Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
te er sich nicht enthalten/ jhr einen zimlichen Filz zu lesen; es stünde trauen zumahl verwä-
gen/ daß ein vernünftiger Mensch wegen zufallenden Unglüks jhm selber gewaltsame
Hand anzulegen fertig währe/ gestaltsam dieses einen frechen Mutwillen wieder die Göt-
ter und ihre Versehung anzeigete; dann niemand könte dieses anders auslegen/ als suche-
te man hiedurch/ an den Göttern Rache zu üben/ und wo möglich/ sie selbst zuermorden/ weil
es aus blosser Wiederspenstigkeit gegen jhre Verhängnis vorgenommen würde. Sie hin-
gegen sahe jhn mit etwas Schamhaftigkeit an/ mehr willens/ ihre untertähnigkeit blicken
zu lassen/ als weitläuftige Entschuldigung einzuführen; bekennete demnach/ daß sie gesün-
diget/ und jhren heftigen Bewägungen die Herschaft über die Vernunfft gegönnet hätte;
weil es aber aus Liebe gegen jhn geschehen währe/ hoffete sie desto leichtere Verzeihung; wel-
che er jhr aber so leicht zu geben nicht willens wahr/ damit sie auff einandermahl von der-
gleichen vornehmen abgeschrecket würde/ daher antwortete er ihr: Ob sie dieses so schlecht
von der Hand schlagen könte? Sie möchte nur bedenken/ was vor eine Wunde sie zuma-
chen vorgehabt/ wodurch jhre und seine/ vielleicht auch wol jhrer lieben Eltern Seele zu-
gleich ausgangen wäre; er vor sein Häupt hielte es nicht vor eine Liebeswirkung/ sondern
vor eine verzweifelte Raserey/ welches jhre Seele dermassen unwert und abscheuhlich
würde gemacht haben/ daß die seine in jener Welt sich nimmer zu ihr genahet hätte. Das
verliebete Herz empfand diese Züchtigung fast todes masse; gefiel aber den Eltern sehr wol/
insonderheit/ daß/ wie sie sich zu jhm nahete/ ihn zu ümfangen/ er sich dessen ausdrüklich we-
gerte/ dafern sie jhm nicht an äidesstat versprechen würde/ solcher unmenschlichen Gedan-
ken forthin allerdinge müssig zugehen/ ob gleich sein ertödteter Leib vor jhren Füssen läge;
dann/ sagte er/ ich bin kein Gott/ daß ihr euch mir zum Opfer darstellen woltet; überdas seyd
jhr mir Träue und Beywohnung schuldig (wie ich euch im gleichen); aber im Tode sol-
let ihr mir trauen keine Geselschafft leisten/ biß so lange es den Göttern gefält; Und möget
ihr wol den Göttern und dieser eurer heutigen Schuz Göttin (auf Frl. Sibyllen zeigend)
danken/ die ein so grobes Laster und unverantwortliche übeltaht von euch abgekehret haben.
Ists nicht überal leichtsinnig/ fuhr er fort/ daß man auff ein blosses Geschrey/ da kaum icht-
was nichtigers in der Welt seyn kan/ man ihm selbst den Todesweg mit dem Messer öfnen
wil? In der warheit/ wann euch dieser Sinn währe vor dem Kopf geschrieben gewesen/
würde es kräftig genug gewesen seyn/ mich von eurer Liebe abzuschrecken; dann/ könte man-
nicher gedenken/ wessen solte ein solches erzürnetes Weibsbilde verschonen/ die mit ihr sel-
ber kein Mitleiden träget? Er wolte weiter fortfahren/ sahe aber/ daß sie mit thrähnenden
Augen sich zum Fußfalle zubereitete/ daher er ihr aus einem gelinderen Fasse einschenkete/
und nachdem er sie bey der Hand gefasset hatte/ zu ihr sagete: Nun ich trage dieses Ver-
trauen zu euch/ ihr werdet meinem Begehren nach/ mir eine äidmässige Verheissung tuhn/
daß zeit eures Lebens ihr dessen euch nit mehr unternehmen wollet/ aber wo ich lebe/ sollet ihr
meiner Frl. Schwester gestochene Handwunde schwer gnug büssen. Sie kam hieselbst erst
recht zur Erkäntnis ihres groben Irtuhms/ gelobete träulich an sich solcher Untaht her-
nähst allerdinge zuenthalten/ und empfing darauff völlige Vergebung; nach welchem Ver-
gleich er zu dem Fräulein trat/ küssete sie freundlich/ und baht seines Gemahls wegen ümb
Verzeihung/ neben dem Versprechen/ er wolte es dereins auff ihrem Beilager dergestalt

zuer-

Anderes Buch.
