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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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ni fallor, antiquitate [fremdsprachliches Material - fehlt] nomen reperitur. Quare
non desunt, qui additas recentiori manu litteras suspicantur,
operi reipsa non dubiae antiquitatis. At in praesentiarum,
quidquam de hoc affirmare nostri muneris esse non censeo.
Ich habe diese Worte angeführt, weil sie zeigen, dass man
damals noch nicht auf die Inschrift im Columbarium der Li-
via als eine Quelle möglicher Fälschung hingewiesen haben
konnte. Auch Vettori (Dissertat. glypt. p. 5) sagt nur: opus
enim quantumvis elegantissimum, sublestae fidei suspicionem
subit apud plerosque cultos viros, qui in eodem expendendo,
manum recentioris artificis, iudicio sane constanti, perspectam
habere sibi videntur. Selbst Winckelmann schweigt noch
von jener Inschrift, und erst Gori, der sie früher herausge-
geben, verfiel 1767 darauf, den Agathangelos des Steins und
der Inschrift als eine Person zu betrachten. Nicht unmög-
lich wäre es, dass sich erst hieraus die Sage von der Ent-
deckung des Steins in jenem Columbarium gebildet hätte.
An der Echtheit zweifeln weder Winckelmann noch Gori, und
Bracci (p. 27) beruft sich dafür auf die berühmtesten Stein-
schneider seiner Zeit: Girolamo Rosi, Francesco Sirleti, Fran-
cesco und Giovanni Pichler und Francesco Alfani. Dagegen
kehrt Raspe wieder auf den Standpunkt Vettori's zurück, und
er nennt zuerst geradezu die Inschrift des Steines von der
Grabschrift entlehnt, indem er hinzufügt: jeder Buchstabe
für sich sei gut gearbeitet und doch verrathe das Ganze auf
den ersten Blick die Ignoranz des Betrügers. Auch Visconti
(Op. var. II, p. 121 und 327) verdammt zwar nicht den Stein,
aber die Inschrift, wie es scheint, hauptsächlich auf die Aucto-
rität Vettori's hin. Hören wir jetzt, wie Köhler sich äus-
sert: er tadelt Bracci, dass dieser den Stein "mit Freuden in
sein Werk aufnahm, obgleich die Schreibart des Namens (mit
[fremdsprachliches Material - fehlt]), welche Winckelmann ohne Erfolg sich bemühte zu ent-
schuldigen, ferner der erst seit Entdeckung des Grabmals der
Livia bekannt gewordene Name des Agathangelos, den Stein
mehr als zu verdächtig machen. Ja man wusste noch über-
dies in Italien, dass beides, die sorgfältige Arbeit ebenso
wie der Name des Steinschneiders neuen Ursprungs wa-
ren. ..." Ausführlicher ist Stephani: er findet die schein-
bare Unbefangenheit und Energie in Behandlung des Barts
und der Augenpartie in geradem Widerspruche mit der wei-

