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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Seiten? wie würde dir solches ein ander als ich/ zum besten auß deuten können? Sihe dich
aber wol vor/ daß du ja nicht aus unbedacht in anderer Leute Gegenwart dergleichen
Scherz treibest/ du dürftest dir sonst Ungelegenheit ohn dein Verbrechen verursachen. Ja
mein Fräulein ja/ antwortete sie/ da Scherz keinen Käuffer hat/ lasse ich ihn wol unaußge-
bohten; ihre Gn. haben mich ja viel anders geprüfet; daß aber bey derselben ich solche
Kühnheit gebrauche/ ist die einige Ursach/ daß vor übermässiger herzens Liebe ich nicht
weiß/ auff was Art euer Gn. ich Lust und anmuht erwecken wil/ und wann ich wissen solte/
daß dieselbe ich hiedurch verunwilligte/ wolte ich mir lieber die Zunge abbeissen/ als ein
Wörtlein ihr zu wieder reden. So magstu immerhin plaudern/ sagte sie/ wann wir allein
sind. Diese Erläubnis/ fuhr jene fort/ wolte ich gerne haben/ und kan nunmehr nicht ver-
bergen/ wie lieb mirs ist/ daß eure Gn. heut mit zween nacketen hat fechten müssen. Je/ ant-
wortete sie/ du wirst ja nicht gar aus der Erbarkeit Schranken loßbrechen. Lasset michs
doch zuvor alles aussagen/ wieder antwortete jene; dann hätten die frechen Buben volle
Ritterharnische angehabt/ samt Schild und Helm/ dürffte umb Eure Gn. es gefährlich
gestanden seyn. Ich aber/ sagte das Fräulein/ möchte wünschen/ daß ein ieder drey Harni-
sche angehabt hätte. Wie so? fragte iene. Bistu nicht eine Närrin? sagte sie/ dann unter
solcher Last hätten sie ja im Wasser ersauffen müssen. Libussa schämete sich der Fehlfrage/
und fing an: Was habe ich mich dann auch groß umb diese Buben zu bekümmern? viel-
lieber fahre ich fort in des allertrefflichsten Fürsten Verteidigung/ und wage eine Wette/
ob nicht innerhalb kurtzer Zeit Eure Gn. Schreiben von ihm hat; und nicht allein nur
Schreiben/ sondern wegen des Haaren Armbandes zehnfache Erstattung; aber wie dann
Gn. Fräulein/ wann ich Arbeitslohn ihm angefodert/ und zuwissen getahn hätte/ daß ich
die Künstlerin gewesen bin? O du dumkühnes Tihr/ antwortete sie/ du wirst ja so unver-
schämt nicht seyn. Unverschämt? sagte Libussa; heisset man das unverschämt/ wann der
Arbeiter seinen Lohn fodert? Du loser Sak/ antwortete sie mit einem lachen/ ich habe noch
nicht viel Briefe gesehen/ in welchen er deine Arbeit angefodert; wiltu aber Arbeitslohn
haben/ so fodere ihn von mir/ und nicht von meinem Herkules. Ich wil schon wissen/ ihn
von beyden auff einmahl zufodern/ sagte sie/ aber daß euchs schwer gnug fallen sol/ mich zu
befriedigen. Ey dräue so hart nicht/ antwortete das Fräule in/ können wir dann den Häupt-
stuel so geschwinde und auff ein mahl nicht abtragen/ wollen wir die Zinsen richtig machen/
Gott gebe nur/ daß die Zeit schier komme/ daß du uns beyde in einem Gemache mahnen
könnest. Also führeten sie ihr ehrliebendes Gespräch/ und wuste diese Jungfer dem Fräu-
lein so genehm vorzuschwätzen/ daß sie offt ja so befrie diget sich befand/ als wann sie auff ih-
res Herkules Schosse gesessen währe.

Des nähstfolgenden Morgens ward auff dem Königlichen Schlosse angemeldet/ es
währe eine Geselschafft von LVI Reutern/ in lauter Sammet gekleidet vor dem Stadtohr/
welche vorgäben/ sie kähmen von jhrem Könige Ladisla aus Italien. Die Königin ließ das
Fräulein solches wissen/ daß sie nach angelegetem Schmuk zu jhr kähme/ und der Gesan-
ten Werbung mit anhörete/ welche dann alle eingelassen/ und in die besten Herbergen ver-
legt wurden/ von denen Friederich und Lutter allein sich nach Hofe verfügeten/ und nach
abgelegetem Kind- und Brüderlichen Gruß von Ladisla und Herkules an die Königin und

