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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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grossen Gefahr/ wann er erkennet würde. Gallus selbst riet ihn träulich ab/ allermeist/ daß
die andern nicht in ungleiche Gedanken gerahten möchten/ ob suchete er an diesem Her-
ren einige Verrähterey zu üben. Herkules aber fragete ihn/ ob neulich etliche von den
Räubern zu Padua gewesen/ und als er dz Wiederspiel vernam/ sagte er; so bringet mich
niemand als Gottes Gewalt von diesem Vorsatze; legte sein Harnisch abe/ ging mit Klo-
dius hinter eine Hecke und nam dessen ledernes Kleid vor sein Scharlaken/ suchte die kost-
bahren Kleinot/ die darin vermacht wahren/ zusammen/ und nach kurz genommener Ab-
rede/ lies er sich als einen geworbenen Räuber hinleiten. Ladisla aber kehrete mit der Ge-
selschafft umb nach dem Flecken/ da das Unglük sich zugetragen hatte/ und erwartete da-
selbst seines lieben Herkules Wiederkunfft. Derselbe nun eilete geschwinde fort/ damit er
sein geliebtes Fräulein schier aus Räuberhänden frey machen möchte/ so dz Gallus kaum
mit ihm fortkommen kunte/ welcher ihn aber baht/ er möchte gemachsam fahren/ es währe
das Schlupffloch nicht so nahe/ daß mans mit einem lauffe erreichen würde/ hielte auch
vor sicherer/ späte als früh bey ihnen anzulangen/ dann sie würden ohn zweiffel sehr ver-
schüchtert seyn/ und wegen seiner unvermuhtlichen Ankunfft sich nicht ein geringes ver-
wundern/ welches er ihnen doch bald benehmen wolte. Herkules lies sich weisen/ befahl
sich Gott seinem Erlöser in grosser Andacht/ und lies Gallus vorhingehen/ weil er seiner
Träue noch nicht aller dinge versichert wahr/ ob er ihm gleich zimlichen Glauben zustellete.
Sie kahmen an eine Bach/ bey welcher ein dickes Geslräuche stund/ in welches Gallus ohn
Verzug hinein kroch/ und bey einer Viertelstunde darinnen verzog/ daß Herkules nicht
wuste/ ob er verrahten oder verlassen wahr; als er nun wieder hervor kam/ hatte er sein An-
gesicht dermassen unkäntlich gemacht/ daß Herkules anfangs meynete/ es währe ein ander.
Gallus merkete solches/ und sagte zu ihm: Gnädiger Herr/ Eure Gn. kennen mich zweif-
fels ohn wegen dieser Verstellung nicht mehr. Die Kleider/ antwortete er/ sind mir neben
der Rede nicht unbekant/ aber seyd jhr der vorige Gallus/ so werdet ihr etwa euren Kopff
in diesem Pusche vertauschet haben. Dieses sagte er nicht ohn ursach/ dann er wahr ganz
anders gestalt als vorhin; Sein Haar und Bart wahren sonst gelbröhtlich/ das Angesicht
weißroht und wolgebildet; jezt aber wahr sein ganzes Haar schwarzbraun/ und sein Ge-
sicht als währe es von der Sonnen schwarzgelb gebrant. Gallus lachete der Rede/ und
sagte zu ihm: Gnädiger Herr/ eben diese Kunst sol ob Gott wil Eure Gn. eben so unkänt-
lich als mich selbst machen/ und wann mir dieses Mittel nicht bewust währe/ hätte Eure
Gn. ich nimmermehr mit mir genommen/ massen euer Angesicht der gewisse Verrähter
seyn/ und des Jünglings Bruder kund machen würde. Bey leibe/ sagte Herkules/ lasset
diese hohe Ehren Nahmen/ mich Eure Gn. zu heissen/ unterwegen/ und nennet mich bey
meinem Nahmen schlecht hin/ und ob euch derselbe unwissend ist/ so heisse ich Valikules.
Unterdessen/ als er dieses redete/ greiff er ihm nach dem Häupte und Angesicht/ dann er
meynete gänzlich/ er hätte eine Haarhaube und falsches Gesicht angeleget/ nachdem er aber
die blosse Haut fühlete/ entsetzete er sich in etwas/ und hielt es vor eine Zäuberey; welches
Gallus merkend/ ein Wandläplein nahm/ und damit sein Angesicht rieb/ wie auch Haar
und Bart/ da ward alles wie vorhin/ daß auch nicht das geringste Fleklein übrig blieb; sage-
te darauff: Mein hochgeehrter Herr/ hier offenbare ich ihm die erste Heimligkeit der Räu-

ber/

Anderes Buch.
