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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
ihr Räzel bald verstund/ daß sie von einer Liebes-Wunde redete/ und auff Frl. Sibyllen zie-
lete; so wahr auch Herkules nicht so einfältig/ daß er eines Dolmetschers bedurfft hätte/
wie wol er sichs nicht merken lies/ sondern antwortete; Ich gebe meiner herzgeliebten Fr.
Schwester nicht unrecht/ gestaltsam ich wol bekennen muß/ daß ich mit meinem täglichen
Muhtwillen Straffe gnug verdiene/ weil mich aber mein Gott vor Wunden und Wün-
dichen bewahret hat/ werde ich schuldig seyn/ ihm davor zu danken. Sie währe ihm gerne
näher getreten/ aber weil Ladisla ihr einen heimlichen Wink gab/ zohe sie die Pfeiffe ein/ da-
mit sie ihm nicht zuwieder handelte/ und zeigete an/ der Schneider hätte ihre weisse atlassen
Sommer-Kleider fertig gemacht/ da sie dieselben in dieser Hitze anlegen wolten; welches
sie nach ihrem Abtrit verrichteten/ und bald darauff von dem Stathalter nach dem Saal
erbehten wurden/ da die vornehmsten Herren der Stat bey ihm wahren/ die mit grosser
Ehrerbietung ihnen entgegen traten/ und nach verrichteter gewöhnlicher Höffligkeit Herr
Fabius anfing: Hochtapffere Herren und hochgeliebte Söhne Herr Herkules und Herr
Ladisla/ billich bedanke wegen Römischer Käyserl. Hocheit/ und des Römischen Rahts und
Volkes ich mich gegen euch gebührlich/ daß ihr gestriges tages zu eurem unsterblichen
Preiß und Ruhm/ nicht allein dieser Stad/ sondern ganz Italien/ bloß aus liebe zur Ge-
rechtigkeit/ so grosse Dienste erwiesen/ in dem ihr durch eure ritterliche Klugheit und un-
verzagte Helden Krafft/ Brand/ Mord/ und verwüstung/ und mit einem Worte/ daß un-
vermeidliche algemeine Verderben abgekehret/ und glüklich hintertrieben habet/ welches
wir und unsere Nachkommen/ weil die Welt stehet/ rühmen müssen. Ich bedenke mit höch-
ster Erschutterung/ was vor ein Jammer in dieser Stad und Gegne/ über XII wochen/ ist
eine geringe Zeit/ sich würde zugetragen haben/ wan eure Vorsichtigkeit nicht gewesen/ ja
wann nicht der Himmel aus sonderlicher Gnade euch zu uns hergeschicket hätte/ gleich an
dem Tage/ da die Räuber an meiner lieben Tochter und ihren Gespielen den Anfang ma-
cheten. Vor dißmahl habe ich nicht mehr vorzubringen/ als daß meine hochgeliebte Her-
ren und Freunde/ eine kleine Verzögerung nicht verunwilligen wollen/ welche zwischen eu-
ren Verdienst und billiche Erkäntnis nur biß dahin eingeschoben wird/ daß mein aller-
gnädigster Käyser und die Stad Rom mir Befehl erteilen/ ihre Dankbarkeit euch wissen
zu lassen. Als der Stathalter diese Rede geendiget hatte/ fing ein ansehnlicher Paduani-
scher Herr/ nahmens Zezilius Antenor/ der vortreflichste unter dem Adel selbigen Ortes/
und der Stad oberster Vorsteher/ jm Nahmen der Stad also an: Durchl. Herren/ Herr
Herkules und Ladisla (vielmehr Theseus zunennen)/ ihr warhaffte Schützer und Erret-
ter unsers Vaterlandes; Was massen unsere Stad Padua und ihre Einwohner/ ja alle
umliegende Landschafften und Städte euch nähst Gott alle Wolfahrt und das Leben selbst
zu danken haben/ als die ihr das augenscheinliche Verderben von uns allen abgewendet/
solches hat der hochansehnliche Römische Stathalter Herr Fabius anjetzo nicht ohn ur-
sach eingeführet; weil aber Euren Durchll. der eigentliche Bericht des mörderischen vor-
habens noch so außführlich nicht entdecket ist/ gebe denselben ich zu vernehmen/ daß nach
angestelleter peinlicher Frage/ wir von ihren Gefangenen diesen einhelligen Bericht ein-
gezogen/ womit Servilius gutwillige Bekäntniß allerdinge einstimmet/ daß nehmlich
M. Trebellius/ K. Azerius/ beyde verbannete Römische Herren/ und Orgetorix ein Gal-

lier/

Erſtes Buch.
ihr Raͤzel bald verſtund/ daß ſie von einer Liebes-Wunde redete/ und auff Frl. Sibyllen zie-
lete; ſo wahr auch Herkules nicht ſo einfaͤltig/ daß er eines Dolmetſchers bedurfft haͤtte/
wie wol er ſichs nicht merken lies/ ſondern antwortete; Ich gebe meiner herzgeliebten Fr.
