Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
eilete/ wahr auch der Königin sehr angenehm/ da er sich bey jhr angeben ließ/ so daß sie ihn
straks angesichts anredete: Wie mein guter Wenzesla? was bringet ihr mir vor Zeitung
von meinem Sohn curem Könige? die übrigen Ausreiter sind schon vorlängst mit keiner
Antwort wieder kommen/ und hat meine Hofnung sich einzig und allein auf euch gegrün-
det; so saget mir nur bald/ ob ich noch eines Sohnes Mutter bin. Ich weiß nicht anders/
sagte er; dann wie ich meinen Gn. Herrn leztmahl gesprochen/ wahr er frisch und gesund.
Ey so sey den Göttern dank/ antwortete sie; aber warumb bringet ihr jhn nicht mit euch?
Dieser wuste nicht/ was er vor erst anzeigen solte/ weil sein Häupt ohn das noch nicht aller-
dinge richtig wahr/ sagete endlich: Eure Hocheit wollen mir gnädigst verzeihen/ wann der-
selben wegen ausgestandener langwierigen Krankheit und Häuptes Verwirrung/ ich al-
les der gebühr nicht vortragen kan; ich bin vor XV Wochen bey meinem Gn. Herrn La-
disla zu Rom gewesen/ habe auch fleissig bey jhm geworben/ mit überzukommen/ aber sol-
ches keinerley weise erhalten/ ja nicht eins erfahren können/ ob er willens währe zu folgen
oder nicht; aber so viel merkete ich an beyden/ daß sie eilfertig wahren zu einer Reise/ wo-
hin/ kan ich gar nicht wissen/ nur daß ich nach wiedererlangeter Gesundheit die Hoffnung
fassete/ mein Gn. Herr würde vorlängst sich schon eingestellet haben. Wie seyd jhr närrisch
Wenzesla? fragete die Königin; ihr schwätzet mir ja Sachen vor/ die weder gehauen noch
gestochen sind. Ja was sol ich anders melden/ antwortete er/ weil ich selber nichts gewisses
weiß/ als daß seine Ankunfft gar ungewiß ist. Wisset jhr mir dann keinen bessern Trost zu
geben/ als diesen/ sagete sie/ so habe ich an euch den rechten abgefärtiget. Ach/ gnädigste Kö-
nigin/ antwortete er/ die Götter sind meine Zeugen/ daß aus seinem Munde ich keine ande-
re Antwort bringen mögen/ als daß Eure Hocheit mit jhm und mit mir wol friedlich seyn
würde/ so bald sie nur seine Schreiben würde gelesen haben. Nun sehe ich eigen/ sagte sie/
daß euer Witz zurük blieben sey/ dann ihr saget mir von Briefe-lesen/ und habt mir noch
keinen gezeiget. Er schämete sich dessen sehr/ baht umb Verzeihung/ und gab ihr beyde
Schreiben gebührlich ein/ deren grösseren sie alsbald öffnete/ und ihn mit fleiß durchlase/
aber der Inhalt wahr ihr allerdinge zuwider/ wie höchlich sie gleich seiner Gesundheit sich
erfreuete. Frl. Valißka kam gleich von der Jagt zu hause/ da ihre Fr. Mutter dem Briefe
nachsinnete; Als sie nun den alten Wenzesla neben ihr stehen/ und das Schreiben in ihren
Händen sahe/ fragete sie ihn alsbald/ ob er ihren lieben Bruder angetroffen hätte; da die
Mutter ihr zur Antwort gab: Er hätte ihn zwar gefunden/ brächte aber nichts als lauter
ungewisses von ihm. Das kan nicht wol seyn/ antwortete sie; ob gleich seine Ankunfft mag
ungewisse seyn/ dessen ursach ohn zweifel seines Herkules Verlust seyn wird. Den hat er
schon wieder funden/ antwortete die Königin/ welches ich vorhin aus meines Bruders
Schreiben wol habe muhtmassen können/ wann er nur auch sein Königreich wieder finden
könte. Wie dann mein guter Wenzesla/ sagte das Fräulein/ wisset ihr uns dann nicht zu
berichten/ wie es eigentlich umb meinen Herr Bruder beschaffen sey? Dieser gab zur ant-
wort: Er währe nach seinem Abscheide von Rom in eine Häuptverstörung gerahten/ er-
zählete auch solchen Unfal gar umständlich/ und sagete hernach; der Königin starkes nach-
fragen hätte ihn so verwirret gemacht/ weil er den Schaden noch nit allerdinge überwun-
den hätte/ wann ihm aber etwa ein halb stündichen Bedenkzeit gegönnet würde/ wolte er

sich
Z iij

Erſtes Buch.
