Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Anderes Buch. ten sich über des listigen Fuchses Boßheit/ und beschlossen/ ihn in eine ehrliche Gefängniszulegen; biß man ihm den Mord besser überbringen könte. Ward auch der Knecht aber eins befraget/ welcher dann beständig dabey verblieb/ daß sein Herr den Todschlag mit ei- gener Faust verrichtet/ nachdem er sie vorher mit hoher Bedräuung zu seinem schnöden Willen genöhtiget/ und ihr bald darauff solchen Lohn gegeben; Sie hätte am Gelde und Kleinoten einen guten Vorraht bey sich gehabt/ welches er alles zu sich genommen/ und ihm jhre Kleider samt XXX Kronen davon gegeben hätte; gestund über das auch/ daß er den Anschlag über Valikules gemacht/ wie es Gallus seinem andern Wirte erzählet hatte; welcher nach solcher Befragung bey spätem Abend wieder nach Hause ging/ seine Gäste noch beysammen fand/ und bey dem Schlafftrunke mit ihnen allerhand Unterredung pfle- gete/ da er auff die Boßheit etlicher Wirte zureden kam/ und ihnen anzeigete/ was gestalt gleich diesen Abend ein Wirt eingezogen währe/ dem schuld gegeben würde/ als hätte er ein fremdes/ ohn zweifel vornehmes Weib nach angelegter Schändung auff dem Bette ermordet/ deren Leichnam man auch in seinem Keller gefunden hätte/ und würde darauff das Recht zur abscheuhlichen Straffe billich ergehen müssen. Valikules erschrak der Re- de/ und sagte zu ihm: Herr Amyntas (so hieß dieser Wirt) vielleicht ist es mein gewesener Hauswirt/ von dem ich solche übeltaht durch sonderliche Schickung Gottes erfahren/ und ümb deswillen diese Herberge verlassen habe. Ja mein Herr/ antwortete er/ eben derselbe ist es; wil aber durchaus nicht gestehen/ daß er einige Wissenschafft davon habe/ sondern legt es alles auff seinen Knecht/ dafern die Taht wahr seyn solte. Ich danke meinem Gott/ sagte er/ welcher mich diese Nacht so Väterlich behütet hat/ da ich über meine Gewonheit fest geschlaffen/ und bitte denselben/ er wolle diesem Sünder seine übeltaht vergeben/ unge- achtet er schon den Anschlag gemacht hatte/ mich diese instehende Nacht zuerwürgen/ wie mein Diener angehöret. Amyntas wahr ein Christ/ wiewol nach Nikodemischer Art/ heimlich/ damit er seines Ehrenstandes nicht entsetzet würde/ merkete auch aus Valikules Reden/ daß er kein Heide wahr/ welches besser zuerfahren/ er zu ihm sagete: Mein Herr; wolte Gott/ daß alle Menschen also gesinnet währen/ ihren Beleidigern und Feinden so gerne und leicht zuverzeihen; aber nicht alle Gesez lehren uns diese Tugend/ und da sie es gleich lehreten/ stecket doch der Nachdruk nicht dahinter/ daß sie in uns den Gehorsam wir- ken möchten. Valikules verstund seine Christliche Rede bald/ und gab ihm zur Antwort; Er hätte recht geredet/ wolte auch daher Ursach nehmen/ bessere Kundschafft mit ihm zu- machen. Ein ädler Jüngling aus Sizilien saß jhm am nähesten/ und fragete ihn/ ob er vielleicht eben der Ursachen hie währe/ welche sie nach Elis zureisen auffgemahnet hätte; dem er antwortete; jhm währe jhrer Reise Ursach allerdinge unbewust; seine betreffend/ hätte er jhm vorgenommen/ das hochbeschrihene Griechenland in etwas zu besehen/ und nachgehends seinen Weg weiters vorzunehmen/ welcher weit über Meer und Land ginge; dafern es jhnen aber nicht zu wieder/ bähte er/ jhm zumelden/ warumb eine so ansehnliche Geselschafft ädler Jünglinge sich hie beyeinander hielten. Dieser sahe jhn an/ und lächel- te/ sagte bald darauff: Er hielte nicht/ daß die Ursach ihrer Gegenwart jemand dieses Orts unwissend seyn könte. Ja antwortete er/ solches kan wol seyn; mir aber der ich gestern die- ser örter erst angelanget bin/ und Griechenland sonsten nie gesehen habe/ wird solche Un- wissen-
