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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
ches Blutströpflein behalten würde/ welches er dann in künfftig noch alles auf zuschütten/ gänzlich be-
vacht ist so bald ihm die Zeitung kommen solte/ daß er sey außgetahn bey derselben/ die er wett über
sich selbst liebet/ und vor allen jrdtschen Menschen der Welt erhebet. Es erhält jhn aber bißher noch/
ihre ihm bekante auffrichtige Tugend und Redligkeit/ welches umb ein grosses vermehret hat der über-
geschikte Gruß und das höchstangenehme Armband/ welches von seinem Arme nicht kommen wird/
es sey dann/ daß er noch weitere und festere Versicherung habe dessen das da hoffet und inniglich wün-
schet/ Ihrer unvergleichlichen Volkommenheit untergebenster Knecht/ bißher Oedemeier/ jetzt wieder
genant Herkules. Geschrieben aus Rom am XXII Tage des Jenners/ im Jahr nach meines Hey-
landes Geburt CCXXVI.

Das verliebete Fräulein ward überauß hoch erfreuet/ da sie dieser Bestendigkeit in-
nen ward/ vermerkete aber doch zugleich zweyerley; als daß vor erst er diese Zeit über in
schlimmer Dienstbarkeit müste zugebracht haben/ welches ihre Seele zum trähnenden
Mitleyden bewägete; hernach/ daß er gleichwol ein sehr angenehmes Laabsal in diesem
Unglük/ in Erkäntnis Gottes bestehend/ funden/ worüber sie sich herzlich erfreuete; dann
ob zwar sein Herr Vater ihrer Fr. Mutter hatte zugeschrieben/ wie sein Sohn Herkules
nicht allein seine alten Götter schändete/ sondern einen neuen gekreuzigten angenommen/
und in eine abscheuhliche Geselschafft/ die Christen genennet/ sich begeben/ welche aller
Keuscheit und Tugend abgesagete Feinde/ in heimlichen Sünden und Schanden sich wäl-
zeten/ und daher von der Obrigkeit allenthalben durchächtet und gestraffet würden/ kunte
doch weder sie noch ihre Fr. Mutter ein folches dem züchtigen frommen Herkules zutrauen/
insonderheit/ weil nur die Teutschen Pfaffen solches ohn Grund redeten/ die in dergleichen
Sachen sich ohn daß wieder andere Götter gerne gebrauchen liessen/ daß sie die ihren desto
höher erheben/ und sich selbst dadurch ein Ansehen machen möchten; doch dachte sie diß-
mahl diesem lezten gar wenig nach/ sondern trug sehnliches Verlangen/ des widrigen
außgestandenen Unglüks Wissenschafft zuhaben/ ging demnach wieder hinzu Wenzesla/
der sich unterdessen fein bedacht hatte/ wie er alles ordentlich vorbringen wolte welches er
ihr rühmete/ und nach der Königin mitzugehen anhielt; sie aber zuvor von ihm zu wissen
begehrete/ ob ihm Herkules Begebnissen/ in was Stande er bißher gelebet/ nicht bewust
wären; welches er ihr alles anmeldete/ wie er von Pannonischen Räubern im Bömischen
Walde weggeführet/ durch andere Römische denen abgenommen/ und nach Rom ge-
bracht/ woselbst er einem Geizigen Herren/ vor Leibeigen verkaufft worden/ dem er die
Pferde putzen und abrichten/ auch andere schwere Arbeit über sich nehmen müssen/ und
dannoch davon frey zu werden nicht begehret/ weil er sich in eine neue Lehre verliebet ge-
habt/ davon er weder mit güte noch bedränung des aller schändlichsten Todes könte abge-
bracht werden/ sondern hielte sich noch vor glükselig/ wann er umb solcher Lehre willen sein
Blut zuvergiessen solte gewirdiget seyn; wie ich dann/ sagete er/ solche Leute auff meiner
hinreise in Italien selbst gesehen/ welche sich lieber lebendig auffs Feur setzen liessen/ als dz
sie den Römischen Göttern ein wenig Weirauch hätten auff die Kohlen streuen wollen.
Das übrige wuste er nun aus Ladisla Munde zuerzählen/ der ihm solches alles umbständ-
lich kundgetahn/ auch wie er nach fleissiger Nachforschung/ seiner Leibeigenschafft endlich
währe inne worden/ und ihn wieder loßgemacht. Sie fragete/ ob dann ihr Herr Bruder
nicht allezeit bey Herkules zu Rom gewesen? Nein sagte er; er hat sich/ weiß nicht wo/ in

