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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
legete die unzeitige Scham auch ab/ und deutete auff abermahlige Erinnerung an/ seine
Güter währen 112000 Kronen an Wert; Nun hätte sich aber sein Vater Seel. vor sei-
ner Mutter Bruder (welcher durch Unglük hernach umb alles seine kommen) auf 40000
Kronen in Bürgschafft eingelassen/ und seine drey verheyrahtete Schwestern hätten jede
wegen 6000 Kronen Hauptstuel/ die übrigen besten Stücke zugeniessen/ daß er jährlich
kaum 150 Kronen einnehmen könte; wolte nun gleich wie Markus sich von der Bürg-
schafft loßwirken und mit jhm sich auffs geschwindeste wieder einstellen. Herkules ant-
wortete ihm: es ist dir nicht zurahten/ daß du aller deiner Baarschafften dich entblössest; le-
ge sie hin/ daß du sie dereins findest/ wann du zu heyrahten gedenkest; sihe da/ weil du aus
Lust/ in meinen Diensten länger zuseyn/ deine Befoderung außschlägest/ wil ich dir meinen
guten Willen wiederumb sehen lassen/ und strecke dir 40000 Kronen vier Jahr ohn Zin-
sen vor/ so bistu nach deinem Stande dein lebelang geborgen/ und lebe nur der Zuversicht/
daß nach Befindung deiner künfftigen Dienste ich sie dir gar schenken kan. Ladisla bezei-
gete sich gegen Markus desgleichen/ und empfingen dagegen auffs neue Verheissung in
jhren Diensten weder Blut noch Leben zusparen. Sie schicketen aber jhrem Arzt Galenus
400/ seinen beyden Gesellen ingesamt 100 Kronen zum Beutpfennige. Dem Römischen
Bischoffe machte Herkules 12000 Kronen über/ auff Rente zulegen/ und die Auffkünffte
in dreyen gleichen Teilen auff Armen/ Kirchendiener/ und Schuel Lehrer zu verwenden.
Die in der Räuber Höhle gefundene Waffen schichteten sie gleich/ und sendeten dem Käy-
fer die Halbscheid nach Rom zum Gedächtniß/ nebest allem Pracht von Kleinoten/ Sil-
bern und Gülden-Geschir auch zierlicher Rüstung/ die einem Räuber Fürsten beygelegt
wahr; daneben 50 Wagen mit Meel/ 20 mit Wein/ 24 mit eingesalzenem Fleisch und Fisch-
werk/ und drey Tonnen Schaz an gepregetem Golde und Silber. Weil jhnen auch Frau
Mammeen des Käysers Mutter Geitz wol bekant wahr/ schicketen sie derselben zwo Ton-
nen Schaz an Gold und Silber; Eine Tonne an allerhand Kleinot/ vier schwerbeladene
Wagen von Purpur/ Seiden/ Silbern und Gülden-Stücken/ und den ganzen Schmuck
auff eine Räuber Fürstin beygelegt/ schrieben daneben an den Käyser und seine Fr. Mut-
ter hohe Danksagungs Briefe/ und erbohten sich/ nach Verlauff vier oder fünff Wochen
sich einzustellen/ woran sie doch durch einen merklichen Unfall verhindert wurden.

Des fünfften tages nach solcher Abfärtigung stelleten sie eine grosse Gästerey an/
worauff 670 Rahts Herren und Aedle/ aus Padua/ den umbliegenden Städten/ und vom
Lande; und über dieselben noch 30 Herren Standes/ mit ihren Gemahlen und Mannba-
ren Töchtern eingeladen wurden/ die sich alle willig einstelleten. Die Speisen und herlich-
sten Weine wurden in grossem überstusse auffgesetzet/ und alles Fürstlich angerichtet/ dann
sie spareten weder Kosten noch Mühe/ und hatten auff dem weiten schönen Anger/ woselbst
Fulvius erleget wahr/ eine sehr grosse Läube machen lassen in welcher 2300 Menschen/ als
700 Männer/ und 1600 Weibesbilder an 130 langen Tischen gespeiset wurden. Nach ge-
haltener Mahlzeitward von dem Frauenzimmer ein zierlicher Tanz gehalten/ wobey un-
sere Helden und andere junge Herren sich finden liessen/ biß umb ein nidersitzen angehal-
ten ward/ da Herkules und Ladisla aufftraten/ und etliche Laden bey sich nidersetzen liessen/
auch Ladisla also anfing: Hochmögender Herr Stathalter und Fr. Stathalterin/ Wol-