Anderes Buch. ten ſich uͤber des liſtigen Fuchſes Boßheit/ und beſchloſſen/ ihn in eine ehrliche Gefaͤngniszulegen; biß man ihm den Mord beſſer uͤberbringen koͤnte. Ward auch der Knecht aber eins befraget/ welcher dann beſtaͤndig dabey verblieb/ daß ſein Herꝛ den Todſchlag mit ei- gener Fauſt verrichtet/ nachdem er ſie vorher mit hoher Bedraͤuung zu ſeinem ſchnoͤden Willen genoͤhtiget/ und ihr bald darauff ſolchen Lohn gegeben; Sie haͤtte am Gelde und Kleinoten einen guten Vorraht bey ſich gehabt/ welches eꝛ alles zu ſich genommen/ uñ ihm jhre Kleider ſamt XXX Kronen davon gegeben haͤtte; geſtund uͤber das auch/ daß er den Anſchlag uͤber Valikules gemacht/ wie es Gallus ſeinem andern Wirte erzaͤhlet hatte; welcher nach ſolcher Befragung bey ſpaͤtem Abend wieder nach Hauſe ging/ ſeine Gaͤſte noch beyſammen fand/ und bey dem Schlafftrunke mit ihnen allerhand Unterredung pfle- gete/ da er auff die Boßheit etlicher Wirte zureden kam/ und ihnen anzeigete/ was geſtalt gleich dieſen Abend ein Wirt eingezogen waͤhre/ dem ſchuld gegeben wuͤrde/ als haͤtte er ein fremdes/ ohn zweifel vornehmes Weib nach angelegter Schaͤndung auff dem Bette ermordet/ deren Leichnam man auch in ſeinem Keller gefunden haͤtte/ und wuͤrde darauff das Recht zur abſcheuhlichen Straffe billich ergehen muͤſſen. Valikules erſchrak der Re- de/ und ſagte zu ihm: Herꝛ Amyntas (ſo hieß dieſer Wirt) vielleicht iſt es mein geweſener Hauswirt/ von dem ich ſolche uͤbeltaht durch ſonderliche Schickung Gottes erfahren/ uñ uͤmb deswillen dieſe Herberge verlaſſen habe. Ja mein Herꝛ/ antwortete er/ eben derſelbe iſt es; wil aber durchaus nicht geſtehen/ daß er einige Wiſſenſchafft davon habe/ ſondern legt es alles auff ſeinen Knecht/ dafern die Taht wahr ſeyn ſolte. Ich danke meinem Gott/ ſagte er/ welcher mich dieſe Nacht ſo Vaͤterlich behuͤtet hat/ da ich uͤber meine Gewonheit feſt geſchlaffen/ und bitte denſelben/ er wolle dieſem Suͤnder ſeine uͤbeltaht vergeben/ unge- achtet er ſchon den Anſchlag gemacht hatte/ mich dieſe inſtehende Nacht zuerwuͤrgen/ wie mein Diener angehoͤret. Amyntas wahr ein Chriſt/ wiewol nach Nikodemiſcher Art/ heimlich/ damit er ſeines Ehrenſtandes nicht entſetzet wuͤrde/ merkete auch aus Valikules Reden/ daß er kein Heide wahr/ welches beſſer zuerfahren/ er zu ihm ſagete: Mein Herꝛ; wolte Gott/ daß alle Menſchen alſo geſinnet waͤhren/ ihren Beleidigern und Feinden ſo gerne und leicht zuverzeihen; aber nicht alle Geſez lehren uns dieſe Tugend/ und da ſie es gleich lehreten/ ſtecket doch der Nachdruk nicht dahinter/ daß ſie in uns den Gehorſam wiꝛ- ken moͤchten. Valikules verſtund ſeine Chriſtliche Rede bald/ und gab ihm zur Antwort; Er haͤtte recht geredet/ wolte auch daher Urſach nehmen/ beſſere Kundſchafft mit ihm zu- machen. Ein aͤdler Juͤngling aus Sizilien ſaß jhm am naͤheſten/ und fragete ihn/ ob er vielleicht eben der Urſachen hie waͤhre/ welche ſie nach Elis zureiſen auffgemahnet haͤtte; dem er antwortete; jhm waͤhre jhrer Reiſe Urſach allerdinge unbewuſt; ſeine betreffend/ haͤtte er jhm vorgenommen/ das hochbeſchrihene Griechenland in etwas zu beſehen/ und nachgehends ſeinen Weg weiters vorzunehmen/ welcher weit uͤber Meer und Land ginge; dafern es jhnen aber nicht zu wieder/ baͤhte er/ jhm zumelden/ warumb eine ſo anſehnliche Geſelſchafft aͤdler Juͤnglinge ſich hie beyeinander hielten. Dieſer ſahe jhn an/ und laͤchel- te/ ſagte bald darauff: Er hielte nicht/ daß die Urſach ihrer Gegenwart jemand dieſes Orts unwiſſend ſeyn koͤnte. Ja antwoꝛtete er/ ſolches kan wol ſeyn; mir aber der ich geſtern die- ſer oͤrter erſt angelanget bin/ und Griechenland ſonſten nie geſehen habe/ wird ſolche Un- wiſſen-
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Anderes Buch.