eilete/ wahr auch der Koͤnigin ſehr angenehm/ da er ſich bey jhr angeben ließ/ ſo daß ſie ihn
ſtraks angeſichts anredete: Wie mein guter Wenzeſla? was bringet ihr mir vor Zeitung
von meinem Sohn curem Koͤnige? die uͤbrigen Ausreiter ſind ſchon vorlaͤngſt mit keiner
Antwoꝛt wieder kommen/ und hat meine Hofnung ſich einzig und allein auf euch gegruͤn-
det; ſo ſaget mir nur bald/ ob ich noch eines Sohnes Mutter bin. Ich weiß nicht anders/
ſagte er; dann wie ich meinen Gn. Herrn leztmahl geſprochen/ wahr er friſch und geſund.
Ey ſo ſey den Goͤttern dank/ antwortete ſie; aber warumb bringet ihr jhn nicht mit euch?
Dieſer wuſte nicht/ was er vor erſt anzeigen ſolte/ weil ſein Haͤupt ohn das noch nicht aller-
dinge richtig wahr/ ſagete endlich: Eure Hocheit wollen mir gnaͤdigſt verzeihen/ wann der-
ſelben wegen ausgeſtandener langwierigen Krankheit und Haͤuptes Verwirrung/ ich al-
les der gebuͤhr nicht vortragen kan; ich bin vor XV Wochen bey meinem Gn. Herrn La-
diſla zu Rom geweſen/ habe auch fleiſſig bey jhm geworben/ mit uͤberzukommen/ aber ſol-
ches keinerley weiſe erhalten/ ja nicht eins erfahren koͤnnen/ ob er willens waͤhre zu folgen
oder nicht; aber ſo viel merkete ich an beyden/ daß ſie eilfertig wahren zu einer Reiſe/ wo-
hin/ kan ich gar nicht wiſſen/ nur daß ich nach wiedererlangeter Geſundheit die Hoffnung
faſſete/ mein Gn. Herr wuͤrde vorlaͤngſt ſich ſchon eingeſtellet haben. Wie ſeyd jhr naͤrriſch
Wenzeſla? fragete die Koͤnigin; ihr ſchwaͤtzet mir ja Sachen vor/ die weder gehauen noch
geſtochen ſind. Ja was ſol ich anders melden/ antwortete er/ weil ich ſelber nichts gewiſſes
weiß/ als daß ſeine Ankunfft gar ungewiß iſt. Wiſſet jhr mir dann keinen beſſern Troſt zu
geben/ als dieſen/ ſagete ſie/ ſo habe ich an euch den rechten abgefaͤrtiget. Ach/ gnaͤdigſte Koͤ-
nigin/ antwortete er/ die Goͤtter ſind meine Zeugen/ daß aus ſeinem Munde ich keine ande-
re Antwort bringen moͤgen/ als daß Eure Hocheit mit jhm und mit mir wol friedlich ſeyn
wuͤrde/ ſo bald ſie nur ſeine Schreiben wuͤrde geleſen haben. Nun ſehe ich eigen/ ſagte ſie/
daß euer Witz zuruͤk blieben ſey/ dann ihr ſaget mir von Briefe-leſen/ und habt mir noch
keinen gezeiget. Er ſchaͤmete ſich deſſen ſehr/ baht umb Verzeihung/ und gab ihr beyde
Schreiben gebuͤhrlich ein/ deren groͤſſeren ſie alsbald oͤffnete/ und ihn mit fleiß durchlaſe/
aber der Inhalt wahr ihr allerdinge zuwider/ wie hoͤchlich ſie gleich ſeiner Geſundheit ſich
erfreuete. Frl. Valißka kam gleich von der Jagt zu hauſe/ da ihre Fr. Mutter dem Briefe
nachſinnete; Als ſie nun den alten Wenzeſla neben ihr ſtehen/ und das Schreiben in ihren
