Bracci II, t. 56. Bracci bezeichnet die Arbeit als modern und wahrscheinlich von der Hand des Flavio Sirleti herrüh- rend; und da das Bild, mit dem der Muse des Onesas ziem- lich übereinstimmend, auch sonst zu Fälschungen benutzt worden ist, da der Name des Kronios, als der eines der berühm- testen Steinschneider des Alterthums von einem Fälscher leicht aus Plinius entlehnt werden konnte, da endlich auch die Abkürzung [fremdsprachliches Material - fehlt] verdächtig erscheinen mochte, so hat in neuerer Zeit niemand dem Urtheil Bracci's widersprochen. Doch dürfte es nicht überflüssig sein, auf einige äussere Umstände aufmerksam zu machen. Dass Andreini den Stein besessen, dass ihm dieser gestohlen und nur ein Abdruck geblieben sei, nach dem Gori seine Abbildung herausgegeben, ist ungenau. Gori (Columb. libert. Liviae p. 155) sagt aus- drücklich, dass Andreini nur einen Abdruck besessen, der ihm mit anderen Steinen gestohlen sei: Huius vero gemmae singulare ectypum dumtaxat extabat in Andreinia dactyliotheca, quod ipse reperit inter alia plura, quinquaginta adhinc annis, apud quemdam florentinum artificem, eximium sigillorum scriptorem in gemmis, in officinis Medicei musei, cognomento "il Borgognone". Andreini's Zuverlässigkeit ist zwar von Köhler heftig angegriffen worden: allein, dürfen wir fragen, was hätte ihn wohl zur Erfindung der obigen Erzählung veranlassen können, wenn es sich nicht um einen Stein, sondern nur um einen Abdruck handelte? War aber der Abdruck schon fünfzig Jahre vor Gori's Erwähnung im Jahre 1727, also etwa 1677 in Andreini's Besitz, so konnte er auch schwerlich eine Arbeit Sirleti's sein, der erst 1737 starb. Wie dem auch sein möge, niemand unserer Gewährs- männer hat den Stein oder auch nur den Abdruck gesehen; und so lange dies der Fall ist, scheint mir eben so wenig Grund zur Verurtheilung, wie zur Vertheidigung vorzu- liegen.
Ein Camee der ältern Poniatowski'schen Sammlung: Jupiter seinem Adler schmeichelnd, macht sich schon durch die falsche Form des Namens [fremdsprachliches Material - fehlt] verdächtig: R. Ro- chette Lettre p. 131; und eben so ist ein Carneol des Her- zogs von Devonshire: Perseus mit dem Medusenhaupte und der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] (Raspe 8850) oder XPONIOY [Lip- pert III, B, 1] als modern anerkannt. -- C. I. 7207.
Bracci II, t. 56. Bracci bezeichnet die Arbeit als modern und wahrscheinlich von der Hand des Flavio Sirleti herrüh- rend; und da das Bild, mit dem der Muse des Onesas ziem- lich übereinstimmend, auch sonst zu Fälschungen benutzt worden ist, da der Name des Kronios, als der eines der berühm- testen Steinschneider des Alterthums von einem Fälscher leicht aus Plinius entlehnt werden konnte, da endlich auch die Abkürzung [fremdsprachliches Material – fehlt] verdächtig erscheinen mochte, so hat in neuerer Zeit niemand dem Urtheil Bracci’s widersprochen. Doch dürfte es nicht überflüssig sein, auf einige äussere Umstände aufmerksam zu machen. Dass Andreini den Stein besessen, dass ihm dieser gestohlen und nur ein Abdruck geblieben sei, nach dem Gori seine Abbildung herausgegeben, ist ungenau. Gori (Columb. libert. Liviae p. 155) sagt aus- drücklich, dass Andreini nur einen Abdruck besessen, der ihm mit anderen Steinen gestohlen sei: Huius vero gemmae singulare ectypum dumtaxat extabat in Andreinia dactyliotheca, quod ipse reperit inter alia plura, quinquaginta adhinc annis, apud quemdam florentinum artificem, eximium sigillorum scriptorem in gemmis, in officinis Medicei musei, cognomento „il Borgognone‟. Andreini’s Zuverlässigkeit ist zwar von Köhler heftig angegriffen worden: allein, dürfen wir fragen, was hätte ihn wohl zur Erfindung der obigen Erzählung veranlassen können, wenn es sich nicht um einen Stein, sondern nur um einen Abdruck handelte? War aber der Abdruck schon fünfzig Jahre vor Gori’s Erwähnung im Jahre 1727, also etwa 1677 in Andreini’s Besitz, so konnte er auch schwerlich eine Arbeit Sirleti’s sein, der erst 1737 starb. Wie dem auch sein möge, niemand unserer Gewährs- männer hat den Stein oder auch nur den Abdruck gesehen; und so lange dies der Fall ist, scheint mir eben so wenig Grund zur Verurtheilung, wie zur Vertheidigung vorzu- liegen.
