Gegenständen dieser Art bekannt gemacht hat, lässt uns nicht zweifeln, dass Stosch den Sard wohl noch früher kannte, als Masson" (d. h. dass der Stein auf Stosch's Betrieb gefälscht sei). Dass diese Verdächtigung einzig in dem Vorurtheile Köhler's gegen Stosch ihren Grund hat, braucht nicht weiter bewiesen zu werden; und auf dem- selben Vorurtheile beruhen denn auch wohl die rein sub- jectiven Gründe gegen die Echtheit des Steines überhaupt. Etwas davon scheint auch Stephani (bei Köhler S. 293) ge- fühlt zu haben, indem er zugiebt, dass "an dem Steine des Peiresc Bild und Inschrift (natürlich als Name des Dargestell- ten) antik gewesen seien, und erst die Verkehrtheit, diesen Namen für den des Steinschneiders zu nehmen, den Betrug auf andern Steinen möglich gemacht haben könnte." Die Grenzen der Scheidung zwischen Künstler- und andern Na- men sind allerdings sehr schwankend; und wenn auch ich Anstand nehme, Aetion als Steinschneider anzuerkennen, so kann ich zur Begründung dieser Ansicht nichts anführen, als die Stellung der Inschrift (s. o. S. 450) und ein subjectives Gefühl, demzufolge der ganze Charakter der Inschrift mir von dem anderer Künstlerinschriften verschieden zu sein scheint.
Ein Carneol bei Raspe 9107 mit der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt], ein anderer bei de Jonge (Notice p. 175, ohne Inschrift?) sind anerkannt moderne Copien. Ueber einen dritten (angeblich früher im Besitz des Herzogs von Orleans: Lippert II, 116; Raspe 9112, vergl. Clarac S. 8) mit der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt], fehlen weitere Nachweisungen. Eine freiere Wiederholung, in welcher die Mütze in der Art eines Helmes behandelt, und hinter dem Kopfe eine ithyphallische Herme sichtbar ist, auf einem Carneol bei Cades VII, E, 1 ist wahrscheinlich mit dem nach Clarac bei Gravelle II, p. 103 publicirten Steine iden- tisch. In der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] ist die Form des E auf- fällig, und ausserdem trägt die Arbeit den Charakter moder- ner Eleganz. -- Ein Carneol mit der Darstellung eines Bac- chanlas von neun Personen vor einem Tempel und dem Na- men des Aetion (Lippert I, 944) zeigt nach Raspe 4393 den Styl des modernen Steinschneiders Dorsch. Ein anderer Stein, darstellend einen bärtigen Mercur mit einem scepter- artigen Caduceus: Millin gal. myth. t. 50, n. 205; de Witte Cat. Beugnot p. 134, n. 400, ist in archaisirendem Style ge-
Gegenständen dieser Art bekannt gemacht hat, lässt uns nicht zweifeln, dass Stosch den Sard wohl noch früher kannte, als Masson‟ (d. h. dass der Stein auf Stosch’s Betrieb gefälscht sei). Dass diese Verdächtigung einzig in dem Vorurtheile Köhler’s gegen Stosch ihren Grund hat, braucht nicht weiter bewiesen zu werden; und auf dem- selben Vorurtheile beruhen denn auch wohl die rein sub- jectiven Gründe gegen die Echtheit des Steines überhaupt. Etwas davon scheint auch Stephani (bei Köhler S. 293) ge- fühlt zu haben, indem er zugiebt, dass „an dem Steine des Peiresc Bild und Inschrift (natürlich als Name des Dargestell- ten) antik gewesen seien, und erst die Verkehrtheit, diesen Namen für den des Steinschneiders zu nehmen, den Betrug auf andern Steinen möglich gemacht haben könnte.‟ Die Grenzen der Scheidung zwischen Künstler- und andern Na- men sind allerdings sehr schwankend; und wenn auch ich Anstand nehme, Aetion als Steinschneider anzuerkennen, so kann ich zur Begründung dieser Ansicht nichts anführen, als die Stellung der Inschrift (s. o. S. 450) und ein subjectives Gefühl, demzufolge der ganze Charakter der Inschrift mir von dem anderer Künstlerinschriften verschieden zu sein scheint.
