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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Verwunderung ansahe/ und Lutter ihr solches also einlieferte: Durchleuchtigstes König-
liches Fräulein/ der auch Durchleuchtigste Fürst und siegreiche Held/ Großfürst Herku-
les/ hat mir gnädigst anbefohlen/ ihrer Durchl. dieses Pferd/ welches in dem Eilande Si-
zilien geworffen und abgerichtet ist/ in seiner Durchl. Nahmen untertähnigst einzuhän-
digen/ mit Bitte/ solches an Stat eines geraubeten Bandes unbeschwert anzunehmen/
und mit schwesterlicher Gewogenheit im stets zugetahn zu verbleiben. Die Gutsche samt
auffgesetzeter Lade wird gleicher Gestalt euer Durchl. von höchstgedachtem Fürsten zuge-
schicket/ wobey ich den Befehl habe/ deroselben dieses Schreiben/ und dabey gefügeten/ zu
der Lade gehörigen versiegelten Schlüssel/ ohn anderer auffmerkung zuzustellen/ welches
ich hiemit an diesem bequemen Orte wil geleistet haben/ und wird eure Durchl. mir gönnen/
daß die Lade alsbald auff ihr eigenes Zimmer getragen werde. Mein Herr Oheim und
Bruder/ der Durchl. Großfürst/ antwortete sie/ hat gar zu übrige Kosten an den Pferde-
schmuk geleget/ welches ich nit zu vergelten weiß/ als nur mit einem schwesterlichen Wil-
len/ der zu keiner taht gelangen kan. Die Lade werdet ihr hintragen lassen wie ihr befehli-
chet seid/ und wil ich schon sehen wohin dieselbe etwa weiters sol fortgeschicket werden.
Ihrer andern Leib Jungfer Brelen befahl sie nach ihrem Zimmer mit Luttern zu gehen/
denselben biß auff ihre Ankunfft mit unterredung auffzuhalten/ und die Lade in ihr abson-
derliches Kämmerlein niderzusetzen. Sie aber ging mit Libussen nach der Königin/ rüh-
mete den überauß kostbahren Schmuk des von Herkules geschikten Pferdes/ und die wol-
gemachte Gutsche/ zeigete daneben an/ der Uberbringer wolte von wegen ihres Herrn
Bruders und dessen Frl. Braut sie gerne absonderlich sprechen/ wolte ihn deßwegen auff
ihr Zimmer führen/ dafern es die Fr. Mutter vor gut hilte; machte sich auff Bewilligung
mit Libussen dahin/ hieß Brelen einen Abtrit nehmen und bey der Königin auffwarten/
aber in Libussen Gegenwart taht sie bey Luttern allerhand Nachfrage/ und merkete/ daß
ihm ihre und Herkules Liebe unbewust wahr/ daher sie ihn abfertigte/ mit dem Verspre-
chen/ daß sie seine fleissige Verrichtung dereins zu seiner Befoderung wolte zu rühmen
wissen; gab ihm damit urlaub/ ging mit der Jungfer in die absonderliche kleine Neben-
kammer/ in welcher die Lade nidergesetzet wahr/ machte den Schlüssel loß/ und wolte als-
bald auffschliessen/ da sie von der Jungfer erinnert ward/ den Brieff erst zu lesen. Ach/
sagte sie/ aus übermässigen freuden habe ich dessen gar vergessen; zog ihn hervor/ und sa-
gete weiter: Kom doch mein Kind/ und hilff mir meines Herkules Schreiben lesen/ ich
darffs allein nicht erbrechen/ aus furcht/ es möchte etwas wiedriges darinnen stehen. Et-
was wiedriges? antwortete sie; wisset ihr auch mein Fräulein/ warumb er euer Gn. daß
köstliche Pferd und die schöne Gutsche geschicket hat? nirgend umb/ als daß ihr darauff
sollet zu ihm nach Padua reiten oder fahren. O meine Herzen Libussa/ sagte das Fräulein/
nun liebe ich dich erst recht/ weil du so gar meine Gedanken sehen kanst/ welche mich diese
ganze Nacht schlaffloß gehalten/ ob ich nicht ein Mittel/ diese reise bey meiner Fr. Mutter
zuerhalten/ außsinnen möchte/ ist aber alles vergeblich gewesen/ biß das Glük mir solches
ohngefehr jezt diesen Morgen an die Hand gegeben/ und ich darzu schon den ersten Anfang
gemacht. O behüte Gott behüte Gott/ sagte die Jungfer: Eure Gn. werden ja diese meine
Scherzrede nicht in ernst auffnehmen; dann wer wolte zu dieser gefährlichen Reise rah-

ten

Erſtes Buch.