Ein Camee der ältern Poniatowski’schen Sammlung: Jupiter seinem Adler schmeichelnd, macht sich schon durch die falsche Form des Namens [fremdsprachliches Material – fehlt] verdächtig: R. Ro- chette Lettre p. 131; und eben so ist ein Carneol des Her- zogs von Devonshire: Perseus mit dem Medusenhaupte und der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] (Raspe 8850) oder XPONIOY [Lip- pert III, B, 1] als modern anerkannt. — C. I. 7207.
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Bracci II, t. 56. Bracci bezeichnet die Arbeit als modern
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rend; und da das Bild, mit dem der Muse des Onesas ziem-
lich übereinstimmend, auch sonst zu Fälschungen benutzt
worden ist, da der Name des Kronios, als der eines der berühm-
testen Steinschneider des Alterthums von einem Fälscher
leicht aus Plinius entlehnt werden konnte, da endlich auch
die Abkürzung _ verdächtig erscheinen mochte, so hat in
neuerer Zeit niemand dem Urtheil Bracci’s widersprochen.
Doch dürfte es nicht überflüssig sein, auf einige äussere
Umstände aufmerksam zu machen. Dass Andreini den Stein
besessen, dass ihm dieser gestohlen und nur ein Abdruck
geblieben sei, nach dem Gori seine Abbildung herausgegeben,
ist ungenau. Gori (Columb. libert. Liviae p. 155) sagt aus-
drücklich, dass Andreini nur einen Abdruck besessen, der
ihm mit anderen Steinen gestohlen sei: Huius vero gemmae
singulare ectypum dumtaxat extabat in Andreinia dactyliotheca,
quod ipse reperit inter alia plura, quinquaginta adhinc annis,
apud quemdam florentinum artificem, eximium sigillorum
scriptorem in gemmis, in officinis Medicei musei, cognomento
„il Borgognone‟. Andreini’s Zuverlässigkeit ist zwar von
Köhler heftig angegriffen worden: allein, dürfen wir fragen,
was hätte ihn wohl zur Erfindung der obigen Erzählung
veranlassen können, wenn es sich nicht um einen Stein,
sondern nur um einen Abdruck handelte? War aber der
Abdruck schon fünfzig Jahre vor Gori’s Erwähnung im
Jahre 1727, also etwa 1677 in Andreini’s Besitz, so konnte
er auch schwerlich eine Arbeit Sirleti’s sein, der erst 1737
starb. Wie dem auch sein möge, niemand unserer Gewährs-
männer hat den Stein oder auch nur den Abdruck gesehen;
und so lange dies der Fall ist, scheint mir eben so wenig
Grund zur Verurtheilung, wie zur Vertheidigung vorzu-
liegen.
Ein Camee der ältern Poniatowski’schen Sammlung:
Jupiter seinem Adler schmeichelnd, macht sich schon durch
die falsche Form des Namens _ verdächtig: R. Ro-
chette Lettre p. 131; und eben so ist ein Carneol des Her-
zogs von Devonshire: Perseus mit dem Medusenhaupte und
der Inschrift _ (Raspe 8850) oder XPONIOY [Lip-
pert III, B, 1] als modern anerkannt. — C. I. 7207.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/585>, abgerufen am 24.11.2024.
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