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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
ist viel geringer/ als daß sie einiges Lobes wert währe/ aber damit ich die Erfahrung mir
durch manniche Ubung zuwege bringen möge/ muß ich deren keine verseumen/ welche icho hn
verletzung meiner Ehre nicht unterlassen kan; aber auch fleissig zusehen/ daß ich nicht Ur-
sach zum Streit und Kampff suche/ weil solchen Blutgierigen und Zanksüchtigen der Al-
mächtige Gott seinen Beystand enttzeuhet/ und sie anlauffen lässet/ daß sie fallen müssen
ehe sie recht stehen. Sie brachten diesen Tag mit solchen Gesprächen zu/ daß diese Jüng-
linge außdrüklich bekenneten/ aller ihrer Lehrmeister Unterweisung zur Tugend/ währe
lauter Wasser gegen dieses jungen Ritters köstlichsten Wein/ von welchem sie stärckere
anreizungen zum guten anhöreten/ als ihre Lehrer selbst noch nicht begriffen hätten. Des
folgenden Tages wapnete sich Valikules nach seinem Willen/ sahe selber zu dz sein Hengst
recht gesattelt ward/ und ritte in begleitung aller Jünglinge hinauß/ da Gallus instendig
bey ihm anhielt/ er möchte ihm den Kampff wieder diese starke hochmuhtige Ritter gön-
nen; er ihm aber anzeigete/ daß/ weil seiner eigenen Bekäntnis nach/ er in solchen Strei-
ten ungeübt währe/ könte er ihn nicht so leicht in die Schanze schlagen. Als er auff den
Kampffplaz kam/ traff er keinen von seinen Wiedersachern an/ erwartete ihrer aber ganz
freudig mit auffgeschlagenem Helme. Die ganze Stad hatte in erfahrung bracht/ daß ein
frischer Jüngling mit zween starken Rittern umb Leib und Leben kämpffen würde/ lieffen
demnach groß und klein hinaus/ dem Streite zuzusehen. Der Raht hatte eine Schaubüh-
ne auffschlagen lassen/ darauff sie stiegen/ und nachdem die beyden Ritter gebrüdere auff
grossen Pferden erschienen/ teileten die Richter des Kampffes ihnen Wind und Sonne
gleich/ und gaben ihnen die Macht zu treffen/ weil sie sahen/ daß Valikules nicht nachlassen
wolte/ sondern sich auff seine Römische Freyheit berieff. Darauff sendeten die hochmuh-
tigen Ritter einen Diener an ihn/ und liessen fragen/ wem unter ihnen er die Ehre des Sie-
ges am liebsten gönnen wolte/ wie schlecht auch dieselbe währe/ die man an Kindern erlan-
gete/ deß wolten sie ihm die Wahl geben/ weil sie sich selbst nicht wol darüber vergleichen
könten. Der gefangene Akusilaus wahr auff seiner beyden Oheime hefftiges anhalten un-
ter starker Huht mit herauß gelassen/ welcher dann mit solcher Frecheit zusahe/ daß er öf-
fentlich rieff/ daß/ wo einer von seinen Oheimen unterliegen würde/ wolte er sich selbst vor
schuldig anklagen und über sich Straffe fodern; Valikules aber erzürnete sich über der
Ritter schimpflichen Worten dergestalt/ daß er überlaut zur Antwort gab; packe dich bald
und sage den schlimmen Tropfen/ es sey mir eben eins/ ob ihrer einer allein/ oder sie alle bey-
de mir zugleich begegnen; und fürchten sie ihrer Haut/ so nehmen sie nur den dritten auch
zu sich; welche Außfoderung ihm alle Anwesende vor einen Wahnwiz außlegeten. Er
aber schloß den Helm zu/ und tummelte sein Pferd sehr art- und freidig/ biß er sahe/ daß
der Jüngere/ nahmens Dionysius sich zum Treffen schickete; da begegnete er demselben
mit solcher Krafft/ daß er ihm den Arm durchbohrete/ und ihn als einen Strohwisch auß
dem Sattel warff/ daß er alle viere von sich streckete. Sein Bruder erschrack des Falles/
da hingegen die Zuseher ein fröliches Geschrey ergehen liessen/ dessen doch Valikules we-
nig achtete/ sondern kehrete bald umb/ und winckete diesem/ daß er auch treffen solte; der
sich dann zwar bemühete seines Bruders Unfal zu rächen/ aber da sie mit den Speeren
aneinander gerieten/ traff ihn Valikules wieder die Brust/ daß er ein lautes Geschrey ge-

hen

Anderes Buch.
