachgehends einen Trunk daraus tah-
ten. Gallus riet/ ſie wolten ſich mit ihrem Kunſtſtaube verſtellen/ daß man ſie nicht kenne-
te/ welches er ihm wol gefallen ließ/ ſtrichen ihre Haͤnde/ Haar und Angeſicht an/ und die
weil ſolches trocken ward/ und die Farbe von der Lufft und Sonne empfing/ verrichteten
ſie ihre herzliche Dankſagung zu Gott/ und bahten/ daß er ihnen ferner behuͤlfflich ſeyn wol-
te. Nach geendigtem Gebeht traten ſie wieder auff ihre ermuͤdeten Fuͤſſe/ und hoͤreten nicht
auff zu gehen/ biß ſie in ihrer Verſtellung bey einem unbekanten Wirt einkehreten/ und
durch Speiſe und Trank ihre matten Geiſter labeten. Den mehrenteil der Nacht brachte
Valikules mit Gebeht und Dankſagung zu Gott hin/ legte hernach fleiſſig uͤber/ wie ers
weiter anzuſchlagen haͤtte. Zwar ſein Vorſaz/ das Fraͤulein zu ſuchen/ kunte nicht gebro-
chen werden; hingegen wahren die Lebensmittel faſt vergriffen/ und wuͤrde nicht viel uͤ-
brig blieben ſeyn/ wann zwey gute Ritterpferde und andere gebuͤhrliche Ruſtung ſolte ein-
gekaufft werden; daher ward er zu Raht/ ſeinen Gallus in angeſtrichener Geſtalt alsbald
nach Padua zu ſenden und etwa 10000 Kronen von Libuſſen ingeheim abzuhohlen/ wel-
che Herr Kornelius auff ſein Schreiben wol verſchieſſen wuͤrde. Dieſes ward deſſelben
Morgens ins Werk gerichtet/ da Gallus in Kauffmans Kleidung auff einem Kloͤpper
ſich nach Korinth machete/ daſelbſt mit dem erſten Schiffe foꝛtzugehen/ oder eines vor ſich
zu dingen. Als er nun daſelbſt ſich am Hafen befand/ ſahe er ohngefehr Fabius und Leches
am Ufer gehen/ deſſen er erſchrak/ und ſich zuverbergen ſuchete; weil ihm aber einfiel/ daß
er verſtellet wahr/ ritte er kuͤhnlich zu ihnen hin/ und nach gebehtener Verzeihung fragete
er/ ob das Schiff bald nach Italien fahren wuͤrde. Fabius antwortete: wann es ihm eilig
waͤhre/ muſte er nach anderer Gelegenheit ſich umbtuhn; fragete ihn hernach/ woher er
kaͤhme/ und was gutes neues er haͤtte. Dieſer antwortete: Er kaͤhme gleich her aus der
Landſchafft Eliß/ jenſeit der Hauptſtad deſſelben Landes/ welche auch Eliß geneñet wuͤrde/
und haͤtte wegen ſeiner Handelung in Italien hochnoͤhtig zuverrichten/ da ihm auff der
Eile alle ſeine Wolfahrt ſtuͤnde; Neues waͤhre nichts ſonderliches/ ohn dz neulich die O-
lympiſchen Spiele gehalten/ und er vor wenig Tagen ein elendes Gericht geſehen/ etliche
wenig Meilẽ diſſeit der Stad Eliß/ woſelbſt ein uͤberaus ſchoͤner junger Menſch mit langẽ
gelben Haaren im Ritterlichen Kleide/ nebeſt noch einem Manne der ein roͤhtliches Haar
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[374/0412] Anderes Buch. mung mit ihm ſelbſt. Zu den beyden uͤbrigen aber ſagete Valikules; geſchwinde auff/ und lauffet mit uns/ ſonſt muͤſſet ihr ſterben. Dieſe wahren hierzu willig/ uñ huͤpffeten vor ihm her des Weges nach Eliß zu. Gallus ſahe ſeines Herren Ring an des abgehauenen Schergen Finger ſtecken/ nahm ihn zu ſich/ und folgete nach; ſie hatten ſich aber mit der erſchlagenen Diener ihrem Seitengewehr verſehen/ weil ſie bequemer wahren/ ſich im nohtfalle damit zu ſchuͤtzen/ und lieffen das Gehoͤlze auffs ſchnelleſte hindurch/ daß die bey- den Knechte endlich aus groſſer