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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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sitzend dargestellt, der eine nackte weibliche Figur an sich
heranzuziehen im Begriff ist, sei es nun Iole, Auge oder
Hebe. Es ist dies die Gemme, die bei den Restaurationsver-
suchen des belvederischen Torso vielfach in Betracht gezo-
gen worden ist. Der Name [fremdsprachliches Material - fehlt] findet sich hinter der
weiblichen Figur: Stosch t. 68; Gori Mus. flor. II, t. 5;
Bracci II, t. 112; Winck. Descr. II, 1803; Worlidge Gems
31; Lippert I, 602; Raspe 6129; Cades III, A, 255. Obwohl
Köhler S. 188 an der Arbeit eine etwas grössere Ausführung
wünscht, so hat er doch gegen ihre Echtheit nichts einzu-
wenden. Die Inschrift dagegen wird von ihm für neu er-
klärt: "sie ist sauber geschnitten, aber nicht wenigen anderen
ähnlich, die im Anfange des achtzehnten Jahrhunderts so
vielen alten und neuen Arbeiten aus Gewinnsucht beigefügt
worden sind." So lange diese Anklage nicht besser bewie-
sen ist, sehe ich keinen Grund, an der Echtheit der Inschrift
zu zweifeln, zumal den Linien der Composition zufolge der
Raum hinter der weiblichen Figur ursprünglich für sie reser-
virt erscheint.

Zu den zahlreichen Copien dieses Steins (vgl. Raspe
6130 sqq.) ist auch der Carneol bei Miliotti t. 111 zu rech-
nen, wie die dort als Vorzüge gepriesenen sehr unglücklichen
Veränderungen im Einzelnen zeigen. Wenn es wahr sein
sollte, dass dieser Carneol sich schon lange vor der Publi-
cation des Amethyst im Besitz der Familie Clermont befun-
den habe, und es sich nachweisen liesse, dass er damals
schon die Inschrift gehabt, so würde dadurch die Echtheit
der Inschrift des florentiner Steins nur um so mehr gesichert.

Unter den übrigen angeblichen Arbeiten des Teukros
ist keine, die als alt gelten darf. Es sind 1) eine Gemme,
welche Stosch dem Steinschneider Guay und dieser dem
Grafen Carlisle überlassen hatte: ein kauernder Satyr einen
Kranz aus Epheu oder Weinlaub windend; im Felde [fremdsprachliches Material - fehlt]-
[fremdsprachliches Material - fehlt]: Winck. Descr. II, 1494; Mon. ined. tratt. prelim. p. 14;
C. I. 7266. -- 2) Achilles sitzend, in der Linken den Helm,
in der Rechten die Lanze haltend; sein Schild ist an einen
Baum gelehnt, an dem auch sein Schwert hängt. Hinter
dem Baume [fremdsprachliches Material - fehlt]: Winck. Mon. ined. p. 167, n. 126;
Köhler p. 174. Von diesen beiden Steinen sagt es Bracci
II, p. 235, dass sie aus neuer Zeit stammen: si sa esser state

sitzend dargestellt, der eine nackte weibliche Figur an sich
heranzuziehen im Begriff ist, sei es nun Iole, Auge oder
Hebe. Es ist dies die Gemme, die bei den Restaurationsver-
suchen des belvederischen Torso vielfach in Betracht gezo-
gen worden ist. Der Name [fremdsprachliches Material – fehlt] findet sich hinter der
weiblichen Figur: Stosch t. 68; Gori Mus. flor. II, t. 5;
Bracci II, t. 112; Winck. Descr. II, 1803; Worlidge Gems
31; Lippert I, 602; Raspe 6129; Cades III, A, 255. Obwohl
Köhler S. 188 an der Arbeit eine etwas grössere Ausführung
wünscht, so hat er doch gegen ihre Echtheit nichts einzu-
wenden. Die Inschrift dagegen wird von ihm für neu er-
klärt: „sie ist sauber geschnitten, aber nicht wenigen anderen
ähnlich, die im Anfange des achtzehnten Jahrhunderts so
vielen alten und neuen Arbeiten aus Gewinnsucht beigefügt
worden sind.‟ So lange diese Anklage nicht besser bewie-
sen ist, sehe ich keinen Grund, an der Echtheit der Inschrift
zu zweifeln, zumal den Linien der Composition zufolge der
Raum hinter der weiblichen Figur ursprünglich für sie reser-
virt erscheint.