gebohr-

Erſtes Buch.
legete die unzeitige Scham auch ab/ und deutete auff abermahlige Erinnerung an/ ſeine
Guͤter waͤhren 112000 Kronen an Wert; Nun haͤtte ſich aber ſein Vater Seel. vor ſei-
ner Mutter Bruder (welcher durch Ungluͤk hernach umb alles ſeine kommen) auf 40000
Kronen in Buͤrgſchafft eingelaſſen/ und ſeine drey verheyrahtete Schweſtern haͤtten jede
wegen 6000 Kronen Hauptſtuel/ die uͤbrigen beſten Stuͤcke zugenieſſen/ daß er jaͤhrlich
kaum 150 Kronen einnehmen koͤnte; wolte nun gleich wie Markus ſich von der Buͤrg-
ſchafft loßwirken und mit jhm ſich auffs geſchwindeſte wieder einſtellen. Herkules ant-
wortete ihm: es iſt dir nicht zurahten/ daß du aller deiner Baarſchafften dich entbloͤſſeſt; le-
ge ſie hin/ daß du ſie dereins findeſt/ wann du zu heyrahten gedenkeſt; ſihe da/ weil du aus
Luſt/ in meinen Dienſten laͤnger zuſeyn/ deine Befoderung außſchlaͤgeſt/ wil ich dir meinen
guten Willen wiederumb ſehen laſſen/ und ſtrecke dir 40000 Kronen vier Jahr ohn Zin-
ſen vor/ ſo biſtu nach deinem Stande dein lebelang geborgen/ und lebe nur der Zuverſicht/
daß nach Befindung deiner kuͤnfftigen Dienſte ich ſie dir gar ſchenken kan. Ladiſla bezei-
gete ſich gegen Markus desgleichen/ und empfingen dagegen auffs neue Verheiſſung in
jhren Dienſten weder Blut noch Leben zuſparen. Sie ſchicketen aber jhrem Arzt Galenus
400/ ſeinen beyden Geſellen ingeſamt 100 Kronen zum Beutpfennige. Dem Roͤmiſchen
Biſchoffe machte Herkules 12000 Kronen uͤber/ auff Rente zulegen/ und die Auffkuͤnffte
in dreyen gleichen Teilen auff Armen/ Kirchendiener/ und Schuel Lehrer zu verwenden.
Die in der Raͤuber Hoͤhle gefundene Waffen ſchichteten ſie gleich/ und ſendeten dem Kaͤy-
fer die Halbſcheid nach Rom zum Gedaͤchtniß/ nebeſt allem Pracht von Kleinoten/ Sil-
bern und Guͤlden-Geſchir auch zierlicher Ruͤſtung/ die einem Raͤuber Fuͤrſten beygelegt
wahr; daneben 50 Wagen mit Meel/ 20 mit Wein/ 24 mit eingeſalzenem Fleiſch uñ Fiſch-
werk/ und drey Tonnen Schaz an gepregetem Golde und Silber. Weil jhnen auch Frau
Mammeen des Kaͤyſers Mutter Geitz wol bekant wahr/ ſchicketen ſie derſelben zwo Ton-
nen Schaz an Gold und Silber; Eine Tonne an allerhand Kleinot/ vier ſchwerbeladene
Wagen von Purpur/ Seiden/ Silbeꝛn und Guͤlden-Stuͤcken/ und den ganzen Schmuck
auff eine Raͤuber Fuͤrſtin beygelegt/ ſchrieben daneben an den Kaͤyſer und ſeine Fr. Mut-
ter hohe Dankſagungs Briefe/ und erbohten ſich/ nach Verlauff vier oder fuͤnff Wochen
ſich einzuſtellen/ woran ſie doch durch einen merklichen Unfall verhindert wurden.

Des fuͤnfften tages nach ſolcher Abfaͤrtigung ſtelleten ſie eine groſſe Gaͤſterey an/
worauff 670 Rahts Herren und Aedle/ aus Padua/ den umbliegenden Staͤdten/ und vom
Lande; und uͤber dieſelben noch 30 Herren Standes/ mit ihren Gemahlen und Mannba-
ren Toͤchtern eingeladen wurden/ die ſich alle willig einſtelleten. Die Speiſen und herlich-
ſten Weine wurden in groſſem uͤberſtuſſe auffgeſetzet/ und alles Fuͤrſtlich angerichtet/ dann
ſie ſpareten weder Koſten noch Muͤhe/ uñ hatten auff dem weiten ſchoͤnen Anger/ woſelbſt
Fulvius erleget wahr/ eine ſehr groſſe Laͤube machen laſſen in welcher 2300 Menſchen/ als
700 Maͤnner/ und 1600 Weibesbilder an 130 langen Tiſchen geſpeiſet wurden. Nach ge-
haltener Mahlzeitward von dem Frauenzimmer ein zierlicher Tanz gehalten/ wobey un-
ſere Helden und andere junge Herren ſich finden lieſſen/ biß umb ein niderſitzen angehal-
ten ward/ da Herkules und Ladiſla aufftraten/ und etliche Laden bey ſich niderſetzen lieſſen/
auch Ladiſla alſo anfing: Hochmoͤgender Herr Stathalter und Fr. Stathalterin/ Wol-

