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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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folgender Weise: "Die Arbeit am Gesichte und am Ohr ist
vortrefflich und ersteres mit einer ausserordentlichen Zartheit
und Weichheit behandelt. Das Haar ist in den vielfältig ge-
legten Locken frei, leicht und schön gearbeitet. Die Buch-
staben sind, da der Camee kein kleiner Stein von gewöhn-
licher Grösse war, nichts weniger als ängstlich und mühsam,
sondern frei und ungesucht gebildet." Nur Stephani (bei
Köhler S. 362) möchte die Annahme eines Künstlernamens
trotz der Gleichzeitigkeit des Bildes und der Inschrift nicht
für hinreichend gesichert halten, aus keinem andern Grunde,
als weil die Buchstaben vertieft geschnitten sind. Allein be-
trachten wir nur den Gebrauch der gesammten antiken Epi-
graphik, so erscheint es viel auffälliger, auf Cameen über-
haupt erhaben geschnittene Buchstaben zu finden, als dass
das umgekehrte Verfahren irgendwie Anstoss erregen könnte.
Auf dem Steine des Epitynchanos aber wüsste ich kaum eine
Stelle, wo eine erhabene Inschrift hätte Platz finden können,
ohne dem Eindrucke des Bildes wesentlichen Eintrag zu
thun.

Beiläufig ist zu erwähnen, dass das Kupfer bei Gori
irrthümlich [fremdsprachliches Material - fehlt] darbietet, was Veranlassung zur An-
nahme eines Steinschneiders Spitynchas bei Sillig gegeben
hat. Eben so ist die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] bei
Clarac p. 254; C. I. 7185 eine offenbare Corruption der Gem-
meninschrift, welche gewiss auch der Fälschung Ligorio's bei
Gudius p. 50, 9; C. I. 6145: [fremdsprachliches Material - fehlt] zu
Grunde liegt. Die von Einigen vermuthete Identität unseres
Epitynchanus mit dem Aurifex aus dem Columbarium der
Livia ([Bianchini, p. 49, n. 129]; Gori 151, n. 115) lässt sich
nicht beweisen.

Ausser diesem Steine citirt Murr (Bibl. glypt.) p. 75:
Venus et Cupidon. Un triomphe, avec ce nom, worüber nichts
weiter bekannt ist. -- Ein Germanicus mit der Inschrift
[fremdsprachliches Material - fehlt] nach einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 11250
ist wahrscheinlich eine Copie; ein Mercur auf dem Adler des
Jupiter mit der gleichen Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt], ebenfalls nach
einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 2369 wird von die-
sem eine Arbeit des zweiten oder dritten Jahrhunderts ge-
nannt, hat also, auch abgesehen von der verdächtigen Ab-
kürzung des Namens, mit dem Künstler des Germanicus nichts

folgender Weise: „Die Arbeit am Gesichte und am Ohr ist
vortrefflich und ersteres mit einer ausserordentlichen Zartheit
und Weichheit behandelt. Das Haar ist in den vielfältig ge-
legten Locken frei, leicht und schön gearbeitet. Die Buch-
staben sind, da der Camee kein kleiner Stein von gewöhn-
licher Grösse war, nichts weniger als ängstlich und mühsam,
sondern frei und ungesucht gebildet.‟ Nur Stephani (bei
Köhler S. 362) möchte die Annahme eines Künstlernamens
trotz der Gleichzeitigkeit des Bildes und der Inschrift nicht
für hinreichend gesichert halten, aus keinem andern Grunde,
als weil die Buchstaben vertieft geschnitten sind. Allein be-
trachten wir nur den Gebrauch der gesammten antiken Epi-
graphik, so erscheint es viel auffälliger, auf Cameen über-
haupt erhaben geschnittene Buchstaben zu finden, als dass
das umgekehrte Verfahren irgendwie Anstoss erregen könnte.
Auf dem Steine des Epitynchanos aber wüsste ich kaum eine
Stelle, wo eine erhabene Inschrift hätte Platz finden können,
ohne dem Eindrucke des Bildes wesentlichen Eintrag zu
thun.