Haͤnden ſahe/ fragete ſie ihn alsbald/ ob er ihren lieben Bruder angetroffen haͤtte; da die
Mutter ihr zur Antwort gab: Er haͤtte ihn zwar gefunden/ braͤchte aber nichts als lauter
ungewiſſes von ihm. Das kan nicht wol ſeyn/ antwortete ſie; ob gleich ſeine Ankunfft mag
ungewiſſe ſeyn/ deſſen urſach ohn zweifel ſeines Herkules Verluſt ſeyn wird. Den hat er
ſchon wieder funden/ antwortete die Koͤnigin/ welches ich vorhin aus meines Bruders
Schreiben wol habe muhtmaſſen koͤnnen/ wann er nur auch ſein Koͤnigreich wieder finden
koͤnte. Wie dann mein guter Wenzeſla/ ſagte das Fraͤulein/ wiſſet ihr uns dann nicht zu
berichten/ wie es eigentlich umb meinen Herr Bruder beſchaffen ſey? Dieſer gab zur ant-
wort: Er waͤhre nach ſeinem Abſcheide von Rom in eine Haͤuptverſtoͤrung gerahten/ er-
zaͤhlete auch ſolchen Unfal gar umſtaͤndlich/ und ſagete hernach; der Koͤnigin ſtarkes nach-
fragen haͤtte ihn ſo verwirret gemacht/ weil er den Schaden noch nit allerdinge uͤberwun-
den haͤtte/ wann ihm aber etwa ein halb ſtuͤndichen Bedenkzeit gegoͤnnet wuͤrde/ wolte er

ſich
Z iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0219" n="181"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
eilete/ wahr auch der Ko&#x0364;nigin &#x017F;ehr angenehm/ da er &#x017F;ich bey jhr angeben ließ/ &#x017F;o daß &#x017F;ie ihn<lb/>
&#x017F;traks ange&#x017F;ichts anredete: Wie mein guter Wenze&#x017F;la? was bringet ihr mir vor Zeitung<lb/>
von meinem Sohn curem Ko&#x0364;nige? die u&#x0364;brigen Ausreiter &#x017F;ind &#x017F;chon vorla&#x0364;ng&#x017F;t mit keiner<lb/>
Antwo&#xA75B;t wieder kommen/ und hat meine Hofnung &#x017F;ich einzig und allein auf euch gegru&#x0364;n-<lb/>
det; &#x017F;o &#x017F;aget mir nur bald/ ob ich noch eines Sohnes Mutter bin. Ich weiß nicht anders/<lb/>
&#x017F;agte er; dann wie ich meinen Gn. Herrn leztmahl ge&#x017F;prochen/ wahr er fri&#x017F;ch und ge&#x017F;und.<lb/>
Ey &#x017F;o &#x017F;ey den Go&#x0364;ttern dank/ antwortete &#x017F;ie; aber warumb bringet ihr jhn nicht mit euch?<lb/>
Die&#x017F;er wu&#x017F;te nicht/ was er vor er&#x017F;t anzeigen &#x017F;olte/ weil &#x017F;ein Ha&#x0364;upt ohn das noch nicht aller-<lb/>
dinge richtig wahr/ &#x017F;agete endlich: Eure Hocheit wollen mir gna&#x0364;dig&#x017F;t verzeihen/ wann der-<lb/>
&#x017F;elben wegen ausge&#x017F;tandener langwierigen Krankheit und Ha&#x0364;uptes Verwirrung/ ich al-<lb/>
les der gebu&#x0364;hr nicht vortragen kan; ich bin vor <hi rendition="#aq">XV</hi> Wochen bey meinem Gn. Herrn La-<lb/>
di&#x017F;la zu Rom gewe&#x017F;en/ habe auch flei&#x017F;&#x017F;ig bey jhm geworben/ mit u&#x0364;berzukommen/ aber &#x017F;ol-<lb/>