te er ſich nicht enthalten/ jhr einen zimlichen Filz zu leſen; es ſtuͤnde trauen zumahl verwaͤ-
gen/ daß ein vernuͤnftiger Menſch wegen zufallenden Ungluͤks jhm ſelber gewaltſame
Hand anzulegen fertig waͤhre/ geſtaltſam dieſes einen frechen Mutwillen wieder die Goͤt-
ter und ihre Verſehung anzeigete; dann niemand koͤnte dieſes anders auslegen/ als ſuche-
te man hiedurch/ an den Goͤttern Rache zu uͤben/ uñ wo moͤglich/ ſie ſelbſt zueꝛmorden/ weil
es aus bloſſer Wiederſpenſtigkeit gegen jhre Verhaͤngnis voꝛgenommen wuͤrde. Sie hin-
gegen ſahe jhn mit etwas Schamhaftigkeit an/ mehr willens/ ihre untertaͤhnigkeit blicken
zu laſſen/ als weitlaͤuftige Entſchuldigung einzufuͤhren; bekennete demnach/ daß ſie geſuͤn-
diget/ und jhren heftigen Bewaͤgungen die Herſchaft uͤber die Vernunfft gegoͤnnet haͤtte;
weil es aber aus Liebe gegen jhn geſchehẽ waͤhꝛe/ hoffete ſie deſto leichtere Verzeihung; wel-
che er jhr aber ſo leicht zu geben nicht willens wahr/ damit ſie auff einandermahl von der-
gleichen vornehmen abgeſchꝛecket wuͤꝛde/ daher antwortete er ihr: Ob ſie dieſes ſo ſchlecht
von der Hand ſchlagen koͤnte? Sie moͤchte nur bedenken/ was vor eine Wunde ſie zuma-
chen vorgehabt/ wodurch jhre und ſeine/ vielleicht auch wol jhrer lieben Eltern Seele zu-
gleich ausgangen waͤre; er vor ſein Haͤupt hielte es nicht vor eine Liebeswirkung/ ſondern
vor eine verzweifelte Raſerey/ welches jhre Seele dermaſſen unwert und abſcheuhlich
wuͤrde gemacht haben/ daß die ſeine in jener Welt ſich nimmer zu ihr genahet haͤtte. Das
verliebete Herz empfand dieſe Zuͤchtigung faſt todes maſſe; gefiel aber den Eltern ſehr wol/
inſonderheit/ daß/ wie ſie ſich zu jhm nahete/ ihn zu uͤmfangen/ eꝛ ſich deſſen ausdꝛuͤklich we-
gerte/ dafern ſie jhm nicht an aͤidesſtat verſprechen wuͤrde/ ſolcher unmenſchlichen Gedan-
ken forthin allerdinge muͤſſig zugehen/ ob gleich ſein ertoͤdteter Leib vor jhren Fuͤſſen laͤge;
dann/ ſagte er/ ich bin kein Gott/ daß ihr euch mir zum Opfer daꝛſtellen woltet; uͤberdas ſeyd
jhr mir Traͤue und Beywohnung ſchuldig (wie ich euch im gleichen); aber im Tode ſol-
let ihr mir trauen keine Geſelſchafft leiſten/ biß ſo lange es den Goͤttern gefaͤlt; Und moͤget
ihr wol den Goͤttern und dieſer eurer heutigen Schuz Goͤttin (auf Frl. Sibyllen zeigend)
danken/ die ein ſo grobes Laſter uñ unverantwortliche uͤbeltaht von euch abgekehret habẽ.