Kriegs-

Erſtes Buch.
ches Blutstroͤpflein behalten wuͤrde/ welches er dann in künfftig noch alles auf zuſchuͤtten/ gaͤnzlich be-
vacht iſt ſo bald ihm die Zeitung kommen ſolte/ daß er ſey außgetahn bey derſelben/ die er wett uͤber
ſich ſelbſt liebet/ und vor allen jrdtſchen Menſchen der Welt erhebet. Es erhaͤlt jhn aber bißher noch/
ihre ihm bekante auffrichtige Tugend und Redligkeit/ welches umb ein groſſes vermehret hat der uͤber-
geſchikte Gruß und das hoͤchſtangenehme Armband/ welches von ſeinem Arme nicht kommen wird/
es ſey dann/ daß er noch weitere und feſtere Verſicherung habe deſſen das da hoffet und inniglich wuͤn-
ſchet/ Ihrer unvergleichlichen Volkommenheit untergebenſter Knecht/ bißher Oedemeier/ jetzt wieder
genant Herkules. Geſchrieben aus Rom am XXII Tage des Jenners/ im Jahr nach meines Hey-
landes Geburt CCXXVI.

Das verliebete Fraͤulein ward uͤberauß hoch erfreuet/ da ſie dieſer Beſtendigkeit in-
nen ward/ vermerkete aber doch zugleich zweyerley; als daß vor erſt er dieſe Zeit uͤber in
ſchlimmer Dienſtbarkeit muͤſte zugebracht haben/ welches ihre Seele zum traͤhnenden
Mitleyden bewaͤgete; hernach/ daß er gleichwol ein ſehr angenehmes Laabſal in dieſem
Ungluͤk/ in Erkaͤntnis Gottes beſtehend/ funden/ woruͤber ſie ſich herzlich erfreuete; dann
ob zwar ſein Herr Vater ihrer Fr. Mutter hatte zugeſchrieben/ wie ſein Sohn Herkules
nicht allein ſeine alten Goͤtter ſchaͤndete/ ſondern einen neuen gekreuzigten angenommen/
und in eine abſcheuhliche Geſelſchafft/ die Chriſten genennet/ ſich begeben/ welche aller
Keuſcheit und Tugend abgeſagete Feinde/ in heimlichen Suͤnden uñ Schanden ſich waͤl-
zeten/ und daher von der Obrigkeit allenthalben durchaͤchtet und geſtraffet wuͤrden/ kunte
doch weder ſie noch ihre Fr. Mutter ein folches dem zuͤchtigen from̃en Herkules zutrauẽ/
inſonderheit/ weil nur die Teutſchen Pfaffen ſolches ohn Grund redeten/ die in dergleichen
Sachen ſich ohn daß wieder andere Goͤtter gerne gebrauchen lieſſen/ daß ſie die ihren deſto
hoͤher erheben/ und ſich ſelbſt dadurch ein Anſehen machen moͤchten; doch dachte ſie diß-
mahl dieſem lezten gar wenig nach/ ſondern trug ſehnliches Verlangen/ des widrigen
außgeſtandenen Ungluͤks Wiſſenſchafft zuhaben/ ging demnach wieder hinzu Wenzeſla/
der ſich unterdeſſen fein bedacht hatte/ wie er alles ordentlich vorbringen wolte welches er
ihr ruͤhmete/ und nach der Koͤnigin mitzugehen anhielt; ſie aber zuvor von ihm zu wiſſen
begehrete/ ob ihm Herkules Begebniſſen/ in was Stande er bißher gelebet/ nicht bewuſt
waͤren; welches er ihr alles anmeldete/ wie er von Pannoniſchen Raͤubern im Boͤmiſchen
Walde weggefuͤhret/ durch andere Roͤmiſche denen abgenommen/ und nach Rom ge-
bracht/ woſelbſt er einem Geizigen Herren/ vor Leibeigen verkaufft worden/ dem er die
Pferde putzen und abrichten/ auch andere ſchwere Arbeit uͤber ſich nehmen muͤſſen/ und
dannoch davon frey zu werden nicht begehret/ weil er ſich in eine neue Lehre verliebet ge-
habt/ davon er weder mit guͤte noch bedraͤnung des aller ſchaͤndlichſten Todes koͤnte abge-
bracht werden/ ſondern hielte ſich noch vor gluͤkſelig/ wann er umb ſolcher Lehre willen ſein
Blut zuvergieſſen ſolte gewirdiget ſeyn; wie ich dann/ ſagete er/ ſolche Leute auff meiner
hinreiſe in Italien ſelbſt geſehen/ welche ſich lieber lebendig auffs Feur ſetzen lieſſen/ als dz
ſie den Roͤmiſchen Goͤttern ein wenig Weirauch haͤtten auff die Kohlen ſtreuen wollen.
Das uͤbrige wuſte er nun aus Ladiſla Munde zuerzaͤhlen/ der ihm ſolches alles umbſtaͤnd-
lich kundgetahn/ auch wie er nach fleiſſiger Nachforſchung/ ſeiner Leibeigenſchafft endlich
waͤhre inne worden/ und ihn wieder loßgemacht. Sie fragete/ ob dann ihr Herr Bruder
nicht allezeit bey Herkules zu Rom geweſen? Nein ſagte er; er hat ſich/ weiß nicht wo/ in

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/221>, abgerufen am 30.12.2024.