ches keinerley wei&#x017F;e erhalten/ ja nicht eins erfahren ko&#x0364;nnen/ ob er willens wa&#x0364;hre zu folgen<lb/>
oder nicht; aber &#x017F;o viel merkete ich an beyden/ daß &#x017F;ie eilfertig wahren zu einer Rei&#x017F;e/ wo-<lb/>
hin/ kan ich gar nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ nur daß ich nach wiedererlangeter Ge&#x017F;undheit die Hoffnung<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ete/ mein Gn. Herr wu&#x0364;rde vorla&#x0364;ng&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;chon einge&#x017F;tellet haben. Wie &#x017F;eyd jhr na&#x0364;rri&#x017F;ch<lb/>
Wenze&#x017F;la? fragete die Ko&#x0364;nigin; ihr &#x017F;chwa&#x0364;tzet mir ja Sachen vor/ die weder gehauen noch<lb/>
ge&#x017F;tochen &#x017F;ind. Ja was &#x017F;ol ich anders melden/ antwortete er/ weil ich &#x017F;elber nichts gewi&#x017F;&#x017F;es<lb/>
weiß/ als daß &#x017F;eine Ankunfft gar ungewiß i&#x017F;t. Wi&#x017F;&#x017F;et jhr mir dann keinen be&#x017F;&#x017F;ern Tro&#x017F;t zu<lb/>
geben/ als die&#x017F;en/ &#x017F;agete &#x017F;ie/ &#x017F;o habe ich an euch den rechten abgefa&#x0364;rtiget. Ach/ gna&#x0364;dig&#x017F;te Ko&#x0364;-<lb/>
nigin/ antwortete er/ die Go&#x0364;tter &#x017F;ind meine Zeugen/ daß aus &#x017F;einem Munde ich keine ande-<lb/>
re Antwort bringen mo&#x0364;gen/ als daß Eure Hocheit mit jhm und mit mir wol friedlich &#x017F;eyn<lb/>
wu&#x0364;rde/ &#x017F;o bald &#x017F;ie nur &#x017F;eine Schreiben wu&#x0364;rde gele&#x017F;en haben. Nun &#x017F;ehe ich eigen/ &#x017F;agte &#x017F;ie/<lb/>
daß euer Witz zuru&#x0364;k blieben &#x017F;ey/ dann ihr &#x017F;aget mir von Briefe-le&#x017F;en/ und habt mir noch<lb/>
keinen gezeiget. Er &#x017F;cha&#x0364;mete &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr/ baht umb Verzeihung/ und gab ihr beyde<lb/>
Schreiben gebu&#x0364;hrlich ein/ deren gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren &#x017F;ie alsbald o&#x0364;ffnete/ und ihn mit fleiß durchla&#x017F;e/<lb/>
aber der Inhalt wahr ihr allerdinge zuwider/ wie ho&#x0364;chlich &#x017F;ie gleich &#x017F;einer Ge&#x017F;undheit &#x017F;ich<lb/>
erfreuete. Frl. Valißka kam gleich von der Jagt zu hau&#x017F;e/ da ihre Fr. Mutter dem Briefe<lb/>
nach&#x017F;innete; Als &#x017F;ie nun den alten Wenze&#x017F;la neben ihr &#x017F;tehen/ und das Schreiben in ihren<lb/>
Ha&#x0364;nden &#x017F;ahe/ fragete &#x017F;ie ihn alsbald/ ob er ihren lieben Bruder angetroffen ha&#x0364;tte; da die<lb/>
Mutter ihr zur Antwort gab: Er ha&#x0364;tte ihn zwar gefunden/ bra&#x0364;chte aber nichts als lauter<lb/>