Iſts nicht uͤberal leichtſinnig/ fuhr er fort/ daß man auff ein bloſſes Geſchꝛey/ da kaum icht-
was nichtigers in der Welt ſeyn kan/ man ihm ſelbſt den Todesweg mit dem Meſſer oͤfnen
wil? In der warheit/ wann euch dieſer Sinn waͤhre vor dem Kopf geſchrieben geweſen/
wuͤrde es kraͤftig genug geweſen ſeyn/ mich von eurer Liebe abzuſchrecken; dañ/ koͤnte man-
nicher gedenken/ weſſen ſolte ein ſolches erzuͤrnetes Weibsbilde verſchonen/ die mit ihr ſel-
ber kein Mitleiden traͤget? Er wolte weiter fortfahren/ ſahe aber/ daß ſie mit thraͤhnenden
Augen ſich zum Fußfalle zubereitete/ daher er ihr aus einem gelinderen Faſſe einſchenkete/
und nachdem er ſie bey der Hand gefaſſet hatte/ zu ihr ſagete: Nun ich trage dieſes Ver-
trauen zu euch/ ihr werdet meinem Begehren nach/ miꝛ eine aͤidmaͤſſige Veꝛheiſſung tuhn/
daß zeit eures Lebens ihr deſſen euch nit mehr unternehmẽ wollet/ aber wo ich lebe/ ſollet ihr
meiner Frl. Schweſter geſtochene Handwunde ſchwer gnug buͤſſen. Sie kam hieſelbſt erſt
recht zur Erkaͤntnis ihres groben Irtuhms/ gelobete traͤulich an ſich ſolcher Untaht her-
naͤhſt alleꝛdinge zuenthalten/ und empfing daꝛauff voͤllige Vergebung; nach welchem Veꝛ-
gleich er zu dem Fraͤulein trat/ kuͤſſete ſie freundlich/ und baht ſeines Gemahls wegen uͤmb
Verzeihung/ neben dem Verſprechen/ er wolte es dereins auff ihrem Beilager dergeſtalt

zuer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0333" n="295"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
te er &#x017F;ich nicht enthalten/ jhr einen zimlichen Filz zu le&#x017F;en; es &#x017F;tu&#x0364;nde trauen zumahl verwa&#x0364;-<lb/>
gen/ daß ein vernu&#x0364;nftiger Men&#x017F;ch wegen zufallenden Unglu&#x0364;ks jhm &#x017F;elber gewalt&#x017F;ame<lb/>
Hand anzulegen fertig wa&#x0364;hre/ ge&#x017F;talt&#x017F;am die&#x017F;es einen frechen Mutwillen wieder die Go&#x0364;t-<lb/>
ter und ihre Ver&#x017F;ehung anzeigete; dann niemand ko&#x0364;nte die&#x017F;es anders auslegen/ als &#x017F;uche-<lb/>
te man hiedurch/ an den Go&#x0364;ttern Rache zu u&#x0364;ben/ un&#x0303; wo mo&#x0364;glich/ &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t zue&#xA75B;morden/ weil<lb/>
es aus blo&#x017F;&#x017F;er Wieder&#x017F;pen&#x017F;tigkeit gegen jhre Verha&#x0364;ngnis vo&#xA75B;genommen wu&#x0364;rde. Sie hin-<lb/>
gegen &#x017F;ahe jhn mit etwas Schamhaftigkeit an/ mehr willens/ ihre unterta&#x0364;hnigkeit blicken<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en/ als weitla&#x0364;uftige Ent&#x017F;chuldigung einzufu&#x0364;hren; bekennete demnach/ daß &#x017F;ie ge&#x017F;u&#x0364;n-<lb/>
diget/ und jhren heftigen Bewa&#x0364;gungen die Her&#x017F;chaft u&#x0364;ber die Vernunfft gego&#x0364;nnet ha&#x0364;tte;<lb/>
