Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Anderes Buch. Sie kehreten bey einem Wirte ein/ welcher ſich gar freundlich bezeigete/ und ihnen allenguten Willen anboht/ fragete auch fleiſſig nach woher ſie kaͤhmen/ ob ſie hieſelbſt bekant waͤhren/ und was vor Geſelſchafft ſie mit ſich gebracht haͤtten. Valikules trauete ihm viel/ blieb des erſten Tages zu Hauſe/ und ruhete von der Schiffart ungelegenheit aus. Des andern Morgens zohe er in des Wirts gegenwart ein Kleinot auff 1500 Kronen wert hervor/ und gab es Gallus zuverkauffen/ welcher bald wieder kam/ und die baaren Gelder auff ihre Kammer niederſetzte. Bald vernam er ein Getuͤmmel auff der Steige/ trat der Tuͤhr naͤher/ und hoͤrete den Wirt zu ſeinem Haußknecht ſagen; biß luſtig/ Kallias/ der Braten wird hinte ſtatlich truͤpfen/ wann jhm nur das Feur recht geſchuͤret wird; ich ha- be dieſen Morgen gut Schmehr bey ihm geſehen/ welches mir zwar entfloſſen iſt/ er aber deſſen ohn zweifel mehr bey ſich haben muß; erzaͤhlete hiemit/ was vor ein koͤſtlich Kleinot eꝛ heut fruͤh aus ſeinen Kleidern hervor gezogen haͤtte. Der Knecht antwortete ihm: Herꝛ es waͤhre immer und ewig ſchade/ daß ein ſo ſchoͤner junger Menſch ſolte ermordet werdẽ. Was ſchade/ was ſchade/ ſagte er; was haben wir von der Schoͤnheit! Das Weib im Keller wahr auch nicht heßlich/ und hat doch herhalten muͤſſen. Biß du nur fertig; uͤmb Mitternacht ſoltu gute Beute haben/ als vor nie. Gallus entſetzete ſich uͤber dieſen moͤr- deriſcher Anſchlag/ und hatte nicht lange nachzudenken/ auff wen er eigentlich gerichtet waͤhre/ ließ ſich doch nichts merken/ ſondern nach des Wirts abtrit machte er ſich zu ſei- nem Herꝛn/ uud vermeldete ihm/ was er gehoͤret hatte/ welcher nicht wenig erſchrak/ nach- gehends ſagete: So muß ich des gemeinen Sprichworts guͤltigkeit gar zeitig erfahren/ daß Griechiſche Traͤue nicht weit reichet; wir wollen uns aber nichts merken laſſen/ ſon- dern Mahlzeit mit ihm halten/ wie ſie dann taͤhten. Der Wirt wahr ſehr geſchaͤfftig/ ging ſeinen Gaͤſten guͤtlich vor/ und baht/ vorlieb zunehmen/ es ſolte gegen Abend ein beſſers er- folgen. Nach genommenen Speiſen ging Valikules mir Gallus hin und kaufte zween gu- te Reitharniſche/ glinzend Schwarz/ und mit guͤldenen Striemen eingelegt; auff ſeinen Helm ließ er einen erzoͤrneten Loͤuen ſetzen/ und in deſſen Tatze ein Schildlein mit dieſen Worten; Donec invenero, non conguieſcam. das iſt; Ehe ich werde wiederfinden/ wil ich nicht ruhen. Auff ſeinem Schilde ſtunden dieſe fuͤnff Wort mit ſilbeꝛnen Buchſtaben/ deren fuͤnff erſte Buchſtaben guͤlden wahren: Inops Eſt Solatium Virtus Simulata. Ertichtete Tngend iſt ein armſeliger Troſt. Hierzu kaufte er zwey trefliche Pferde zu Agrigent in Sizilien geworf- fen und abgerichtet/ beyde ſchwarz und gar ſtarkes Leibes; kehrete nachgehends wieder in ſeine Herberge/ und foderte von dem Wirte mit freundlichen Worten die Rechnung/ daß er wiſſen moͤchte/ was er geſtern und heut verzehret haͤtte/ wolte auch die bevorſtehende Mahlzeit mit eingeſchloſſen haben. Dieſer wolte zum erſtenmahle Beſcheidenheit gebrau- chen/ weil er ohn das die Hoffnung hatte/ in wenig Stunden aller ſeiner Gelder Herꝛ zu ſeyn/ da ihm dann Gallus auff Befehl ein uͤbriges zahlete/ und ihm anzeigete/ ſein Herꝛ haͤt- te an einem Orte noͤhtig zuverrichten/ daß man mit der Mahlzeit auff ihn nicht warten duͤrfte/ wann er etwa nicht zu rechter Zeit ſich einſtellen wuͤrde; welches ihm/ als dem das Gewiſſen druͤckete/ verdaͤchtig vorkam/ uñ doch nicht dawieder reden durfte; verdroß ihn gleichwol/ daß er die Rechnung nicht hoͤher angeſchlagen hatte. Im hingehen begegnete ihm ein alter Erbarer Mann/ welchen er nach freundlicher Begruͤſſung baht/ ihm eine gu- te Q q
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