ten ſich uͤber des liſtigen Fuchſes Boßheit/ und beſchloſſen/ ihn in eine ehrliche Gefaͤngnis
zulegen; biß man ihm den Mord beſſer uͤberbringen koͤnte. Ward auch der Knecht aber
eins befraget/ welcher dann beſtaͤndig dabey verblieb/ daß ſein Herꝛ den Todſchlag mit ei-
gener Fauſt verrichtet/ nachdem er ſie vorher mit hoher Bedraͤuung zu ſeinem ſchnoͤden
Willen genoͤhtiget/ und ihr bald darauff ſolchen Lohn gegeben; Sie haͤtte am Gelde und
Kleinoten einen guten Vorraht bey ſich gehabt/ welches eꝛ alles zu ſich genommen/ uñ ihm
jhre Kleider ſamt XXX Kronen davon gegeben haͤtte; geſtund uͤber das auch/ daß er den
Anſchlag uͤber Valikules gemacht/ wie es Gallus ſeinem andern Wirte erzaͤhlet hatte;
welcher nach ſolcher Befragung bey ſpaͤtem Abend wieder nach Hauſe ging/ ſeine Gaͤſte
noch beyſammen fand/ und bey dem Schlafftrunke mit ihnen allerhand Unterredung pfle-
gete/ da er auff die Boßheit etlicher Wirte zureden kam/ und ihnen anzeigete/ was geſtalt
gleich dieſen Abend ein Wirt eingezogen waͤhre/ dem ſchuld gegeben wuͤrde/ als haͤtte er
ein fremdes/ ohn zweifel vornehmes Weib nach angelegter Schaͤndung auff dem Bette
ermordet/ deren Leichnam man auch in ſeinem Keller gefunden haͤtte/ und wuͤrde darauff
das Recht zur abſcheuhlichen Straffe billich ergehen muͤſſen. Valikules erſchrak der Re-
de/ und ſagte zu ihm: Herꝛ Amyntas (ſo hieß dieſer Wirt) vielleicht iſt es mein geweſener
Hauswirt/ von dem ich ſolche uͤbeltaht durch ſonderliche Schickung Gottes erfahren/ uñ
uͤmb deswillen dieſe Herberge verlaſſen habe. Ja mein Herꝛ/ antwortete er/ eben derſelbe
iſt es; wil aber durchaus nicht geſtehen/ daß er einige Wiſſenſchafft davon habe/ ſondern
legt es alles auff ſeinen Knecht/ dafern die Taht wahr ſeyn ſolte. Ich danke meinem Gott/
ſagte er/ welcher mich dieſe Nacht ſo Vaͤterlich behuͤtet hat/ da ich uͤber meine Gewonheit
feſt geſchlaffen/ und bitte denſelben/ er wolle dieſem Suͤnder ſeine uͤbeltaht vergeben/ unge-
achtet er ſchon den Anſchlag gemacht hatte/ mich dieſe inſtehende Nacht zuerwuͤrgen/ wie
mein Diener angehoͤret. Amyntas wahr ein Chriſt/ wiewol nach Nikodemiſcher Art/
heimlich/ damit er ſeines Ehrenſtandes nicht entſetzet wuͤrde/ merkete auch aus Valikules
Reden/ daß er kein Heide wahr/ welches beſſer zuerfahren/ er zu ihm ſagete: Mein Herꝛ;
wolte Gott/ daß alle Menſchen alſo geſinnet waͤhren/ ihren Beleidigern und Feinden ſo
gerne und leicht zuverzeihen; aber nicht alle Geſez lehren uns dieſe Tugend/ und da ſie es
gleich lehreten/ ſtecket doch der Nachdruk nicht dahinter/ daß ſie in uns den Gehorſam wiꝛ-
ken moͤchten. Valikules verſtund ſeine Chriſtliche Rede bald/ und gab ihm zur Antwort;
Er haͤtte recht geredet/ wolte auch daher Urſach nehmen/ beſſere Kundſchafft mit ihm zu-
machen. Ein aͤdler Juͤngling aus Sizilien ſaß jhm am naͤheſten/ und fragete ihn/ ob er
vielleicht eben der Urſachen hie waͤhre/ welche ſie nach Elis zureiſen auffgemahnet haͤtte;
dem er antwortete; jhm waͤhre jhrer Reiſe Urſach allerdinge unbewuſt; ſeine betreffend/
haͤtte er jhm vorgenommen/ das hochbeſchrihene Griechenland in etwas zu beſehen/ und
nachgehends ſeinen Weg weiters vorzunehmen/ welcher weit uͤber Meer und Land ginge;
dafern es jhnen aber nicht zu wieder/ baͤhte er/ jhm zumelden/ warumb eine ſo anſehnliche
Geſelſchafft aͤdler Juͤnglinge ſich hie beyeinander hielten. Dieſer ſahe jhn an/ und laͤchel-
te/ ſagte bald darauff: Er hielte nicht/ daß die Urſach ihrer Gegenwart jemand dieſes Orts
unwiſſend ſeyn koͤnte. Ja antwoꝛtete er/ ſolches kan wol ſeyn; mir aber der ich geſtern die-
ſer oͤrter erſt angelanget bin/ und Griechenland ſonſten nie geſehen habe/ wird ſolche Un-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/349>, abgerufen am 26.06.2024. |