Schweſter nicht unrecht/ geſtaltſam ich wol bekennen muß/ daß ich mit meinem taͤglichen
Muhtwillen Straffe gnug verdiene/ weil mich aber mein Gott vor Wunden und Wuͤn-
dichen bewahret hat/ werde ich ſchuldig ſeyn/ ihm davor zu danken. Sie waͤhre ihm gerne
naͤher getreten/ aber weil Ladiſla ihr einen heimlichen Wink gab/ zohe ſie die Pfeiffe ein/ da-
mit ſie ihm nicht zuwieder handelte/ und zeigete an/ der Schneideꝛ haͤtte ihꝛe weiſſe atlaſſen
Sommer-Kleider fertig gemacht/ da ſie dieſelben in dieſer Hitze anlegen wolten; welches
ſie nach ihrem Abtrit verrichteten/ und bald darauff von dem Stathalter nach dem Saal
erbehten wurden/ da die vornehmſten Herren der Stat bey ihm wahren/ die mit groſſer
Ehrerbietung ihnen entgegen traten/ und nach verrichteter gewoͤhnlicher Hoͤffligkeit Herr
Fabius anfing: Hochtapffere Herren und hochgeliebte Soͤhne Herr Herkules und Herr
Ladiſla/ billich bedanke wegen Roͤmiſcher Kaͤyſerl. Hocheit/ und des Roͤmiſchen Rahts uñ
Volkes ich mich gegen euch gebuͤhrlich/ daß ihr geſtriges tages zu eurem unſterblichen
Preiß und Ruhm/ nicht allein dieſer Stad/ ſondern ganz Italien/ bloß aus liebe zur Ge-
rechtigkeit/ ſo groſſe Dienſte erwieſen/ in dem ihr durch eure ritterliche Klugheit und un-
verzagte Helden Krafft/ Brand/ Mord/ und verwuͤſtung/ und mit einem Worte/ daß un-
vermeidliche algemeine Verderben abgekehret/ und gluͤklich hintertrieben habet/ welches
wir und unſere Nachkom̃en/ weil die Welt ſtehet/ ruͤhmen muͤſſen. Ich bedenke mit hoͤch-
ſter Erſchutterung/ was vor ein Jammer in dieſer Stad und Gegne/ uͤber XII wochen/ iſt
eine geringe Zeit/ ſich wuͤrde zugetragen haben/ wan eure Vorſichtigkeit nicht geweſen/ ja
wann nicht der Himmel aus ſonderlicher Gnade euch zu uns hergeſchicket haͤtte/ gleich an
dem Tage/ da die Raͤuber an meiner lieben Tochter und ihren Geſpielen den Anfang ma-
cheten. Vor dißmahl habe ich nicht mehr vorzubringen/ als daß meine hochgeliebte Her-
ren und Freunde/ eine kleine Verzoͤgerung nicht verunwilligen wollen/ welche zwiſchen eu-
ren Verdienſt und billiche Erkaͤntnis nur biß dahin eingeſchoben wird/ daß mein aller-
gnaͤdigſter Kaͤyſer und die Stad Rom mir Befehl erteilen/ ihre Dankbarkeit euch wiſſen
zu laſſen. Als der Stathalter dieſe Rede geendiget hatte/ fing ein anſehnlicher Paduani-
ſcher Herr/ nahmens Zezilius Antenor/ der vortreflichſte unter dem Adel ſelbigen Ortes/
und der Stad oberſter Vorſteher/ jm Nahmen der Stad alſo an: Durchl. Herren/ Herr
Herkules und Ladiſla (vielmehr Theſeus zunennen)/ ihr warhaffte Schuͤtzer und Erret-
ter unſers Vaterlandes; Was maſſen unſere Stad Padua und ihre Einwohner/ ja alle
umliegende Landſchafften und Staͤdte euch naͤhſt Gott alle Wolfahrt und das Leben ſelbſt
zu danken haben/ als die ihr das augenſcheinliche Verderben von uns allen abgewendet/
ſolches hat der hochanſehnliche Roͤmiſche Stathalter Herr Fabius anjetzo nicht ohn ur-
ſach eingefuͤhret; weil aber Euren Durchll. der eigentliche Bericht des moͤrderiſchen vor-
habens noch ſo außfuͤhrlich nicht entdecket iſt/ gebe denſelben ich zu vernehmen/ daß nach
angeſtelleter peinlicher Frage/ wir von ihren Gefangenen dieſen einhelligen Bericht ein-
gezogen/ womit Servilius gutwillige Bekaͤntniß allerdinge einſtimmet/ daß nehmlich
M. Trebellius/ K. Azerius/ beyde verbannete Roͤmiſche Herren/ und Orgetorix ein Gal-

