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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887.

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§ 21. Fehde und Busse.
hunderts die Dingmänner mit Speeren vor Gericht erscheinen55, wo
sie den Speerschaft anfassten und den Speer nach aufwärts kehrten,
wenn sie zum Urteil gebannt worden waren56.

§ 21. Fehde und Busse.

Wilda, Stratrecht der Germanen, 1842. G. v. Wächter, Beiträge zur deutschen
Geschichte, insbesondere zur Geschichte des deutschen Strafrechts, 1845, S 42 ff.
247 ff.; derselbe, Beilagen zu Vorlesungen über das deutsche Strafrecht, 1881;
Beil. 22: Das germanische Fehderecht und die Compositionen. Köstlin, Das
germanische Strafrecht, in der Z f. DR XIV 367 und aufgenommen in dessen Ge-
schichte des deutschen Strafrechts, 1859. Geib, Lehrbuch des deutschen Straf-
rechts I, 1861, S 151 ff. Konrad Maurer, Über angelsächsische Rechtsverhältnisse:
4. Das Fehde- und Wergeldswesen, KrÜ III 26 ff. Rogge, Über das Gerichts-
wesen der Germanen, 1820. Siegel, Gesch. d. deutschen Gerichtsverfahrens, 1857.
Dahn, Fehdegang u. Rechtsgang der Germanen, Bausteine 2. Reihe, 1880, S 76 ff.
Frauenstädt, Blutrache und Todtschlagssühne im deutschen Mittelalter, 1881.
Kohler, Shakespeare vor dem Forum der Jurisprudenz, 1883, S 131 ff. Pas-
quale del Giudice,
La vendetta nel diritto langobardo, 1876. v. Woringen,
Beiträge zur Geschichte des deutschen Strafrechts, erster Beitrag: Erläuterungen
über das Compositionenwesen, 1836. Thonissen, L'organisation judiciaire, le
droit penale ... de la loi salique, 1881. Osenbrüggen, Das Strafrecht der Lango-
barden, 1863. Brandt, Forelaesninger II 1--156. v. Amira, Das altnorwegische
Vollstreckungsverfahren, 1874.

Die Entwicklung des weltlichen Strafrechts hat bei den Germanen
ihren Ausgangspunkt in dem Gedanken, dass wer den Frieden bricht,
sich selbst aus dem Frieden setzt, oder wie ein Gesetz Kaiser
Friedrichs I. vom Jahre 1158 sich ausdrückt, dass wer den Frieden
nicht hält, des Friedens seinerseits nicht geniessen soll1.

welche ein den Rechtsakt bekräftigendes Urteil abgeben, indem sie einen Speerschaft
anfassen. v. Amira, Altschwed. Obligationenrecht S 269 ff.
55 Im "Holsten Ding und Recht" von 1649 (Seestern-Pauly, Die Neu-
münsterschen Kirchspielsgebräuche, 1824, S 8) findet sich das Hegungsurteil: hyr
schall yder dingsmann syn speer op synen kluen dal un syn angesicht vör dit
hegede recht strecket hebben. Kluen sind die Speerschäfte.
56 In Joh. Fuchsii Introductio in processum Holsaticum, Kiel 1696, S 223 wird,
nachdem die Dingleute zum Urteil gebannt worden, auf die entsprechende Hegungs-
frage des Richters die Antwort erteilt: düsse frame Holsten ... se hebben ehre
klüven angefatet, se hebben ehre spere upwarts gekehret, se hebben ehre andlat
thom rechten gekehret. Ähnlich lautet die Formel bei Seestern-Pauly S 13.
Noch im 19. Jahrh. stand im Bordesholmer Dinggericht der Obmann der Urteiler
(Abfinder) dem Dingvogt mit einer Lanze oder einem Speer gegenüber. Seestern-
Pauly
a. O. S 41. Falck a. O. III 41. Zöpfl, Altertümer II 442.
1 Qui pacem iurare et tenere noluerit, et lege pacis non fruatur. Curia Ron-
caliae, MG LL II 112.