Mattigkeit niderfielen. Gallus ſties ſie an/ noch weiter zu lauffen; aber Valikules ſagte/ laſſet ſie immerhin liegen/ ich ſpuͤre es an meinen Beinen wol/ daß ſie ſo geſch winde nicht ſollen zuruͤk eilen. Wir aber haben Gott unſerm Heylande wol zu danken/ welcher uns vor dißmahl ſo ganz gnaͤdig und wunderlich errettet hat. Sie hoͤreten nicht auff zu lauffen/ als lange ſie des vermoͤgens wahren/ biß ſie an eine Bach kahmen/ in welcher ſie die Haͤnde abkuͤhleten/ und nachgehends einen Trunk daraus tah- ten. Gallus riet/ ſie wolten ſich mit ihrem Kunſtſtaube verſtellen/ daß man ſie nicht kenne- te/ welches er ihm wol gefallen ließ/ ſtrichen ihre Haͤnde/ Haar und Angeſicht an/ und die weil ſolches trocken ward/ und die Farbe von der Lufft und Sonne empfing/ verrichteten ſie ihre herzliche Dankſagung zu Gott/ und bahten/ daß er ihnen ferner behuͤlfflich ſeyn wol- te. Nach geendigtem Gebeht traten ſie wieder auff ihre ermuͤdeten Fuͤſſe/ und hoͤreten nicht auff zu gehen/ biß ſie in ihrer Verſtellung bey einem unbekanten Wirt einkehreten/ und durch Speiſe und Trank ihre matten Geiſter labeten. Den mehrenteil der Nacht brachte Valikules mit Gebeht und Dankſagung zu Gott hin/ legte hernach fleiſſig uͤber/ wie ers weiter anzuſchlagen haͤtte. Zwar ſein Vorſaz/ das Fraͤulein zu ſuchen/ kunte nicht gebro- chen werden; hingegen wahren die Lebensmittel faſt vergriffen/ und wuͤrde nicht viel uͤ- brig blieben ſeyn/ wann zwey gute Ritterpferde und andere gebuͤhrliche Ruſtung ſolte ein- gekaufft werden; daher ward er zu Raht/ ſeinen Gallus in angeſtrichener Geſtalt alsbald nach Padua zu ſenden und etwa 10000 Kronen von Libuſſen ingeheim abzuhohlen/ wel- che Herr Kornelius auff ſein Schreiben wol verſchieſſen wuͤrde. Dieſes ward deſſelben Morgens ins Werk gerichtet/ da Gallus in Kauffmans Kleidung auff einem Kloͤpper ſich nach Korinth machete/ daſelbſt mit dem erſten Schiffe foꝛtzugehen/ oder eines vor ſich zu dingen. Als er nun daſelbſt ſich am Hafen befand/ ſahe er ohngefehr Fabius und Leches am Ufer gehen/ deſſen er erſchrak/ und ſich zuverbergen ſuchete; weil ihm aber einfiel/ daß er verſtellet wahr/ ritte er kuͤhnlich zu ihnen hin/ und nach gebehtener Verzeihung fragete er/ ob das Schiff bald nach Italien fahren wuͤrde. Fabius antwortete: wann es ihm eilig waͤhre/ muſte er nach anderer Gelegenheit ſich umbtuhn; fragete ihn hernach/ woher er kaͤhme/ und was gutes neues er haͤtte. Dieſer antwortete: Er kaͤhme gleich her aus der Landſchafft Eliß/ jenſeit der Hauptſtad deſſelben Landes/ welche auch Eliß geneñet wuͤrde/ und haͤtte wegen ſeiner Handelung in Italien hochnoͤhtig zuverrichten/ da ihm auff der Eile alle ſeine Wolfahrt ſtuͤnde; Neues waͤhre nichts ſonderliches/ ohn dz neulich die O- lympiſchen Spiele gehalten/ und er vor wenig Tagen ein elendes Gericht geſehen/ etliche wenig Meilẽ diſſeit der Stad Eliß/ woſelbſt ein uͤberaus ſchoͤner junger Menſch mit langẽ gelben Haaren im Ritterlichen Kleide/ nebeſt noch einem Manne der ein roͤhtliches Haar gehabt/ zum Tode waͤhren hinaus gefuͤhret worden/ deſſen er noch dieſe Stunde nicht ver- geſſen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/412>, abgerufen am 21.12.2024.