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[151/0189] Erſtes Buch. ihr Raͤzel bald verſtund/ daß ſie von einer Liebes-Wunde redete/ und auff Frl. Sibyllen zie- lete; ſo wahr auch Herkules nicht ſo einfaͤltig/ daß er eines Dolmetſchers bedurfft haͤtte/ wie wol er ſichs nicht merken lies/ ſondern antwortete; Ich gebe meiner herzgeliebten Fr. Schweſter nicht unrecht/ geſtaltſam ich wol bekennen muß/ daß ich mit meinem taͤglichen Muhtwillen Straffe gnug verdiene/ weil mich aber mein Gott vor Wunden und Wuͤn- dichen bewahret hat/ werde ich ſchuldig ſeyn/ ihm davor zu danken. Sie waͤhre ihm gerne naͤher getreten/ aber weil Ladiſla ihr einen heimlichen Wink gab/ zohe ſie die Pfeiffe ein/ da- mit ſie ihm nicht zuwieder handelte/ und zeigete an/ der Schneideꝛ haͤtte ihꝛe weiſſe atlaſſen Sommer-Kleider fertig gemacht/ da ſie dieſelben in dieſer Hitze anlegen wolten; welches ſie nach ihrem Abtrit verrichteten/ und bald darauff von dem Stathalter nach dem Saal erbehten wurden/ da die vornehmſten Herren der Stat bey ihm wahren/ die mit groſſer Ehrerbietung ihnen entgegen traten/ und nach verrichteter gewoͤhnlicher Hoͤffligkeit Herr Fabius anfing: Hochtapffere Herren und hochgeliebte Soͤhne Herr Herkules und Herr Ladiſla/ billich bedanke wegen Roͤmiſcher Kaͤyſerl. Hocheit/ und des Roͤmiſchen Rahts uñ Volkes ich mich gegen euch gebuͤhrlich/ daß ihr geſtriges tages zu eurem unſterblichen Preiß und Ruhm/ nicht allein dieſer Stad/ ſondern ganz Italien/ bloß aus liebe zur Ge- rechtigkeit/ ſo groſſe Dienſte erwieſen/ in dem ihr durch eure ritterliche Klugheit und un- verzagte Helden Krafft/ Brand/ Mord/ und verwuͤſtung/ und mit einem Worte/ daß un- vermeidliche algemeine Verderben abgekehret/ und gluͤklich hintertrieben habet/ welches wir und unſere Nachkom̃en/ weil die Welt ſtehet/ ruͤhmen muͤſſen. Ich bedenke mit hoͤch- ſter Erſchutterung/ was vor ein Jammer in dieſer Stad und Gegne/ uͤber XII wochen/ iſt eine geringe Zeit/ ſich wuͤrde zugetragen haben/ wan eure Vorſichtigkeit nicht geweſen/ ja wann nicht der Himmel aus ſonderlicher Gnade euch zu uns hergeſchicket haͤtte/ gleich an dem Tage/ da die Raͤuber an meiner lieben Tochter und ihren Geſpielen den Anfang ma- cheten. Vor dißmahl habe ich nicht mehr vorzubringen/ als daß meine hochgeliebte Her- ren und Freunde/ eine kleine Verzoͤgerung nicht verunwilligen wollen/ welche zwiſchen eu- ren Verdienſt und billiche Erkaͤntnis nur biß dahin eingeſchoben wird/ daß mein aller- gnaͤdigſter Kaͤyſer und die Stad Rom mir Befehl erteilen/ ihre Dankbarkeit euch wiſſen zu laſſen. Als der Stathalter dieſe Rede geendiget hatte/ fing ein anſehnlicher Paduani- ſcher Herr/ nahmens Zezilius Antenor/ der vortreflichſte unter dem Adel ſelbigen Ortes/ und der Stad oberſter Vorſteher/ jm Nahmen der Stad alſo an: Durchl. Herren/ Herr Herkules und Ladiſla (vielmehr Theſeus zunennen)/ ihr warhaffte Schuͤtzer und Erret- ter unſers Vaterlandes; Was maſſen unſere Stad Padua und ihre Einwohner/ ja alle umliegende Landſchafften und Staͤdte euch naͤhſt Gott alle Wolfahrt und das Leben ſelbſt zu danken haben/ als die ihr das augenſcheinliche Verderben von uns allen abgewendet/ ſolches hat der hochanſehnliche Roͤmiſche Stathalter Herr Fabius anjetzo nicht ohn ur- ſach eingefuͤhret; weil aber Euren Durchll. der eigentliche Bericht des moͤrderiſchen vor- habens noch ſo außfuͤhrlich nicht entdecket iſt/ gebe denſelben ich zu vernehmen/ daß nach angeſtelleter peinlicher Frage/ wir von ihren Gefangenen dieſen einhelligen Bericht ein- gezogen/ womit Servilius gutwillige Bekaͤntniß allerdinge einſtimmet/ daß nehmlich M. Trebellius/ K. Azerius/ beyde verbannete Roͤmiſche Herren/ und Orgetorix ein Gal- lier/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/189>, abgerufen am 15.10.2024.