Beiläufig ist zu erwähnen, dass das Kupfer bei Gori
irrthümlich [fremdsprachliches Material – fehlt] darbietet, was Veranlassung zur An-
nahme eines Steinschneiders Spitynchas bei Sillig gegeben
hat. Eben so ist die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] bei
Clarac p. 254; C. I. 7185 eine offenbare Corruption der Gem-
meninschrift, welche gewiss auch der Fälschung Ligorio’s bei
Gudius p. 50, 9; C. I. 6145: [fremdsprachliches Material – fehlt] zu
Grunde liegt. Die von Einigen vermuthete Identität unseres
Epitynchanus mit dem Aurifex aus dem Columbarium der
Livia ([Bianchini, p. 49, n. 129]; Gori 151, n. 115) lässt sich
nicht beweisen.

Ausser diesem Steine citirt Murr (Bibl. glypt.) p. 75:
Venus et Cupidon. Un triomphe, avec ce nom, worüber nichts
weiter bekannt ist. — Ein Germanicus mit der Inschrift
[fremdsprachliches Material – fehlt] nach einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 11250
ist wahrscheinlich eine Copie; ein Mercur auf dem Adler des
Jupiter mit der gleichen Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt], ebenfalls nach
einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 2369 wird von die-
sem eine Arbeit des zweiten oder dritten Jahrhunderts ge-
nannt, hat also, auch abgesehen von der verdächtigen Ab-
kürzung des Namens, mit dem Künstler des Germanicus nichts

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[498/0515] folgender Weise: „Die Arbeit am Gesichte und am Ohr ist vortrefflich und ersteres mit einer ausserordentlichen Zartheit und Weichheit behandelt. Das Haar ist in den vielfältig ge- legten Locken frei, leicht und schön gearbeitet. Die Buch- staben sind, da der Camee kein kleiner Stein von gewöhn- licher Grösse war, nichts weniger als ängstlich und mühsam, sondern frei und ungesucht gebildet.‟ Nur Stephani (bei Köhler S. 362) möchte die Annahme eines Künstlernamens trotz der Gleichzeitigkeit des Bildes und der Inschrift nicht für hinreichend gesichert halten, aus keinem andern Grunde, als weil die Buchstaben vertieft geschnitten sind. Allein be- trachten wir nur den Gebrauch der gesammten antiken Epi- graphik, so erscheint es viel auffälliger, auf Cameen über- haupt erhaben geschnittene Buchstaben zu finden, als dass das umgekehrte Verfahren irgendwie Anstoss erregen könnte. Auf dem Steine des Epitynchanos aber wüsste ich kaum eine Stelle, wo eine erhabene Inschrift hätte Platz finden können, ohne dem Eindrucke des Bildes wesentlichen Eintrag zu thun. Beiläufig ist zu erwähnen, dass das Kupfer bei Gori irrthümlich _ darbietet, was Veranlassung zur An- nahme eines Steinschneiders Spitynchas bei Sillig gegeben hat. Eben so ist die Inschrift _ bei Clarac p. 254; C. I. 7185 eine offenbare Corruption der Gem- meninschrift, welche gewiss auch der Fälschung Ligorio’s bei Gudius p. 50, 9; C. I. 6145: _ zu Grunde liegt. Die von Einigen vermuthete Identität unseres Epitynchanus mit dem Aurifex aus dem Columbarium der Livia ([Bianchini, p. 49, n. 129]; Gori 151, n. 115) lässt sich nicht beweisen. Ausser diesem Steine citirt Murr (Bibl. glypt.) p. 75: Venus et Cupidon. Un triomphe, avec ce nom, worüber nichts weiter bekannt ist. — Ein Germanicus mit der Inschrift _ nach einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 11250 ist wahrscheinlich eine Copie; ein Mercur auf dem Adler des Jupiter mit der gleichen Inschrift _ , ebenfalls nach einem Stoschischen Schwefel bei Raspe 2369 wird von die- sem eine Arbeit des zweiten oder dritten Jahrhunderts ge- nannt, hat also, auch abgesehen von der verdächtigen Ab- kürzung des Namens, mit dem Künstler des Germanicus nichts

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/515>, abgerufen am 16.06.2024.