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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Stathalters daselbst/ Herrn Q. Fabius Fräulein Tochter ehelich versprochen/ und dadurch
mit Römischer Käyserl. Hocheit (diß sagte er den Franken zum Schrecken) sich in ein
festes Verbündnis eingelassen; worauff das Durchl. Fräulein sich unter gnugsamer Be-
gleitung straks auffgemacht/ dem Beylager ihres Herrn Bruders daselbst Schwesterlich
beyzuwohnen/ da dann nicht die geringste Ursach gewesen ist/ daß mit oft höchstgedachtem
ihrem Herr Bruder sie von der angetragenen Frankischen wirdigen Werbung mündlich
reden/ und mit dessen Liebe einen Schluß darüber fassen wolte; Aber das leidige Glük (hier
fing die Königin an zuweinen) hat ihrer Durchl. solches leider leider! nicht gönnen wollen/
massen sie in einem Flecken vor Padua von einer grossen Räuber Schaar bey der ersten
Morgenschimmerung überfallen/ alle ihre Reuter/ ausser einen einzigen erschlagen/ und sie
selbst in verstelleter Jünglings Gestalt samt ihren beyden Leibjungfern gefangen hinweg
geführet ist; über welche Räu berschaar des andern Tags eine stärkere anzahl Meer Räu-
ber kommen sind/ welche jene erschlagen/ und das Fräulein in ihrer beharlichen Jünglings-
Verstellung neben einer Leibjungfer/ nach dem Adriatischen Meer geführet/ sie auff ihr
grosses Raubschiff gesetzet/ und mit ihr davon gesegelt sind/ uns allen unwissend/ wohin sie
gebracht worden sey; nur allein/ daß wir die Zuversicht zu den gütigen Himmels Göttern
tragen/ dieselben werden sie vor Ehren- und Lebensgefahr gnädiglich bewahren/ und ihr
kräftige Rettung zusenden/ wie sie dann alsbald den vortreflichen und hochberühmten Held
Herrn Herkules/ gebohrnen Großfürsten und Erbnehmen des Teutschen Reichs/ auffge-
mahnet haben/ daß er dem geraubeten Fräulein nachgesegelt ist/ und ihr Herr Bruder nun-
mehr auch schon wird gefolget seyn. Aus welcher Erzählung nun der Herr Gesanter zur
gnüge wird verständiget seyn/ warumb das Durchl. Fräulein sich vor dißmahl bey dieser
Verhörung nicht anfinde/ welches dero Durchl. sonsten keines weges würde unterlassen
haben. Es wird derselbe weiters hieraus/ seiner beywohnenden rühmlichen Weißheit nach/
schon merken/ wie und warumb man auff die vorgetragene abermahlige/ und der Groß-
mächtigsten Königin in Böhmen sehr angenehme und gnug wirdig geachtete Anwerbung/
sich mit weniger Gewißheit/ als bey erster Gesandschafft heraus lassen könne/ weil man
nicht allein unsers Gnädigsten Königes Meinung hierüber ganz unberichtet ist/ sondern
auch das Durchl. Fräulein selbst in der Irre (Gott mag wissen/ wo) herumb schwebet.

Der Gesante verwunderte sich zum höchsten/ wie man einem (seiner Meynung nach)
falschem Getichte/ solches zierliche Färblein anstreichen könte/ begehrete mit seinem
Schreiber einen kurzen Abtrit und beredete sich mit demselben/ was doch auf solches Vor-
bringen würde zu antworten seyn. Derselbe nun wahr über die masse betrübt/ ging auch
aus grosser Liebeswuht mit lauter gefährlichen weit außsehenden Vorschlägen umb/ wel-
che doch unmöglich wahren ins Werk zu richten. Dagobert aber zeigete ihm Augen-
scheinlich/ daß dergleichen Vornehmen zu keiner Wirkung gelangen möchten/ und gab
ihm zu bedenken/ obs nicht eine Sache währe/ daß man sich merken liesse/ man trauete sol-
chem Vorbringen nicht/ auch daneben bähte/ solche stellungen fahren zulassen/ und sich
sein Teutsch zuerklären. Weil dann Markomir nichts bessers zuersinnen wuste/ hielt er
solches vor gut und nüzlich. Nun hatte Herr Krokus diese beyden Zeit ihrer Beredung
von ferne belauret/ ihre Reden zwar nicht verstanden/ aber doch aus den äusserlichen Ge-

