C. I. 7133. Ueber die Benennung der dargestellten Person herrscht keine Uebereinstimmung. Sextus Pompeius kann es nicht sein, sofern der Kopf auf dem Steine mit der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] von Tölken richtig so benannt ist. Besser stimmt er mit den bekannten Bildnissen des Cn. Pompeius. Noch andere haben an M. Brutus gedacht (R. Rochette Lettre p. 106); aber auf Münzen und in der capitolinischen Büste erscheint derselbe weit magerer. Hinsichtlich der Echtheit haben wir es sogleich bei diesem ersten Beispiele mit den Verdächtigungen Köhler's zu thun (S. 176): "Dieser Aqua- marin ist nicht übel in Hinsicht der meergrünen Farbe, aber nicht rein; denn im Innern ist er voller Risse. Die Ausfüh- rung ist zwar sorgfältig und fleissig; ihr ist aber eine solche Härte und Trockenheit eigen, wovon auch das Haar nicht frei ist, dass das Werk, welches einem Künstler neuer Zeit zur Ehre gereichen würde, keinem vorzüglichen Meister des Alterthums beigelegt werden darf; ein solcher würde seine Mühe nicht an einem so fehlerhaften Stein verschwendet (warum aber ein neuerer?) und eben so wenig seinen Namen ihm beigefügt haben." Das Bild rechtfertigt Stephani (An- gebl. Steinschn. S. 243): "Im Schnitt des Bildes ist neben einer gewissen von Köhler bemerkten Trockenheit doch auch ein nicht unbedeutender Grad von Sicherheit und Zuversicht zu erkennen und es mag daher wohl antik sein." Dagegen erklärt er die Inschrift für entschieden modern: "Die Buch- staben sind übertrieben klein; ihre Linien, wenn sie auch ohne Kugeln sind, gehören zu den am seichtesten eigeritz- ten, die überhaupt in gefälschten Gemmen-Inschriften vor- kommen, so dass sie zum Theil kaum zu erkennen sind; endlich finden wir bei der ersten Publication des Steines kein Wort von seiner Inschrift erwähnt..." Zur Fälschung soll ein Stoschischer Schwefel mit einem Elephantenkopf bei Raspe 12947 Anlass gegeben haben. Denn der in grossen, kräftigen Buchstaben abgefasste und rings um das Bild lau- fende Name [fremdsprachliches Material - fehlt] sei unzweifelhaft echt, wenn er auch freilich keinen Steinschneider bezeichne. Freilich muss Stephani selbst darauf hinweisen, dass es unsicher sei, ob jener Elephantenkopf zu Maffei's Zeit, der die Inschrift, wenn auch incorrect, giebt, schon bekannt war, sowie ferner, dass in der Zeit des de la Chausse zuweilen Abbildungen von
C. I. 7133. Ueber die Benennung der dargestellten Person herrscht keine Uebereinstimmung. Sextus Pompeius kann es nicht sein, sofern der Kopf auf dem Steine mit der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] von Tölken richtig so benannt ist. Besser stimmt er mit den bekannten Bildnissen des Cn. Pompeius. Noch andere haben an M. Brutus gedacht (R. Rochette Lettre p. 106); aber auf Münzen und in der capitolinischen Büste erscheint derselbe weit magerer. Hinsichtlich der Echtheit haben wir es sogleich bei diesem ersten Beispiele mit den Verdächtigungen Köhler’s zu thun (S. 176): „Dieser Aqua- marin ist nicht übel in Hinsicht der meergrünen Farbe, aber nicht rein; denn im Innern ist er voller Risse. Die Ausfüh- rung ist zwar sorgfältig und fleissig; ihr ist aber eine solche Härte und Trockenheit eigen, wovon auch das Haar nicht frei ist, dass das Werk, welches einem Künstler neuer Zeit zur Ehre gereichen würde, keinem vorzüglichen Meister des Alterthums beigelegt werden darf; ein solcher würde seine Mühe nicht an einem so fehlerhaften Stein verschwendet (warum aber ein neuerer?) und eben so wenig seinen Namen ihm beigefügt haben.