Verwunderung anſahe/ und Lutter ihr ſolches alſo einlieferte: Durchleuchtigſtes Koͤnig-
liches Fraͤulein/ der auch Durchleuchtigſte Fuͤrſt und ſiegreiche Held/ Großfuͤrſt Herku-
les/ hat mir gnaͤdigſt anbefohlen/ ihrer Durchl. dieſes Pferd/ welches in dem Eilande Si-
zilien geworffen und abgerichtet iſt/ in ſeiner Durchl. Nahmen untertaͤhnigſt einzuhaͤn-
digen/ mit Bitte/ ſolches an Stat eines geraubeten Bandes unbeſchwert anzunehmen/
und mit ſchweſterlicher Gewogenheit im ſtets zugetahn zu verbleiben. Die Gutſche ſamt
auffgeſetzeter Lade wird gleicher Geſtalt euer Durchl. von hoͤchſtgedachtem Fuͤrſten zuge-
ſchicket/ wobey ich den Befehl habe/ deroſelben dieſes Schreiben/ und dabey gefuͤgeten/ zu
der Lade gehoͤrigen verſiegelten Schluͤſſel/ ohn anderer auffmerkung zuzuſtellen/ welches
ich hiemit an dieſem bequemen Orte wil geleiſtet haben/ und wird eure Durchl. mir goͤñen/
daß die Lade alsbald auff ihr eigenes Zimmer getragen werde. Mein Herr Oheim und
Bruder/ der Durchl. Großfuͤrſt/ antwortete ſie/ hat gar zu uͤbrige Koſten an den Pferde-
ſchmuk geleget/ welches ich nit zu vergelten weiß/ als nur mit einem ſchweſterlichen Wil-
len/ der zu keiner taht gelangen kan. Die Lade werdet ihr hintragen laſſen wie ihr befehli-
chet ſeid/ und wil ich ſchon ſehen wohin dieſelbe etwa weiters ſol fortgeſchicket werden.
Ihrer andern Leib Jungfer Brelen befahl ſie nach ihrem Zimmer mit Luttern zu gehen/
denſelben biß auff ihre Ankunfft mit unterredung auffzuhalten/ und die Lade in ihr abſon-
derliches Kaͤmmeꝛlein niderzuſetzen. Sie aber ging mit Libuſſen nach der Koͤnigin/ ruͤh-
mete den uͤberauß koſtbahren Schmuk des von Herkules geſchikten Pferdes/ und die wol-
gemachte Gutſche/ zeigete daneben an/ der Uberbringer wolte von wegen ihres Herrn
Bruders und deſſen Frl. Braut ſie gerne abſonderlich ſprechen/ wolte ihn deßwegen auff
ihr Zimmer fuͤhren/ dafern es die Fr. Mutter vor gut hilte; machte ſich auff Bewilligung
mit Libuſſen dahin/ hieß Brelen einen Abtrit nehmen und bey der Koͤnigin auffwarten/
aber in Libuſſen Gegenwart taht ſie bey Luttern allerhand Nachfrage/ und merkete/ daß
ihm ihre und Herkules Liebe unbewuſt wahr/ daher ſie ihn abfertigte/ mit dem Verſpre-
chen/ daß ſie ſeine fleiſſige Verrichtung dereins zu ſeiner Befoderung wolte zu ruͤhmen
wiſſen; gab ihm damit urlaub/ ging mit der Jungfer in die abſonderliche kleine Neben-
kammer/ in welcher die Lade nidergeſetzet wahr/ machte den Schluͤſſel loß/ und wolte als-
bald auffſchlieſſen/ da ſie von der Jungfer erinnert ward/ den Brieff erſt zu leſen. Ach/
ſagte ſie/ aus uͤbermaͤſſigen freuden habe ich deſſen gar vergeſſen; zog ihn hervor/ und ſa-
gete weiter: Kom doch mein Kind/ und hilff mir meines Herkules Schreiben leſen/ ich
darffs allein nicht erbrechen/ aus furcht/ es moͤchte etwas wiedriges darinnen ſtehen. Et-
was wiedriges? antwortete ſie; wiſſet ihr auch mein Fraͤulein/ warumb er euer Gn. daß
koͤſtliche Pferd und die ſchoͤne Gutſche geſchicket hat? nirgend umb/ als daß ihr darauff
ſollet zu ihm nach Padua reiten oder fahren. O meine Herzen Libuſſa/ ſagte das Fraͤulein/
nun liebe ich dich erſt recht/ weil du ſo gar meine Gedanken ſehen kanſt/ welche mich dieſe
ganze Nacht ſchlaffloß gehalten/ ob ich nicht ein Mittel/ dieſe reiſe bey meiner Fr. Mutter
zuerhalten/ außſinnen moͤchte/ iſt aber alles vergeblich geweſen/ biß das Gluͤk mir ſolches
ohngefehr jezt dieſen Morgen an die Hand gegeben/ und ich darzu ſchon den erſten Anfang
gemacht. O behuͤte Gott behuͤte Gott/ ſagte die Jungfer: Eure Gn. werden ja dieſe meine
Scherzrede nicht in ernſt auffnehmen; dann wer wolte zu dieſer gefaͤhrlichen Reiſe rah-