§ 21. Fehde und Buſse.
hunderts die Dingmänner mit Speeren vor Gericht erscheinen55, wo
sie den Speerschaft anfaſsten und den Speer nach aufwärts kehrten,
wenn sie zum Urteil gebannt worden waren56.

§ 21. Fehde und Buſse.

Wilda, Stratrecht der Germanen, 1842. G. v. Wächter, Beiträge zur deutschen
Geschichte, insbesondere zur Geschichte des deutschen Strafrechts, 1845, S 42 ff.
247 ff.; derselbe, Beilagen zu Vorlesungen über das deutsche Strafrecht, 1881;
Beil. 22: Das germanische Fehderecht und die Compositionen. Köstlin, Das
germanische Strafrecht, in der Z f. DR XIV 367 und aufgenommen in dessen Ge-
schichte des deutschen Strafrechts, 1859. Geib, Lehrbuch des deutschen Straf-
rechts I, 1861, S 151 ff. Konrad Maurer, Über angelsächsische Rechtsverhältnisse:
4. Das Fehde- und Wergeldswesen, KrÜ III 26 ff. Rogge, Über das Gerichts-
wesen der Germanen, 1820. Siegel, Gesch. d. deutschen Gerichtsverfahrens, 1857.
Dahn, Fehdegang u. Rechtsgang der Germanen, Bausteine 2. Reihe, 1880, S 76 ff.
Frauenstädt, Blutrache und Todtschlagssühne im deutschen Mittelalter, 1881.
Kohler, Shakespeare vor dem Forum der Jurisprudenz, 1883, S 131 ff. Pas-
quale del Giudice,
La vendetta nel diritto langobardo, 1876. v. Woringen,
Beiträge zur Geschichte des deutschen Strafrechts, erster Beitrag: Erläuterungen
über das Compositionenwesen, 1836. Thonissen, L’organisation judiciaire, le
droit pénale … de la loi salique, 1881. Osenbrüggen, Das Strafrecht der Lango-
barden, 1863. Brandt, Forelæsninger II 1—156. v. Amira, Das altnorwegische
Vollstreckungsverfahren, 1874.

Die Entwicklung des weltlichen Strafrechts hat bei den Germanen
ihren Ausgangspunkt in dem Gedanken, daſs wer den Frieden bricht,
sich selbst aus dem Frieden setzt, oder wie ein Gesetz Kaiser
Friedrichs I. vom Jahre 1158 sich ausdrückt, daſs wer den Frieden
nicht hält, des Friedens seinerseits nicht genieſsen soll1.

