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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Durchl. anzudeuten/ sind wir von höchstgedachten/ unfer Fr. Königin und dem Königl.
Fräulein/ dann auch den sämtlichen Landständen abgefertiget/ und daneben dieses Schrei-
ben nebest 300000 Kronen freywilliger Landsteur/ behuef jhrer Durchl. Königlicher aus-
rüstung zu vorgenommener Reise/ unterthänigst einzulieffern. Ladisla bedankete sich des
übergebrachten Grusses/ nebest angedeuteter Fxeude über der Landstände Gutwilligkeit/
erkennete daraus jhre gewogene Herzen/ welche zu vergelten/ er stets wolte gefliessen seyn;
brach das Schreiben/ und fand darinnen/ was gestalt sie alle mit einander seiner vorgenom-
menen sehr beschwer- und gefährlichen Reise halber gantz unmuhtig währen/ und die Kö-
nigin vor andern inständig anhielt/ sich deren zu begeben/ und durch abgeordnete das Ge-
lübde abzulegen/ damit sie der mühseligen Reichsverwaltung benommen/ ihr angehen des
Alter in Ruhe setzen/ und den angebohrnen Erbherren erstes Tages möchte die Herschaft
führen sehen. Nachgehends rühmete sie der Untertahnen Gutwilligkeit wegen der aufge-
brachten Gelder/ in sonderheit was der alte geträue Pribisla dabey verichtet/ und zu seines
Königes Unterhalt alle seine Güter loßschlagen wollen/ welches die Stände nur verhin-
dert/ und ihrem Könige/ als lange er in der fremde seyn würde/ jährlich 100000 Kronen
überzumachen sich anerböhten. Die vorgeschlagene Reichs Rähte währen alle beliebet/ die
Herschafft in gutem Wolstande/ und so wol innerlich als äusserlich Friede und Ruhe. Als
er alles gelesen/ lieferte ihm Wenzesla wegen der Fräulein das Brust Kleinot mit eben den
befohlenen Worten; Worauf er zur Antwort gab: Meine Frl. Schwester wird vielleicht
einen Warsager Geist haben/ daß gleich diesen lezten Tag vor der Hochzeit sie mir solches
anbefihlet/ welches nach jhrem Begehren fleissig sol verrichtet werden. Inzwischen war-
tete Herkules mit grossem Verlangen/ was vor Zeitung er von seinem Fräulein haben
würde/ und ob er schrifftlicher Antwort gewirdiget währe; hatte aber noch keine Gelegen-
heit/ Wenzesla abzufodern/ dann es wahr Ladisla in voller Erzählung seiner Heyraht be-
griffen/ dem sie alle fleissig zuhöreten/ und ihm darzu Glük und Segen wünscheten. Nun
wolte gleichwol der Alte seine Werbung bey Herkules gerne ablegen/ darumb gab er vor/
er währe von der Königin befehlichet/ etwas absonderlich mit jhm zureden; ging auch mit
ihm aus dem Gemache/ nam das Schreiben nebest dem versiegelten Schächtelchen her-
vor/ und sagete zu ihm: Durchl. Fürst/ das mir anvertrauete Schreiben habe ich an ge-
bührlichen Ort nebest beygefügetem Ringe geträulich eingeliefert/ und wird ohn zweiffel
das Fräulein alles seinem begehren nach/ verrichtet haben/ krafft dieses Schreibens An-
zeige; sonsten habe ich gnädigsten Befehl/ ihre Durchl. von meinem Gn. Fräulein freund-
lich zugrüssen/ und daneben anzudeuten/ daß sie in diesem versiegelten Büchslein derselben
einen Ring übersende/ dessen Krafft in der Blutstillung treflich bewähret sey; schließlich
auch/ daß das Durchl. Königl. Fräulein in Schweden höchlich wünschen solle/ ihren ver-
lobeten Fürsten/ Herrn Herkules schier zu sehen; möchte daher seine Reise auffschieben/ und
dieselbe vorher zu besuchen unbeschweret seyn. Wie erfreulich ihm das empfangene Schrei-
ben wahr/ so fremde kahmen ihm die lezten Reden vor/ merkete doch bald/ daß sie selbst un-
ter dieser Bemäntelung jhre eigene Begierde ihn zu sehen/ hätte anzeigen wollen/ daher er
sich ihrer Beständigkeit übrig schon versicherte/ stellete sich doch allein in einen Winkel/ und
nach Verlesung des Brieses/ als mit inniglichster Vergnügung überhäuffet/ gab er zur

Ant-
D d iij

Erſtes Buch.
Durchl. anzudeuten/ ſind wir von hoͤchſtgedachten/ unfer Fr. Koͤnigin und dem Koͤnigl.