weil es aber aus Liebe gegen jhn ge&#x017F;chehe&#x0303; wa&#x0364;h&#xA75B;e/ hoffete &#x017F;ie de&#x017F;to leichtere Verzeihung; wel-<lb/>
che er jhr aber &#x017F;o leicht zu geben nicht willens wahr/ damit &#x017F;ie auff einandermahl von der-<lb/>
gleichen vornehmen abge&#x017F;ch&#xA75B;ecket wu&#x0364;&#xA75B;de/ daher antwortete er ihr: Ob &#x017F;ie die&#x017F;es &#x017F;o &#x017F;chlecht<lb/>
von der Hand &#x017F;chlagen ko&#x0364;nte? Sie mo&#x0364;chte nur bedenken/ was vor eine Wunde &#x017F;ie zuma-<lb/>
chen vorgehabt/ wodurch jhre und &#x017F;eine/ vielleicht auch wol jhrer lieben Eltern Seele zu-<lb/>
gleich ausgangen wa&#x0364;re; er vor &#x017F;ein Ha&#x0364;upt hielte es nicht vor eine Liebeswirkung/ &#x017F;ondern<lb/>
vor eine verzweifelte Ra&#x017F;erey/ welches jhre Seele derma&#x017F;&#x017F;en unwert und ab&#x017F;cheuhlich<lb/>
wu&#x0364;rde gemacht haben/ daß die &#x017F;eine in jener Welt &#x017F;ich nimmer zu ihr genahet ha&#x0364;tte. Das<lb/>
verliebete Herz empfand die&#x017F;e Zu&#x0364;chtigung fa&#x017F;t todes ma&#x017F;&#x017F;e; gefiel aber den Eltern &#x017F;ehr wol/<lb/>
in&#x017F;onderheit/ daß/ wie &#x017F;ie &#x017F;ich zu jhm nahete/ ihn zu u&#x0364;mfangen/ e&#xA75B; &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en ausd&#xA75B;u&#x0364;klich we-<lb/>
gerte/ dafern &#x017F;ie jhm nicht an a&#x0364;ides&#x017F;tat ver&#x017F;prechen wu&#x0364;rde/ &#x017F;olcher unmen&#x017F;chlichen Gedan-<lb/>
ken forthin allerdinge mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig zugehen/ ob gleich &#x017F;ein erto&#x0364;dteter Leib vor jhren Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en la&#x0364;ge;<lb/>
dann/ &#x017F;agte er/ ich bin kein Gott/ daß ihr euch mir zum Opfer da&#xA75B;&#x017F;tellen woltet; u&#x0364;berdas &#x017F;eyd<lb/>
jhr mir Tra&#x0364;ue und Beywohnung &#x017F;chuldig (wie ich euch im gleichen); aber im Tode &#x017F;ol-<lb/>
let ihr mir trauen keine Ge&#x017F;el&#x017F;chafft lei&#x017F;ten/ biß &#x017F;o lange es den Go&#x0364;ttern gefa&#x0364;lt; Und mo&#x0364;get<lb/>
ihr wol den Go&#x0364;ttern und die&#x017F;er eurer heutigen Schuz Go&#x0364;ttin (auf Frl. Sibyllen zeigend)<lb/>
danken/ die ein &#x017F;o grobes La&#x017F;ter un&#x0303; unverantwortliche u&#x0364;beltaht von euch abgekehret habe&#x0303;.<lb/>
I&#x017F;ts nicht u&#x0364;beral leicht&#x017F;innig/ fuhr er fort/ daß man auff ein blo&#x017F;&#x017F;es Ge&#x017F;ch&#xA75B;ey/ da kaum icht-<lb/>
was nichtigers in der Welt &#x017F;eyn kan/ man ihm &#x017F;elb&#x017F;t den Todesweg mit dem Me&#x017F;&#x017F;er o&#x0364;fnen<lb/>
wil? In der warheit/ wann euch die&#x017F;er Sinn wa&#x0364;hre vor dem Kopf ge&#x017F;chrieben gewe&#x017F;en/<lb/>
wu&#x0364;rde es kra&#x0364;ftig genug gewe&#x017F;en &#x017F;eyn/ mich von eurer Liebe abzu&#x017F;chrecken; dan&#x0303;/ ko&#x0364;nte man-<lb/>
