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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887.

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§ 34. Das Personalitätsprinzip.
Jahrhunderts wird es regelmässig betont, dass der Bräutigam Morgen-
gabe oder Dos oder sponsalitium nach burgundischem oder salischem
oder römischem Rechte gegeben habe 38.

Der Grundsatz, dass bei der Eheschliessung die Stammesrechte
beider Ehegatten zu beachten seien, wurde von der Kirche bekämpft.
Aus Anlass eines einzelnen Falles, in welchem ein Franke seine Frau
verliess, weil er sie nicht nach fränkischem Rechte, sondern nach
ihrem sächsischen Geburtsrechte geehelicht habe, bestimmte eine Sy-
node von Tribur 895, dass die Ehe giltig sei, auch wenn sie nur nach
dem Rechte des Bräutigams oder nur nach dem Rechte der Braut
geschlossen worden sei 39.

6. Bestellung und Verwaltung der Vormundschaft fanden ihre
Norm in dem Personalrechte des Mündels. Daher entschied auch das
Recht der bevogteten Kirche über die Ausübung der Kirchenvogtei 40.

7. Das Erbrecht wird durch das Stammesrecht des Erblassers
beherrscht 41. Schriftliche Vergabungen von Todeswegen mussten da-
her nach dem Rechte des Vergabenden geschrieben werden und zwar
auch in Italien, wo König Liutprand im allgemeinen die Wahl zwi-
schen der langobardischen und römischen Urkundungsform freigestellt
hatte 42.

8. Im Freiheitsprozess entschied das Recht desjenigen, der seine
Freiheit behauptete. Doch war das Recht des Herrn massgebend für
die Frage, ob dieser sich an dem Knechte, der eine Zeit lang als
Freier gelebt hatte, verschwiegen habe. Ein Zusatz zu einem Kapi-

38 Bernard, Chartes de Cluny I 176, Nr 189 von 912: parcione mea secundum
lege mea Gonbada in morgingiva .. tibi dono ad abendum; a. O. I 99, Nr 88
von 905: .. tercia porcione .. tibi cedo et secundum mea lege salica manibus
tibi trado .. et sicut lex mea salica commemorat faciendum; a. O. I 335, Nr 358
von 928: in dotalicio tercie porcione tibi dono, sicut lex salica commemorat; a. O.
I 219, Nr 229 von 922: Constancius esponsus tuus .. tercia porcione tibi dono se-
cundum mea lege romana; a. O. I 427, Nr 439 von 935: in esponsalicio tibi dono,
sicut lex romana commemorat .. In Italien bestellt der fränkische Ehemann eine
tertia, der langobardische eine quarta. Schröder, Ehel. Güterrecht I 20.
39 Conc. Trib. c. 39, Mansi XIX 154 und c. 1, X De sponsal. IV 1.
40 Cap. I 192, von 782 c. 5: ut viduas et orfanos tutorem habeant iusta illorum
legem, qui illos defensent .. Et si tutor aliquis illorum esse non voluerit, iudex pre-
videat Deum timentem hominem iuxta ut lex ipsorum est. Das. c. 6: et talis sit
ipse advocatus .. qui sacramenta pro causa ecclesiae .. deducere possit .. sicut
lex ipsorum est.
41 Cap. ital. Nr 105 c. 14, I 218 f.: Observamus ut romanus populus succes-
sionem eorum iuxta suam legem habeant.
42 Siehe oben S 264 Anm 25. Vgl. Lombardakommentare II 56.

§ 34. Das Personalitätsprinzip.
Jahrhunderts wird es regelmäſsig betont, daſs der Bräutigam Morgen-
gabe oder Dos oder sponsalitium nach burgundischem oder salischem
oder römischem Rechte gegeben habe 38.

Der Grundsatz, daſs bei der Eheschlieſsung die Stammesrechte
beider Ehegatten zu beachten seien, wurde von der Kirche bekämpft.
Aus Anlaſs eines einzelnen Falles, in welchem ein Franke seine Frau
verlieſs, weil er sie nicht nach fränkischem Rechte, sondern nach
ihrem sächsischen Geburtsrechte geehelicht habe, bestimmte eine Sy-
node von Tribur 895, daſs die Ehe giltig sei, auch wenn sie nur nach
dem Rechte des Bräutigams oder nur nach dem Rechte der Braut
geschlossen worden sei 39.

6. Bestellung und Verwaltung der Vormundschaft fanden ihre
Norm in dem Personalrechte des Mündels. Daher entschied auch das
Recht der bevogteten Kirche über die Ausübung der Kirchenvogtei 40.

7. Das Erbrecht wird durch das Stammesrecht des Erblassers
beherrscht 41. Schriftliche Vergabungen von Todeswegen muſsten da-
her nach dem Rechte des Vergabenden geschrieben werden und zwar
auch in Italien, wo König Liutprand im allgemeinen die Wahl zwi-
schen der langobardischen und römischen Urkundungsform freigestellt
hatte 42.