ungewi&#x017F;&#x017F;es von ihm. Das kan nicht wol &#x017F;eyn/ antwortete &#x017F;ie; ob gleich &#x017F;eine Ankunfft mag<lb/>
ungewi&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eyn/ de&#x017F;&#x017F;en ur&#x017F;ach ohn zweifel &#x017F;eines Herkules Verlu&#x017F;t &#x017F;eyn wird. Den hat er<lb/>
&#x017F;chon wieder funden/ antwortete die Ko&#x0364;nigin/ welches ich vorhin aus meines Bruders<lb/>
Schreiben wol habe muhtma&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ wann er nur auch &#x017F;ein Ko&#x0364;nigreich wieder finden<lb/>
ko&#x0364;nte. Wie dann mein guter Wenze&#x017F;la/ &#x017F;agte das Fra&#x0364;ulein/ wi&#x017F;&#x017F;et ihr uns dann nicht zu<lb/>
berichten/ wie es eigentlich umb meinen Herr Bruder be&#x017F;chaffen &#x017F;ey? Die&#x017F;er gab zur ant-<lb/>
wort: Er wa&#x0364;hre nach &#x017F;einem Ab&#x017F;cheide von Rom in eine Ha&#x0364;uptver&#x017F;to&#x0364;rung gerahten/ er-<lb/>
za&#x0364;hlete auch &#x017F;olchen Unfal gar um&#x017F;ta&#x0364;ndlich/ und &#x017F;agete hernach; der Ko&#x0364;nigin &#x017F;tarkes nach-<lb/>
fragen ha&#x0364;tte ihn &#x017F;o verwirret gemacht/ weil er den Schaden noch nit allerdinge u&#x0364;berwun-<lb/>
den ha&#x0364;tte/ wann ihm aber etwa ein halb &#x017F;tu&#x0364;ndichen Bedenkzeit gego&#x0364;nnet wu&#x0364;rde/ wolte er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z iij</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0219] Erſtes Buch. eilete/ wahr auch der Koͤnigin ſehr angenehm/ da er ſich bey jhr angeben ließ/ ſo daß ſie ihn ſtraks angeſichts anredete: Wie mein guter Wenzeſla? was bringet ihr mir vor Zeitung von meinem Sohn curem Koͤnige? die uͤbrigen Ausreiter ſind ſchon vorlaͤngſt mit keiner Antwoꝛt wieder kommen/ und hat meine Hofnung ſich einzig und allein auf euch gegruͤn- det; ſo ſaget mir nur bald/ ob ich noch eines Sohnes Mutter bin. Ich weiß nicht anders/ ſagte er; dann wie ich meinen Gn. Herrn leztmahl geſprochen/ wahr er friſch und geſund. Ey ſo ſey den Goͤttern dank/ antwortete ſie; aber warumb bringet ihr jhn nicht mit euch? Dieſer wuſte nicht/ was er vor erſt anzeigen ſolte/ weil ſein Haͤupt ohn das noch nicht aller- dinge richtig wahr/ ſagete endlich: Eure Hocheit wollen mir gnaͤdigſt verzeihen/ wann der- ſelben wegen ausgeſtandener langwierigen Krankheit und Haͤuptes Verwirrung/ ich al- les der gebuͤhr nicht vortragen kan; ich bin vor XV Wochen bey meinem Gn. Herrn La- diſla zu Rom geweſen/ habe auch fleiſſig bey jhm geworben/ mit uͤberzukommen/ aber ſol- ches keinerley weiſe erhalten/ ja nicht eins erfahren koͤnnen/ ob er willens waͤhre zu folgen oder nicht; aber ſo viel merkete ich an