Fraͤulein/ dann auch den ſaͤmtlichen Landſtaͤnden abgefeꝛtiget/ und daneben dieſes Schrei-
ben nebeſt 300000 Kronen freywilliger Landſteur/ behuef jhrer Durchl. Koͤniglicher aus-
ruͤſtung zu vorgenommener Reiſe/ unterthaͤnigſt einzulieffern. Ladiſla bedankete ſich des
uͤbergebrachten Gruſſes/ nebeſt angedeuteter Fxeude uͤber der Landſtaͤnde Gutwilligkeit/
erkennete daraus jhre gewogene Herzen/ welche zu vergelten/ er ſtets wolte geflieſſen ſeyn;
brach das Schreiben/ und fand dariñen/ was geſtalt ſie alle mit einander ſeiner vorgenom-
menen ſehr beſchwer- und gefaͤhrlichen Reiſe halber gantz unmuhtig waͤhren/ und die Koͤ-
nigin vor andern inſtaͤndig anhielt/ ſich deren zu begeben/ und durch abgeordnete das Ge-
luͤbde abzulegen/ damit ſie der muͤhſeligen Reichsverwaltung benommen/ ihꝛ angehen des
Alter in Ruhe ſetzen/ und den angebohrnen Erbherren erſtes Tages moͤchte die Herſchaft
fuͤhren ſehen. Nachgehends ruͤhmete ſie der Untertahnen Gutwilligkeit wegen der aufge-
brachten Gelder/ in ſonderheit was der alte getraͤue Pribiſla dabey verichtet/ und zu ſeines
Koͤniges Unterhalt alle ſeine Guͤter loßſchlagen wollen/ welches die Staͤnde nur verhin-
dert/ und ihrem Koͤnige/ als lange er in der fremde ſeyn wuͤrde/ jaͤhrlich 100000 Kronen
uͤberzumachen ſich anerboͤhten. Die vorgeſchlagene Reichs Raͤhte waͤhren alle beliebet/ die
Herſchafft in gutem Wolſtande/ und ſo wol innerlich als aͤuſſerlich Friede und Ruhe. Als
er alles geleſen/ lieferte ihm Wenzeſla wegen der Fraͤulein das Bruſt Kleinot mit eben den
befohlenen Worten; Worauf er zur Antwort gab: Meine Frl. Schweſter wird vielleicht
einen Warſager Geiſt haben/ daß gleich dieſen lezten Tag vor der Hochzeit ſie mir ſolches
anbefihlet/ welches nach jhrem Begehren fleiſſig ſol verrichtet werden. Inzwiſchen war-
tete Herkules mit groſſem Verlangen/ was vor Zeitung er von ſeinem Fraͤulein haben
wuͤrde/ und ob er ſchrifftlicher Antwort gewirdiget waͤhre; hatte aber noch keine Gelegen-
heit/ Wenzeſla abzufodern/ dann es wahr Ladiſla in voller Erzaͤhlung ſeiner Heyraht be-
griffen/ dem ſie alle fleiſſig zuhoͤreten/ und ihm darzu Gluͤk und Segen wuͤnſcheten. Nun
wolte gleichwol der Alte ſeine Werbung bey Herkules gerne ablegen/ darumb gab er vor/
er waͤhre von der Koͤnigin befehlichet/ etwas abſonderlich mit jhm zureden; ging auch mit
ihm aus dem Gemache/ nam das Schreiben nebeſt dem verſiegelten Schaͤchtelchen her-
vor/ und ſagete zu ihm: Durchl. Fuͤrſt/ das mir anvertrauete Schreiben habe ich an ge-
buͤhrlichen Ort nebeſt beygefuͤgetem Ringe getraͤulich eingeliefert/ und wird ohn zweiffel
das Fraͤulein alles ſeinem begehren nach/ verꝛichtet haben/ krafft dieſes Schreibens An-
zeige; ſonſten habe ich gnaͤdigſten Befehl/ ihre Durchl. von meinem Gn. Fꝛaͤulein freund-
lich zugruͤſſen/ und daneben anzudeuten/ daß ſie in dieſem verſiegelten Buͤchslein derſelben
einen Ring uͤberſende/ deſſen Krafft in der Blutſtillung treflich bewaͤhret ſey; ſchließlich
auch/ daß das Durchl. Koͤnigl. Fraͤulein in Schweden hoͤchlich wuͤnſchen ſolle/ ihren veꝛ-
lobeten Fuͤrſten/ Herꝛn Herkules ſchier zu ſehen; moͤchte daher ſeine Reiſe auffſchieben/ uñ
dieſelbe vorher zu beſuchẽ unbeſchweret ſeyn. Wie erfreulich ihm das empfangene Schꝛei-
ben wahr/ ſo fremde kahmen ihm die lezten Reden vor/ merkete doch bald/ daß ſie ſelbſt un-
ter dieſer Bemaͤntelung jhre eigene Begierde ihn zu ſehen/ haͤtte anzeigen wollen/ daher er
ſich ihrer Beſtaͤndigkeit uͤbrig ſchon verſicherte/ ſtellete ſich doch allein in einen Winkel/ uñ
nach Verleſung des Brieſes/ als mit inniglichſter Vergnuͤgung uͤberhaͤuffet/ gab er zur

Ant-