berden

Anderes Buch.
Stathalters daſelbſt/ Herꝛn Q. Fabius Fraͤulein Tochter ehelich verſprochen/ und daduꝛch
mit Roͤmiſcher Kaͤyſerl. Hocheit (diß ſagte er den Franken zum Schrecken) ſich in ein
feſtes Verbuͤndnis eingelaſſen; worauff das Durchl. Fraͤulein ſich unter gnugſamer Be-
gleitung ſtraks auffgemacht/ dem Beylager ihres Herꝛn Bruders daſelbſt Schweſterlich
beyzuwohnen/ da dann nicht die geringſte Urſach geweſen iſt/ daß mit oft hoͤchſtgedachtem
ihrem Herꝛ Bruder ſie von der angetragenen Frankiſchen wirdigen Werbung muͤndlich
reden/ und mit deſſen Liebe einen Schluß daruͤber faſſen wolte; Aber das leidige Gluͤk (hier
fing die Koͤnigin an zuweinen) hat ihrer Durchl. ſolches leider leider! nicht goͤñen wollen/
maſſen ſie in einem Flecken vor Padua von einer groſſen Raͤuber Schaar bey der erſten
Morgenſchimmerung uͤberfallen/ alle ihre Reuter/ auſſer einen einzigen erſchlagen/ und ſie
ſelbſt in verſtelleter Juͤnglings Geſtalt ſamt ihren beyden Leibjungfern gefangen hinweg
gefuͤhret iſt; uͤber welche Raͤu berſchaar des andern Tags eine ſtaͤrkere anzahl Meer Raͤu-
ber kom̃en ſind/ welche jene erſchlagen/ und das Fraͤulein in ihrer beharlichen Juͤnglings-
Verſtellung neben einer Leibjungfer/ nach dem Adriatiſchen Meer gefuͤhret/ ſie auff ihr
groſſes Raubſchiff geſetzet/ und mit ihr davon geſegelt ſind/ uns allen unwiſſend/ wohin ſie
gebracht worden ſey; nur allein/ daß wir die Zuverſicht zu den guͤtigen Himmels Goͤtteꝛn
tragen/ dieſelben werden ſie vor Ehren- und Lebensgefahr gnaͤdiglich bewahren/ und ihr
kraͤftige Rettung zuſenden/ wie ſie dañ alsbald den vortreflichen und hochberuͤhmten Held
Herꝛn Herkules/ gebohrnen Großfuͤrſten und Erbnehmen des Teutſchen Reichs/ auffge-
mahnet haben/ daß er dem geraubeten Fraͤulein nachgeſegelt iſt/ und ihꝛ Herꝛ Bruder nun-
mehr auch ſchon wird gefolget ſeyn. Aus welcher Erzaͤhlung nun der Herꝛ Geſanter zur
gnuͤge wird verſtaͤndiget ſeyn/ warumb das Durchl. Fraͤulein ſich vor dißmahl bey dieſer
Verhoͤrung nicht anfinde/ welches dero Durchl. ſonſten keines weges wuͤrde unterlaſſen
habẽ. Es wird derſelbe weiters hieraus/ ſeiner beywohnenden ruͤhmlichen Weißheit nach/
ſchon merken/ wie und warumb man auff die vorgetragene abermahlige/ und der Groß-
maͤchtigſtẽ Koͤnigin in Boͤhmen ſehr angenehme und gnug wirdig geachtete Anwerbung/
ſich mit weniger Gewißheit/ als bey erſter Geſandſchafft heraus laſſen koͤnne/ weil man
nicht allein unſers Gnaͤdigſten Koͤniges Meinung hieruͤber ganz unberichtet iſt/ ſondern
auch das Durchl. Fraͤulein ſelbſt in der Irre (Gott mag wiſſen/ wo) herumb ſchwebet.

Der Geſante verwunderte ſich zum hoͤchſten/ wie man einem (ſeiner Meynung nach)
falſchem Getichte/ ſolches zierliche Faͤrblein anſtreichen koͤnte/ begehrete mit ſeinem
Schreiber einen kurzen Abtrit uñ beredete ſich mit demſelben/ was doch auf ſolches Vor-
bringen wuͤrde zu antworten ſeyn. Derſelbe nun wahr uͤber die maſſe betruͤbt/ ging auch
aus groſſer Liebeswuht mit lauter gefaͤhrlichen weit außſehenden Vorſchlaͤgen umb/ wel-
che doch unmoͤglich wahren ins Werk zu richten. Dagobert aber zeigete ihm Augen-
ſcheinlich/ daß dergleichen Vornehmen zu keiner Wirkung gelangen moͤchten/ und gab
ihm zu bedenken/ obs nicht eine Sache waͤhre/ daß man ſich merken lieſſe/ man trauete ſol-
chem Vorbringen nicht/ auch daneben baͤhte/ ſolche ſtellungen fahren zulaſſen/ und ſich
ſein Teutſch zuerklaͤren. Weil dann Markomir nichts beſſers zuerſinnen wuſte/ hielt er
ſolches vor gut und nuͤzlich. Nun hatte Herr Krokus dieſe beyden Zeit ihrer Beredung
von ferne belauret/ ihre Reden zwar nicht verſtanden/ aber doch aus den aͤuſſerlichen Ge-