groſſen Gefahr/ wann er erkennet wuͤrde. Gallus ſelbſt riet ihn traͤulich ab/ allermeiſt/ daß
die andern nicht in ungleiche Gedanken gerahten moͤchten/ ob ſuchete er an dieſem Her-
ren einige Verraͤhterey zu uͤben. Herkules aber fragete ihn/ ob neulich etliche von den
Raͤubern zu Padua geweſen/ und als er dz Wiederſpiel vernam/ ſagte er; ſo bringet mich
niemand als Gottes Gewalt von dieſem Vorſatze; legte ſein Harniſch abe/ ging mit Klo-
dius hinter eine Hecke und nam deſſen ledernes Kleid vor ſein Scharlaken/ ſuchte die koſt-
bahren Kleinot/ die darin vermacht wahren/ zuſammen/ und nach kurz genommener Ab-
rede/ lies er ſich als einen geworbenen Raͤuber hinleiten. Ladiſla aber kehrete mit der Ge-
ſelſchafft umb nach dem Flecken/ da das Ungluͤk ſich zugetragen hatte/ und erwartete da-
ſelbſt ſeines lieben Herkules Wiederkunfft. Derſelbe nun eilete geſchwinde fort/ damit er
ſein geliebtes Fraͤulein ſchier aus Raͤuberhaͤnden frey machen moͤchte/ ſo dz Gallus kaum
mit ihm fortkommen kunte/ welcher ihn aber baht/ er moͤchte gemachſam fahren/ es waͤhre
das Schlupffloch nicht ſo nahe/ daß mans mit einem lauffe erreichen wuͤrde/ hielte auch
vor ſicherer/ ſpaͤte als fruͤh bey ihnen anzulangen/ dann ſie wuͤrden ohn zweiffel ſehr ver-
ſchuͤchtert ſeyn/ und wegen ſeiner unvermuhtlichen Ankunfft ſich nicht ein geringes ver-
wundern/ welches er ihnen doch bald benehmen wolte. Herkules lies ſich weiſen/ befahl
ſich Gott ſeinem Erloͤſer in groſſer Andacht/ und lies Gallus vorhingehen/ weil er ſeiner
Traͤue noch nicht aller dinge verſichert wahr/ ob er ihm gleich zimlichen Glauben zuſtellete.
Sie kahmen an eine Bach/ bey welcher ein dickes Geſlꝛaͤuche ſtund/ in welches Gallus ohn
Verzug hinein kroch/ und bey einer Viertelſtunde darinnen verzog/ daß Herkules nicht
wuſte/ ob er verrahten oder verlaſſen wahr; als er nun wieder hervor kam/ hatte er ſein An-
geſicht dermaſſen unkaͤntlich gemacht/ daß Herkules anfangs meynete/ es waͤhre ein ander.
Gallus merkete ſolches/ und ſagte zu ihm: Gnaͤdiger Herr/ Eure Gn. kennen mich zweif-
fels ohn wegen dieſer Verſtellung nicht mehr. Die Kleider/ antwortete er/ ſind mir neben
der Rede nicht unbekant/ aber ſeyd jhr der vorige Gallus/ ſo werdet ihr etwa euren Kopff
in dieſem Puſche vertauſchet haben. Dieſes ſagte er nicht ohn urſach/ dann er wahr ganz
anders geſtalt als vorhin; Sein Haar und Bart wahren ſonſt gelbroͤhtlich/ das Angeſicht
weißroht und wolgebildet; jezt aber wahr ſein ganzes Haar ſchwarzbraun/ und ſein Ge-
ſicht als waͤhre es von der Sonnen ſchwarzgelb gebrant. Gallus lachete der Rede/ und
ſagte zu ihm: Gnaͤdiger Herr/ eben dieſe Kunſt ſol ob Gott wil Eure Gn. eben ſo unkaͤnt-
lich als mich ſelbſt machen/ und wann mir dieſes Mittel nicht bewuſt waͤhre/ haͤtte Eure
Gn. ich nimmermehr mit mir genommen/ maſſen euer Angeſicht der gewiſſe Verraͤhter
ſeyn/ und des Juͤnglings Bruder kund machen wuͤrde. Bey leibe/ ſagte Herkules/ laſſet
dieſe hohe Ehren Nahmen/ mich Eure Gn. zu heiſſen/ unterwegen/ und nennet mich bey
meinem Nahmen ſchlecht hin/ und ob euch derſelbe unwiſſend iſt/ ſo heiſſe ich Valikules.
Unterdeſſen/ als er dieſes redete/ greiff er ihm nach dem Haͤupte und Angeſicht/ dann er
meynete gaͤnzlich/ er haͤtte eine Haarhaube und falſches Geſicht angeleget/ nachdem er aber
die bloſſe Haut fuͤhlete/ entſetzete er ſich in etwas/ und hielt es vor eine Zaͤuberey; welches
Gallus merkend/ ein Wandlaͤplein nahm/ und damit ſein Angeſicht rieb/ wie auch Haar
und Bart/ da ward alles wie vorhin/ daß auch nicht das geringſte Fleklein uͤbrig blieb; ſage-
te darauff: Mein hochgeehrter Herr/ hier offenbare ich ihm die erſte Heimligkeit der Raͤu-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/310>, abgerufen am 14.06.2024.