‟ Das Bild rechtfertigt Stephani (An- gebl. Steinschn. S. 243): „Im Schnitt des Bildes ist neben einer gewissen von Köhler bemerkten Trockenheit doch auch ein nicht unbedeutender Grad von Sicherheit und Zuversicht zu erkennen und es mag daher wohl antik sein.‟ Dagegen erklärt er die Inschrift für entschieden modern: „Die Buch- staben sind übertrieben klein; ihre Linien, wenn sie auch ohne Kugeln sind, gehören zu den am seichtesten eigeritz- ten, die überhaupt in gefälschten Gemmen-Inschriften vor- kommen, so dass sie zum Theil kaum zu erkennen sind; endlich finden wir bei der ersten Publication des Steines kein Wort von seiner Inschrift erwähnt…‟ Zur Fälschung soll ein Stoschischer Schwefel mit einem Elephantenkopf bei Raspe 12947 Anlass gegeben haben. Denn der in grossen, kräftigen Buchstaben abgefasste und rings um das Bild lau- fende Name [fremdsprachliches Material – fehlt] sei unzweifelhaft echt, wenn er auch freilich keinen Steinschneider bezeichne. Freilich muss Stephani selbst darauf hinweisen, dass es unsicher sei, ob jener Elephantenkopf zu Maffei’s Zeit, der die Inschrift, wenn auch incorrect, giebt, schon bekannt war, sowie ferner, dass in der Zeit des de la Chausse zuweilen Abbildungen von
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C. I. 7133. Ueber die Benennung der dargestellten Person
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_ von Tölken richtig so benannt ist. Besser
stimmt er mit den bekannten Bildnissen des Cn. Pompeius.
Noch andere haben an M. Brutus gedacht (R. Rochette Lettre
p. 106); aber auf Münzen und in der capitolinischen Büste
erscheint derselbe weit magerer. Hinsichtlich der Echtheit
haben wir es sogleich bei diesem ersten Beispiele mit den
Verdächtigungen Köhler’s zu thun (S. 176): „Dieser Aqua-
marin ist nicht übel in Hinsicht der meergrünen Farbe, aber
nicht rein; denn im Innern ist er voller Risse. Die Ausfüh-
rung ist zwar sorgfältig und fleissig; ihr ist aber eine solche
Härte und Trockenheit eigen, wovon auch das Haar nicht
frei ist, dass das Werk, welches einem Künstler neuer Zeit
zur Ehre gereichen würde, keinem vorzüglichen Meister des
Alterthums beigelegt werden darf; ein solcher würde seine
Mühe nicht an einem so fehlerhaften Stein verschwendet
(warum aber ein neuerer?) und eben so wenig seinen Namen
ihm beigefügt haben.‟ Das Bild rechtfertigt Stephani (An-
gebl. Steinschn. S. 243): „Im Schnitt des Bildes ist neben
einer gewissen von Köhler bemerkten Trockenheit doch auch
ein nicht unbedeutender Grad von Sicherheit und Zuversicht
zu erkennen und es mag daher wohl antik sein.‟ Dagegen
erklärt er die Inschrift für entschieden modern: „Die Buch-
staben sind übertrieben klein; ihre Linien, wenn sie auch
ohne Kugeln sind, gehören zu den am seichtesten eigeritz-
ten, die überhaupt in gefälschten Gemmen-Inschriften vor-
kommen, so dass sie zum Theil kaum zu erkennen sind;
endlich finden wir bei der ersten Publication des Steines
kein Wort von seiner Inschrift erwähnt…‟ Zur Fälschung
soll ein Stoschischer Schwefel mit einem Elephantenkopf bei
Raspe 12947 Anlass gegeben haben. Denn der in grossen,
kräftigen Buchstaben abgefasste und rings um das Bild lau-
fende Name _ sei unzweifelhaft echt, wenn er
auch freilich keinen Steinschneider bezeichne. Freilich muss
Stephani selbst darauf hinweisen, dass es unsicher sei, ob
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auch incorrect, giebt, schon bekannt war, sowie ferner, dass
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Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/488>, abgerufen am 24.11.2024.
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