Zu den zahlreichen Copien dieses Steins (vgl. Raspe
6130 sqq.) ist auch der Carneol bei Miliotti t. 111 zu rech-
nen, wie die dort als Vorzüge gepriesenen sehr unglücklichen
Veränderungen im Einzelnen zeigen. Wenn es wahr sein
sollte, dass dieser Carneol sich schon lange vor der Publi-
cation des Amethyst im Besitz der Familie Clermont befun-
den habe, und es sich nachweisen liesse, dass er damals
schon die Inschrift gehabt, so würde dadurch die Echtheit
der Inschrift des florentiner Steins nur um so mehr gesichert.

Unter den übrigen angeblichen Arbeiten des Teukros
ist keine, die als alt gelten darf. Es sind 1) eine Gemme,
welche Stosch dem Steinschneider Guay und dieser dem
Grafen Carlisle überlassen hatte: ein kauernder Satyr einen
Kranz aus Epheu oder Weinlaub windend; im Felde [fremdsprachliches Material – fehlt]-
[fremdsprachliches Material – fehlt]: Winck. Descr. II, 1494; Mon. ined. tratt. prelim. p. 14;
C. I. 7266. — 2) Achilles sitzend, in der Linken den Helm,
in der Rechten die Lanze haltend; sein Schild ist an einen
Baum gelehnt, an dem auch sein Schwert hängt. Hinter
dem Baume [fremdsprachliches Material – fehlt]: Winck. Mon. ined. p. 167, n. 126;
Köhler p. 174. Von diesen beiden Steinen sagt es Bracci
II, p. 235, dass sie aus neuer Zeit stammen: si sa esser state

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[532/0549] sitzend dargestellt, der eine nackte weibliche Figur an sich heranzuziehen im Begriff ist, sei es nun Iole, Auge oder Hebe. Es ist dies die Gemme, die bei den Restaurationsver- suchen des belvederischen Torso vielfach in Betracht gezo- gen worden ist. Der Name _ findet sich hinter der weiblichen Figur: Stosch t. 68; Gori Mus. flor. II, t. 5; Bracci II, t. 112; Winck. Descr. II, 1803; Worlidge Gems 31; Lippert I, 602; Raspe 6129; Cades III, A, 255. Obwohl Köhler S. 188 an der Arbeit eine etwas grössere Ausführung wünscht, so hat er doch gegen ihre Echtheit nichts einzu- wenden. Die Inschrift dagegen wird von ihm für neu er- klärt: „sie ist sauber geschnitten, aber nicht wenigen anderen ähnlich, die im Anfange des achtzehnten Jahrhunderts so vielen alten und neuen Arbeiten aus Gewinnsucht beigefügt worden sind.‟ So lange diese Anklage nicht besser bewie- sen ist, sehe ich keinen Grund, an der Echtheit der Inschrift zu zweifeln, zumal den Linien der Composition zufolge der Raum hinter der weiblichen Figur ursprünglich für sie reser- virt erscheint. Zu den zahlreichen Copien dieses Steins (vgl. Raspe 6130 sqq.) ist auch der Carneol bei Miliotti t. 111 zu rech- nen, wie die dort als Vorzüge gepriesenen sehr unglücklichen Veränderungen im Einzelnen zeigen. Wenn es wahr sein sollte, dass dieser Carneol sich schon lange vor der Publi- cation des Amethyst im Besitz der Familie Clermont befun- den habe, und es sich nachweisen liesse, dass er damals schon die Inschrift gehabt, so würde dadurch die Echtheit der Inschrift des florentiner Steins nur um so mehr gesichert. Unter den übrigen angeblichen Arbeiten des Teukros ist keine, die als alt gelten darf. Es sind 1) eine Gemme, welche Stosch dem Steinschneider Guay und dieser dem Grafen Carlisle überlassen hatte: ein kauernder Satyr einen Kranz aus Epheu oder Weinlaub windend; im Felde _ - _ : Winck. Descr. II, 1494; Mon. ined. tratt. prelim. p. 14; C. I. 7266. — 2) Achilles sitzend, in der Linken den Helm, in der Rechten die Lanze haltend; sein Schild ist an einen Baum gelehnt, an dem auch sein Schwert hängt. Hinter dem Baume _ : Winck. Mon. ined. p. 167, n. 126; Köhler p. 174. Von diesen beiden Steinen sagt es Bracci II, p. 235, dass sie aus neuer Zeit stammen: si sa esser state

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/549>, abgerufen am 16.06.2024.