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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
stellete er dem einen unbeschädigten Reuter zu/ mit Befehl/ allenthalben auf sein Freybrief-
lein frische Pferde zu fodern/ und aufs allerschnelleste nach Rom zu reiten/ damit er der erste
Zeitungs-bringer wäre/ welches ihm kein geringes Geschenk eintragen würde; den wah-
ren Verlauff solte er nach allen Umständen erzählen/ und insonderheit der beyden fremden
Herren gebührliches Lob kühnlich und wirdig vortragen. Also muste dieser in der Nacht
auffbrechen/ seumete sich auch nicht/ biß er das anbefohlene verrichtet hatte/ dessen ihm zu
Rom von dem Käyser und andern grossen Herren an die 12000 Kronen zum Botenbrod
geschenket wurden. Umb Mitternacht kahmen die beladene Wagen an/ welche biß an den
Morgen bewachet wurden/ und vertröstete der Stathalter die verwundeten Reuter/ sie solten
sich wenig Tage gedulden/ ihre wunden fleissig verbinden/ und sich aufs beste speisen lassen/
welches er alles bezahlen/ und ihnen von Käys. Hocheit reiche belohnung verschaffen wolte.

Des Morgens ging Herkules in die Christliche Versamlung/ und hörete den zehn-
den Saz des XXVII Psalms: Mein Vater und Mutter verlassen mich/ aber der Herr nimt mich
auff; sehr tröstlich außlegen/ welches der Lehrer so artig deutete/ als hätte ers eigentlich auf
ihn gerichtet; dann weil etliche unter den zuhörern junge Leute wahren/ die den Glauben
wieder ihrer Eltern Willen angenommen/ und deßwegen von denselben sehr gehasset wur-
den/ tröstete er sie; man müste Gott mehr als den Menschen gehorchen/ und wegen der
Eltern Unwillen die Wahrheit nicht verlassen/ noch die Seligkeit in die Schantze schlagen;
es hätte zwar Gott gebohten/ die Eltern zu ehren und ihnen zu gehorchen/ aber Gottes Ehr
und Gehorsam ginge noch weit vor/ der währe der höchste Vater/ so daß man die leibli-
chen Eltern auch hassen müste/ wann dieselben uns von Gott abwendig machen wolten;
ja wann wir umb der himlischen Warheit willen der Eltern und Anverwanten Hulde und
Gunst verlöhren/ träte Gott zu/ und ersetzete alles tausendfach an deren Stat. Herkules
hielt es vor ein sonderliches Zeichen göttlicher Gnade/ daß er ohn gefehr/ diese Predigt
anzuhören kommen wahr/ trat nach verrichtetem Gottesdienste zu dem Lehrer (der schon
wuste/ was vor Tahten er gestriges tages verrichtet) und stellete ihm 500 Kronen zu/ un-
ter die Armen zuverteilen/ nebest dem Versprechen/ nach diesem ein mehres zu tuhn; ging
wieder hin nach Ladisla/ und sagte; wir sind freylich schuldig/ dem wahren Gott zu danken/
daß er uns gestern so grossen Sieg verlihen/ und vor sonderliche Gefahr beschirmet hat;
zweiffele nicht/ wir werden ohn hohe Vergeltung nicht bleiben/ so wol an seiten Käyserl.
Hocheit als auch dieser umbliegenden Landschafft. Fr. Sophia kam auch darzu gangen/
zu sehen/ wie es mit ihres Gemahls Verwundung beschaffen währe/ und vernam mit
freuden/ daß nicht allein Servilius ihm erläubete zu gehen wie er wolte/ sondern auch in-
wendig neun tagen völlige Heilung versprach. Sie sagete aber zu Herkules; mein Herr
Bruder/ ich freue mich von Herzen/ daß er von dem Räuberischen Schwerte dißmahl un-
verletzet blieben/ und möchte dannoch zugleich mit wünschen/ daß er auch ein Wündichen
in Geselschafft empfangen hätte. Ladisla fragete sie/ warumb sie ihm übels anwünschen
könte/ welches ihm trauen wenig freude brächte/ und ob sie meinete/ der Sieg währe nicht
rühmlich gnug/ wann man ungeschlagen davon kähme. Sie aber gab zur Antwort: Ver-
sichert euch/ mein Schaz/ ob ihr euren Herkules als einen geträuen Bruder liebet/ daß ich
ihn nicht weniger als eine ergebene Schwester meyne und Ehre: aus welchen Worten er