das

Erſtes Buch.
Seiten? wie wuͤrde dir ſolches ein ander als ich/ zum beſten auß deuten koͤñen? Sihe dich
aber wol vor/ daß du ja nicht aus unbedacht in anderer Leute Gegenwart dergleichen
Scherz treibeſt/ du duͤrfteſt dir ſonſt Ungelegenheit ohn dein Verbrechen verurſachen. Ja
mein Fraͤulein ja/ antwortete ſie/ da Scherz keinen Kaͤuffer hat/ laſſe ich ihn wol unaußge-
bohten; ihre Gn. haben mich ja viel anders gepruͤfet; daß aber bey derſelben ich ſolche
Kuͤhnheit gebrauche/ iſt die einige Urſach/ daß vor uͤbermaͤſſiger herzens Liebe ich nicht
weiß/ auff was Art euer Gn. ich Luſt und anmuht erwecken wil/ und wann ich wiſſen ſolte/
daß dieſelbe ich hiedurch verunwilligte/ wolte ich mir lieber die Zunge abbeiſſen/ als ein
Woͤrtlein ihr zu wieder reden. So magſtu immerhin plaudern/ ſagte ſie/ wann wir allein
ſind. Dieſe Erlaͤubnis/ fuhr jene fort/ wolte ich gerne haben/ und kan nunmehr nicht ver-
bergen/ wie lieb mirs iſt/ daß eure Gn. heut mit zween nacketen hat fechten muͤſſen. Je/ ant-
wortete ſie/ du wirſt ja nicht gar aus der Erbarkeit Schranken loßbrechen. Laſſet michs
doch zuvor alles ausſagen/ wieder antwortete jene; dann haͤtten die frechen Buben volle
Ritterharniſche angehabt/ ſamt Schild und Helm/ duͤrffte umb Eure Gn. es gefaͤhrlich
geſtanden ſeyn. Ich aber/ ſagte das Fraͤulein/ moͤchte wuͤnſchen/ daß ein ieder drey Harni-
ſche angehabt haͤtte. Wie ſo? fragte iene. Biſtu nicht eine Naͤrrin? ſagte ſie/ dann unter
ſolcher Laſt haͤtten ſie ja im Waſſer erſauffen muͤſſen. Libuſſa ſchaͤmete ſich der Fehlfrage/
und fing an: Was habe ich mich dann auch groß umb dieſe Buben zu bekuͤmmern? viel-
lieber fahre ich fort in des allertrefflichſten Fuͤrſten Verteidigung/ und wage eine Wette/
ob nicht innerhalb kurtzer Zeit Eure Gn. Schreiben von ihm hat; und nicht allein nur
Schreiben/ ſondern wegen des Haaren Armbandes zehnfache Erſtattung; aber wie dann
Gn. Fraͤulein/ wann ich Arbeitslohn ihm angefodert/ und zuwiſſen getahn haͤtte/ daß ich
die Kuͤnſtlerin geweſen bin? O du dumkuͤhnes Tihr/ antwortete ſie/ du wirſt ja ſo unver-
ſchaͤmt nicht ſeyn. Unverſchaͤmt? ſagte Libuſſa; heiſſet man das unverſchaͤmt/ wann der
Arbeiter ſeinen Lohn fodert? Du loſer Sak/ antwortete ſie mit einem lachen/ ich habe noch
nicht viel Briefe geſehen/ in welchen er deine Arbeit angefodert; wiltu aber Arbeitslohn
haben/ ſo fodere ihn von mir/ und nicht von meinem Herkules. Ich wil ſchon wiſſen/ ihn
von beyden auff einmahl zufodern/ ſagte ſie/ aber daß euchs ſchwer gnug fallen ſol/ mich zu
befriedigen. Ey draͤue ſo hart nicht/ antwortete das Fraͤule in/ koͤnnen wir dañ den Haͤupt-
ſtuel ſo geſchwinde und auff ein mahl nicht abtragen/ wollen wir die Zinſen richtig machẽ/
Gott gebe nur/ daß die Zeit ſchier komme/ daß du uns beyde in einem Gemache mahnen
koͤnneſt. Alſo fuͤhreten ſie ihr ehrliebendes Geſpraͤch/ und wuſte dieſe Jungfer dem Fraͤu-
lein ſo genehm vorzuſchwaͤtzen/ daß ſie offt ja ſo befrie diget ſich befand/ als wann ſie auff ih-
res Herkules Schoſſe geſeſſen waͤhre.

Des naͤhſtfolgenden Morgens ward auff dem Koͤniglichen Schloſſe angemeldet/ es
waͤhre eine Geſelſchafft von LVI Reutern/ in lauter Sammet gekleidet vor dem Stadtohr/
welche vorgaͤben/ ſie kaͤhmen von jhrem Koͤnige Ladiſla aus Italien. Die Koͤnigin ließ das
Fraͤulein ſolches wiſſen/ daß ſie nach angelegetem Schmuk zu jhr kaͤhme/ und der Geſan-
ten Werbung mit anhoͤrete/ welche dann alle eingelaſſen/ und in die beſten Herbergen ver-
legt wurden/ von denen Friederich und Lutter allein ſich nach Hofe verfuͤgeten/ und nach
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/260>, abgerufen am 21.12.2024.