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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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einzig durch den Mangel an Raum bedingt sein. Und warum
sollte nicht in Aegeae ein Meister der Steinschneidekunst wie
Eutyches geboren sein können, da doch aus dem benachbarten
Soli zwei berühmte Griechen, der Dichter Arat und der
Stoiker Chrysipp, stammen? Eben so unzulänglich ist Köh-
ler's Bemerkung über den Styl. Offenbar liegt der Athene
des Eutyches ein berühmtes Werk der Sculptur zu Grunde.
Wissen wir aber nicht, dass gerade in der augusteischen
Periode ältere Werke in grossem Style und völlig manierlos
copirt wurden? So bleibt nur der gegen Stosch geschleu-
derte Vorwurf übrig, den Tölken gleichfalls zu entkräften
versucht hat. Seitdem ist dies aber in noch schlagenderer
Weise durch unerwartete Zeugnisse aus älterer Zeit ge-
schehen, welche dazu den inneren Gründen Tölken's für die
Echtheit der Inschrift die schönste äussere Bestätigung ge-
währen. De Rossi hat nämlich in den Scheden des Cyriacus
von Ancona in einer vaticanischen Handschrift (n. 5252, p.
10) folgende Angabe gefunden (s. Bull. dell' Inst. 1853, p.
26): "Eug. P. a. XV (Eugenii Papae anno XV = 1445) Vene-
tum Ser. ab urbe condita M. XX. III. Ad crystallinam Ale-
xandri capitis ymaginem. Hec antiquis grecis litteris descri-
ptio consculpta videtur

[fremdsprachliches Material - fehlt]

Quae latine sonant: Eutychus Diuscuridis Aigelius fecit."
Nach den folgenden Worten: "Bertutio Delphino Venetum
Alexandreae classis praefecto" schien diesem der Stein von
Cyriacus geschenkt worden zu sein. Die Vermuthung Braun's,
dass der angebliche Alexander nichts anderes sei, als unsere
Athene, hat sodann ihre Bestätigung durch eine weitere Mit-
theilung de Rossi's (p. 54) aus einer andern vaticanischen
Handschrift (5237, fol. 515 b) erhalten, welche von einem Zeit-
genossen des Cyriacus aus dem Anfange des fünfzehnten
Jahrhunderts herstammt:

[fremdsprachliches Material - fehlt]

einzig durch den Mangel an Raum bedingt sein. Und warum
sollte nicht in Aegeae ein Meister der Steinschneidekunst wie
Eutyches geboren sein können, da doch aus dem benachbarten
Soli zwei berühmte Griechen, der Dichter Arat und der
Stoiker Chrysipp, stammen? Eben so unzulänglich ist Köh-
ler’s Bemerkung über den Styl. Offenbar liegt der Athene
des Eutyches ein berühmtes Werk der Sculptur zu Grunde.
Wissen wir aber nicht, dass gerade in der augusteischen
Periode ältere Werke in grossem Style und völlig manierlos
copirt wurden? So bleibt nur der gegen Stosch geschleu-
derte Vorwurf übrig, den Tölken gleichfalls zu entkräften
versucht hat. Seitdem ist dies aber in noch schlagenderer
Weise durch unerwartete Zeugnisse aus älterer Zeit ge-
schehen, welche dazu den inneren Gründen Tölken’s für die
Echtheit der Inschrift die schönste äussere Bestätigung ge-
währen. De Rossi hat nämlich in den Scheden des Cyriacus
von Ancona in einer vaticanischen Handschrift (n. 5252, p.
10) folgende Angabe gefunden (s. Bull. dell’ Inst. 1853, p.
26): „Eug. P. a. XV (Eugenii Papae anno XV = 1445) Vene-
tum Ser. ab urbe condita M. XX. III. Ad crystallinam Ale-
xandri capitis ymaginem. Hec antiquis grecis litteris descri-
ptio consculpta videtur

[fremdsprachliches Material – fehlt]

Quae latine sonant: Eutychus Diuscuridis Aigelius fecit.‟
Nach den folgenden Worten: „Bertutio Delphino Venetum
Alexandreae classis praefecto‟ schien diesem der Stein von
Cyriacus geschenkt worden zu sein. Die Vermuthung Braun’s,
dass der angebliche Alexander nichts anderes sei, als unsere
Athene, hat sodann ihre Bestätigung durch eine weitere Mit-
theilung de Rossi’s (p. 54) aus einer andern vaticanischen
Handschrift (5237, fol. 515 b) erhalten, welche von einem Zeit-
genossen des Cyriacus aus dem Anfange des fünfzehnten
Jahrhunderts herstammt:

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[501/0518] einzig durch den Mangel an Raum bedingt sein. Und warum sollte nicht in Aegeae ein Meister der Steinschneidekunst wie Eutyches geboren sein können, da doch aus dem benachbarten Soli zwei berühmte Griechen, der Dichter Arat und der Stoiker Chrysipp, stammen? Eben so unzulänglich ist Köh- ler’s Bemerkung über den Styl. Offenbar liegt der Athene des Eutyches ein berühmtes Werk der Sculptur zu Grunde. Wissen wir aber nicht, dass gerade in der augusteischen Periode ältere Werke in grossem Style und völlig manierlos copirt wurden? So bleibt nur der gegen Stosch geschleu- derte Vorwurf übrig, den Tölken gleichfalls zu entkräften versucht hat. Seitdem ist dies aber in noch schlagenderer Weise durch unerwartete Zeugnisse aus älterer Zeit ge- schehen, welche dazu den inneren Gründen Tölken’s für die Echtheit der Inschrift die schönste äussere Bestätigung ge- währen. De Rossi hat nämlich in den Scheden des Cyriacus von Ancona in einer vaticanischen Handschrift (n. 5252, p. 10) folgende Angabe gefunden (s. Bull. dell’ Inst. 1853, p. 26): „Eug. P. a. XV (Eugenii Papae anno XV = 1445) Vene- tum Ser. ab urbe condita M. XX. III. Ad crystallinam Ale- xandri capitis ymaginem. Hec antiquis grecis litteris descri- ptio consculpta videtur _ Quae latine sonant: Eutychus Diuscuridis Aigelius fecit.‟ Nach den folgenden Worten: „Bertutio Delphino Venetum Alexandreae classis praefecto‟ schien diesem der Stein von Cyriacus geschenkt worden zu sein. Die Vermuthung Braun’s, dass der angebliche Alexander nichts anderes sei, als unsere Athene, hat sodann ihre Bestätigung durch eine weitere Mit- theilung de Rossi’s (p. 54) aus einer andern vaticanischen Handschrift (5237, fol. 515 b) erhalten, welche von einem Zeit- genossen des Cyriacus aus dem Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts herstammt: _

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/518>, abgerufen am 15.06.2024.