ihr

Erſtes Buch.
ſtellete er dem einen unbeſchaͤdigten Reuter zu/ mit Befehl/ allenthalben auf ſein Freybrief-
lein friſche Pferde zu fodern/ uñ aufs allerſchnelleſte nach Rom zu reiten/ damit er der erſte
Zeitungs-bringer waͤre/ welches ihm kein geringes Geſchenk eintragen wuͤrde; den wah-
ren Verlauff ſolte er nach allen Umſtaͤnden erzaͤhlen/ und inſonderheit der beyden fremden
Herren gebuͤhrliches Lob kuͤhnlich und wirdig vortragen. Alſo muſte dieſer in der Nacht
auffbrechen/ ſeumete ſich auch nicht/ biß er das anbefohlene verrichtet hatte/ deſſen ihm zu
Rom von dem Kaͤyſer und andern groſſen Herren an die 12000 Kronen zum Botenbrod
geſchenket wurden. Umb Mitternacht kahmen die beladene Wagen an/ welche biß an den
Morgen bewachet wurden/ uñ vertroͤſtete der Stathalter die verwundeten Reuter/ ſie ſoltẽ
ſich wenig Tage gedulden/ ihre wunden fleiſſig verbinden/ und ſich aufs beſte ſpeiſen laſſen/
welches er alles bezahlen/ und ihnen von Kaͤyſ. Hocheit reiche belohnung verſchaffẽ wolte.

Des Morgens ging Herkules in die Chriſtliche Verſamlung/ und hoͤrete den zehn-
den Saz des XXVII Pſalms: Mein Vater und Mutter verlaſſen mich/ aber der Herr nimt mich
auff; ſehr troͤſtlich außlegen/ welches der Lehrer ſo artig deutete/ als haͤtte ers eigentlich auf
ihn gerichtet; dann weil etliche unter den zuhoͤrern junge Leute wahren/ die den Glauben
wieder ihrer Eltern Willen angenommen/ und deßwegen von denſelben ſehr gehaſſet wur-
den/ troͤſtete er ſie; man muͤſte Gott mehr als den Menſchen gehorchen/ und wegen der
Eltern Unwillen die Wahrheit nicht verlaſſen/ noch die Seligkeit in die Schantze ſchlagẽ;
es haͤtte zwar Gott gebohten/ die Eltern zu ehrẽ und ihnen zu gehorchen/ aber Gottes Ehr
und Gehorſam ginge noch weit vor/ der waͤhre der hoͤchſte Vater/ ſo daß man die leibli-
chen Eltern auch haſſen muͤſte/ wann dieſelben uns von Gott abwendig machen wolten;
ja wann wir umb der himliſchen Warheit willen der Eltern und Anverwanten Hulde uñ
Gunſt verloͤhren/ traͤte Gott zu/ und erſetzete alles tauſendfach an deren Stat. Herkules
hielt es vor ein ſonderliches Zeichen goͤttlicher Gnade/ daß er ohn gefehr/ dieſe Predigt
anzuhoͤren kommen wahr/ trat nach verrichtetem Gottesdienſte zu dem Lehrer (der ſchon
wuſte/ was vor Tahten er geſtriges tages verrichtet) und ſtellete ihm 500 Kronen zu/ un-
ter die Armen zuverteilen/ nebeſt dem Verſprechen/ nach dieſem ein mehres zu tuhn; ging
wieder hin nach Ladiſla/ und ſagte; wir ſind freylich ſchuldig/ dem wahren Gott zu danken/
daß er uns geſtern ſo groſſen Sieg verlihen/ und vor ſonderliche Gefahr beſchirmet hat;
zweiffele nicht/ wir werden ohn hohe Vergeltung nicht bleiben/ ſo wol an ſeiten Kaͤyſerl.
Hocheit als auch dieſer umbliegenden Landſchafft. Fr. Sophia kam auch darzu gangen/
zu ſehen/ wie es mit ihres Gemahls Verwundung beſchaffen waͤhre/ und vernam mit
freuden/ daß nicht allein Servilius ihm erlaͤubete zu gehen wie er wolte/ ſondern auch in-
wendig neun tagen voͤllige Heilung verſprach. Sie ſagete aber zu Herkules; mein Herr
Bruder/ ich freue mich von Herzen/ daß er von dem Raͤuberiſchen Schwerte dißmahl un-
verletzet blieben/ und moͤchte dannoch zugleich mit wuͤnſchen/ daß er auch ein Wuͤndichen
in Geſelſchafft empfangen haͤtte. Ladiſla fragete ſie/ warumb ſie ihm uͤbels anwuͤnſchen
koͤnte/ welches ihm trauen wenig freude braͤchte/ und ob ſie meinete/ der Sieg waͤhre nicht
ruͤhmlich gnug/ wann man ungeſchlagen davon kaͤhme. Sie aber gab zur Antwort: Ver-
ſichert euch/ mein Schaz/ ob ihr euren Herkules als einen getraͤuen Bruder liebet/ daß ich
ihn nicht weniger als eine ergebene Schweſter meyne und Ehre: aus welchen Worten er