beyden/ daß ſie eilfertig wahren zu einer Reiſe/ wo- hin/ kan ich gar nicht wiſſen/ nur daß ich nach wiedererlangeter Geſundheit die Hoffnung faſſete/ mein Gn. Herr wuͤrde vorlaͤngſt ſich ſchon eingeſtellet haben. Wie ſeyd jhr naͤrriſch Wenzeſla? fragete die Koͤnigin; ihr ſchwaͤtzet mir ja Sachen vor/ die weder gehauen noch geſtochen ſind. Ja was ſol ich anders melden/ antwortete er/ weil ich ſelber nichts gewiſſes weiß/ als daß ſeine Ankunfft gar ungewiß iſt. Wiſſet jhr mir dann keinen beſſern Troſt zu geben/ als dieſen/ ſagete ſie/ ſo habe ich an euch den rechten abgefaͤrtiget. Ach/ gnaͤdigſte Koͤ- nigin/ antwortete er/ die Goͤtter ſind meine Zeugen/ daß aus ſeinem Munde ich keine ande- re Antwort bringen moͤgen/ als daß Eure Hocheit mit jhm und mit mir wol friedlich ſeyn wuͤrde/ ſo bald ſie nur ſeine Schreiben wuͤrde geleſen haben. Nun ſehe ich eigen/ ſagte ſie/ daß euer Witz zuruͤk blieben ſey/ dann ihr ſaget mir von Briefe-leſen/ und habt mir noch keinen gezeiget. Er ſchaͤmete ſich deſſen ſehr/ baht umb Verzeihung/ und gab ihr beyde Schreiben gebuͤhrlich ein/ deren groͤſſeren ſie alsbald oͤffnete/ und ihn mit fleiß durchlaſe/ aber der Inhalt wahr ihr allerdinge zuwider/ wie hoͤchlich ſie gleich ſeiner Geſundheit ſich erfreuete. Frl. Valißka kam gleich von der Jagt zu hauſe/ da ihre Fr. Mutter dem Briefe nachſinnete; Als ſie nun den alten Wenzeſla neben ihr ſtehen/ und das Schreiben in ihren Haͤnden ſahe/ fragete ſie ihn alsbald/ ob er ihren lieben Bruder angetroffen haͤtte; da die Mutter ihr zur Antwort gab: Er haͤtte ihn zwar gefunden/ braͤchte aber nichts als lauter ungewiſſes von ihm. Das kan nicht wol ſeyn/ antwortete ſie; ob gleich ſeine Ankunfft mag ungewiſſe ſeyn/ deſſen urſach ohn zweifel ſeines Herkules Verluſt ſeyn wird. Den hat er ſchon wieder funden/ antwortete die Koͤnigin/ welches ich vorhin aus meines Bruders Schreiben wol habe muhtmaſſen koͤnnen/ wann er nur auch ſein Koͤnigreich wieder finden koͤnte. Wie dann mein guter Wenzeſla/ ſagte das Fraͤulein/ wiſſet ihr uns dann nicht zu berichten/ wie es eigentlich umb meinen Herr Bruder beſchaffen ſey? Dieſer gab zur ant- wort: Er waͤhre nach ſeinem Abſcheide von Rom in eine Haͤuptverſtoͤrung gerahten/ er- zaͤhlete auch ſolchen Unfal gar umſtaͤndlich/ und ſagete hernach; der Koͤnigin ſtarkes nach- fragen haͤtte ihn ſo verwirret gemacht/ weil er den Schaden noch nit allerdinge uͤberwun- den haͤtte/ wann ihm aber etwa ein halb ſtuͤndichen Bedenkzeit gegoͤnnet wuͤrde/ wolte er ſich Z iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/219
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/219>, abgerufen am 31.08.2024.