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[213/0251] Erſtes Buch. Durchl. anzudeuten/ ſind wir von hoͤchſtgedachten/ unfer Fr. Koͤnigin und dem Koͤnigl. Fraͤulein/ dann auch den ſaͤmtlichen Landſtaͤnden abgefeꝛtiget/ und daneben dieſes Schrei- ben nebeſt 300000 Kronen freywilliger Landſteur/ behuef jhrer Durchl. Koͤniglicher aus- ruͤſtung zu vorgenommener Reiſe/ unterthaͤnigſt einzulieffern. Ladiſla bedankete ſich des uͤbergebrachten Gruſſes/ nebeſt angedeuteter Fxeude uͤber der Landſtaͤnde Gutwilligkeit/ erkennete daraus jhre gewogene Herzen/ welche zu vergelten/ er ſtets wolte geflieſſen ſeyn; brach das Schreiben/ und fand dariñen/ was geſtalt ſie alle mit einander ſeiner vorgenom- menen ſehr beſchwer- und gefaͤhrlichen Reiſe halber gantz unmuhtig waͤhren/ und die Koͤ- nigin vor andern inſtaͤndig anhielt/ ſich deren zu begeben/ und durch abgeordnete das Ge- luͤbde abzulegen/ damit ſie der muͤhſeligen Reichsverwaltung benommen/ ihꝛ angehen des Alter in Ruhe ſetzen/ und den angebohrnen Erbherren erſtes Tages moͤchte die Herſchaft fuͤhren ſehen. Nachgehends ruͤhmete ſie der Untertahnen Gutwilligkeit wegen der aufge- brachten Gelder/ in ſonderheit was der alte getraͤue Pribiſla dabey verichtet/ und zu ſeines Koͤniges Unterhalt alle ſeine Guͤter loßſchlagen wollen/ welches die Staͤnde nur verhin- dert/ und ihrem Koͤnige/ als lange er in der fremde ſeyn wuͤrde/ jaͤhrlich 100000 Kronen uͤberzumachen ſich anerboͤhten. Die vorgeſchlagene Reichs Raͤhte waͤhren alle beliebet/ die Herſchafft in gutem Wolſtande/ und ſo wol innerlich als aͤuſſerlich Friede und Ruhe. Als er alles geleſen/ lieferte ihm Wenzeſla wegen der Fraͤulein das Bruſt Kleinot mit eben den befohlenen Worten; Worauf er zur Antwort gab: Meine Frl. Schweſter wird vielleicht einen Warſager Geiſt haben/ daß gleich dieſen lezten Tag vor der Hochzeit ſie mir ſolches anbefihlet/ welches nach jhrem Begehren fleiſſig ſol verrichtet werden. Inzwiſchen war- tete Herkules mit groſſem Verlangen/ was vor Zeitung er von ſeinem Fraͤulein haben wuͤrde/ und ob er ſchrifftlicher Antwort gewirdiget waͤhre; hatte aber noch keine Gelegen- heit/ Wenzeſla abzufodern/ dann es wahr Ladiſla in voller Erzaͤhlung ſeiner Heyraht be- griffen/ dem ſie alle fleiſſig zuhoͤreten/ und ihm darzu Gluͤk und Segen wuͤnſcheten. Nun wolte gleichwol der Alte ſeine Werbung bey Herkules gerne ablegen/ darumb gab er vor/ er waͤhre von der Koͤnigin befehlichet/ etwas abſonderlich mit jhm zureden; ging auch mit ihm aus dem Gemache/ nam das Schreiben nebeſt dem verſiegelten Schaͤchtelchen her- vor/ und ſagete zu ihm: Durchl. Fuͤrſt/ das mir anvertrauete Schreiben habe ich an ge- buͤhrlichen Ort nebeſt beygefuͤgetem Ringe getraͤulich eingeliefert/ und wird ohn zweiffel das Fraͤulein alles ſeinem begehren nach/ verꝛichtet haben/ krafft dieſes Schreibens An- zeige; ſonſten habe ich gnaͤdigſten Befehl/ ihre Durchl. von meinem Gn. Fꝛaͤulein freund- lich zugruͤſſen/ und daneben anzudeuten/ daß ſie in dieſem verſiegelten Buͤchslein derſelben einen Ring uͤberſende/ deſſen Krafft in der Blutſtillung treflich bewaͤhret ſey; ſchließlich auch/ daß das Durchl. Koͤnigl. Fraͤulein in Schweden hoͤchlich wuͤnſchen ſolle/ ihren veꝛ- lobeten Fuͤrſten/ Herꝛn Herkules ſchier zu ſehen; moͤchte daher ſeine Reiſe auffſchieben/ uñ dieſelbe vorher zu beſuchẽ unbeſchweret ſeyn. Wie erfreulich ihm das empfangene Schꝛei- ben wahr/ ſo fremde kahmen ihm die lezten Reden vor/ merkete doch bald/ daß ſie ſelbſt un- ter dieſer Bemaͤntelung jhre eigene Begierde ihn zu ſehen/ haͤtte anzeigen wollen/ daher er ſich ihrer Beſtaͤndigkeit uͤbrig ſchon verſicherte/ ſtellete ſich doch allein in einen Winkel/ uñ nach Verleſung des Brieſes/ als mit inniglichſter Vergnuͤgung uͤberhaͤuffet/ gab er zur Ant- D d iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/251>, abgerufen am 21.12.2024.