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[150/0188] Erſtes Buch. ſtellete er dem einen unbeſchaͤdigten Reuter zu/ mit Befehl/ allenthalben auf ſein Freybrief- lein friſche Pferde zu fodern/ uñ aufs allerſchnelleſte nach Rom zu reiten/ damit er der erſte Zeitungs-bringer waͤre/ welches ihm kein geringes Geſchenk eintragen wuͤrde; den wah- ren Verlauff ſolte er nach allen Umſtaͤnden erzaͤhlen/ und inſonderheit der beyden fremden Herren gebuͤhrliches Lob kuͤhnlich und wirdig vortragen. Alſo muſte dieſer in der Nacht auffbrechen/ ſeumete ſich auch nicht/ biß er das anbefohlene verrichtet hatte/ deſſen ihm zu Rom von dem Kaͤyſer und andern groſſen Herren an die 12000 Kronen zum Botenbrod geſchenket wurden. Umb Mitternacht kahmen die beladene Wagen an/ welche biß an den Morgen bewachet wurden/ uñ vertroͤſtete der Stathalter die verwundeten Reuter/ ſie ſoltẽ ſich wenig Tage gedulden/ ihre wunden fleiſſig verbinden/ und ſich aufs beſte ſpeiſen laſſen/ welches er alles bezahlen/ und ihnen von Kaͤyſ. Hocheit reiche belohnung verſchaffẽ wolte. Des Morgens ging Herkules in die Chriſtliche Verſamlung/ und hoͤrete den zehn- den Saz des XXVII Pſalms: Mein Vater und Mutter verlaſſen mich/ aber der Herr nimt mich auff; ſehr troͤſtlich außlegen/ welches der Lehrer ſo artig deutete/ als haͤtte ers eigentlich auf ihn gerichtet; dann weil etliche unter den zuhoͤrern junge Leute wahren/ die den Glauben wieder ihrer Eltern Willen angenommen/ und deßwegen von denſelben ſehr gehaſſet wur- den/ troͤſtete er ſie; man muͤſte Gott mehr als den Menſchen gehorchen/ und wegen der Eltern Unwillen die Wahrheit nicht verlaſſen/ noch die Seligkeit in die Schantze ſchlagẽ; es haͤtte zwar Gott gebohten/ die Eltern zu ehrẽ und ihnen zu gehorchen/ aber Gottes Ehr und Gehorſam ginge noch weit vor/ der waͤhre der hoͤchſte Vater/ ſo daß man die leibli- chen Eltern auch haſſen muͤſte/ wann dieſelben uns von Gott abwendig machen wolten; ja wann wir umb der himliſchen Warheit willen der Eltern und Anverwanten Hulde uñ Gunſt verloͤhren/ traͤte Gott zu/ und erſetzete alles tauſendfach an deren Stat. Herkules hielt es vor ein ſonderliches Zeichen goͤttlicher Gnade/ daß er ohn gefehr/ dieſe Predigt anzuhoͤren kommen wahr/ trat nach verrichtetem Gottesdienſte zu dem Lehrer (der ſchon wuſte/ was vor Tahten er geſtriges tages verrichtet) und ſtellete ihm 500 Kronen zu/ un- ter die Armen zuverteilen/ nebeſt dem Verſprechen/ nach dieſem ein mehres zu tuhn; ging wieder hin nach Ladiſla/ und ſagte; wir ſind freylich ſchuldig/ dem wahren Gott zu danken/ daß er uns geſtern ſo groſſen Sieg verlihen/ und vor ſonderliche Gefahr beſchirmet hat; zweiffele nicht/ wir werden ohn hohe Vergeltung nicht bleiben/ ſo wol an ſeiten Kaͤyſerl. Hocheit als auch dieſer umbliegenden Landſchafft. Fr. Sophia kam auch darzu gangen/ zu ſehen/ wie es mit ihres Gemahls Verwundung beſchaffen waͤhre/ und vernam mit freuden/ daß nicht allein Servilius ihm erlaͤubete zu gehen wie er wolte/ ſondern auch in- wendig neun tagen voͤllige Heilung verſprach. Sie ſagete aber zu Herkules; mein Herr Bruder/ ich freue mich von Herzen/ daß er von dem Raͤuberiſchen Schwerte dißmahl un- verletzet blieben/ und moͤchte dannoch zugleich mit wuͤnſchen/ daß er auch ein Wuͤndichen in Geſelſchafft empfangen haͤtte. Ladiſla fragete ſie/ warumb ſie ihm uͤbels anwuͤnſchen koͤnte/ welches ihm trauen wenig freude braͤchte/ und ob ſie meinete/ der Sieg waͤhre nicht ruͤhmlich gnug/ wann man ungeſchlagen davon kaͤhme. Sie aber gab zur Antwort: Ver- ſichert euch/ mein Schaz/ ob ihr euren Herkules als einen getraͤuen Bruder liebet/ daß ich ihn nicht weniger als eine ergebene Schweſter meyne und Ehre: aus welchen Worten er ihr

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/188>, abgerufen am 19.05.2024.