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[354/0392] Anderes Buch. Stathalters daſelbſt/ Herꝛn Q. Fabius Fraͤulein Tochter ehelich verſprochen/ und daduꝛch mit Roͤmiſcher Kaͤyſerl. Hocheit (diß ſagte er den Franken zum Schrecken) ſich in ein feſtes Verbuͤndnis eingelaſſen; worauff das Durchl. Fraͤulein ſich unter gnugſamer Be- gleitung ſtraks auffgemacht/ dem Beylager ihres Herꝛn Bruders daſelbſt Schweſterlich beyzuwohnen/ da dann nicht die geringſte Urſach geweſen iſt/ daß mit oft hoͤchſtgedachtem ihrem Herꝛ Bruder ſie von der angetragenen Frankiſchen wirdigen Werbung muͤndlich reden/ und mit deſſen Liebe einen Schluß daruͤber faſſen wolte; Aber das leidige Gluͤk (hier fing die Koͤnigin an zuweinen) hat ihrer Durchl. ſolches leider leider! nicht goͤñen wollen/ maſſen ſie in einem Flecken vor Padua von einer groſſen Raͤuber Schaar bey der erſten Morgenſchimmerung uͤberfallen/ alle ihre Reuter/ auſſer einen einzigen erſchlagen/ und ſie ſelbſt in verſtelleter Juͤnglings Geſtalt ſamt ihren beyden Leibjungfern gefangen hinweg gefuͤhret iſt; uͤber welche Raͤu berſchaar des andern Tags eine ſtaͤrkere anzahl Meer Raͤu- ber kom̃en ſind/ welche jene erſchlagen/ und das Fraͤulein in ihrer beharlichen Juͤnglings- Verſtellung neben einer Leibjungfer/ nach dem Adriatiſchen Meer gefuͤhret/ ſie auff ihr groſſes Raubſchiff geſetzet/ und mit ihr davon geſegelt ſind/ uns allen unwiſſend/ wohin ſie gebracht worden ſey; nur allein/ daß wir die Zuverſicht zu den guͤtigen Himmels Goͤtteꝛn tragen/ dieſelben werden ſie vor Ehren- und Lebensgefahr gnaͤdiglich bewahren/ und ihr kraͤftige Rettung zuſenden/ wie ſie dañ alsbald den vortreflichen und hochberuͤhmten Held Herꝛn Herkules/ gebohrnen Großfuͤrſten und Erbnehmen des Teutſchen Reichs/ auffge- mahnet haben/ daß er dem geraubeten Fraͤulein nachgeſegelt iſt/ und ihꝛ Herꝛ Bruder nun- mehr auch ſchon wird gefolget ſeyn. Aus welcher Erzaͤhlung nun der Herꝛ Geſanter zur gnuͤge wird verſtaͤndiget ſeyn/ warumb das Durchl. Fraͤulein ſich vor dißmahl bey dieſer Verhoͤrung nicht anfinde/ welches dero Durchl. ſonſten keines weges wuͤrde unterlaſſen habẽ. Es wird derſelbe weiters hieraus/ ſeiner beywohnenden ruͤhmlichen Weißheit nach/ ſchon merken/ wie und warumb man auff die vorgetragene abermahlige/ und der Groß- maͤchtigſtẽ Koͤnigin in Boͤhmen ſehr angenehme und gnug wirdig geachtete Anwerbung/ ſich mit weniger Gewißheit/ als bey erſter Geſandſchafft heraus laſſen koͤnne/ weil man nicht allein unſers Gnaͤdigſten Koͤniges Meinung hieruͤber ganz unberichtet iſt/ ſondern auch das Durchl. Fraͤulein ſelbſt in der Irre (Gott mag wiſſen/ wo) herumb ſchwebet. Der Geſante verwunderte ſich zum hoͤchſten/ wie man einem (ſeiner Meynung nach) falſchem Getichte/ ſolches zierliche Faͤrblein anſtreichen koͤnte/ begehrete mit ſeinem Schreiber einen kurzen Abtrit uñ beredete ſich mit demſelben/ was doch auf ſolches Vor- bringen wuͤrde zu antworten ſeyn. Derſelbe nun wahr uͤber die maſſe betruͤbt/ ging auch aus groſſer Liebeswuht mit lauter gefaͤhrlichen weit außſehenden Vorſchlaͤgen umb/ wel- che doch unmoͤglich wahren ins Werk zu richten. Dagobert aber zeigete ihm Augen- ſcheinlich/ daß dergleichen Vornehmen zu keiner Wirkung gelangen moͤchten/ und gab ihm zu bedenken/ obs nicht eine Sache waͤhre/ daß man ſich merken lieſſe/ man trauete ſol- chem Vorbringen nicht/ auch daneben baͤhte/ ſolche ſtellungen fahren zulaſſen/ und ſich ſein Teutſch zuerklaͤren. Weil dann Markomir nichts beſſers zuerſinnen wuſte/ hielt er ſolches vor gut und nuͤzlich. Nun hatte Herr Krokus dieſe beyden Zeit ihrer Beredung von ferne belauret/ ihre Reden zwar nicht verſtanden/ aber doch aus den aͤuſſerlichen Ge- berden

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/392>, abgerufen am 21.12.2024.