ni fallor, antiquitate [fremdsprachliches Material – fehlt] nomen reperitur. Quare
non desunt, qui additas recentiori manu litteras suspicantur,
operi reipsa non dubiae antiquitatis. At in praesentiarum,
quidquam de hoc affirmare nostri muneris esse non censeo.
Ich habe diese Worte angeführt, weil sie zeigen, dass man
damals noch nicht auf die Inschrift im Columbarium der Li-
via als eine Quelle möglicher Fälschung hingewiesen haben
konnte. Auch Vettori (Dissertat. glypt. p. 5) sagt nur: opus
enim quantumvis elegantissimum, sublestae fidei suspicionem
subit apud plerosque cultos viros, qui in eodem expendendo,
manum recentioris artificis, iudicio sane constanti, perspectam
habere sibi videntur. Selbst Winckelmann schweigt noch
von jener Inschrift, und erst Gori, der sie früher herausge-
geben, verfiel 1767 darauf, den Agathangelos des Steins und
der Inschrift als eine Person zu betrachten. Nicht unmög-
lich wäre es, dass sich erst hieraus die Sage von der Ent-
deckung des Steins in jenem Columbarium gebildet hätte.
An der Echtheit zweifeln weder Winckelmann noch Gori, und
Bracci (p. 27) beruft sich dafür auf die berühmtesten Stein-
schneider seiner Zeit: Girolamo Rosi, Francesco Sirleti, Fran-
cesco und Giovanni Pichler und Francesco Alfani. Dagegen
kehrt Raspe wieder auf den Standpunkt Vettori’s zurück, und
er nennt zuerst geradezu die Inschrift des Steines von der
Grabschrift entlehnt, indem er hinzufügt: jeder Buchstabe
für sich sei gut gearbeitet und doch verrathe das Ganze auf
den ersten Blick die Ignoranz des Betrügers. Auch Visconti
(Op. var. II, p. 121 und 327) verdammt zwar nicht den Stein,
aber die Inschrift, wie es scheint, hauptsächlich auf die Aucto-
rität Vettori’s hin. Hören wir jetzt, wie Köhler sich äus-
sert: er tadelt Bracci, dass dieser den Stein „mit Freuden in
sein Werk aufnahm, obgleich die Schreibart des Namens (mit
[fremdsprachliches Material – fehlt]), welche Winckelmann ohne Erfolg sich bemühte zu ent-
schuldigen, ferner der erst seit Entdeckung des Grabmals der
Livia bekannt gewordene Name des Agathangelos, den Stein
mehr als zu verdächtig machen. Ja man wusste noch über-
dies in Italien, dass beides, die sorgfältige Arbeit ebenso
wie der Name des Steinschneiders neuen Ursprungs wa-
ren. …‟ Ausführlicher ist Stephani: er findet die schein-
bare Unbefangenheit und Energie in Behandlung des Barts
und der Augenpartie in geradem Widerspruche mit der wei-

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[540/0557] ni fallor, antiquitate _ nomen reperitur. Quare non desunt, qui additas recentiori manu litteras suspicantur, operi reipsa non dubiae antiquitatis. At in praesentiarum, quidquam de hoc affirmare nostri muneris esse non censeo. Ich habe diese Worte angeführt, weil sie zeigen, dass man damals noch nicht auf die Inschrift im Columbarium der Li- via als eine Quelle möglicher Fälschung hingewiesen haben konnte. Auch Vettori (Dissertat. glypt. p. 5) sagt nur: opus enim quantumvis elegantissimum, sublestae fidei suspicionem subit apud plerosque cultos viros, qui in eodem expendendo, manum recentioris artificis, iudicio sane constanti, perspectam habere sibi videntur. Selbst Winckelmann schweigt noch von jener Inschrift, und erst Gori, der sie früher herausge- geben, verfiel 1767 darauf, den Agathangelos des Steins und der Inschrift als eine Person zu betrachten. Nicht unmög- lich wäre es, dass sich erst hieraus die Sage von der Ent- deckung des Steins in jenem Columbarium gebildet hätte. An der Echtheit zweifeln weder Winckelmann noch Gori, und Bracci (p. 27) beruft sich dafür auf die berühmtesten Stein- schneider seiner Zeit: Girolamo Rosi, Francesco Sirleti, Fran- cesco und Giovanni Pichler und Francesco Alfani. Dagegen kehrt Raspe wieder auf den Standpunkt Vettori’s zurück, und er nennt zuerst geradezu die Inschrift des Steines von der Grabschrift entlehnt, indem er hinzufügt: jeder Buchstabe für sich sei gut gearbeitet und doch verrathe das Ganze auf den ersten Blick die Ignoranz des Betrügers. Auch Visconti (Op. var. II, p. 121 und 327) verdammt zwar nicht den Stein, aber die Inschrift, wie es scheint, hauptsächlich auf die Aucto- rität Vettori’s hin. Hören wir jetzt, wie Köhler sich äus- sert: er tadelt Bracci, dass dieser den Stein „mit Freuden in sein Werk aufnahm, obgleich die Schreibart des Namens (mit _ ), welche Winckelmann ohne Erfolg sich bemühte zu ent- schuldigen, ferner der erst seit Entdeckung des Grabmals der Livia bekannt gewordene Name des Agathangelos, den Stein mehr als zu verdächtig machen. Ja man wusste noch über- dies in Italien, dass beides, die sorgfältige Arbeit ebenso wie der Name des Steinschneiders neuen Ursprungs wa- ren. …‟ Ausführlicher ist Stephani: er findet die schein- bare Unbefangenheit und Energie in Behandlung des Barts und der Augenpartie in geradem Widerspruche mit der wei-

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/557>, abgerufen am 24.11.2024.