gebohr-
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[170/0208] Erſtes Buch. legete die unzeitige Scham auch ab/ und deutete auff abermahlige Erinnerung an/ ſeine Guͤter waͤhren 112000 Kronen an Wert; Nun haͤtte ſich aber ſein Vater Seel. vor ſei- ner Mutter Bruder (welcher durch Ungluͤk hernach umb alles ſeine kommen) auf 40000 Kronen in Buͤrgſchafft eingelaſſen/ und ſeine drey verheyrahtete Schweſtern haͤtten jede wegen 6000 Kronen Hauptſtuel/ die uͤbrigen beſten Stuͤcke zugenieſſen/ daß er jaͤhrlich kaum 150 Kronen einnehmen koͤnte; wolte nun gleich wie Markus ſich von der Buͤrg- ſchafft loßwirken und mit jhm ſich auffs geſchwindeſte wieder einſtellen. Herkules ant- wortete ihm: es iſt dir nicht zurahten/ daß du aller deiner Baarſchafften dich entbloͤſſeſt; le- ge ſie hin/ daß du ſie dereins findeſt/ wann du zu heyrahten gedenkeſt; ſihe da/ weil du aus Luſt/ in meinen Dienſten laͤnger zuſeyn/ deine Befoderung außſchlaͤgeſt/ wil ich dir meinen guten Willen wiederumb ſehen laſſen/ und ſtrecke dir 40000 Kronen vier Jahr ohn Zin- ſen vor/ ſo biſtu nach deinem Stande dein lebelang geborgen/ und lebe nur der Zuverſicht/ daß nach Befindung deiner kuͤnfftigen Dienſte ich ſie dir gar ſchenken kan. Ladiſla bezei- gete ſich gegen Markus desgleichen/ und empfingen dagegen auffs neue Verheiſſung in jhren Dienſten weder Blut noch Leben zuſparen. Sie ſchicketen aber jhrem Arzt Galenus 400/ ſeinen beyden Geſellen ingeſamt 100 Kronen zum Beutpfennige. Dem Roͤmiſchen Biſchoffe machte Herkules 12000 Kronen uͤber/ auff Rente zulegen/ und die Auffkuͤnffte in dreyen gleichen Teilen auff Armen/ Kirchendiener/ und Schuel Lehrer zu verwenden. Die in der Raͤuber Hoͤhle gefundene Waffen ſchichteten ſie gleich/ und ſendeten dem Kaͤy- fer die Halbſcheid nach Rom zum Gedaͤchtniß/ nebeſt allem Pracht von Kleinoten/ Sil- bern und Guͤlden-Geſchir auch zierlicher Ruͤſtung/ die einem Raͤuber Fuͤrſten beygelegt wahr; daneben 50 Wagen mit Meel/ 20 mit Wein/ 24 mit eingeſalzenem Fleiſch uñ Fiſch- werk/ und drey Tonnen Schaz an gepregetem Golde und Silber. Weil jhnen auch Frau Mammeen des Kaͤyſers Mutter Geitz wol bekant wahr/ ſchicketen ſie derſelben zwo Ton- nen Schaz an Gold und Silber; Eine Tonne an allerhand Kleinot/ vier ſchwerbeladene Wagen von Purpur/ Seiden/ Silbeꝛn und Guͤlden-Stuͤcken/ und den ganzen Schmuck auff eine Raͤuber Fuͤrſtin beygelegt/ ſchrieben daneben an den Kaͤyſer und ſeine Fr. Mut- ter hohe Dankſagungs Briefe/ und erbohten ſich/ nach Verlauff vier oder fuͤnff Wochen ſich einzuſtellen/ woran ſie doch durch einen merklichen Unfall verhindert wurden. Des fuͤnfften tages nach ſolcher Abfaͤrtigung ſtelleten ſie eine groſſe Gaͤſterey an/ worauff 670 Rahts Herren und Aedle/ aus Padua/ den umbliegenden Staͤdten/ und vom Lande; und uͤber dieſelben noch 30 Herren Standes/ mit ihren Gemahlen und Mannba- ren Toͤchtern eingeladen wurden/ die ſich alle willig einſtelleten. Die Speiſen und herlich- ſten Weine wurden in groſſem uͤberſtuſſe auffgeſetzet/ und alles Fuͤrſtlich angerichtet/ dann ſie ſpareten weder Koſten noch Muͤhe/ uñ hatten auff dem weiten ſchoͤnen Anger/ woſelbſt Fulvius erleget wahr/ eine ſehr groſſe Laͤube machen laſſen in welcher 2300 Menſchen/ als 700 Maͤnner/ und 1600 Weibesbilder an 130 langen Tiſchen geſpeiſet wurden. Nach ge- haltener Mahlzeitward von dem Frauenzimmer ein zierlicher Tanz gehalten/ wobey un- ſere Helden und andere junge Herren ſich finden lieſſen/ biß umb ein niderſitzen angehal- ten ward/ da Herkules und Ladiſla aufftraten/ und etliche Laden bey ſich niderſetzen lieſſen/ auch Ladiſla alſo anfing: Hochmoͤgender Herr Stathalter und Fr. Stathalterin/ Wol- gebohr-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/208>, abgerufen am 21.12.2024.