welche ein den Rechtsakt bekräftigendes Urteil abgeben, indem sie einen Speerschaft
anfassen. v. Amira, Altschwed. Obligationenrecht S 269 ff.
55 Im „Holsten Ding und Recht“ von 1649 (Seestern-Pauly, Die Neu-
münsterschen Kirchspielsgebräuche, 1824, S 8) findet sich das Hegungsurteil: hyr
schall yder dingsmann syn speer op synen kluen dal un syn angesicht vör dit
hegede recht strecket hebben. Kluen sind die Speerschäfte.
56 In Joh. Fuchsii Introductio in processum Holsaticum, Kiel 1696, S 223 wird,
nachdem die Dingleute zum Urteil gebannt worden, auf die entsprechende Hegungs-
frage des Richters die Antwort erteilt: düsse frame Holsten … se hebben ehre
klüven angefatet, se hebben ehre spere upwarts gekehret, se hebben ehre andlat
thom rechten gekehret. Ähnlich lautet die Formel bei Seestern-Pauly S 13.
Noch im 19. Jahrh. stand im Bordesholmer Dinggericht der Obmann der Urteiler
(Abfinder) dem Dingvogt mit einer Lanze oder einem Speer gegenüber. Seestern-
Pauly
a. O. S 41. Falck a. O. III 41. Zöpfl, Altertümer II 442.
1 Qui pacem iurare et tenere noluerit, et lege pacis non fruatur. Curia Ron-
caliae, MG LL II 112.
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[156/0174] § 21. Fehde und Buſse. hunderts die Dingmänner mit Speeren vor Gericht erscheinen 55, wo sie den Speerschaft anfaſsten und den Speer nach aufwärts kehrten, wenn sie zum Urteil gebannt worden waren 56. § 21. Fehde und Buſse. Wilda, Stratrecht der Germanen, 1842. G. v. Wächter, Beiträge zur deutschen Geschichte, insbesondere zur Geschichte des deutschen Strafrechts, 1845, S 42 ff. 247 ff.; derselbe, Beilagen zu Vorlesungen über das deutsche Strafrecht, 1881; Beil. 22: Das germanische Fehderecht und die Compositionen. Köstlin, Das germanische Strafrecht, in der Z f. DR XIV 367 und aufgenommen in dessen Ge- schichte des deutschen Strafrechts, 1859. Geib, Lehrbuch des deutschen Straf- rechts I, 1861, S 151 ff. Konrad Maurer, Über angelsächsische Rechtsverhältnisse: 4. Das Fehde- und Wergeldswesen, KrÜ III 26 ff. Rogge, Über das Gerichts- wesen der Germanen, 1820. Siegel, Gesch. d. deutschen Gerichtsverfahrens, 1857. Dahn, Fehdegang u. Rechtsgang der Germanen, Bausteine 2. Reihe, 1880, S 76 ff. Frauenstädt, Blutrache und Todtschlagssühne im deutschen Mittelalter, 1881. Kohler, Shakespeare vor dem Forum der Jurisprudenz, 1883, S 131 ff. Pas- quale del Giudice, La vendetta nel diritto langobardo, 1876. v. Woringen, Beiträge zur Geschichte des deutschen Strafrechts, erster Beitrag: Erläuterungen über das Compositionenwesen, 1836. Thonissen, L’organisation judiciaire, le droit pénale … de la loi salique, 1881. Osenbrüggen, Das Strafrecht der Lango- barden, 1863. Brandt, Forelæsninger II 1—156. v. Amira, Das altnorwegische Vollstreckungsverfahren, 1874. Die Entwicklung des weltlichen Strafrechts hat bei den Germanen ihren Ausgangspunkt in dem Gedanken, daſs wer den Frieden bricht, sich selbst aus dem Frieden setzt, oder wie ein Gesetz Kaiser Friedrichs I. vom Jahre 1158 sich ausdrückt, daſs wer den Frieden nicht hält, des Friedens seinerseits nicht genieſsen soll 1. 54 55 Im „Holsten Ding und Recht“ von 1649 (Seestern-Pauly, Die Neu- münsterschen Kirchspielsgebräuche, 1824, S 8) findet sich das Hegungsurteil: hyr schall yder dingsmann syn speer op synen kluen dal un syn angesicht vör dit hegede recht strecket hebben. Kluen sind die Speerschäfte. 56 In Joh. Fuchsii Introductio in processum Holsaticum, Kiel 1696, S 223 wird, nachdem die Dingleute zum Urteil gebannt worden, auf die entsprechende Hegungs- frage des Richters die Antwort erteilt: düsse frame Holsten … se hebben ehre klüven angefatet, se hebben ehre spere upwarts gekehret, se hebben ehre andlat thom rechten gekehret. Ähnlich lautet die Formel bei Seestern-Pauly S 13. Noch im 19. Jahrh. stand im Bordesholmer Dinggericht der Obmann der Urteiler (Abfinder) dem Dingvogt mit einer Lanze oder einem Speer gegenüber. Seestern- Pauly a. O. S 41. Falck a. O. III 41. Zöpfl, Altertümer II 442. 1 Qui pacem iurare et tenere noluerit, et lege pacis non fruatur. Curia Ron- caliae, MG LL II 112. 54 welche ein den Rechtsakt bekräftigendes Urteil abgeben, indem sie einen Speerschaft anfassen. v. Amira, Altschwed. Obligationenrecht S 269 ff.

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte01_1887/174>, abgerufen am 23.11.2024.