Ein Carneol bei Raspe 9107 mit der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt], ein anderer bei de Jonge (Notice p. 175, ohne Inschrift?) sind anerkannt moderne Copien. Ueber einen dritten (angeblich früher im Besitz des Herzogs von Orleans: Lippert II, 116; Raspe 9112, vergl. Clarac S. 8) mit der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt], fehlen weitere Nachweisungen. Eine freiere Wiederholung, in welcher die Mütze in der Art eines Helmes behandelt, und hinter dem Kopfe eine ithyphallische Herme sichtbar ist, auf einem Carneol bei Cades VII, E, 1 ist wahrscheinlich mit dem nach Clarac bei Gravelle II, p. 103 publicirten Steine iden- tisch. In der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] ist die Form des E auf- fällig, und ausserdem trägt die Arbeit den Charakter moder- ner Eleganz. — Ein Carneol mit der Darstellung eines Bac- chanlas von neun Personen vor einem Tempel und dem Na- men des Aetion (Lippert I, 944) zeigt nach Raspe 4393 den Styl des modernen Steinschneiders Dorsch. Ein anderer Stein, darstellend einen bärtigen Mercur mit einem scepter- artigen Caduceus: Millin gal. myth. t. 50, n. 205; de Witte Cat. Beugnot p. 134, n. 400, ist in archaisirendem Style ge-
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Gegenständen dieser Art bekannt gemacht hat, lässt uns
nicht zweifeln, dass Stosch den Sard wohl noch früher
kannte, als Masson‟ (d. h. dass der Stein auf Stosch’s
Betrieb gefälscht sei). Dass diese Verdächtigung einzig
in dem Vorurtheile Köhler’s gegen Stosch ihren Grund hat,
braucht nicht weiter bewiesen zu werden; und auf dem-
selben Vorurtheile beruhen denn auch wohl die rein sub-
jectiven Gründe gegen die Echtheit des Steines überhaupt.
Etwas davon scheint auch Stephani (bei Köhler S. 293) ge-
fühlt zu haben, indem er zugiebt, dass „an dem Steine des
Peiresc Bild und Inschrift (natürlich als Name des Dargestell-
ten) antik gewesen seien, und erst die Verkehrtheit, diesen
Namen für den des Steinschneiders zu nehmen, den Betrug
auf andern Steinen möglich gemacht haben könnte.‟ Die
Grenzen der Scheidung zwischen Künstler- und andern Na-
men sind allerdings sehr schwankend; und wenn auch ich
Anstand nehme, Aetion als Steinschneider anzuerkennen, so
kann ich zur Begründung dieser Ansicht nichts anführen, als
die Stellung der Inschrift (s. o. S. 450) und ein subjectives
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dem anderer Künstlerinschriften verschieden zu sein scheint.
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anerkannt moderne Copien. Ueber einen dritten (angeblich
früher im Besitz des Herzogs von Orleans: Lippert II, 116;
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fehlen weitere Nachweisungen. Eine freiere Wiederholung,
in welcher die Mütze in der Art eines Helmes behandelt, und
hinter dem Kopfe eine ithyphallische Herme sichtbar ist, auf
einem Carneol bei Cades VII, E, 1 ist wahrscheinlich mit
dem nach Clarac bei Gravelle II, p. 103 publicirten Steine iden-
tisch. In der Inschrift _ ist die Form des E auf-
fällig, und ausserdem trägt die Arbeit den Charakter moder-
ner Eleganz. — Ein Carneol mit der Darstellung eines Bac-
chanlas von neun Personen vor einem Tempel und dem Na-
men des Aetion (Lippert I, 944) zeigt nach Raspe 4393 den
Styl des modernen Steinschneiders Dorsch. Ein anderer
Stein, darstellend einen bärtigen Mercur mit einem scepter-
artigen Caduceus: Millin gal. myth. t. 50, n. 205; de Witte
Cat. Beugnot p. 134, n. 400, ist in archaisirendem Style ge-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/555>, abgerufen am 24.11.2024.
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