nicher gedenken/ we&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte ein &#x017F;olches erzu&#x0364;rnetes Weibsbilde ver&#x017F;chonen/ die mit ihr &#x017F;el-<lb/>
ber kein Mitleiden tra&#x0364;get? Er wolte weiter fortfahren/ &#x017F;ahe aber/ daß &#x017F;ie mit thra&#x0364;hnenden<lb/>
Augen &#x017F;ich zum Fußfalle zubereitete/ daher er ihr aus einem gelinderen Fa&#x017F;&#x017F;e ein&#x017F;chenkete/<lb/>
und nachdem er &#x017F;ie bey der Hand gefa&#x017F;&#x017F;et hatte/ zu ihr &#x017F;agete: Nun ich trage die&#x017F;es Ver-<lb/>
trauen zu euch/ ihr werdet meinem Begehren nach/ mi&#xA75B; eine a&#x0364;idma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Ve&#xA75B;hei&#x017F;&#x017F;ung tuhn/<lb/>
daß zeit eures Lebens ihr de&#x017F;&#x017F;en euch nit mehr unternehme&#x0303; wollet/ aber wo ich lebe/ &#x017F;ollet ihr<lb/>
meiner Frl. Schwe&#x017F;ter ge&#x017F;tochene Handwunde &#x017F;chwer gnug bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Sie kam hie&#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;t<lb/>
recht zur Erka&#x0364;ntnis ihres groben Irtuhms/ gelobete tra&#x0364;ulich an &#x017F;ich &#x017F;olcher Untaht her-<lb/>
na&#x0364;h&#x017F;t alle&#xA75B;dinge zuenthalten/ und empfing da&#xA75B;auff vo&#x0364;llige Vergebung; nach welchem Ve&#xA75B;-<lb/>
gleich er zu dem Fra&#x0364;ulein trat/ ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete &#x017F;ie freundlich/ und baht &#x017F;eines Gemahls wegen u&#x0364;mb<lb/>
Verzeihung/ neben dem Ver&#x017F;prechen/ er wolte es dereins auff ihrem Beilager derge&#x017F;talt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zuer-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0333] Anderes Buch. te er ſich nicht enthalten/ jhr einen zimlichen Filz zu leſen; es ſtuͤnde trauen zumahl verwaͤ- gen/ daß ein vernuͤnftiger Menſch wegen zufallenden Ungluͤks jhm ſelber gewaltſame Hand anzulegen fertig waͤhre/ geſtaltſam dieſes einen frechen Mutwillen wieder die Goͤt- ter und ihre Verſehung anzeigete; dann niemand koͤnte dieſes anders auslegen/ als ſuche- te man hiedurch/ an den Goͤttern Rache zu uͤben/ uñ wo moͤglich/ ſie ſelbſt zueꝛmorden/ weil es aus bloſſer Wiederſpenſtigkeit gegen jhre Verhaͤngnis voꝛgenommen wuͤrde. Sie hin- gegen ſahe jhn mit etwas Schamhaftigkeit an/ mehr willens/ ihre untertaͤhnigkeit blicken zu laſſen/ als weitlaͤuftige Entſchuldigung einzufuͤhren; bekennete demnach/ daß ſie geſuͤn- diget/ und jhren heftigen Bewaͤgungen die Herſchaft uͤber die Vernunfft gegoͤnnet haͤtte; weil es aber aus Liebe gegen jhn geſchehẽ waͤhꝛe/ hoffete ſie deſto leichtere Verzeihung; wel- che er jhr aber ſo leicht zu geben nicht willens wahr/ damit ſie auff einandermahl von der- gleichen vornehmen abgeſchꝛecket wuͤꝛde/ daher antwortete er ihr: Ob ſie dieſes ſo ſchlecht von der Hand ſchlagen koͤnte? Sie moͤchte nur bedenken/ was vor eine Wunde ſie zuma- chen vorgehabt/ wodurch jhre und ſeine/ vielleicht auch wol jhrer lieben Eltern Seele zu- gleich ausgangen waͤre; er vor ſein Haͤupt hielte es nicht vor eine Liebeswirkung/ ſondern vor eine verzweifelte Raſerey/ welches jhre Seele dermaſſen unwert und abſcheuhlich wuͤrde gemacht haben/ daß die ſeine in jener Welt ſich nimmer zu ihr genahet haͤtte. Das verliebete Herz empfand dieſe Zuͤchtigung faſt todes maſſe; gefiel aber den Eltern ſehr wol/ inſonderheit/ daß/ wie ſie ſich zu jhm nahete/ ihn zu uͤmfangen/ eꝛ ſich deſſen ausdꝛuͤklich we- gerte/ dafern ſie jhm nicht an aͤidesſtat verſprechen wuͤrde/ ſolcher unmenſchlichen Gedan- ken forthin allerdinge muͤſſig zugehen/ ob gleich ſein ertoͤdteter Leib vor jhren Fuͤſſen laͤge; dann/ ſagte er/ ich bin kein Gott/ daß ihr euch mir zum Opfer daꝛſtellen woltet; uͤberdas ſeyd jhr mir Traͤue und Beywohnung ſchuldig (wie ich euch im gleichen); aber im Tode ſol- let ihr mir trauen keine Geſelſchafft leiſten/ biß ſo lange es den Goͤttern gefaͤlt; Und moͤget ihr wol den Goͤttern und dieſer eurer heutigen Schuz Goͤttin (auf Frl. Sibyllen zeigend) danken/ die ein ſo grobes Laſter uñ unverantwortliche uͤbeltaht von euch abgekehret habẽ. Iſts nicht uͤberal leichtſinnig/ fuhr er fort/ daß man auff ein bloſſes Geſchꝛey/ da kaum icht- was nichtigers in der Welt ſeyn kan/ man ihm ſelbſt den Todesweg mit dem Meſſer oͤfnen wil? In der warheit/ wann euch dieſer Sinn waͤhre vor dem Kopf geſchrieben geweſen/ wuͤrde es kraͤftig genug geweſen ſeyn/ mich von eurer Liebe abzuſchrecken; dañ/ koͤnte man- nicher gedenken/ weſſen ſolte ein ſolches erzuͤrnetes Weibsbilde verſchonen/ die mit ihr ſel- ber kein Mitleiden traͤget? Er wolte weiter fortfahren/ ſahe aber/ daß ſie mit thraͤhnenden Augen ſich zum Fußfalle zubereitete/ daher er ihr aus einem gelinderen Faſſe einſchenkete/ und nachdem er ſie bey der Hand gefaſſet hatte/ zu ihr ſagete: Nun ich trage dieſes Ver- trauen zu euch/ ihr werdet meinem Begehren nach/ miꝛ eine aͤidmaͤſſige Veꝛheiſſung tuhn/ daß zeit eures Lebens ihr deſſen euch nit mehr unternehmẽ wollet/ aber wo ich lebe/ ſollet ihr meiner Frl. Schweſter geſtochene Handwunde ſchwer gnug buͤſſen. Sie kam hieſelbſt erſt recht zur Erkaͤntnis ihres groben Irtuhms/ gelobete traͤulich an ſich ſolcher Untaht her- naͤhſt alleꝛdinge zuenthalten/ und empfing daꝛauff voͤllige Vergebung; nach welchem Veꝛ- gleich er zu dem Fraͤulein trat/ kuͤſſete ſie freundlich/ und baht ſeines Gemahls wegen uͤmb Verzeihung/ neben dem Verſprechen/ er wolte es dereins auff ihrem Beilager dergeſtalt zuer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/333
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/333>, abgerufen am 21.12.2024.