8. Im Freiheitsprozeſs entschied das Recht desjenigen, der seine
Freiheit behauptete. Doch war das Recht des Herrn maſsgebend für
die Frage, ob dieser sich an dem Knechte, der eine Zeit lang als
Freier gelebt hatte, verschwiegen habe. Ein Zusatz zu einem Kapi-

38 Bernard, Chartes de Cluny I 176, Nr 189 von 912: parcione mea secundum
lege mea Gonbada in morgingiva .. tibi dono ad abendum; a. O. I 99, Nr 88
von 905: .. tercia porcione .. tibi cedo et secundum mea lege salica manibus
tibi trado .. et sicut lex mea salica commemorat faciendum; a. O. I 335, Nr 358
von 928: in dotalicio tercie porcione tibi dono, sicut lex salica commemorat; a. O.
I 219, Nr 229 von 922: Constancius esponsus tuus .. tercia porcione tibi dono se-
cundum mea lege romana; a. O. I 427, Nr 439 von 935: in esponsalicio tibi dono,
sicut lex romana commemorat .. In Italien bestellt der fränkische Ehemann eine
tertia, der langobardische eine quarta. Schröder, Ehel. Güterrecht I 20.
39 Conc. Trib. c. 39, Mansi XIX 154 und c. 1, X De sponsal. IV 1.
40 Cap. I 192, von 782 c. 5: ut viduas et orfanos tutorem habeant iusta illorum
legem, qui illos defensent .. Et si tutor aliquis illorum esse non voluerit, iudex pre-
videat Deum timentem hominem iuxta ut lex ipsorum est. Das. c. 6: et talis sit
ipse advocatus .. qui sacramenta pro causa ecclesiae .. deducere possit .. sicut
lex ipsorum est.
41 Cap. ital. Nr 105 c. 14, I 218 f.: Observamus ut romanus populus succes-
sionem eorum iuxta suam legem habeant.
42 Siehe oben S 264 Anm 25. Vgl. Lombardakommentare II 56.
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[267/0285] § 34. Das Personalitätsprinzip. Jahrhunderts wird es regelmäſsig betont, daſs der Bräutigam Morgen- gabe oder Dos oder sponsalitium nach burgundischem oder salischem oder römischem Rechte gegeben habe 38. Der Grundsatz, daſs bei der Eheschlieſsung die Stammesrechte beider Ehegatten zu beachten seien, wurde von der Kirche bekämpft. Aus Anlaſs eines einzelnen Falles, in welchem ein Franke seine Frau verlieſs, weil er sie nicht nach fränkischem Rechte, sondern nach ihrem sächsischen Geburtsrechte geehelicht habe, bestimmte eine Sy- node von Tribur 895, daſs die Ehe giltig sei, auch wenn sie nur nach dem Rechte des Bräutigams oder nur nach dem Rechte der Braut geschlossen worden sei 39. 6. Bestellung und Verwaltung der Vormundschaft fanden ihre Norm in dem Personalrechte des Mündels. Daher entschied auch das Recht der bevogteten Kirche über die Ausübung der Kirchenvogtei 40. 7. Das Erbrecht wird durch das Stammesrecht des Erblassers beherrscht 41. Schriftliche Vergabungen von Todeswegen muſsten da- her nach dem Rechte des Vergabenden geschrieben werden und zwar auch in Italien, wo König Liutprand im allgemeinen die Wahl zwi- schen der langobardischen und römischen Urkundungsform freigestellt hatte 42. 8. Im Freiheitsprozeſs entschied das Recht desjenigen, der seine Freiheit behauptete. Doch war das Recht des Herrn maſsgebend für die Frage, ob dieser sich an dem Knechte, der eine Zeit lang als Freier gelebt hatte, verschwiegen habe. Ein Zusatz zu einem Kapi- 38 Bernard, Chartes de Cluny I 176, Nr 189 von 912: parcione mea secundum lege mea Gonbada in morgingiva .. tibi dono ad abendum; a. O. I 99, Nr 88 von 905: .. tercia porcione .. tibi cedo et secundum mea lege salica manibus tibi trado .. et sicut lex mea salica commemorat faciendum; a. O. I 335, Nr 358 von 928: in dotalicio tercie porcione tibi dono, sicut lex salica commemorat; a. O. I 219, Nr 229 von 922: Constancius esponsus tuus .. tercia porcione tibi dono se- cundum mea lege romana; a. O. I 427, Nr 439 von 935: in esponsalicio tibi dono, sicut lex romana commemorat .. In Italien bestellt der fränkische Ehemann eine tertia, der langobardische eine quarta. Schröder, Ehel. Güterrecht I 20. 39 Conc. Trib. c. 39, Mansi XIX 154 und c. 1, X De sponsal. IV 1. 40 Cap. I 192, von 782 c. 5: ut viduas et orfanos tutorem habeant iusta illorum legem, qui illos defensent .. Et si tutor aliquis illorum esse non voluerit, iudex pre- videat Deum timentem hominem iuxta ut lex ipsorum est. Das. c. 6: et talis sit ipse advocatus .. qui sacramenta pro causa ecclesiae .. deducere possit .. sicut lex ipsorum est. 41 Cap. ital. Nr 105 c. 14, I 218 f.: Observamus ut romanus populus succes- sionem eorum iuxta suam legem habeant. 42 Siehe oben S 264 Anm 25. Vgl. Lombardakommentare II 56.

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte01_1887/285>, abgerufen am 26.11.2024.