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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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sind." Stephani fügt S. 348 hinzu, der Name sei ohne Zwei-
fel von jenen Steinen entlehnt, welche zu Folge ihrer In-
schriften den Heros Pergamos darstellen. Allein hier erhebt
sich zunächst die Frage, wie man dazu gekommen sein könne,
den Namen eines Heros einem Satyr beizufügen: denn wollen
wir selbst zugeben, dass das Haschen nach Künstlernamen
im achtzehnten Jahrhundert eine solche Uebertragung mög-
lich gemacht hätte, so ist doch nicht zu übersehen, dass der
Glasfluss seine Inschrift schon zu Agostini's Zeit trug, wel-
cher jedoch den Namen nicht, wie Stosch, sondern [fremdsprachliches Material - fehlt]
las. In welche Zeit sollten wir aber mit nur einiger Wahr-
scheinlichkeit die Fälschung verlegen? Dazu kömmt, dass,
was Köhler über den Schnitt der Buchstaben bemerkt, durch-
aus falsch ist, wie schon Stephani bemerkt. Denn von
Schärfe und Tiefe sind sie so weit entfernt, dass bis heute
nicht einmal ihre Lesung hat vollkommen festgestellt werden
können, was sich, soweit sich nach Abdrücken urtheilen
lässt, eben daraus erklärt, dass sie denselben Grad von
Corrosion, wie die ganze übrige Oberfläche des Glasflusses
erlitten haben, also mit diesem gleichzeitig sind. Trotz die-
ses Zustandes verräth aber endlich die Arbeit selbst, nament-
lich mit ähnlichen Darstellungen verglichen (z. B. Winck.
Descr. II, 1567--69), ihren antiken Ursprung durch das innere
Leben, von welchem das ganze Bild durchweht ist, durch
die Feinheit der ganzen Anlage und durch die ungesuchte
Eleganz und Leichtigkeit der Ausführung. Wenn ich trotz-
dem Pergamos nicht unter den unzweifelhaft sicheren Stein-
schneidern seinen Platz angewiesen habe, so hat dies seinen
Grund nur in dem Zweifel an der richtigen Lesung des
Namens.

Auf anderen Steinen bezieht man die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt],
[fremdsprachliches Material - fehlt] nicht auf einen Künstler, sondern auf den
dargestellten Kopf als das Bild des Heros Pergamos: Raspe
10105--7; Tölken Beschr. Kl. IV, 399. -- Auf einem Stoschi-
schen Schwefel mit dem Bilde des Stier-tragenden Herakles
(Raspe 5761) scheint die Fehlerhaftigkeit der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt]-
[fremdsprachliches Material - fehlt] auf moderne Fälschung zu deuten.

Pharnakes.

Von den neun bei Stephani (Angebl. Steinschn. S. 241--246)
zusammengestellten Steinen, auf denen sich sein Name ganz

sind.‟ Stephani fügt S. 348 hinzu, der Name sei ohne Zwei-
fel von jenen Steinen entlehnt, welche zu Folge ihrer In-
schriften den Heros Pergamos darstellen. Allein hier erhebt
sich zunächst die Frage, wie man dazu gekommen sein könne,
den Namen eines Heros einem Satyr beizufügen: denn wollen
wir selbst zugeben, dass das Haschen nach Künstlernamen
im achtzehnten Jahrhundert eine solche Uebertragung mög-
lich gemacht hätte, so ist doch nicht zu übersehen, dass der
Glasfluss seine Inschrift schon zu Agostini’s Zeit trug, wel-
cher jedoch den Namen nicht, wie Stosch, sondern [fremdsprachliches Material – fehlt]
las. In welche Zeit sollten wir aber mit nur einiger Wahr-
scheinlichkeit die Fälschung verlegen? Dazu kömmt, dass,
was Köhler über den Schnitt der Buchstaben bemerkt, durch-
aus falsch ist, wie schon Stephani bemerkt. Denn von
Schärfe und Tiefe sind sie so weit entfernt, dass bis heute
nicht einmal ihre Lesung hat vollkommen festgestellt werden
können, was sich, soweit sich nach Abdrücken urtheilen
lässt, eben daraus erklärt, dass sie denselben Grad von
Corrosion, wie die ganze übrige Oberfläche des Glasflusses
erlitten haben, also mit diesem gleichzeitig sind. Trotz die-
ses Zustandes verräth aber endlich die Arbeit selbst, nament-
lich mit ähnlichen Darstellungen verglichen (z. B. Winck.
Descr. II, 1567—69), ihren antiken Ursprung durch das innere
Leben, von welchem das ganze Bild durchweht ist, durch
die Feinheit der ganzen Anlage und durch die ungesuchte
Eleganz und Leichtigkeit der Ausführung. Wenn ich trotz-
dem Pergamos nicht unter den unzweifelhaft sicheren Stein-
schneidern seinen Platz angewiesen habe, so hat dies seinen
Grund nur in dem Zweifel an der richtigen Lesung des
Namens.