iſt viel geringer/ als daß ſie einiges Lobes wert waͤhre/ aber damit ich die Erfahrung mir
durch mañiche Ubung zuwege bringen moͤge/ muß ich deren keine verſeumẽ/ welche icho hn
verletzung meiner Ehre nicht unterlaſſen kan; aber auch fleiſſig zuſehen/ daß ich nicht Ur-
ſach zum Streit und Kampff ſuche/ weil ſolchen Blutgierigen und Zankſuͤchtigen der Al-
maͤchtige Gott ſeinen Beyſtand enttzeuhet/ und ſie anlauffen laͤſſet/ daß ſie fallen muͤſſen
ehe ſie recht ſtehen. Sie brachten dieſen Tag mit ſolchen Geſpraͤchen zu/ daß dieſe Juͤng-
linge außdruͤklich bekenneten/ aller ihrer Lehrmeiſter Unterweiſung zur Tugend/ waͤhre
lauter Waſſer gegen dieſes jungen Ritters koͤſtlichſten Wein/ von welchem ſie ſtaͤrckere
anreizungen zum guten anhoͤreten/ als ihre Lehrer ſelbſt noch nicht begriffen haͤtten. Des
folgenden Tages wapnete ſich Valikules nach ſeinem Willen/ ſahe ſelber zu dz ſein Hengſt
recht geſattelt ward/ und ritte in begleitung aller Juͤnglinge hinauß/ da Gallus inſtendig
bey ihm anhielt/ er moͤchte ihm den Kampff wieder dieſe ſtarke hochmuhtige Ritter goͤn-
nen; er ihm aber anzeigete/ daß/ weil ſeiner eigenen Bekaͤntnis nach/ er in ſolchen Strei-
ten ungeuͤbt waͤhre/ koͤnte er ihn nicht ſo leicht in die Schanze ſchlagen. Als er auff den
Kampffplaz kam/ traff er keinen von ſeinen Wiederſachern an/ erwartete ihrer aber ganz
freudig mit auffgeſchlagenem Helme. Die ganze Stad hatte in erfahrung bracht/ daß ein
friſcher Juͤngling mit zween ſtarken Rittern umb Leib und Leben kaͤmpffen wuͤrde/ lieffen
demnach groß und klein hinaus/ dem Streite zuzuſehen. Der Raht hatte eine Schaubuͤh-
ne auffſchlagen laſſen/ darauff ſie ſtiegen/ und nachdem die beyden Ritter gebruͤdere auff
groſſen Pferden erſchienen/ teileten die Richter des Kampffes ihnen Wind und Sonne
gleich/ und gaben ihnen die Macht zu treffen/ weil ſie ſahen/ daß Valikules nicht nachlaſſen
wolte/ ſondern ſich auff ſeine Roͤmiſche Freyheit berieff. Darauff ſendeten die hochmuh-
tigen Ritter einen Diener an ihn/ uñ lieſſen fragen/ wem unter ihnen er die Ehre des Sie-
ges am liebſten goͤnnen wolte/ wie ſchlecht auch dieſelbe waͤhre/ die man an Kindern erlan-
gete/ deß wolten ſie ihm die Wahl geben/ weil ſie ſich ſelbſt nicht wol daruͤber vergleichen
koͤnten. Der gefangene Akuſilaus wahr auff ſeiner beyden Oheime hefftiges anhalten un-
ter ſtarker Huht mit herauß gelaſſen/ welcher dann mit ſolcher Frecheit zuſahe/ daß er oͤf-
fentlich rieff/ daß/ wo einer von ſeinen Oheimen unterliegen wuͤrde/ wolte er ſich ſelbſt vor
ſchuldig anklagen und uͤber ſich Straffe fodern; Valikules aber erzuͤrnete ſich uͤber der
Ritter ſchimpflichen Worten dergeſtalt/ daß er uͤberlaut zur Antwort gab; packe dich bald
und ſage den ſchlimmen Tropfen/ es ſey mir eben eins/ ob ihrer einer allein/ oder ſie alle bey-
de mir zugleich begegnen; und fuͤrchten ſie ihrer Haut/ ſo nehmen ſie nur den dritten auch
zu ſich; welche Außfoderung ihm alle Anweſende vor einen Wahnwiz außlegeten. Er
aber ſchloß den Helm zu/ und tummelte ſein Pferd ſehr art- und freidig/ biß er ſahe/ daß
der Juͤngere/ nahmens Dionyſius ſich zum Treffen ſchickete; da begegnete er demſelben
mit ſolcher Krafft/ daß er ihm den Arm durchbohrete/ und ihn als einen Strohwiſch auß
dem Sattel warff/ daß er alle viere von ſich ſtreckete. Sein Bruder erſchrack des Falles/
da hingegen die Zuſeher ein froͤliches Geſchrey ergehen lieſſen/ deſſen doch Valikules we-
nig achtete/ ſondern kehrete bald umb/ und winckete dieſem/ daß er auch treffen ſolte; der
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/354>, abgerufen am 21.12.2024.