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[224/0262] Erſtes Buch. Verwunderung anſahe/ und Lutter ihr ſolches alſo einlieferte: Durchleuchtigſtes Koͤnig- liches Fraͤulein/ der auch Durchleuchtigſte Fuͤrſt und ſiegreiche Held/ Großfuͤrſt Herku- les/ hat mir gnaͤdigſt anbefohlen/ ihrer Durchl. dieſes Pferd/ welches in dem Eilande Si- zilien geworffen und abgerichtet iſt/ in ſeiner Durchl. Nahmen untertaͤhnigſt einzuhaͤn- digen/ mit Bitte/ ſolches an Stat eines geraubeten Bandes unbeſchwert anzunehmen/ und mit ſchweſterlicher Gewogenheit im ſtets zugetahn zu verbleiben. Die Gutſche ſamt auffgeſetzeter Lade wird gleicher Geſtalt euer Durchl. von hoͤchſtgedachtem Fuͤrſten zuge- ſchicket/ wobey ich den Befehl habe/ deroſelben dieſes Schreiben/ und dabey gefuͤgeten/ zu der Lade gehoͤrigen verſiegelten Schluͤſſel/ ohn anderer auffmerkung zuzuſtellen/ welches ich hiemit an dieſem bequemen Orte wil geleiſtet haben/ und wird eure Durchl. mir goͤñen/ daß die Lade alsbald auff ihr eigenes Zimmer getragen werde. Mein Herr Oheim und Bruder/ der Durchl. Großfuͤrſt/ antwortete ſie/ hat gar zu uͤbrige Koſten an den Pferde- ſchmuk geleget/ welches ich nit zu vergelten weiß/ als nur mit einem ſchweſterlichen Wil- len/ der zu keiner taht gelangen kan. Die Lade werdet ihr hintragen laſſen wie ihr befehli- chet ſeid/ und wil ich ſchon ſehen wohin dieſelbe etwa weiters ſol fortgeſchicket werden. Ihrer andern Leib Jungfer Brelen befahl ſie nach ihrem Zimmer mit Luttern zu gehen/ denſelben biß auff ihre Ankunfft mit unterredung auffzuhalten/ und die Lade in ihr abſon- derliches Kaͤmmeꝛlein niderzuſetzen. Sie aber ging mit Libuſſen nach der Koͤnigin/ ruͤh- mete den uͤberauß koſtbahren Schmuk des von Herkules geſchikten Pferdes/ und die wol- gemachte Gutſche/ zeigete daneben an/ der Uberbringer wolte von wegen ihres Herrn Bruders und deſſen Frl. Braut ſie gerne abſonderlich ſprechen/ wolte ihn deßwegen auff ihr Zimmer fuͤhren/ dafern es die Fr. Mutter vor gut hilte; machte ſich auff Bewilligung mit Libuſſen dahin/ hieß Brelen einen Abtrit nehmen und bey der Koͤnigin auffwarten/ aber in Libuſſen Gegenwart taht ſie bey Luttern allerhand Nachfrage/ und merkete/ daß ihm ihre und Herkules Liebe unbewuſt wahr/ daher ſie ihn abfertigte/ mit dem Verſpre- chen/ daß ſie ſeine fleiſſige Verrichtung dereins zu ſeiner Befoderung wolte zu ruͤhmen wiſſen; gab ihm damit urlaub/ ging mit der Jungfer in die abſonderliche kleine Neben- kammer/ in welcher die Lade nidergeſetzet wahr/ machte den Schluͤſſel loß/ und wolte als- bald auffſchlieſſen/ da ſie von der Jungfer erinnert ward/ den Brieff erſt zu leſen. Ach/ ſagte ſie/ aus uͤbermaͤſſigen freuden habe ich deſſen gar vergeſſen; zog ihn hervor/ und ſa- gete weiter: Kom doch mein Kind/ und hilff mir meines Herkules Schreiben leſen/ ich darffs allein nicht erbrechen/ aus furcht/ es moͤchte etwas wiedriges darinnen ſtehen. Et- was wiedriges? antwortete ſie; wiſſet ihr auch mein Fraͤulein/ warumb er euer Gn. daß koͤſtliche Pferd und die ſchoͤne Gutſche geſchicket hat? nirgend umb/ als daß ihr darauff ſollet zu ihm nach Padua reiten oder fahren. O meine Herzen Libuſſa/ ſagte das Fraͤulein/ nun liebe ich dich erſt recht/ weil du ſo gar meine Gedanken ſehen kanſt/ welche mich dieſe ganze Nacht ſchlaffloß gehalten/ ob ich nicht ein Mittel/ dieſe reiſe bey meiner Fr. Mutter zuerhalten/ außſinnen moͤchte/ iſt aber alles vergeblich geweſen/ biß das Gluͤk mir ſolches ohngefehr jezt dieſen Morgen an die Hand gegeben/ und ich darzu ſchon den erſten Anfang gemacht. O behuͤte Gott behuͤte Gott/ ſagte die Jungfer: Eure Gn. werden ja dieſe meine Scherzrede nicht in ernſt auffnehmen; dann wer wolte zu dieſer gefaͤhrlichen Reiſe rah- ten

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/262>, abgerufen am 21.12.2024.