Auf anderen Steinen bezieht man die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt],
[fremdsprachliches Material – fehlt] nicht auf einen Künstler, sondern auf den
dargestellten Kopf als das Bild des Heros Pergamos: Raspe
10105—7; Tölken Beschr. Kl. IV, 399. — Auf einem Stoschi-
schen Schwefel mit dem Bilde des Stier-tragenden Herakles
(Raspe 5761) scheint die Fehlerhaftigkeit der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt]-
[fremdsprachliches Material – fehlt] auf moderne Fälschung zu deuten.

Pharnakes.

Von den neun bei Stephani (Angebl. Steinschn. S. 241—246)
zusammengestellten Steinen, auf denen sich sein Name ganz

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[573/0590] sind.‟ Stephani fügt S. 348 hinzu, der Name sei ohne Zwei- fel von jenen Steinen entlehnt, welche zu Folge ihrer In- schriften den Heros Pergamos darstellen. Allein hier erhebt sich zunächst die Frage, wie man dazu gekommen sein könne, den Namen eines Heros einem Satyr beizufügen: denn wollen wir selbst zugeben, dass das Haschen nach Künstlernamen im achtzehnten Jahrhundert eine solche Uebertragung mög- lich gemacht hätte, so ist doch nicht zu übersehen, dass der Glasfluss seine Inschrift schon zu Agostini’s Zeit trug, wel- cher jedoch den Namen nicht, wie Stosch, sondern _ las. In welche Zeit sollten wir aber mit nur einiger Wahr- scheinlichkeit die Fälschung verlegen? Dazu kömmt, dass, was Köhler über den Schnitt der Buchstaben bemerkt, durch- aus falsch ist, wie schon Stephani bemerkt. Denn von Schärfe und Tiefe sind sie so weit entfernt, dass bis heute nicht einmal ihre Lesung hat vollkommen festgestellt werden können, was sich, soweit sich nach Abdrücken urtheilen lässt, eben daraus erklärt, dass sie denselben Grad von Corrosion, wie die ganze übrige Oberfläche des Glasflusses erlitten haben, also mit diesem gleichzeitig sind. Trotz die- ses Zustandes verräth aber endlich die Arbeit selbst, nament- lich mit ähnlichen Darstellungen verglichen (z. B. Winck. Descr. II, 1567—69), ihren antiken Ursprung durch das innere Leben, von welchem das ganze Bild durchweht ist, durch die Feinheit der ganzen Anlage und durch die ungesuchte Eleganz und Leichtigkeit der Ausführung. Wenn ich trotz- dem Pergamos nicht unter den unzweifelhaft sicheren Stein- schneidern seinen Platz angewiesen habe, so hat dies seinen Grund nur in dem Zweifel an der richtigen Lesung des Namens. Auf anderen Steinen bezieht man die Inschrift _ , _ nicht auf einen Künstler, sondern auf den dargestellten Kopf als das Bild des Heros Pergamos: Raspe 10105—7; Tölken Beschr. Kl. IV, 399. — Auf einem Stoschi- schen Schwefel mit dem Bilde des Stier-tragenden Herakles (Raspe 5761) scheint die Fehlerhaftigkeit der Inschrift _ - _ auf moderne Fälschung zu deuten. Pharnakes. Von den neun bei Stephani (Angebl. Steinschn. S. 241—246) zusammengestellten Steinen, auf denen sich sein Name ganz

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/590>, abgerufen am 16.06.2024.